12.04.2016
Vortrag über
die „Apokalypse der letzten Tage“
Prof.
Ulrich Herbert sprach über die Kriegsendphasenverbrechen der
Nazis
Die in folgendem Artikel
angekündigte und vorab zitierte Rede wurde von Prof. Ulrich
Herbert (Freiburg) an Karfreitag in Dortmund-Bittermark auf der
traditionellen Gedenkveranstaltung gehalten.
Die „Apokalypse der letzten
Tage“ aus: Dortmund: Historiker Prof. Dr. Ulrich Herbert
spricht bei Gedenkfeier in der Bittermark,
Ruhrnachrichten/Westfälische Rundschau vom 05.04.16
Einmal im Jahr versammeln sich viele Dortmunder am
Mahnmal in der Bittermark, um der rund 300 Zwangsarbeiter und
Widerstandskämpfer zu gedenken, die hier und im Rombergpark
wenige Tage vor dem Kriegsende in Dortmund von der Gestapo erschossen
wurden. Doch die Karfreitagsmorde waren keinesfalls einzigartig. Denn
auch in anderen Städten gab es ähnliche Verbrechen
zum Ende des Krieges.
Wie die Karfreitagsmorde in Dortmund in die
Ereignisse der letzten Kriegsphase im Dritten Reich einzuordnen sind,
schildert Professor Dr. Ulrich Herbert von der Universität
Freiburg am Freitag bei der Gedenkfeier in der Bittermark in einem
Gastvortrag. Er spricht zum Thema „Vor dem Untergang.
Verbrechen der letzten Kriegsphase 1945“.
„Die Ereignisse in Dortmund passen sich
ein in eine Entwicklung, die schon im Herbst 1944 begonnen hatte.
In dem Maße, in dem die
NS-Führung registrierte, dass der Krieg wohl verloren war,
wurde die Haltung insbesondere gegenüber den zigmillionen
Zwangsarbeitern immer rabiater“, erklärte er im
Gespräch mit unserer Redaktion. Nicht zuletzt gab es konkrete
Ängste vor einem Aufstand der Zwangsarbeiter,
möglicherweise im Verbund mit kommunistischen
Widerstandskämpfern. Herbert spricht von der
„Apokalypse der letzten Tage“, die die Stimmung bei
der NS-Führung beherrschte, als dann die Alliierten im
Frühjahr 1945 immer weiter vorankamen. „Es herrschte
die Ansicht, wenn wir den Krieg verlieren, sollen die auch nicht
überleben“, erläutert der Historiker.
Im Ruhrgebiet schloss sich Anfang April 1945 die
Schlinge des Ruhrkessels immer enger, mit dem die US-Armee nach und
nach die Städte an Rhein und Ruhr eroberte. In diesem
Zusammenhang seien schließlich die Gestapo-Stellen - teils
mit, teils ohne Befehl - aktiv geworden. „Sie haben
regelrecht die Gefängnisse geräumt“,
berichtet Herbert.
Die Gefangenen - von kommunistischen
Widerstandskämpfern bis zu Zwangsarbeitern - wurden in
großen Einheiten erschossen. Solche Erschießungen
gab es beispielsweise auch im Essener Grugapark, berichtet Ulrich
Herbert - und in den Tagen um Karfreitag und Ostern 1945 im Dortmunder
Rombergpark und in der Bittermark. Die rund 300 Opfer wurden
schließlich auf der Waldlichtung in der Bittermark
beigesetzt. Oli
Mit Fotos. Der „Weg der
Erinnerung“ führt zum Mahnmal in der Bittermark. Er
schildert die Schicksale von 20 ermordeten Widerstandskämpfern
Der Vortragstext von Ulrich Herbert zu
Kriegsendphaseverbrechen findet sich unter http://www.dortmund.de/de/freizeit_und_kultur/stadtarchiv/steinwache/
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