12.02.2016
126 gesuchte Neonazis dauerhaft abgetaucht
Ulla Jelpke kritisiert Behördenpraxis
„Über ein Drittel der mit
Haftbefehl gesuchten Neonazis entzieht sich schon länger als ein
Jahr der Festnahme“, erklärt die innenpolitische Sprecherin
der Fraktion DIE LINKE, Ulla Jelpke, mit Blick auf die Antwort der
Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage zur Zahl der unvollstreckten
Haftbefehle gegen Rechtsextremisten (BT-Drucksache 18/7345). Jelpke,
die auch VVN-BdA-Aktivistin ist; weiter:
„126 von 372 gesuchten Neonazis werden schon seit
dem Jahr 2014 oder länger gesucht. Das bedeutet, dass es 34
Prozent der Rechtsextremisten dauerhaft gelingt, sich der Festnahme zu
entziehen. Nach 70 Neonazis bzw. 19 Prozent wird gar schon seit
über zwei Jahren erfolglos gefahndet. Angesichts dieser Zahlen
muss man ganz genau hinsehen, ob und wie sich die Gesuchten der
Festnahme gezielt entziehen und ob hier ein Nazi-Untergrund existiert.
Die Aussagen der Bundesregierung lassen nicht erkennen,
dass die Sicherheitsbehörden das Problem mit der notwendigen
Entschlossenheit angehen. So verweist sie zwar darauf, dass alle
Fälle, die älter als ein halbes Jahr sind‚einer
besonderen Betrachtung unterzogen‘ würden, aber eine
Auswertung dieser Betrachtung erfolgt nicht. Die Behörden
beschränken sich auf eine rein ‚personenbezogene
Einzelfallbetrachtung‘.
Das klingt wie ein Rückfall in die Zeit, in der man
Neonazis ausschließlich als ‚Einzelfälle‘
abgetan hat. Wenn aber weit über 100 zum Teil gewalttätige
und verfassungsschutzbekannte Neonazis längerfristig abtauchen,
muss man sich das ganz genau ansehen.
Zudem macht es sich die Bundesregierung zu einfach, wenn
sie als Grund für den Anstieg der Fallzahlen darauf verweist, die
Erfassung von Rechtsextremisten erfolge nun intensiver als früher.
Da stellt sich dann die Frage, warum die Polizei noch bis vor kurzem
davon abgesehen hat, Nazis auch in den einschlägigen Datenbanken
zu speichern. Vor allem aber blendet diese Erklärung aus, dass
allgemein ein massiver Anstieg rechter Straftaten und der rechten
Mobilisierung zu beobachten ist.“
Die Antwort der Bundesregierung hier zum Download.
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