07.05.2016
8. Mai 1945: Tag der
Befreiung als Nationaler Gedenktag
Gemeinsame
Erklärungen von Friedens- und Antifa-Bewegungen
In mehreren Städten,
so auch in Kassel, Frankfurt am Main und Dortmund, haben Vertreter der
VVN-BdA und der Friedensbewegung Flugblätter mit einer
Erklärung zum 8. Mai, Tag der Befreiung, verbreitet, mit denen
sie die Schaffung eines Nationalen Gedenktages zum 8. Mai fordern. Hier
der Text aus Dortmund, der auf einer gemeinsamen Erklärung von
IPPNW, attac, VVN-BdA und Aachener Friedenspreis basiert:
Im vergangenen Jahr haben auf Einladung des
Bündnisses Dortmund gegen Rechts, des Dortmunder
Friedensforums und der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes viele
Menschen auch in Dortmund den 8. Mai als Tag der Befreiung begangen.
Wir erinnerten daran, dass am 8. Mai 1945 nicht nur der Krieg in
Mitteleuropa beendet war, sondern dass mit der Zerschlagung des
deutschen Faschismus die Menschen auch von einer terroristischen
Herrschaft befreit wurden. Diese Befreiung haben in den 40er Jahren
auch Dortmunder Nazigegner genutzt, um einen
antifaschistisch-demokratischen Neubeginn zu versuchen.
Wir erinnern daran und schließen uns dem
nachfolgenden bundesweiten Aufruf an.
Einrichtung
eines Nationalen Gedenktags zum 8. Mai
Der zweite Weltkrieg stellt ein Menetekel dar, ein
Warnungszeichen an die gesamte Menschheit, den Weg des hemmungslosen
Machtkampfs und der schrankenlosen Zerstörung zu beenden. Auf
drei Kontinenten wurde von 1939 bis 1945 mit bis dahin nicht erlebter
Rücksichtslosigkeit gegenüber jedem menschlichen
Leben von dem verbrecherischen deutschen NS-Staat und seinen
Verbündeten ein Eroberungskrieg geführt, dessen Ziel
Ausrottung und Unterwerfung anderer Nationen und rassistisch
ausgegrenzter Gruppen war.
Über 50 Millionen Menschen verloren ihr
Leben – zum Ende zeigten die Atombombenexplosionen in
Hiroshima und Nagasaki, dass nun die Mittel zur völligen
Vernichtung der Menschheit den Militärmächten zur
Verfügung. Wer aus seiner Geschichte nicht lernt, ist
verurteilt, solche Verbrechen und selbstverschuldeten, ungeheuren
Katastrophen erneut zu erleben.
Deutschland ist seit dem Kosovo-Krieg
über Afghanistan und nun Syrien auf einem
verhängnisvollen Weg der Verleugnung seiner entsetzlichen
Kriegsgeschichte. Die „Enttabuisierung des
Militärischen“ (Gerhard Schröder) ist weit
vorangeschritten. Der historischen Amnesie muss im Interesse unserer
Zukunft entschieden entgegengetreten werden. Deswegen werden wir uns
dem Vergessen entgegenstellen, und unsere Forderung auch weiter
vertreten: Den 8. Mai als „Tag der Befreiung“ zu
einem Nationalen Gedenktag zu machen.
In anderen am Zweiten Weltkrieg beteiligten
Staaten wird der Jahrestag des Kriegsendes in Europa als Feiertag
begangen, so in Frankreich, Tschechien und der Slowakei, in den
Niederlanden (am 5. Mai), in Italien (am 25. April). In der Sowjetunion
wurde am 9. Mai der Tag des Sieges begangen – in der DDR war
übrigens seit 1950 der 8. Mai gesetzlicher Feiertag zum
Gedenken an den Sieg über den Faschismus. Und warum wurde und
wird in NATO-Deutschland dieses geschichtsträchtige Datum
verdrängt?
Für uns gilt die denkwürdige
Klarstellung des damaligen Bundespräsidenten Richard von
Weizsäcker, der am 8. Mai 1985 sagte: „Der Blick
ging zurück in einen dunklen Abgrund der Vergangenheit und
nach vorn in eine ungewisse dunkle Zukunft. Und dennoch wurde von Tag
zu Tag klarer, was es heute für uns alle gemeinsam zu sagen
gilt: Der 8. Mai war ein Tag der Befreiung. Er hat uns alle befreit von
dem menschenverachtenden System der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft.“
Heute droht unser Geschichtsbild
überschattet zu werden von einem erneuerten Feindbild gegen
Russland, dem Kern der früheren Sowjetunion, die mit 27
Millionen Toten die größten Opfer für die
Befreiung Europas vom Faschismus gebracht hatte.
Wir brauchen den Gedenktag auch zur Mahnung an die
Befreiung von Kriegspropaganda, die im Kern von Rassismus, Streben nach
Dominanz über abhängige Staaten und Eroberung von
Ressourcen angetrieben wurde. Die Kontinuitäten der heutigen
Politik sind bedrohlich, die Erinnerung an die Verbrechen des Zweiten
Weltkriegs und zugleich die Aufdeckung seiner Ursachen ist ein
wichtiges Element einer friedensfähigen Zukunft.
Mit Willy Brandts Worten “Vom deutschen
Boden darf nie wieder ein Krieg ausgehen” halten wir uns an
das Grundgesetz Art. 26 GG und widersprechen der
Geschichtsvergessenheit aktueller deutscher Politiker, die von
wachsender Verantwortung Deutschlands reden und direkt oder indirekt
militärisches Eingreifen in fremden Ländern meinen,
immer wieder unter Bruch des Völkerrechts.
Wir begründen unsere Forderung im Sinne
des Schwurs der Häftlinge von Buchenwald bei ihrer Befreiung:
„Die Vernichtung des Nazismus mit seinen
Wurzeln ist unsere Losung. Der Aufbau einer neuen Welt des Friedens und
der Freiheit ist unser Ziel.“
Dortmunder Friedensforum, Vereinigung der
Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschistinnen und
Antifaschisten, Bündnis Dortmund gegen Rechts
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