22.04.2016
Verfassungsbruch per Bundeswehr
Alle organisatorischen und
infrastrukturellen Voraussetzungen für den militärischen
Einsatz im Inneren sind schon geschaffen worden, nun will die CDU noch
weitere Schritte gehen. Darum geht in folgendem Beitrag.
Einschneidende Tabubrüche wie die Wiederbewaffnung
und die Notstandsgesetze, zu denen Grundgesetzänderungen
erforderlich waren, konnte die CDU/CSU nur mit Hilfe der SPD, so in der
Großen Koalition der 1960er Jahre durchsetzen. Später
folgten der Wiedereintritt Deutschlands in den Kreis der Krieg
führenden Länder und der radikale Raub im Bereich der Renten
und der Arbeitslosenversicherung, genannt Agenda 2010. Diese Schritte
durfte die SPD allein verantworten, die Grünen halfen. Die
CDU-Oberen lehnten sich zufrieden zurück. Die SPD hat sich bis
heute von den Folgen nicht erholt. Es bleibt nun noch der Tabubruch des
schwerbewaffneten Einsatzes der Bundeswehr im Innern. Den will die CDU
jetzt angehen, und sie stützt sich dabei auf den
Weißbuch-Entwurf aus dem Wehrministerium. Allerdings
stößt sie noch auf Abwehr bei der SPD. Schon jetzt
lässt sich jedoch sagen, der Widerstand der SPD wird gebrochen
werden.
Denn alle organisatorischen und infrastrukturellen
Voraussetzungen für den militärischen Einsatz im Inneren sind
schon geschaffen worden, ohne dass die SPD widersprach. Ein
sozialdemokratisch geführtes Bundesland, und zwar
Mecklenburg-Vorpommern, hat – und dies mit Hilfe der Linkspartei
(damals PDS) – beim G8-Gipfel in Heiligendamm 2007 die
unbewaffnete Unschuld verloren und Truppen gegen Demonstranten
herangeholt sowie gemeinsame Kommandostäbe von Bundeswehr und
Polizei wirken lassen.
Es existieren bundesweit militärgeführte
Kommandostäbe, die von allen Kommunen und Landkreisen klaglos
hingenommen wurden. Dafür wurden Räume in den Rathäusern
und Landratsämtern geschaffen. Ein Oberstleutnant führt das
Kommando über die Polizei, Verwaltung, die Feuerwehr, den
Technischen Hilfsdienst.
Dazu kommt ein „Heimatschutz“, bestehend aus
einer Reservistenarmee, die kurzfristig bereitsteht. Es wurde
bekanntlich die Wehrpflicht ausgesetzt, aber die Wehrpflicht der
Reservisten wurde beibehalten, ja sogar bis zum Lebensalter von 60
Jahren erweitert. Diese Leute stehen beispielsweise beim Abbau des
Streikrechtes durch Einsatz von Soldaten im öffentlichen Dienst
bereit. Und sie üben schon mal die Bekämpfung von
Demonstranten.
Die CDU hält seit Jahren Schubladenpläne zum
Einsatz der Soldaten im Inneren bereit, geschaffen von Militärs.
Die SPD-Minister sagten: Wir verteidigen unsere Freiheit am Hindukusch,
und die CDU echote: Und wir auch in Hindelang. Für Einsätze
wie am Hindukusch wurde im März 2014 vom Bundestag eine Kommission
unter Leitung des ehemaligen Verteidigungsministers Volker Rühe
(CDU) geschaffen, die der Überprüfung der Parlamentsrechte
– sprich: ihrer Abschaffung – dient. Vorerst bei
Auslandseinsätzen. Aber wenn Eile geboten ist, wird sicherlich ein
Weg gefunden, um ohne Änderung des Grundgesetzes, nur in Anwendung
des Artikels 35 mit all seinen Gummiformulierungen die Bundeswehr im
Innern einzusetzen.
Merkel hat schon lange festgestellt: Die Grenze zwischen
Innerer und Äußerer Sicherheit ist nicht mehr da. Wo eine
EU-weite Innenpolitik die nationale Innenpolitik ergänzt,
bisweilen ersetzt, da kommt es zu Bundeswehreinsätzen, um die
Grenzen zu schließen. Allerdings an den EU-Außengrenzen.
Kein Widerspruch des Koalitionspartners! Schäuble und andere haben
die Migrationsentwicklung schon vor längerer Zeit als Aggression
gegen unser Land dargestellt. Und nun soll diese Entwicklung
militärisch bekämpft werden können.
Und die SPD ist bereits jetzt immer dabei: Die
SPD-regierten Länder Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen
lassen unwidersprochen Kampfdrohnenkriege von ihrem Gebiet zu
beziehungsweise dulden ihre Vorbereitung in Ramstein und Kalkar. Nie
aufgeklärt wurde der Absturz eines
„Terroristenflugzeugs“ auf nordrhein-westfälischem
Territorium nach einem Zusammenstoß mit Bundeswehrflugzeugen;
alle drei Flugzeuge wurden von Kalkar aus dirigiert. Solche
Abschüsse aus eigener militärischer Anmaßung heraus
sind verfassungswidrige Handlungen, wie Karlsruhe im März 2012
feststellte (BVG 2 PBvU1/11). Und verfassungswidrig sind die neuen
Pläne der CDU/CSU ebenfalls.
Ulrich Sander in Ossietzky Nr. 9/16
Siehe auch:
20.07.09
Die Militarisierung der Inneren Sicherheit
Vortrag von Ulrich Sander, Bundessprecher der VVN-BdA, auf der 3.
Sommerakademie des Friedensratschlag - Hauptthema war "Gegen Krise und
Krieg" - am 17. Juli 2009 in Fuldatal
http://www.nrw.vvn-bda.de/texte/0537_vortrag_sander.htm
Eine fast geheime Armee
Der Aufbau einer Truppe gegen den „inneren Feind“ ist weit fortgeschritten -
Von ULRICH SANDER, 26. Oktober 2009 -
http://www.hintergrund.de/20091026520/politik/inland/eine-fast-geheime-armee.html
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