13.04.2016
Wir fordern einen
bundesweiten Gedenktag zum 8. Mai
Gemeinsame Initiative aus
VVN-BdA und IPPNW, Aachener Friedenspreis und ATTAC Deutschland
für den 8. Mai als regelmäßigen Gedenktag:
8.Mai 1945: Tag der Befreiung. Mit dieser Erklärung traten
vier Organisationen der Friedensbewegung gemeinsam an die
Öffentlichkeit:
Der zweite Weltkrieg stellt ein Menetekel dar, ein
Warnungszeichen an die gesamte Menschheit, den Weg des hemmungslosen
Machtkampfs und der schrankenlosen Zerstörung zu beenden. Auf
drei Kontinenten wurde von 1939 bis 1945 mit bis dahin nicht erlebter
Rücksichtslosigkeit gegenüber jedem menschlichen
Leben von dem verbrecherischen deutschen NS-Staat und seinen
Verbündeten ein Eroberungskrieg geführt, dessen Ziel
Ausrottung und Unterwerfung anderer Nationen und rassistisch
ausgegrenzter Gruppen war.
Über 50 Millionen Menschen verloren ihr
Leben – zum Ende zeigten die Atombombenexplosionen in
Hiroshima und Nagasaki, dass nun die Mittel zur völligen
Vernichtung der Menschheit den Militärmächten zur
Verfügung stehen.
Wer aus seiner Geschichte nicht lernt, ist
verurteilt, solche Verbrechen und selbstverschuldeten, ungeheuren
Katastrophen erneut zu erleben.
Deutschland ist seit dem Kosovo-Krieg
über Afghanistan und nun Syrien auf einem
verhängnisvollen Weg der Verleugnung seiner entsetzlichen
Kriegsgeschichte. Die „Enttabuisierung des
Militärischen“ (Gerhard Schröder) ist weit
vorangeschritten.
Der historischen Amnesie muß im
Interesse unserer Zukunft entschieden entgegengetreten werden. Deswegen
werden wir uns dem Vergessen entgegenstellen, und unsere Forderung auch
weiter vertreten: den 8. Mai als „Tag der
Befreiung“ zu einem nationalen Gedenktag festzulegen.
In anderen am Zweiten Weltkrieg beteiligten
Staaten wird der Jahrestag des Kriegsendes in Europa als Feiertag
begangen, so in Frankreich, Tschechien und der Slowakei, in den
Niederlanden (am 5. Mai), in Italien (am 25.April). In der Sowjetunion (https://de.wikipedia.org/wiki/Sowjetunion)
wurde am 9. Mai der Tag des Sieges (https://de.wikipedia.org/wiki/Tag_des_Sieges)
begangen - in der DDR war übrigens seit 1950 der 8. Mai
gesetzlicher Feiertag zum Gedenken an den Sieg über den
Faschismus. Und warum wurde und wird in NATO-Deutschland dieses
geschichtsträchtige Datum verdrängt?
Für uns gilt die denkwürdige
Klarstellung des damaligen Bundespräsidenten Richard von
Weizsäcker, der am 8. Mai 1985 sagte: „Der Blick
ging zurück in einen dunklen Abgrund der Vergangenheit und
nach vorn in eine ungewisse dunkle Zukunft. Und dennoch wurde von Tag
zu Tag klarer, was es heute für uns alle gemeinsam zu sagen
gilt: Der 8. Mai war ein Tag der Befreiung. Er hat uns alle befreit von
dem menschenverachtenden System der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft.“
Heute droht unser Geschichtsbild
überschattet zu werden von einem erneuerten Feindbild gegen
Russland, dem Kern der früheren Sowjetunion, die mit 27
Millionen Toten die größten Opfer für die
Befreiung Europas vom Faschismus gebracht hatte. Wir brauchen den
Gedenktag auch zur Mahnung an die Befreiung von Kriegspropaganda, die
im Kern von Rassismus, Streben nach Dominanz über
abhängige Staaten und Eroberung von Ressourcen angetrieben
wurde. Die Kontinuitäten der heutigen Politik sind bedrohlich,
die Erinnerung an die Verbrechen des Zweiten Weltkriegs und zugleich
die Aufdeckung seiner Ursachen ist ein wichtiges Element einer
friedensfähigen Zukunft.
Mit Willy Brandts Worten "Vom deutschen Boden darf
nie wieder ein Krieg ausgehen" halten wir uns an das Grundgesetz Art.
26 GG und widersprechen der Geschichtsvergessenheit aktueller deutscher
Politiker, die von wachsender Verantwortung Deutschlands reden und
direkt oder indirekt militärisches Eingreifen in fremden
Ländern meinen, immer wieder unter Bruch des
Völkerrechts.
Wir begründen unsere Forderung im Sinne
des Schwurs der Häftlinge von Buchenwald bei ihrer Befreiung:
„Die Vernichtung des Nazismus mit seinen
Wurzeln ist unsere Losung. Der Aufbau einer neuen Welt des Friedens und
der Freiheit ist unser Ziel.“
In vielen Städten und Gemeinden wird der
8. Mai bereits – auch ohne Segen des Parlaments und der
Regierung – als Tag der Befreiung begangen. Wir rufen dazu
auf, entsprechend überall initiativ zu werden.
Matthias Jochheim (IPPNW) – Ulrich
Sander (VVN-BdA) – Aachener Friedenspreis – attac
Die Organisationen sind:
IPPNW: International Physicians for the Prevention
of Nuclear War (Internationale Ärzte für die
Verhütung des Atomkriegs) – Ärzte in
sozialer Verantwortung (http://www.ippnw.de)
VVN-BdA: Vereinigung der Verfolgten des
Naziregimes – Bund der Antifaschisten (http://www.vvn-bda.de)
ATTAC: Vereinigung für eine Besteuerung
von Finanztransaktionen zum Wohl der Bürger(http://www.attac.de/)
Aachener Friedenspreis (http://www.aachener-friedenspreis.de/)
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