06.07.2016
Datenbank zur Zwangsarbeit liegt nun endlich vor
Ein Bericht aus den Lüdenscheider Nachrichten vom 25. Juni 2016
6500 Datensätze für eine
öffentliche Zwangsarbeiter-Datenbank Kulturdezernent Thomas
Ruschin: „So transparent wie möglich, aber nur so weit, wie
das Recht es erlaubt". - Ab Sommer im Archiv und im Internet abrufbar.
LÜDENSCHEID Das Problem war rechtlicher
Natur: „Es kann möglich sein, dass verschiedene Personen
noch leben. Personenbezogene Daten stehen unter Schutz und dürfen
nicht öffentlich gemacht werden.“ Viel Arbeit hat
Stadtarchivar Tim Begler investiert, um eine repräsentable
Zwangsarbeiter-Datenbank für Lüdenscheid zu erstellen. Eine
Datenbank allerdings, die „so transparent wie möglich ist,
aber nur so weit reicht, wie das Recht es erlaubt“, unterstrich
bei der Vorstellung des Projektes im Stadtarchiv Kulturdezernent Thomas
Ruschin.
Es gebe ein öffentliches Interesse, und es
würden auch Nachforschungen angestellt, aber das Archivgesetz
regele eine Einsichtnahme, vor allem für Dritte. Daten seien erst
zehn Jahre nach dem nachgewiesenen Tod oder 100 Jahre nach der Geburt
öffentlich, erläuterte der Stadtarchivar.
6500 Datensätze wird die Datenbank für
Zwangsarbeiter umfassen - mit unkenntlich gemachten personenbezogenen
Daten, wohl aber mit Zuzug und Wegzug, Beruf, Adresse oder auch die
Firma, in der der- oder diejenige beschäftigt war: „Die
Anonymisierung erfolgte nur im Hinblick auf das Opfer, Wohnsitz und
Firma sind erkennbar, weil das historische Fakten sind.“ Bereits
im Jahr 2001 hatten Mitarbeiter des Geschichts- und Heimatvereins
entsprechende historische Unterlagen ausgewertet, ursprünglich, um
Nachforschungen für Anträge auf Entschädigung zu
erleichtern. So entstand - eher zum internen Gebrauch - eine Datenbank,
die nun erweitert wird und im Laufe des Sommers gemäß den
gesetzlichen Bestimmungen öffentlich (auch im Internet) einsehbar
ist. Für diese Datenbank gelten die Fristen in besonderem
Maß. Da nur in wenigen Fällen das Todesdatum bekannt ist und
die Betroffenen häufig sehr jung waren und zum Teil sogar die
Kinder der Zwangsarbeiterinnen aufgeführt sind, die in
Lüdenscheid geboren wurden, kam eine Veröffentlichung in der
ursprünglichen Form nicht infrage. Begler: „Die geplante
Datenbank ist für Forschungen gedacht. Oder zum Beispiel für
Lehrer hilfreich, um den Schülern klar zu machen, dass
Zwangsarbeit nicht irgendetwas Abstraktes ist, sondern genau vor der
Haustür stattfand.“ Die Originale sind nach wie vor sicher
unter Verschluss. Betroffene hatten schon immer das Recht auf
Nachforschung. Aber es gebe unterschiedliche Gründe, warum die
Menschen nicht wollen, dass jemand Fremdes die eigene Lebensgeschichte
erfährt, so Begler, der auch darauf hinweist, dass die Liste
keinen Anspruch auf Vollständigkeit erhebt: „Die
Dunkelziffer dürfte da sehr hoch sein.“ rudi
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