11.09.2016
Land NRW nicht solidarisch
mit Naziopfern
Einigung
im Fall Jan-Robert von Renesse gescheitert: Richter steht nun vor
Gericht
Das Land Nordrhein-Westfalen
geht gegen den Sozialrichter von Renesse vor. Der hatte sich dagegen
gewandt, dass das Land NRW mit der Versicherungswirtschaft Urteile
gegen ehemalige Sklavenarbeiter ausgehandelt hat. Am 13. 9. ist die
Verhandlung. Dazu schreibt die „Jüdische
Allgemeine“ u.a.
„Anstatt von Renesse bei seiner Arbeit
zu unterstützen, ihn als engagierten Richter herauszustellen,
gehen das Land Nordrhein-Westfalen und dessen Justizminister Thomas
Kutschaty (SPD) gegen den Juristen vor.
Der Vorwurf: Von Renesses Verhalten sei
rufschädigend für die Justiz gewesen. Der Richter
sieht das anders: Aus seiner Sicht war ein Treffen zwischen der
Justizverwaltung und der Rentenverwaltung ein Eingriff in die
Gewaltenteilung – zulasten der Ghettorentner. Denn nach
diesem Treffen gab es Kostenbeschlüsse, die aufgehoben wurden.
Alte Menschen wurden vertröstet und starben, während
sie auf eine Entscheidung warteten – die Rentenversicherungen
sparten so Geld. Von Renesse machte das öffentlich.
Das Land ist der Meinung, er habe durch seine
Aussage, das Gericht und die Versicherungen hätten sich auf
Kosten der Rentner geeinigt, den Ruf der Justiz beschädigt.
Dass es womöglich Treffen zwischen Justiz und Versicherung
sind, die den Ruf der Justiz beschädigen, sah man offenbar
nicht.
Das Justizministerium strengte daraufhin ein
Disziplinarverfahren gegen von Renesse an. Im März stand der
Sozialrichter vor dem Richterdienstgericht am Landgericht
Düsseldorf. Das Gericht vertagte sich auf April und
drängte von Renesse und das Justizministerium, sich zu einigen
– auch im Hinblick auf eine Schädigung des Rufes
Nordrhein-Westfalens im Falle einer Verurteilung von Renesses. Die
Frist im April verstrich. Es wurde weiter verhandelt. Anfang August war
endgültig klar: Es würde keine Einigung
geben.“
Am 13. September muss nun das Richterdienstgericht
über das Disziplinarverfahren entscheiden. Die Einigung, sagt
von Renesse, »ist daran gescheitert, dass das Land mir nicht
zugestehen wollte, nichts falsch gemacht zu haben. Aber das ist mir
wichtig, dass klar wird: Ich habe nur meine Arbeit als Sozialrichter
gemacht.« Das Land hat eine Geldstrafe von 5000 Euro
beantragt – aber das muss am Ende nicht das Urteil sein.
»Es ist auch möglich, dass ich rausgeworfen
werde.« In Richterkreisen sei es ein ungeschriebenes Gesetz,
dass man zusammenhalte.“
Die „Jüdische
Allgemeine“ weiter:
„Auch ein Schreiben an
NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft in der vergangenen
Woche, in dem unter anderem Zentralratspräsident Josef
Schuster, der Bundestagsabgeordnete Volker Beck (Grüne) und
Christoph Heubner vom Internationalen Auschwitz Komitee die
SPD-Politikerin baten, sich dafür einzusetzen, blieb bislang
ohne Wirkung.“
Jüdische Allgemeine 08.09.2016
– von Stefan Laurin
http://www.juedische-allgemeine.de/article/view/id/26461
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