01.02.2016
Was Thomas Willms schrieb: Zauberlehrlinge: Aus dem Katastrophengebiet zwischen Links und Rechts
Mit
Zitatfetzen und mit Weglassungen wird gegenwärtig ein Artikel von
Thomas Willms, der in der VVN-BdA-Zeitschrift "antifa" erschien,
in verschiedenen Internet-Medien „kommentiert“. Kaum jemand kennt diesen Artikel. Hier ist
er. Und darunter befindet sich eine Erklärung von ehemaligen
Arbeiterfotografie-Mitgliedern.
Zauberlehrlinge
Aus dem Katastrophengebiet zwischen Links und Rechts
Von Thomas Willms
Es sollte eigentlich nicht schwer sein, zwischen
»Rechten« und »Linken« unterscheiden zu
können. Ziele und Wertvorstellungen beider politischer Lager sind
nicht nur grundverschieden, sondern gegensätzlich. Totalitarismus-
und Extremismustheoretiker sehen das bekanntlich anders. Ihr Hauptziel
besteht darin, Weltanschauung und politische Praxis der Linken mit den
Verbrechen des Nazismus zu verbinden und damit generell in den Ruch des
Verbrechens zu bringen. »Querfront« ist nun die
Zwillingsschwester dieser Doktrin. Sie ist der Versuch, Rechts und
Links tatsächlich in eine Arbeitsbeziehung zu bringen oder gar
zusammenzuführen. Querfront soll demnach nicht nur möglich,
sondern auch noch gut sein.
Mit demselben Begriff werden allerdings zwei
verschiedene Phänomene bezeichnet, die zwar häufig
gleichzeitig auftreten, letztlich aber gegeneinander gerichtet sind.
Seit dem Ersten Weltkrieg lassen sich für Deutschland mindestens
ein Dutzend Situationen benennen, in denen in der Regel gleichzeitig
Versuche gegenseitiger Kontaktaufnahme, Beeinflussung, Übernahme
und Infiltration rechter und linker Politik stattgefunden haben.
Idealtypisch lassen sie sich wie folgt beschreiben:
a) Teile der rechten Bewegung integrieren in besonderem
Maße Begriffe der politischen Linken und versuchen zugunsten
einer gemeinsamen Feindorientierung gegen »den Westen« mit
der Linken Kontakte und Beziehungen einzugehen.
b) Phasenweise versuchen Teile der linken Bewegung die
Anhängerschaft der rechten Massenbewegung zu erreichen, zu
beeinflussen und zur eigenen Bewegung herüber zu ziehen. Dabei
werden Begriffe der Rechten wie »nationale Befreiung« usw.
aufgenommen. Man stellt sich als eigentlichen Sachwalter der Nation dar.
Da immer schon Russland im Zentrum des Interesses beider
Strömungen gestanden hat, ist es auch nicht verwunderlich, dass
die sowjetische und erst recht die russische Außenpolitik ein
waches Auge auf sie hatte und sie seit einigen Jahren auch aktiv
fördert und nutzt.
Verkompliziert wird das Wechselspiel dadurch, dass
einzelne Akteure von der einen auf die andere Seite gewechselt sind.
Die Bewegungsrichtung von Links nach Rechts ist die häufigere. Das
historisch erste Beispiel dafür – Benito Mussolini –
war auch gleich das politisch gravierendste.
Historische Beispiele
Die Ursprünge der rechten Infiltrationsversuche
finden sich direkt im Herrschaftsapparat des deutschen Kaiserreichs,
nämlich der Auslandsabteilung der Obersten Heeresleitung. Dort
wirkte während des Ersten Weltkrieges der Publizist Arthur
-Moeller van den Bruck, nach 1918 zentrale Figur des deutschen
antidemokratischen Konservatismus, der sogenannten »Konservativen
Revolution«. Sein früher Tod 1925 verhinderte seine direkte
Kompromittierung durch das NS-Regime, das aber immerhin seine Vokabel
»Das Dritte Reich«, Titel seines Hauptwerkes, in sein
Repertoire aufnahm. Moeller glaubte an die »russische
Seele« und feierte ihre Brutalität,
Autoritätshörigkeit und ihre antiwestlichen Reflexe und
ließ sich auch von der Sowjetisierung nicht davon abbringen.
Gerade in dieser wollte er einen spezifisch »russischen
Sozialismus« sehen, einen Bruder und Kampfgefährten des von
ihm angestrebten preußischen oder »deutschen
Sozialismus«. Den ideologischen und geopolitischen Hauptfeind des
von ihm vertretenen deutschen Imperialismus sah Moeller im
»Westen«, damals Großbritannien und Frankreich.
(Siehe auch antifa 1/15: »Alte Assoziationen. Warum Teile der
deutschen Rechten gerade pro-russisch sind«)
Moellers Avancen blieben nicht unerhört und
fanden1923 in einem öffentlichen Diskurs zwischen Moeller und Karl
Radek ihre ideologiegeschichtlich sozusagen idealtypische
Ausprägung. Der kommunistische Politiker Radek (1939 im Gulag
umgekommen) war 1923 Vertreter der Komintern für Deutschland. Im
Juni hielt er eine vielbeachtete Rede »Leo Schlageter, der
Wanderer ins Nichts«, die auch in der rechten Presse Deutschlands
veröffentlicht wurde. Sie richtete sich ausgehend vom Schicksal
des von den Franzosen hingerichteten Freikorpsmanns Leo Schlageter,
direkt an die deutschen Rechtsradikalen, insbesondere die
Freikorpskämpfer. Er suchte, diese für die proletarische
Revolution zu gewinnen, indem er sie als »mutige Soldaten der
Konterrevolution« ansprach, die es verdienten
»männlich-ehrlich gewürdigt« zu werden.
Was heute an Radeks Rede verwundert und
erschüttert, ist das offene Buhlen um den bewaffneten und
terroristischen Arm der deutschen Rechten, dem zu diesem Zeitpunkt
immerhin bereits die beiden Gründer der KPD zum Opfer gefallen
waren.
Radek bagatellisierte die Schuld und das Interesse des
Deutschen Reiches am Ersten Weltkrieg. Ausgerechnet General Ludendorff,
de facto Militärdiktator während des Krieges, stellte er als
Söldling des Westens dar. Schieber und Spekulanten und das
Ententekapital werden als Feinde benannt. Die »patriotischen
Kreise Deutschlands« mögen sich entscheiden, ob sie
»die Sache der Mehrheit der Nation« zu der ihrigen machen
wollen, um eine Front gegen das »ententistische« und
– hier sollte für Moeller das Problem bestehen – auch
gegen das deutsche Kapital zu bilden.
Moeller antwortete in Zeitungsartikeln, die wiederum
auch in einer KPD-Broschüre abgedruckt wurden, ablehnend und beide
wandten sich ernüchtert voneinander ab. Der Grundkonflikt wurde
deutlich und hat sich seitdem vielfach wiederholt. Es besteht ein auch
durch viele Worte nicht aufhebbarer Grundkonflikt der Wertehierarchien.
Ist für Moeller die Nation das höchste Gut und die Klasse ihm
untergeordnet, ist es bei Radek genau andersherum.
Mit der Erörterung zahlreicher weiterer Beispiele
– in diesem Zusammenhang insbesondere bedeutsam die Versuche
sogenannter »nationalrevolutionärer« Neofaschisten,
auf die Friedens- und Umweltbewegung der 1980er Jahre in der alten
Bundesrepublik einzuwirken – könnte man lange fortfahren.
Man käme allerdings immer wieder zu denselben beiden Ergebnissen.
Jedes Mal endete das Projekt in einem Desaster für die Linke, was
diese ebenso zuverlässig nicht daran hinderte, es einige Zeit
später erneut zu versuchen.
Aktuelle Anknüpfungspunkte
In der Gegenwart ist es das Thema »Frieden«
in Kombination mit »Russland-Solidarität« und
»Souveränität für Deutschland«, mit dem
sowohl offene Neonazis wie die NPD als auch rechtspopulistische
Straßenbewegungen, als eben auch die sogenannten
»Mahnwachen für den Frieden« zu punkten versuchen. Im
Fokus der rechten Infiltrationsversuche steht die Friedensbewegung oder
genauer gesagt – seien wir ehrlich – die ausgezehrten Reste
der traditionellen Friedensbewegung.
Um diese »Mahnwachen« bzw. dieselben Akteure
und Strömungen, die nach dem Scheitern ihres ersten Anlaufes
gerade versuchen, in die Kampagnen gegen »Drohnen«
einzudringen, tobte bekanntlich ein harter Kampf. In diesem hat sich
die VVN-BdA von Anfang an eindeutig gegen jede Einflussnahme
nationalistisch-rechtsgestrickter Akteure gewehrt. als auch die
Bereitschaft diverser Politiker des linken Spektrums, mit eben diesen
Akteuren zusammen zu arbeiten, kritisiert.
Hier tritt wiederum ein erheblicher Wertekonflikt
zutage. Mancher ist bereit, zugunsten der Losung »der Feind
meines Feindes ist mein Freund« grundlegende Anliegen des
Antifaschismus – die Achtung der Menschenrechte und die
Niederringung faschistischer Ideologie und Politik – hintan zu
stellen. Die VVN-BdA ist dazu nicht bereit.
Es ist nun an der Zeit, einige der
Rechts-Links-Annäherungsversuche nüchtern zu betrachten. Im
Vordergrund zahlloser Berichte und Kritiken standen bislang informelle
Netzwerke aus Autoren, Online-Medien und Aktivisten. Tatsächlich
bilden aber auch zwei traditionelle Organisationen wichtige
Knotenpunkte, nämlich die »Freidenker« und die eng mit
ihnen verbundene »Arbeiterfotografie«.
Organisationen und Strukturen
Der Verband der »Freidenker«, insbesondere
dessen Bundesverband, ist einer der vehementesten Vertreter einer
Zusammenarbeit mit Mahnwachen und ähnlichen Akteuren. Eigentlich
ein Verband der Konfessionslosen und linken Kirchenkritiker,
verhält er sich unter der Führung seines Vorsitzenden Klaus
Hartmann seit einigen Jahren eher wie eine Art Partei mit
allgemeinpolitischem Anspruch. Wenn es um Antifaschismus geht, vertritt
der Verband dieselbe dogmatische Verengung, wie sie anhand des Duos
Witt-Stahl/Sommer beschrieben wurde (siehe antifa-Ausgabe 5/15:
»Ein Stahlgewitter«). Aus zahlreichen Orten wird berichtet,
dass Freidenker-Aktivisten die VVN-BdA systematisch abwerten, was sich
mit schriftlichen Äußerungen aus ihren Reihen deckt.
Das Verbandsmagazin »Freidenker« lässt
nun anhand der Ausgabe 1/15, die unter dem Titel »70 Jahre
Befreiung von Faschismus und Krieg« steht, eine Zusammenschau zu.
Bereits der Umschlag macht deutlich, dass es dem Verband wichtig ist,
als antifaschistisch zu gelten. Die Vorderseite ziert das Wolgograder
Denkmal zum sowjetischen Sieg in Stalingrad und die Rückseite das
Fritz-Cremer-Denkmal in Buchenwald, ergänzt mit den häufig
zitierten Auszügen aus dem Schwur von Buchenwald. Der notwendige
Hinweis, dass es eben nur Auszüge sind, fehlt allerdings, was
angesichts des Heftinhaltes keine sprachliche Lappalie ist. Würde
man den ganzen Text heranziehen und nicht nur die Sätze aus denen
man Bestätigung für das eigene Anliegen zu finden meint,
würde man bemerken, dass der Schwur sich ausdrücklich bei den
»verbündeten Armeen« bedankt. Als einziger namentlich
genannter Politiker wird US-Präsident Roosevelt herausgehoben als
»des grossen Freundes der Antifaschisten aller Länder, eines
Organisatoren und Initiatoren des Kampfes um eine neue demokratische,
friedliche Welt.«
Der Aufmacher »Verständigung statt
Konfrontation«, gibt eine Einschätzung der
gegenwärtigen globalen Lage und leitet eine politische Strategie
ab. Demnach besteht ein »neuer Systemkonflikt« zwischen den
»USA und anderen imperialistischen Zentren« einerseits und
Ländern, die einen »neuen Typ von relativ fortschrittlichem
›Staatskapitalismus‹ verkörpern« andererseits.
Dazu wird insbesondere das Russland Putins gezählt, aber auch
jeder Staat, der sich »der imperialistischen Aggression«
erwehrt.
Die USA würden im Gegensatz zu Russland von einer
»parasitären Schicht der Finanzoligarchie« beherrscht,
eine Begrifflichkeit die gleich fünfmal auftaucht. Abgesehen
davon, dass die Autoren das russische Oligarchentum ignorieren, ist
hier das Bemerkenswerte die Unterscheidung zwischen »gutem«
und »schlechtem« Kapital. Auf der Seite des guten Kapitals
sollen dem Text zufolge die »Kräfte der nationalen
Selbstbehauptung« stehen, die die »Lebensinteressen der
Völker« verteidigen. Für Deutschland wird die
Wiedergewinnung der »Volkssouveränität« gefordert
in Kontrast zur NATO, die aus Deutschland »raus« solle.
Zur Frage der NPD, der wichtigsten neofaschistischen
Organisation Deutschlands, wird nur behauptet, dass diese
»geheimdienstlich« gesteuert sei. Wichtig ist den Autoren
die Entschuldung der »Massen« bezüglich ihrer
Beteiligung am historischen Faschismus. Für die Gegenwart fordern
die Autoren, die sich ansonsten für klare
»Freund-Feind-Unterscheidungen« stark machen, dass man sich
mit »Rechtspopulisten« »politisch
auseinandersetzen« solle.
Zusammengefasst ergibt dies eine Weltsicht, die in
frappierendem Kontrast zum Anliegen eines antifaschistischen Verbandes
steht. Es wird die klare Möglichkeit zum Andocken von
Anhängern mit weit rechts stehenden Ansichten eröffnet.
Eine bemerkenswerte Affinität entwickeln diverse
Freidenker-Autoren, die häufig gegen einen deutschen
»Polizeistaat« polemisieren, in Schrift, Wort und Tat zur
Zeit insbesondere und ausgerechnet gegenüber dem Assad-Regime.
»Syrien – Der gefährliche Mythos einer
›friedlichen Revolution‹« titelt ein Beitrag ihrer
Homepage und entschuldet in Verdrehung der Tatsachen das jahrzehntealte
Diktatoren-Regime von seiner wesentlichen Verantwortung für den
syrischen Bürgerkrieg.
Wenn sich Freidenker etwas mehr mit der Realität
des deutschen Neofaschismus beschäftigen würden, hätte
ihnen auffallen können, dass sich das Assad-Regime
größter Sympathien bei NPD und anderer Neofaschisten
erfreut. Erst kürzlich kehrte z.B. der NPD-Europaabgeordnete Udo
Voigt von einer Reise nach Damaskus zurück, zu der er eine
offizielle Einladung der syrischen Regierung erhalten hatte und die er
mit ganz ähnlichen Argumenten unterstützt, wie die linken
Assad-Freunde.
Das verbandspolitische Ergebnis ist für die
Freidenker einerseits eine starke Einengung ihres
Bündnisspektrums, andererseits aber auch ein Zuwachs an besonders
aktiven Mitstreitern, die an der Verschärfung des eingeschlagenen
Kurses erheblich mitwirken. Verloren gegangen ist dabei die
Fähigkeit, offenkundig irrationale und wahnhafte Personen
abzuwehren.
Zu nennen ist insbesondere der 2008 aus Island
zugewanderte Elias Davidsson, der auf die Leugnung des Islamismus im
Allgemeinen und des Terroranschlags vom 11. September im Besonderen
spezialisiert ist. Das tat er nicht nur im Rahmen der Freidenker,
sondern beispielsweise auch bei der Burschenschaft Normannia-Nibelungen
und zwar auf demselben Podium wie das Mitglied der ehemaligen
Wehrsportguppe Hoffmann und verurteilte Neonazi-Terrorist Odfried Hepp,
Anfang der 1980er verantwortlich für Bombenanschläge auf
US-Soldaten.
Gleichfalls umtriebig zeigte sich der
Freidenker-Aktivist Hartmut Barth-Engelbart. Dieser verbreitet z.B. die
Meinung, die Amerikaner hätten den »antifaschistischen
Widerstand« in Deutschlands Innenstädten bombardiert, um das
deutsche Kapital zu retten. Gleichzeitig kann er nicht
»Israel« schreiben, ohne drei negative Adjektive
hinzuzufügen.
Übernahme der »Arbeiterfotografie«
Weiter noch als die »Freidenker« ist ein
anderer aus dem kulturellen Milieu der Arbeiterbewegung stammender
Verband gegangen, nämlich der »Bundesverband
Arbeiterfotografie« mit Sitz in Köln. Organisatorisch
geschwächt, ist es leider dazu gekommen, dass die Kontrolle
über Homepage, Zeitschrift und den guten Namen des Verbandes von
den Kölnern Anneliese Fikentscher und Andreas Neumann usurpiert
werden konnte.
Im Ergebnis sahen sich u.a. Mitglieder der VVN-BdA, die
dem Verein angehörten gezwungen, diesen zu verlassen und 2011 mit
»r-mediabase« ein neues fortschrittliches Foto-Portal zu
gründen. (siehe: http://www.r-mediabase.eu) Auch das Ehrenmitglied
Gabriele Senft, eine der bekanntesten Fotografinnen der linken Szene,
hat sich in einem offenen Brief vom 21.6.14 ausdrücklich von der
Arbeiterfotografie distanziert. Sie schrieb: »Die Forderungen der
sogenannten ›neuen Friedensbewegung‹ um Jürgen
Elsässer, Ken Jebsen und Lars Mährholz, sowie auch die seit
längerem von der ›NRhZ‹ zur Verfügung gestellte
Möglichkeit für Elsässer, seine rechtspopulistischen
Gedanken zu äußern und die Bestrebungen, rechts und links zu
verwischen und nun sogar die NPD zu neuen
›Friedensengeln‹ umzudeuten, das hat mir gezeigt, dass es
überfällig ist, ohne Rücksicht auf persönliche
Gefühle, klare Position zu beziehen.«
Fikentscher und Neumann pflegen ein manichäisches
Weltbild, in dem die USA als das allumfassend Böse dastehen.
Diesem Dogma wird alles andere untergeordnet, was dazu führt, dass
sie sich an die Seite des früheren iranischen Präsidenten
Ahmadinedschad, Libyens damaligen Diktator Gaddafi, Syriens Diktator
Baschar al-Assads, aber auch des der FPÖ-Chefs Jörg Haider
stellten. Dessen Unfalltod erklärten sie auf hanebüchene
Weise mit einer Geheimdienstverschwörung. Überhaupt ist der
Begriff der »Verschwörung« bei beiden
allgegenwärtig. Mit seiner Hilfe beugen sie jedes Ereignis so
zurecht, dass es ihr Weltbild stabilisiert. Sie schrecken auch nicht
davor zurück, sich diesbezüglich positiv auf den beunruhigend
erfolgreichen Kopp-Verlag mit seinem Wust an rechtsextremen und
wahnhaften Produkten zu beziehen. Wenn es nach der Arbeiterfotografie
geht, sind die USA sogar für das Erdbeben von Fukushima
verantwortlich, das sie mit Hilfe einer geheimnisvollen Erdbebenwaffe
erzeugt hätten.
Geht es um extreme Rechte, wiegeln beide ab. Proteste
gegen die rechtsradikalen Hooligan-Schläger von
»Hogesa« lehnten sie ab. Wichtigstes Sprachrohr der beiden
ist die Internetplattform »Neue Rheinische Zeitung«, deren
Kontrolle sie ebenfalls übernommen haben. Daneben
veröffentlichen beide u.a. zusammen mit Klaus Hartmann das
Periodikum »Das Krokodil«, das man als Plattform für
Ideologie rechter wie linker Provenienz bezeichnen muss. Hier ergriffen
Finketscher/Neumann beispielsweise Partei für das rechtsextreme
Demo-Projekt »EnDgAme«.
Zum Offenbarungseid geriet im April 2012 die Reise einer
deutschen Delegation in den Iran mit Empfang bei Ahmadinedschad. Ihr
gehörten sowohl vorgebliche Linke wie Davidsson, Finketscher und
Neumann als auch der frühere Linke und heutige Rechtsextremist
Jürgen Elsässer und der rechtsextreme Filmemacher Karl
Höffkes an.
Die Vereinfachungs-Industrie
Typisch für die Szene sind »politische
Unternehmer« wie Jürgen Elsässer. Ohne tragende
Bewegung und demokratische Kontrolle werfen Einzelne neue Projekte auf
den Markt, häufig auch mit deutlich erkennbaren persönlichen
ökonomischen Interessen. Das selbstreferentielle Netzwerk aus
Onlineformaten, Zeitschriften, Initiativen wie Pegida und den
Montagsmahnwachen und immer wieder denselben Autorinnen und Autoren,
das verbissen am rechten Volksaufstand arbeitet, ist umfangreich und
erfolgreich.
Bei weitem bedeutsamer als das »Krokodil«
ist das publizistische Flaggschiff der Querfrontaktivisten,
nämlich das von Elsässer herausgegebene Monatsmagazin
»Compact«. Sehr präsent an den Kiosken, hat es seit
seiner Gründung 2010 bereits auf eine Auflage von mittlerweile ca.
30.000 Exemplaren geschafft, begleitet von jährlichen Kongressen
und anderen Veranstaltungen, sowie einem eigenen
Internet-»Fernsehen«.
Compact arbeitet auf seinen Kongressen offen mit dem
Institut »IDC« (Institut de la Democratie et de la
Cooperation«) mit Sitz in Paris zusammen. Trotz seines Namens
handelt es sich dabei um eine Vorfeldorganisation des russischen
Staates. Diese Zusammenarbeit erklärt vielleicht auch die
Stabilität des Projektes Compact, das ohne kommerzielle Werbung
erscheint. Immerhin weist das Magazin laut seiner einsehbaren
Steuerunterlagen eine unerklärte Finanzierungslücke von
jährlich 100.000 Euro auf.
Ganz wichtig ist für Compact, dass als honorig
geltende Personen es nicht lassen können, dabei zu helfen, die
rechtsradikale Agenda durch ihre Auftritte zu verschleiern. Dazu
zählen insbesondere Willy Wimmer (CDU) und auch der mittlerweile
verstorbene Egon Bahr (SPD), der sich in dieser Umgebung auch noch als
ausgesprochen »national« outete.
Elsässers Biografie ist verbunden mit wesentlichen
Medien und Bewegungen der deutschen Linken (u.a. »Kommunistischer
Bund«, die Zeitschrift »Konkret« und die
Tageszeitungen »junge welt« und »Neues
Deutschland«). Er ist also nicht nur ein gelernter Linker,
sondern einer derjenigen, die deren Diskurs nicht unwesentlich
mitbestimmt haben. Elsässer ist so etwas wie ein Menetekel
dafür, wohin es kommen kann, wenn sich organisatorisches Geschick,
überzogenes Geltungsbedürfnis und moralische Skrupellosigkeit
mit einem fetischistischen Kritikverhalten verbinden.
Dass berechtigte Kritik am Bestehenden in etwas
umschlagen kann, was wiederum selbst ein Problem ist, musste Wolfgang
Lieb, der Mitherausgeber der bekannten Internetplattform
»Nachdenkseiten« erleben. Dieser sah sich gezwungen, sich
am 23.10.15 von seinem eigenen Projekt zu distanzieren, weil es selbst
zu einem Meinungsmacheprodukt und zwar mit Schlagseite nach rechts
geworden ist. Lieb hält es für falsch, das
»Freund-Feind-Schema« der deutschen Medien mit
»umgekehrten pauschalen und einseitigen Schuldzuweisungen«
aufbrechen zu wollen. Er schreibt weiter: »Wenn man das
Bemühen um Objektivität und Unabhängigkeit
vernachlässigt, gerät man leicht selbst in ein zweifelhaftes
publizistisches Umfeld. Die Antwort auf eine Form der Meinungsmache
kann meines Erachtens nicht eine andere Form von Meinungsmache
sein.«
Grundlage für das Denken der linken und rechten
Vereinfacher ist die Fiktion, dass es einen unkompromittierten Satz
»alternativen Wissens« geben müsse, der als reine
Wahrheit der »Lügenpresse« entgegenzustellen sei.
Statt kritischer Nachfrage und Quellenkritik wird unkritisches
Nachbeten von Vorurteilen, Mythen, Ressentiments und Feindbildern
eingeübt. Die werden jedoch nicht dadurch fortschrittlich, dass
sie sich gegen die vorherrschende Meinung richten.
http://antifa.vvn-bda.de/2016/01/10/zauberlehrlinge/
Wir dokumentieren nachstehend einen offenen Brief von ehemaligen
Mitgliedern des Bundesverbandes Arbeiterfotografie an Thomas Willms:
Offener Brief von ehemaligen Mitgliedern des Bundesverbands Arbeiterfotografie an die VVN-BdA
Lieber Thomas Willms,
als ehemalige Mitglieder, Vorstandsmitglieder,
Vorsitzende des Bundesverbandes Arbeiterfotografie möchten wir uns
für Ihre ehrliche und klare Analyse der Tätigkeiten des
heutigen sog. »Bundesvorstandes Arbeiterfotografie« in
Ihrem Artikel »Zauberlehrlinge« in der Januar- Ausgabe 2016
des »Antifa«-Magazins bedanken. Schon lange distanzieren
wir uns öffentlich von dem heutigen sogenannten Bundesverband.
Seit Jahren agieren, von Mitgliedern ungeprüft und
ohne zugehörige Gruppen, nur noch Anneliese Fikentscher und
Andreas Neumann unter dem traditionsreichen Namen
»Arbeiterfotografie«, und täuschen so eine
Verbundenheit zu fortschrittlichen Ideen vor. Dadurch gelingt es
ihnen, uninformierte FotografInnen für Reportagen zu gewinnen, ihr
Grundtenor ist jedoch von Verschwörungsideologien und kruder
Sektenpolitik geprägt.
Ihr Artikel ist für uns sehr wichtig und gibt uns
Hoffnung, in der weiteren Aufklärung unter Antifaschisten
über deren Täuschung voran zu kommen. A. Fikentscher und A.
Neumann agieren nicht nur unter dem Namen
»Arbeiterfotografie« sondern mehr noch unter dem ebenfalls
historisch positiv besetzten Namen »Neue Rheinische
Zeitung«. Die dort zu findende Methode, mit antiimperialistisch
klingenden Parolen den eigentlichen Inhalt zu kaschieren, ist uns auch
von den Faschisten bekannt. Ähnlich arbeiten andere, wie das von
ihnen solidarisch unterstützte Gesangsduo
»Bandbreite«, um eine imaginäre Querfront zu
propagieren.
Mit Entsetzen und voller Verachtung haben wir in der
aktuellen Ausgabe der »NRhZ« die neuesten Wahnvorstellungen
dieses sich als sogenannten Bundesverband ausgebenden Paares gelesen.
VVN-BdA durch den US-Imperialismus übernommen - geht´s noch
irrer? Das bei zufälligen Begegnungen die unter Protest
ausgetretenen ehemaligen Mitglieder als CIA- oder Mossad-Spitzel
beschimpft wurden, haben wir ja lächelnd und kopfschüttelnd
hingenommen, dass aber jetzt die wichtigste Organisation des deutschen
Antifaschismus, die VVN-BdA, von diesen und den von ihnen beeinflussten
Leuten in den Dreck gezogen wird, empört uns ungemein.
Wir fordern alle unsere Freunde auf, sich mit der
VVN-BdA zu solidarisieren. Distanziert euch von den Verleumdern, keine
Zusammenarbeit mit rechten Verschwörungsideologen, keine Querfront!
Peter Zenker, Hilli Zenker, Gabriele Senft, Peter
Werner, Mehmet Ünal, Hans-Dieter Hey, Rudi Denner, Anton Safer,
Peter Mönnikes
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