20.01.2016
Trauer um Andreas Buro
Prof. Dr. Andreas Buro,
Friedensforscher und jahrzehntelanger Vordenker der deutschen
Friedensbewegung, ist am Dienstag, dem 19.1.2016, im Alter von 87
Jahren nach kurzer, schwerer Krankheit in seinem Haus in
Grävenwiesbach im Taunus im Kreise seiner Familie friedlich
eingeschlafen und verstorben.
Das Komitee für Grundrechte und das
Netzwerk Friedenskooperative erklärten:
Andreas Buro gehörte zu den
Mitbegründern der Ostermärsche der 1960er Jahre und
blieb bis wenige Tage vor seinem Tode friedenspolitisch aktiv. Er war
Mitbegründer und bis zuletzt friedenspolitischer Sprecher des
Komitees für Grundrechte und Demokratie. Große
Verdienste erwarb er sich in der Entwicklung der Zivilen
Konfliktbearbeitung (ZKB) als realistische Alternative zu
militärischem Vorgehen. Seit dem Jahr 2006 gab er in
Zusammenarbeit mit der Kooperation für den Frieden, einem
Zusammenschluss von mehr als 50 Organisationen der deutschen
Friedensbewegung, die Monitoring-Dossiers heraus, in denen
ausdifferenzierte Vorschläge zur zivilen Konfliktbearbeitung
in bestimmten internationalen Konflikten ausgearbeitet sind.
Andreas Buro wurde für seine
friedenspolitische Arbeit 2008 mit dem Aachener und 2013 mit dem
Göttinger Friedenspreis ausgezeichnet.
In seinem letzten Kommentar, der am 24.12.2015 im
Aachener Friedensmagazin aixpaix.de unter der Überschrift
„Friedenslogik, die die Kriegslogik infrage stellt“
erschien, formulierte er sein optimistisches Vermächtnis:
„Mir fällt der Vers aus Brechts
‚Lied von der Moldau‘ ein: ‚Das
Große bleibt groß nicht und klein nicht das Kleine
...‘ Vielleicht sind wir in einer solchen Situation. In
vielen Teilen der Welt bilden sich Widerstandsgruppen gegen Krieg und
Gewalt, Ausbildungsstätten für Zivile
Konfliktbearbeitung entstehen und Ausgebildete werden bereits in
Konflikten erfolgreich eingesetzt. Das Bemühen ist oft
schwierig – Brechts Wort! Manche Kontrahenten, die nicht mehr
siegen können, lassen sich auf Verhandlungen ein und lernen,
wie erfolgreich Zivile Konfliktbearbeitung sein kann. Soziale
Bewegungen auf anderen Arbeitsfeldern lernen voneinander, dass zivile
Konfliktbearbeitung auch für sie hilfreich ist.
Erstaunlicherweise schleichen sich auch nicht selten bei
Militärs Zweifel ein, ob ihr Tun noch sinnvoll sei. Viele
sprechen von Friedenslogik, die die Kriegslogik infrage stellt. Ein
großer Prozess des Umdenkens und der Umorientierung ist im
Gange, vielfältig, spannend, Mut fordernd und Ausdauer. Toll!
‚Das Große bleibt groß nicht und klein
nicht das Kleine.‘ Hier findet Sinnsuche ihre Aufgaben.
Großartig dabei zu sein!“
(vollständiger Text:
http://aixpaix.de/autoren/buro/friedenslogik-20151224.html)
Wir trauern um einen großartigen
Wegbegleiter, der es zu seiner Lebensaufgabe gemacht hatte, Frieden zu
fördern und Krieg zu überwinden, der die friedvollen
Möglichkeiten sah und ergriff und der herrschenden
Machtpolitik die Stirn bot.
Köln/Bonn, 19.01.16
gez.
- Martin Singe und Elke Steven, Komitee
für Grundrechte und Demokratie
- Kristian Golla, Netzwerk Friedenskooperative
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