21.09.2016
Rechtsruck bei dem „Volksbund“: Militaristen wollen Markus Meckel stürzen
Markus Meckel wird am kommenden Wochenende
von seinem Posten als Präsident des „Volksbundes deutsche
Kriegsgräberfürsorge“ abgelöst, davon geht ein
Sprecher des Bundes aus, nachdem die Mehrheit der Delegierten ein
entsprechend Votum angekündigt haben. Ulrich Sander (VVN-BdA)
sandte diesen Leserbrief für die „Süddeutsche
Ztg.“ zu Seite 3 der Südd. Ztg. vom 13. September 2016 zur
Entwicklung in dem Volksbund Deutscher Kriegsgräberfürsorge:
Sie, die Autoren der Süddeutschen, nennen als
neuen Präsidenten General a.D. Wolfgang Schneiderhan und als
jenen, der sich politisch durchsetzte im Volksbund, den General a.D.
Jürgen Reichardt. Der Generalinspekteur der Bundeswehr, General
Wolfgang Schneiderhan, hat - so die FAZ vom 23. Januar 03 –
„über bisher Undenkbares nachgedacht“. Über die
Frage, „ob es richtig sein kann, nicht abzuwarten, ob man von
einem anderen angegriffen wird, sondern sich gegen diese mögliche
Gefahr vorauseilend zu schützen und selbst die Initiative zu
ergreifen.“ So einer redet Präventiv- und somit
Angriffskriegen das Wort. Und Bundeswehrgeneralmajor a.D.
Jürgen Reichardt hat in dem Organ des Kameradenkreises
„Gebirgstruppe“ (im Dezember 2008) unverblümt erkennen
lassen, er halte die von den Massakern der Wehrmachts-Gebirgstruppe
betroffenen Zivilpersonen für selbst schuld an ihrem Leid.
Reichardt stellte die Frage, ob nicht die heutigen Bundeswehrsoldaten
„in Situationen“ geraten könnten, in denen sie wie
einst die Gebirgstruppler „überreagieren“. Sie
müssten dann befürchten, noch nach Jahrzehnten vor Gericht
gestellt zu werden. Die Opfer damaliger Kampfhandlungen gegen
Zivilisten hießen heute in USA „’rechtlose
Kämpfer’ und werden entsprechend behandelt“.
Reichhardt, Chef des Bayerischen Soldatenbundes, hat sich nicht nur im
Volksbund durchgesetzt, sondern auch in der Bundeswehr. Als am Kundus
der Oberst Georg Klein rund 150 Zivilisten in den Tod befördern
ließ, wurde er nicht bestraft, sondern zum General
befördert. Soweit Ulrich Sander aus Dortmund.
„Zur Erinnerung“ lautete die Überschrift, weiter heißt es u.a. in der SZ:
(…) Das neue Leitbild des Vereins sollte im Kern
diese Botschaft aussenden: Kriegstote zu exhumieren heißt nicht
mehr, ihre Vaterlandsleistung zu bewundern, sondern ihre Schicksale zu
dokumentieren. „Der Krieg ist nicht das Feld der Ehre, sondern
der Schauplatz eines rassistisch motivierten Angriffs- und
Vernichtungskrieges“, so wollte Markus Meckel es
unmissverständlich im Leitbild formuliert sehen.
Eine Formel, die beim Volksbund und dessen
Anhängern nicht durchgehend auf Zustimmung stieß. Vor einem
Jahr publizierte der ehemalige Generalmajor der Bundeswehr, Jürgen
Reichardt, ein Anti-Meckel-Pamphlet in der Zeitschrift des Bayerischen
Soldatenbundes „Treue Kameraden“. Reichardt wirft Meckel
vor, sich über die gefallenen deutschen Soldaten moralisch zu
erheben und die Idee der Kriegsgräberfürsorge zu
verwässern, indem aller Toten von Krieg und Gewaltherrschaft
gedacht wird. „Wofür sammelt der Volksbund dann
eigentlich?“, schreibt Reichardt, „für deutsche
Kriegsgräber, für die Gräber und Gedenkstätten
aller denkbaren und ausgewählter Opfergruppen, für Tote in
der Welt? Die Sammler sollten wissen, wohin ihr Geld
fließt.“
Man könnte dies alles als unfrische Ansichten eines
zornigen Zinnsoldaten abtun. Allerdings finden Reichardts
Geschichtsbildchen im Volksbund durchaus Freunde. „Gegen Meckel
gab es einen Sturm der Entrüstung im Verein“, sagt Bernd
Ulrich, „und im Zuge des neuen Rechtspopulismus in der
Bundesrepublik einen deutlichen Rückgriff auf die Helden-Begriffe
der Zwanzigerjahre.“ (…)
Meckel habe Unruhe im Verein verursacht. (…)
Wem nützt das alles nun? Ulrich meint, vor allem
denjenigen, die wieder wie in alten Zeiten am Volkstrauertag die
Soldatenehre feiern und mit der Spendenbüchse aufmarschieren.
„Die Landeschefs des Volksbundes mochten Meckel auch deshalb
nicht, weil er Geld in die Hand genommen hat.“ Also auf
öffentliche Zuschüsse statt auf Spenden setzte.
Markus Meckel ist dabei, noch ein paar Projekte auf den
Weg zu bringen, bevor er im Oktober seinen Schreibtisch räumen
wird. „Ich bedaure es, weil ich den Diskurs gerne weiter
vorangetrieben hätte. Aber es ist auch nicht so, dass ich mich von
den 60 ehrenamtlichen Wochenstunden nicht verabschieden kann.“
Wer sein Nachfolger wird? Vermutlich Meckels
Stellvertreter Wolfgang Schneiderhan. Einen
„Grüßaugust“ nennt der Historiker Bernd Ulrich
den ehemaligen Bundeswehrgeneral.
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