08.12.2015
Friedensratschlag: „Weltbrand im Nahen
Osten" befürchtet
Der
Friedensratschlag zur rechten Zeit - In Kassel traf sich die
Friedensbewegung
Kassel war wieder Schauplatz
des Friedensratschlags. Wieder einmal ist Krieg –
völkerrechtswidriger Krieg mit deutscher Beteiligung. Es
war nicht geplant, dass einen Tag nach dem Beschluss des
Bundestages zum Kriegseintritt in Syrien auch sofort ein Treffen der
Friedensbewegung sein würde. Und so konnte die notwendige
Antwort an jenem traditionsgemäßen ersten Wochenende
im Dezember formuliert werden. Auch die VVN-BdA war mit vielen ihrer
Mitstreiter unter den 450 Teilnehmer/innen. Wir legen hiermit die
wichtigsten Aussagen des Ratschlags vor.
Pressemitteilung
des Bundesausschuss Friedensratschlag:
„Wer
Waffen liefert und Kriege führt, wird Terroristen ernten"
- 22. bundesweiter Friedensratschlag befürchtet
„Weltbrand im Nahen Osten"
- Appell an die deutsche Bundesregierung:
„Kein Kriegseinsatz in Syrien!"
- Mehr als 400 Wissenschaftler und
Friedensaktivisten aus dem gesamten Bundesgebiet und dem Ausland legen
Friedenspolitische Forderungen 2016 vor
Kassel, 6.12. In Syrien droht nach
Einschätzung von Nahostexperten eine weitere Eskalation, wenn
die Bundesregierung dort militärisch eingreift.
„Krieg als Mittel gegen den IS verschlimmert die Lage vor Ort
und birgt die Gefahr, dass terroristische Angriffe sich ausbreiten",
sagte Anne Rieger (Graz) bei der Eröffnung des 22.
Friedenspolitischen Ratschlags in Kassel. Dass Terror nicht mit Waffen
besiegt werden könne, hätten 14 Jahre Krieg in
Afghanistan gezeigt: Radikale islamistische Terrorbanden wie der IS
seien heute stärker denn je, sagte die Sprecherin des
Bundesausschuss Friedensratschlag: „Der geplante
Kriegseinsatz der Bundeswehr kann Terrorbanden nicht besiegen, vielmehr
wird er neue Terroristen gebären - damit bedroht der auch uns
hier in Deutschland und Europa", so Rieger vor mehr als 400
Wissenschaftlern und Friedensaktivisten. Zu der internationalen
Konferenz hatte der Bundesausschuss Friedensratschlag gemeinsam mit der
AG Friedensforschung und dem Kasseler Friedensforum eingeladen. Eines
der Themen:
Die Situation im Nahen Osten.
„Es
gibt zivile Alternativen, um dem IS Einhalt zu gebieten"
Es gebe zivile Alternativen, um dem Islamischen
Staat Einhalt zu gebieten, sagte Rieger. „Als allererstes
müssen die Rüstungsexporte in den Nahen und Mittleren
Osten gestoppt werden". Deutschland sei der größte
Waffenexporteur der EU und der viertgrößte weltweit,
zur Hälfte dieses Jahres seien bereits so viele Ausfuhren
genehmigt worden wie im gesamten Jahr 2014. „Waffenexporte
müssen geächtet und gesetzlich verboten,
Hermesbürgschaften abgeschafft werden", so die Forderung der
Friedensaktivisten.
„Politischen
und wirtschaftlichen Druck auf die Türkei ausüben"
Eine weitere Forderung: Statt drei Milliarden Euro
an die Türkei zu zahlen, müsse die Bundesregierung
„politischen und wirtschaftlichen Druck auf die
Türkei ausüben, um den Handel mit dem IS -
insbesondere von Öl und Gas - zu stoppen und den Zustrom von
Kämpfern und Geld in das Gebiet des IS zu kappen",
erklärte Rieger.
Anstatt militärisch zu intervenieren, sei
es sinnvoller, Verhandlungslösungen mit allen
Konfliktbeteiligten unterstützen. „Ziel muss es
sein, föderale Strukturen und demokratische Entwicklungen in
den bestehenden Staatsgrenzen Syriens und Iraks zu etablieren", so
Rieger.
Statt Gelder für Krieg und Waffen brauche
es Investitionen in den Wiederaufbau der Infrastruktur in den
betroffenen Ländern: für die Versorgung von
Flüchtlingen, den Bau von Wohnungen, Schulen,
Krankenhäusern, den Ausbau des öffentlichen Verkehr.
„Wer die Not der flüchtenden und bei uns Schutz
suchenden Menschen beenden will, muss die Ursachen ihrer
Gründe für die Flucht bekämpfen: Krieg,
exportierte Umweltkatastrophen, extreme Ausbeutung, Zerstörung
ihrer Infrastruktur, Wohnungen, Lebensgrundlagen und ihrer
Perspektiven", so Rieger.
Friedenspolitische
Forderungen geben Anregungen für Aktionen
Die Teilnehmer des Ratschlags übergaben
ihre „Friedenspolitischen Forderungen 2016" der
Öffentlichkeit. Sie geben Anregungen für
örtliche, regionale und bundesweite Aktionen: „Der
Friedensratschlag versteht sich als Brücke zwischen
wissenschaftlicher Analyse und praktischem Engagement, als Ideengeber
für friedensbewegte Menschen", erklärt Frank
Skischus, Sprecher des Kasseler Friedensforums, das den Ratschlag mit
organisiert. In diesem Jahr geht es in den friedenspolitischen
Forderungen unter anderem um die umstrittenen Abkommen TTIP und TISA
und CETA. Überdies wenden sich die Friedensaktivisten dagegen,
dass die Bundeswehr zu einer Interventionsarmee wird, fordern die
Abschaffung von Atomwaffen und Uranmunition und kritisieren die
Militarisierung von Bildungswesen und Gesellschaft.
„Die zahlreichen Aktionen gegen ein
militärisches Eingreifen in Syrien im Vorfeld des
Bundestagsbeschlusses ermutigen uns als Friedensbewegung", sagte Horst
Trapp vom Bundesausschuss Friedensratschlag. „Der Ratschlag
ist aus unserer Sicht der Auftakt zu dem erwarteten neuerlichen
Anwachsen der Friedensbewegung, um durch größere
Aktionen Einfluss auf politische Entscheidungen zu erlangen", so Trapp.
„Nur so ist eine andere Politik durchzusetzen."
Der
friedenspolitische Ratschlag
Seit 1994 treffen sich jährlich Anfang
Dezember einige Hundert Friedensbewegte zu einem großen
Kongress, dem friedenspolitischen Ratschlag, in Kassel. Die Teilnehmer
stehen für etwa 150 örtliche und regionale
Friedensinitiativen sowie bundesweite Organisationen, die sich einer
Politik für den Frieden verpflichtet sehen. Dabei erfolgt auch
eine internationale Vernetzung mit Partnern aus Österreich,
der Schweiz, Frankreich, Belgien und den USA.
Der friedenspolitische Ratschlag wird von der AG
Friedensforschung in Zusammenarbeit mit dem Bundesausschuss
Friedensratschlag veranstaltet und versteht sich als Konferenz mit
Referenten aus Wissenschaft und Politik sowie friedenspolitisch
Aktiven. Damit ist diese Veranstaltung eine Plattform zur Diskussion
aktueller Analysen und der inhaltlichen Vorbereitung notwendiger
Friedensaktionen. http://www.friedensratschlag.de.
Weitere
Informationen...
...über den erfolgreichen
Friedensratschlag vom 5./6. Dezember 2015 sind aktuell
über die Homepage http://www.friedensratschlag.de
abrufbar:
Eröffnungsrede Friedensratschlag
von Anne Rieger (Anne Rieger, langjährige
VVN-BdA-Aktivistin und Gewerkschafterin, ist Sprecherin des
Friedensratschlags-Bundesausschuss).
Wortlaut der Friedenspolitische
Forderungen 2016.
Audio-Mitschnitten der Plenumsreferate.
Bitte die traditionelle
Weihnachtsanzeige des Bundesausschusses Friedensratschlages unterstützen.
Keine Kampfdrohnen für die
Bundeswehr!
Offener Brief an Sigmar Gabriel und die Delegierten des
Bundesparteitags der SPD aus der Friedensbewegung (7.12.)
Einsatz bewaffneter deutscher
Streitkräfte in Syrien
Eine verfassungs- und völkerrechtliche
Analyse erstellt für die Bundestagsfraktion DIE
LINKE von Norman Paech (5.12.)
Siehe auch:
Im Zeichen des Krieges
Kasseler Friedensratschlag befasste sich mit Bundeswehreinsatz in
Syrien. Proteste vor Ort und Stärkung der LL-Demonstration
geplant
Von Lühr Henken
https://www.jungewelt.de/2015/12-08/016.php
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