12.05.2016
Noch einmal zur Frankfurter Konferenz und zum antirassistischen Bündnis: Aufstehen gegen Rassismus
Ende Januar 2015 erschien in der UZ ein
Interview mit Patrik Köbele. Es ging um eine Demonstration gegen
"HoGeSa" am 18. Januar in Essen, an der sich die DKP im Rahmen eines
breiten antifaschistisch-antirassistischen Bündnisses beteiligt
hatte. Die IHK, die CDU und der SPD-Oberbürgermeister waren auch
dabei. Im Klassenkampf steht man gewiss auf unterschiedlichen Seiten
der "Barrikade". Gegen "HoGeSa" ging man gemeinsam auf die Straße.
Patrik Köbele machte im Interview darauf
aufmerksam, dass gegen "HoGeSa" und andere breitestmögliche
Bündnisse nötig seien, aber natürlich gebe es Grenzen.
Zum Beispiel, "wenn z. B. die CDU gesagt hätte: Dann wollen wir
aber auch, dass das Bündnis unsere Flüchtlingspolitik
anerkennt". Sie hat es nicht gefordert. Köbele machte auch
darauf aufmerksam, dass die Mitarbeit im Bündnis bedeute, dass
Kommunistinnen und Kommunisten dort natürlich ihre Positionen
vertreten. Erstens müssen sie selbstbewusst und eigenständig
auftreten. "Zweitens akzeptieren wir auch die Eigenständigkeit der
anderen Kräfte im Bündnis. Und drittens sagen wir: Das,
wofür das Bündnis steht, das tun wir jetzt gemeinsam. Ich
mache die Erfahrung, dass das der beste Weg ist - für das
Bündnis wie für die einzelnen beteiligten Kräfte."
Nun, jetzt formiert sich seit Dezember auf Bundesebene
das Bündnis "Aufstehen gegen Rassismus" - auch ein
antifaschistisch-antirassistisches Bündnis. Jene, die es initiiert
haben, meinen, dass im Kampf gegen rechts - die
antifaschistisch-antirassistische Gemeinsamkeit vorausgesetzt -
möglichst viele Menschen unterschiedlicher Überzeugung, aber
auch eventueller Parteizugehörigkeit gemeinsam handeln
sollten: Im Aufruf wird angemerkt, dass die Hoffnung, dass sich
diese Bewegung, also AfD und Co., "von selbst wieder zerlegt" ad acta
gelegt werden muss. Der "gefährliche Aufstieg von rechts" sei
nicht nur "ein Kapitel in unseren Geschichtsbüchern". "Er passiert
heute vor unseren Augen. Und wir müssen etwas dagegen tun."
Im Aufruf wird die soziale Frage nur am Rande erwähnt, die
Kriegspolitik der Bundesregierung, der USA und deren anderer
NATO-Partner nicht. Deshalb meinen einige Kritiker der Nenner wäre
zu klein ...
Aber es ist auch in diesem Bündnis nötig, mit
allen zusammenzugehen, die sich gegen Rassismus und Rechtsentwicklung
wehren wollen und dabei zugleich die eigenen Positionen klar zu
benennen.
In der Geschichte der kommunistischen Bewegung nannte
man das in den 30er Jahren und danach Volksfront- bzw.
Einheitsfrontpolitik. Ehe es zu dieser Einsicht nach 1933 kam, mussten
nicht nur viele Mitglieder der KPD, sondern auch der SPD,
Gewerkschafter, linke Intellektuelle und Christen leidvoll erleben, was
Faschismus bedeutet. Die Einsicht wuchs langsam und der Preis war hoch.
Gemeinsames Handeln - auch mit bürgerlichen Demokraten -
hätte vielleicht den Faschismus verhindern können.
Diese Erfahrung dürfen wir nicht aufgeben.
Nina Hager
Dieser Kommentar der Chefredakteurin von „Unsere Zeit“ (UZ), Zeitung der DKP, erschien in der UZ vom 13. Mai 2016
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