31.07.2016
FIR: Solidarität mit den demokratischen Kräften in der Türkei!
Schon seit Monaten verfolgen die
Internationale Föderation der Widerstandskämpfer (FIR)
– Bund der Antifaschisten und ihre Mitgliedsverbände die
politische Entwicklung in der Türkei mit großer Sorge. Es
war bereits erkennbar, dass die Regierungen unter Staatspräsident
Recep Tayyip Erdoğan einerseits eine zunehmend expansionistische
Politik mit Unterstützung der IS-Truppen in Syrien betrieb,
andererseits innenpolitisch eine Einschränkung der demokratischen
Freiheiten, insbesondere der Pressefreiheit. Trotzdem wurde Erdoğan
seitens der EU-Administration im Frühjahr 2016 als Helfer in der
Flüchtlingsfrage auserkoren, der – mit 3 Mrd. Euro honoriert
– das Problem des Flüchtlingsstroms nach Europa lösen
sollte.
Mit dem Militärputsch in der Türkei Mitte Juli
2016 wurde diese Entwicklung nicht gestoppt, sondern in
verschärfter Form weiterentwickelt. Der gescheiterte Putsch, der
selber sicherlich keinen Zuwachs an Demokratie gebracht hätte,
wird von Erdoğan genutzt, um mit antidemokratischen Mitteln und unter
Aufhebung der grundlegenden Freiheitsrechte seine Macht zu sichern.
Zehntausende Lehrer, Richter und Leiter von
Universitätsfakultäten sind bereits entlassen, viele Soldaten
sind inhaftiert. Die Unterdrückungen gehen weiter und jetzt trifft
es vor allem Journalisten. Die Kritik an der aktuellen Aufhebung der
„Europäischen Konvention für Menschenrechte“
übersieht, dass bereits in den vergangenen Monaten in der
Türkei schwere Verstöße gegen Freiheits- und
Menschenrechte stattgefunden haben.
Jeden Tag erleben wir weitere Einschränkungen der
demokratischen Freiheiten. Akademikern wird die freie Ausreise
untersagt, tausende Reispässe werden annulliert, weit über
50.000 Beschäftigte des öffentlichen Dienstes haben bereits
ihre Arbeitsplätze verloren. Über 50 Zeitungen und andere
Medien verloren ihre Zulassungen, so dass die öffentliche Meinung
nur noch von den Regierungsmedien beherrscht wird. Außerdem geht
die polizeiliche und militärische Unterdrückung der
kurdischen Bevölkerung im Südosten der Türkei in
unverminderter Härte weiter.
Aus diesen Gründen rufen wir auf zur politischen
Solidarität mit den demokratischen Kräften der Türkei,
den Gewerkschaften, den verfolgten politischen Parteien, den
demokratischen Medien und den Organisationen der Zivilgesellschaft.
Ihre Handlungsfreiheit muss wieder hergestellt werden. Wir sind
solidarischen mit den Menschen in der Türkei, die sich gegen einen
autoritären, islamistischen Staat im Sinne von
Staatspräsident Erdoğan wehren.
Wir fordern die Europäische Union auf,
gegenüber der türkischen Regierung die Einhaltung
europäischer Werte: Demokratie, Rechtsstaatlichkeit,
Pressefreiheit sowie das Recht sich frei zu versammeln, sich friedlich
zu äußern oder der eigenen Religion nachzugehen,
einzufordern. Beitrittsverhandlungen mit der Türkei können
nicht nur davon abhängig gemacht werden, ob nun die Todesstrafe
wieder eingeführt werden soll.
Wir erwarten von der Europäischen Union, dass sie
anstelle jenes Deals zu Lasten von Kriegsflüchtlinge
gegenüber der türkischen Regierung unter Staatspräsident
Erdoğan die Wiederherstellung demokratischer Rechte und Freiheiten in
der Türkei einfordert.
http://www.fir.at/2016/07/31/solidaritaet-mit-den-demokratischen-kraeften-in-der-tuerkei/
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