13.09.2016
3. Oktober 2016 in Kalkar und
Essen
Auch in
2016 demonstriert die Friedensbewegung wieder am 3. Oktober im
niederrheinischen Kalkar gegen die dortige Bundeswehr- und
NATO-Kommandozentrale
In diesem Jahr findet eine
ganz besondere Aktion statt: Eine Doppel-Aktion mit Stationen in Kalkar
und Essen. Nicht nur die Luftwaffen-Kommandozentralen, die u.a. die
Kriegseinsätze der Bundesluftwaffe in Syrien und auf anderen
Schauplätzen steuern, sind in Kalkar angesiedelt. Auch eine
militärische Denkfabrik, das Joint Air Power Competence Center
hat hier seinen Sitz. Und dieses JAPCC führt direkt nach dem
3. Oktober in Essen seine jährliche Tagung durch, um
Kriegsszenarien in der heutigen Zeit durchzuplanen. Klar, dass wir das
nicht ohne Protest hinnehmen.
Daher fahren wir nach der Demonstration mit Bussen
und PKW nach Essen, um dort an einem großen Friedens- und
Protestfest vor dem Hauptbahnhof teilzunehmen. Kommt alle am 3. Oktober
nach Kalkar und anschließend nach Essen.
Bernhard
Trautvetter vom Essener Friedensforum schreibt dazu ergänzend:
Unser Aufruf wird auch von bundesweit relevanten
Kräften getragen. Das wird dem Charakter der Aktion
gerecht. Sie richtet sich gegen eine der Drehscheiben des Geschehens,
gegen das wir auf die Straßen gehen. Und sie
richtet sich gegen eine Konferenz des
militärisch-industriellen Komplexes, die in ihrer Bedeutung
für diesen Kreis und damit für das Leben mindestens
die Relevanz der SiKo hat, auch wenn diese wegen ihrer
propagandistischen Wirkung für mehr
‚Verantwortung‘ in der
Medien-Öffentlichkeit entsprechend höher
gehängt wird. Link: http://demo-kalkar.de/
In Essen werden unter anderem Eugen Drewermann und
Sevim Dagdelen auftreten, in Kalkar Andreas Zumach. Es ist doch
offensichtlich, dass wir die Aktionen als sich gegenseitig
unterstützende behandeln müssen! Das ist seit dem
Beschluss in München für den 8.10. mein
diesbezügliches Bestreben.
Ulrich Sander,
Bundessprecher der VVN-BdA, schrieb diesen Text zur Rolle von
Kalkar/Uedem:
Der Krieg
beginnt hier und hier muss er gestoppt werden!
Tag für Tag lesen wir Meldungen
über Drohnen. Sie sollen Waren, ja sogar Pizza ins Haus
bringen, sie dienen Kindern als Spielzeug. Also völlig
ungefährlich?
Würde die Wirkung der Killerautomaten,
dazu zählen die Kampfdrohnen, ebenso in den Medien
thematisiert, wie die Spielzeugdrohnen, dann wäre die
allgemeine Erkenntnis: Finger weg, viel zu gefährlich.
Woran denken die Menschen, wenn sie den Ortsnamen
Kalkar hören?
An einen Ort am Niederrhein, und wenn sie mehr
wissen, dann auch daran, dass dort ein riesiges Kernkraftwerk gebaut
wurde, aber zum Glück nie ans Netz ging, weil die Menschen
massenhaft Nein sagten. Heute droht wieder der AKW-Gau im Zusammenhang
mit Kalkar! Von dort können die von Kalkar gesteuerten Waffen
den Super-Gau in fernen Atomkraftwerken auslösen. Der Radius
von Kalkar aus gesteuerter Kriegsgeräte von Nato und
Bundeswehr liegt im gesamten Bereich nördlich der Alpen bis
zum Ural und inzwischen auch schon weit südlich bis an den
Golf und nach Nordafrika.
Welche Rolle spielt Kalkar im Zusammenhang mit der
neuen NATO-Strategie?
Kalkar und der Nachbarort Uedem entwickeln sich
hin zu einer der Schaltzentralen für ein konkret -
in Strategiespielen einkalkuliertes - Kriegsgeschehen in Europa. Der
Doppelstandort Kalkar/Uedem der Nato- und
Bundeswehr-Luftwaffe wird von der Bundeswehrspitze als
„großer Player der Streitkräfte
Deutschlands und der Nato“ angesehen. Von dort wird der
Luftkrieg geführt, soweit die Bundeswehr einbezogen ist.
Neue kriegerische Töne hören wir
auch von der EU. Wirkt sich das auch auf Kalkar/Uedem aus?
Die Militärs und Nato-stützende
Politiker schlussfolgern, es bedürfe einer einheitlichen Armee
Europas gegenüber Russland. Zu dieser Armee würde
z.B. auch die französische Atommacht zählen!
Was geschieht in Kalkar/Uedem heute, und was in
Ramstein?
Schon heute ist Kalkar eng verzahnt mit dem
US-Luftstützpunkt Ramstein/Rheinland-Pfalz, von wo die USA
ihren Drohnenkrieg führen. Die NATO-, US- und
Bundeswehrkommandeure für Ramstein und Kalkar sind identisch
bzw. vertreten sich gegenseitig. Was Ramstein heute praktiziert, wird
morgen auch Kalkar können: Den weltweiten Drohnenkrieg
führen.
Was könnte am Niederrhein geschehen?
Ab 2019 soll es rangehen an diese neue Kriegsform
mit Kampfdrohnen und automatischen Killerrobotern mit all ihren auch
nuklearen Gefahren. In Kalkar und Uedem am Niederrhein wurden schon
rund 800 neue Arbeitsplätze für die Drohnenpiloten
und die Cyber-Krieger geschaffen. Dort wird der Luftraum auch bis zum
Ural überwacht. Schon jetzt werden die Luftwaffenanteile an
den Manövern an der russischen Grenze von Kalkar aus gesteuert.
Was hat es mit den Cyberwaffen auf sich?
Auch in Kalkar am Niederrhein werden die
Cyberkriege durchgespielt und geplant. Sie sollen es
ermöglichen, Kriege zu führen und zu gewinnen, ohne
dass ein Soldat z.B. Russland betritt. Sie sollen beispielsweise die
Computer, die Strom- und Wasserversorgung in Moskau lahmlegen; - auf
dass Putin dann stürzt. Regimechange nennt man das. Ohne
Rücksicht auf die Zivilbevölkerung.
Was sagen die Politiker dazu?
Die Grün-SPD-Landesregierung hat im
Rahmen der Bundeswehrreform darum gebettelt, keine Standorte zu
schließen, und sie erreichte, dass Kalkar sogar ausgebaut
wurde. Das ist eine verantwortungslose Politik. Denn Kalkar ist ein
gefährlicher Ort.
Frau von der Leyen will Kampfdrohnen beschaffen
und zugleich den Cyber-Krieg üben?
Da wird uns erklärt, „nach
langer Debatte“ zum Kampfdrohnenthema sei diese nun beendet.
Es hat sie nie wirklich gegeben! Die neue Rüstungsspirale ist
ungeheuer teuer. So wird für Deutschland eine Steigerung um
über ein Drittel der bisherigen Ausgaben von derzeit circa 35
Mrd. € vorgesehen. Des weiteren wird der Ausbau der
"Cyber-Defence"-Gruppe geplant, in die Frau von der Leyen 13 000
Soldaten holen will. Die meisten in Kalkar.
Warum erfahren wir so wenig über Kalkar
und Uedem?
Minister de Maiziere steht da wohl Pate:
„Ein Teil dieser Antworten würde die
Bevölkerung verunsichern.“ Das ist sein klassischer
Spruch. Übrigens gilt das de Maiziere-Zitat wohl
auch für die Vorsorgediskussion. Jedermann macht sich
darüber nun lustig. Ganz falsch! Die Regierung weiß,
was der Cyber-Krieg bedeutet.
Warum ruft die VVN-BdA auf, gerade am 3. Oktober
in Kalkar zu demonstrieren?
Der 3. Oktober wird als Nationalfeiertag begangen,
weil er die Wiedervereinigung brachte. Er brachte aber auch den
Wiedereintritt Deutschlands in den Kreis der kriegführenden
Länder. Und dies ist völkerrechtswidrig.
Wir fordern die Einhaltung des „2+4-Vertrages“,
durch den die deutsche Einheit zu Stande kam. Dies schließt
ein, die NATO nicht bis an die Westgrenze Russlands auszudehnen.
Dagegen wird verstoßen. Wir bleiben bei dem
antifaschistischen Vermächtnis von 1945: Nie wieder Krieg von
deutschem Boden aus. Deshalb sagen wir heute: Der Krieg beginnt hier
und hier muss er gestoppt werden. Die Interessenskonflikte zwischen
Staaten sind friedlich und in Verhandlungen zu lösen. Unser
Land soll umfassend abrüsten. Dadurch werden erhebliche Mittel
frei für friedliche und soziale Zwecke.
Und worum geht es in Essen am selben Tag?
Nach der Demonstration in Kalkar geht es nach
Essen, wo wieder die Friedensdemonstration „Keine
NATO-Planung neuer Kriege – Keine Werbung fürs
Inferno“ gegen die JAPCC-Tagung in der Messe Essen
stattfindet. Hier werden Kriegspläne geschmiedet und zugleich
wird der Versuch gestartet, die öffentliche Meinung pro Krieg
zu verändern. Die Konferenz des JAPCC ab dem 4.10. befasst
sich mit militärischer Handlungsfähigkeit
auch im radioaktiv, chemisch und biologisch verwüsteten
Umfeld, was ein anderes Wort für Schlachtfeld ist.
Wir sind der Meinung, dass der Essener Politiker
und spätere Bundespräsident Gustav Heinemann Recht
hat, der in einer Bundestagsdebatte schon 1958 gegen den Plan der
CDU/CSU, die Bundeswehr atomar aufzurüsten,
geäußert hat: "Die neuen sogenannten Waffen sind die
prinzipielle Außerkraftsetzung allen Kriegsrechts, sind das
Ende aller Errungenschaften abendländischer Kultur. Ich frage
Sie: Können Sie es verantworten, daß unser aller
Selbstmord ins Augen gefaßt wird?
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