24.03.2016
Die Flüchtlinge aus
Idomeni jetzt in EU-Europa aufnehmen!
Appell
des Grundrechtekomitees an die Bundesregierung
Im Namen des
Grundrechtekomitees wurde der Appell an die Bundesregierung und die
Presse geschickt, die Flüchtlinge aus Idomeni in EU-Europa
aufzunehmen. Das Komitee für Grundrechte und Demokratie,
Köln bittet um Unterstützung. Es schreibt:
„Wir fordern die Bundesregierung auf, die
Flüchtlinge aus Idomeni jetzt passieren zu lassen und in
Europa aufzunehmen. Ansonsten bliebe die Willkommenskultur nur eine
leere Worthülse. Im Falle von Krieg, Verfolgung und Flucht
verbietet es sich, über Obergrenzen zu debattieren. Wenigstens
das sollten wir aus der deutschen Geschichte gelernt haben.“
Mit diesem öffentlichen Appell fordert
das Komitee für Grundrechte und Demokratie von der
Bundesregierung, sofort eine europaweite Initiative für die
Flüchtlinge in Idomeni zu starten, damit diese in Europa
aufgenommen werden können. Die Flüchtlinge, die unter
erbärmlichen Bedingungen vor der mazedonischen Grenze hausen,
müssen nach Deutschland oder ein europäisches Land
ihrer Wahl gebracht werden! Alle diese Menschen auf der Flucht sind in
dem menschenrechtswidrigen Deal der EU mit der Türkei zur
künftigen Flüchtlingsabwehr übergangen
worden, obwohl sie aktuell zu den Not-leidendsten gehören. Man
lässt sie europäisch in Idomeni im Dreck stecken. Sie
flohen vor westlich mitverursachten Kriegen sowie sozialen Verwerfungen
und harren nun unter menschenunwürdigen Umständen vor
europäischen Grenzzäunen aus.
Der neue eiserne Stacheldrahtvorhang um Europa ist
eine Schande. Er widerlegt alle Sonntagsreden über
europäische Werte. Der Abschottungspakt der EU mit der
Türkei zur militarisierten Flüchtlingsabwehr ist an
Zynismus nicht zu überbieten: Nur wenn ein Flüchtling
sein Leben in der NATO-bewachten Ägäis riskiert und
es bis Griechenland schafft, darf ein anderer Flüchtling das
schon früher zugesagte Aufnahme-Kontingent in Anspruch nehmen.
Eine solche Abmachung wird gewöhnlich als
„Menschen-handel“ bezeichnet. Und selbst das gilt
nur für Flüchtlinge aus Syrien. Alle anderen vor
Krieg und Not Fliehenden werden vor den geschlossenen Grenzen Europas
festgesetzt und in bewachten Lagern interniert.
Die türkische Regierung wird mit 6
Milliarden Euro gefügig gemacht, um die Flüchtlinge
von EU-Europa zurückzuhalten. Dabei lässt die
türkische Regierung selbst Flüchtlinge
menschenrechtswidrig zurückschieben, wehrt
Flüchtlinge unter Waffeneinsatz an der Grenze ab,
trägt selbst zu Fluchtursachen durch Verfolgung und
Unterdrückung der kurdischen Bevölkerung bei. Die
türkische Regierung hat die Genfer
Flüchtlingskonvention nur eingeschränkt anerkannt.
Unter solchen Umständen zwingt Europa Griechenland, die
Türkei als „sicheren Drittstaat“
anzuerkennen. Das individuell geltende Menschenrecht auf Asyl wird
damit abgeschafft. Schnellverfahren an den Außengrenzen sind
kein Ersatz für eine individuelle und faire
Überprüfung eines Asylgesuchs.
Die Schutzsuchenden werden sich neue Wege suchen.
Und so wird das Sterben im Mittelmeer weitergehen, während die
EU-Regierungen zuschauen und sich militärisch weiter
abschotten. Wir brauchen eine ganz andere Flüchtlingspolitik.
Wenn Europa noch glaubwürdig von Menschenrechten reden will,
muss es jetzt legale Fluchtwege für alle Flüchtlinge
öffnen. Ein sich selbst einzäunendes
Wir fordern die Bundesregierung auf, die
Flüchtlinge aus Idomeni jetzt passieren zu lassen und in
Europa aufzunehmen. Ansonsten bliebe die Willkommenskultur nur eine
leere Worthülse. Im Falle von Krieg, Verfolgung und Flucht
verbietet es sich, über Obergrenzen zu debattieren. Wenigstens
das sollten wir aus der deutschen Geschichte gelernt haben. Daran
erinnert zumindest die Konferenz von Évian 1938.
Martin Singe, Komitee für Grundrechte und
Demokratie
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