19.01.2016
Aufruf der VVN-BdA zur Demonstration und
Friedenskonferenz der Friedensbewegung in München vom 11. bis
14. Februar 2016
Die Landessprecherinnen und Landessprecher der
Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes/Bund der Antifaschisten
(VVN-BdA), Landesvereinigung Bayern, haben den folgenden Aufruf zur
Münchner Sicherheitskonferenz verabschiedet. Mit diesem Flyer ruft
der Landesverband zur Teilnahme an der Demo 13. Februar und
der Friedenskonferenz in München auf. Dem Aufruf
schließen sich der Bundesverband der VVN-BdA wie auch die
Landesvereinigung NRW an.
Krieg bringt keine Sicherheit
Bei der sog. Sicherheitskonferenz (früher:
„Wehrkundetagung“) ging und geht es fast
ausschließlich um die Erörterung militärischer
Eingreifoptionen. In den 1960er bis 1980er Jahren diskutierten
Vertreter der NATO-Staaten „in privatem Rahmen“ ihre
Militärstrategien gegen den Ostblock. Mittlerweile nehmen
außer Staatsoberhäuptern, Regierungschefs, Verteidigungs-
und Außenministern aus den NATO-Staaten auch Vertreter von
osteuropäischen Ländern inklusive Russland, von China, Japan,
Indien, Iran, Pakistan, Südafrika und zahlreichen anderen
Ländern teil. Dazu kommen Spitzenfunktionäre von
Großbanken, international operierenden Versicherungs-,
Rüstungs- und sonstigen Konzernen sowie Redakteure aus den
Chefetagen superwichtiger Medien. Wer an der größtenteils
aus Steuergeldern finanzierten Konferenz teilnehmen und wer
worüber reden darf, bestimmt der Vorsitzende, zur Zeit der
ehemalige Staatssekretär im Auswärtigen Amt, Wolfgang
Ischinger. „In Fragen der strategischen Ausrichtung, des
thematischen Fokus sowie des Ausbaus von Partnerschaften“ wird
Ischinger durch einen 14-köpfigen Beirat beraten.
Der Beirat als Beispiel für den Charakter der Konferenz:
Beiratsvorsitzender ist der Vorstandsvorsitzende der
Linde AG, Wolfgang Büchele. Zu den 13 Beiratsmitgliedern
gehören der Aufsichtsratsvorsitzende der Deutschen Bank und die
Vorstandsvorsitzenden der Allianz-Versicherung, der Münchner
Rückversicherung und der Rüstungsschmiede Krauss-Maffei
Wegmann (alle BRD). Mit der Vorstandsvorsitzenden der
französischen Finanzberatungsgesellschaft A.L.P.S.A, Anne
Lauvergeon („eine der mächtigsten Frauen der Welt“),
sind gleichzeitig auch die Vorstände von Suez, Total, SAFRAN,
Vodafone und EADS, mit Thomas Enders (Niederlande) der Vorstand der
Airbus Group vertreten. Aus den USA kommen Jane Harman,
Präsidentin des regierungsnahen Woodrow-Wilson-Thinktanks, und
Admiral a.D. James G. Stavridis, ehemaliger NATO Supreme Allied
Commander Europe, aus Saudi-Arabien der Vorsitzende des
König-Faisal-Zentrums für Forschung und Islamische Studien.
Der Spanier Javier Solana war früher NATO-Generalsekretär und
Hoher Vertreter der EU für Gemeinsame Außen- und
Sicherheitspolitik, heute ist er Präsident der Akademie für
Führungskräfte in Spanien. Der Schwede Carl Bildt wird als
Ex-Premier und Ex-Außenminister seines Landes genannt, ohne seine
Interessen im internationalen Ölgeschäft und seine
frühere Rolle als Mitglied einer Pressure Group für die
„Befreiung des Irak“ (Irak-Krieg 2003) zu erwähnen.
Die beiden übrigen Beiratsmitglieder sind Hermann O. Gref,
Vorstandsvorsitzender der Sberbank RF (größte russische
Bank; laut ZEIT „Russlanddeutscher, Jurist, Goethe-Kenner, Freund
der freien Marktwirtschaft“), sowie Edmund Stoiber, ehemaliger
bayerischer Ministerpräsident und CSU-Vorsitzender.
Irgendwelche Organisationen
bzw. Einrichtungen, die sich der nicht-militärischen Lösung
internationaler Konflikte verpflichtet fühlen, sind im Beirat
nicht vertreten.
Zu den Aufgaben von Aufsichtsrats- und
Vorstandsvorsitzenden gehört die Sorge um die Sicherheit der
Konzerngewinne, zu den Aufgaben von NATO-Kommandeuren die Erhaltung und
Erweiterung der westlichen Macht- und Einflusssphären mit
militärischen Mitteln. Kann also ein solchermaßen
zusammengesetzter Beirat eine Konferenz organisieren, die
unvoreingenommen die Ursachen von Kriegen, Bürgerkriegen,
Terrorismus und Hunger analysiert und wirksame Maßnahmen gegen
Waffenhandel, Nahrungsmittelspekulation, diktatorische Machtstrukturen,
ausbeuterische Wirtschaftsstrukturen etc. propagiert?
Ein zentrales Thema der SiKo 2016 wird der Krieg in Syrien sein.
Dort überlagern sich innersyrische Konflikte,
regionale Rivalitäten und Machtkämpfe auf weltpolitischer
Ebene. Eine Situation, die sich mit Krieg nicht lösen lässt
– von keiner Seite. Das Ergebnis ist abzusehen: noch mehr
Zerstörung, noch mehr Hunger, noch mehr Hass, noch mehr Terror,
noch mehr Flüchtlinge.
Dennoch haben Bundesregierung und Bundestag die
Beteiligung der Bundeswehr am Krieg in Syrien beschlossen. Der
Vorsitzende der Münchner „Sicherheitskonferenz“ ist
voll dafür, aus machtpolitischen Erwägungen. In einem
Interview mit dem Handelsblatt (30.11.2015) sagte Ischinger:
„Ich halte es für zentral, dass die
Bundesregierung den Einsatz nicht allein mit Solidarität mit
Frankreich begründet… Das reicht nicht. Bei einem
militärischen Einsatz muss es um deutsche sicherheitspolitische
Interessen gehen… Europa sollte die Initiative zur
Kriegs-beendigung in Syrien nicht wie in früheren Jahrzehnten den
USA und Russland überlassen.“
Wir protestieren gegen die Verfolgung deutscher Interessen mittels militärischer Interventionen.
Wir protestieren gegen die Beteiligung der Bundeswehr am Syrien-Krieg.
Wir protestieren gegen Waffenexporte.
Wir protestieren gegen die Abschaffung des Asylrechts.
Wir nehmen teil:
Demonstration in München, Samstag, 13. Februar 2016
Auftakt 13 Uhr, Karlsplatz/Stachus – Schlusskundgebung 15 Uhr, Marienplatz
Münchner Friedenskonferenz, 11.-14.2.2016
Programm siehe http://www.friedenskonferenz.info
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