27.11.2015
Keine Bundeswehr-Beteiligung am „War on Terror“! - Für eine politische Lösung!
Völkerrecht nicht aushöhlen! - Bundesausschuss Friedensratschlag ruft zu Aktionen auf!
Der Bundesausschuss Friedensratschlag ruft
die Friedensbewegung auf, in vielfältigen Formen gegen den
Eintritt der Bundesrepublik in den „War on Terror“ zu
protestieren. Der 22. bundesweiter Friedensratschlag am 5. und 6.
Dezember 2015 in der Universität Kassel bietet eine gute
Gelegenheit, gemeinsam über weitere friedenspolitische Schritte zu
beraten.
Hier die Pressemitteilung des Bundesausschusses Friedensratschlag vom 27. 11. 2015:
Berlin, Frankfurt am Main, 27. November 2015 –
Anlässlich der Ankündigung der Bundesregierung
militärisch in den Anti-Terrorkrieg gegen den „Islamischen
Staat“ (IS) eingreifen zu wollen, erklärten die Sprecher des
Bundesausschusses Friedensratschlag Lühr Henken und Anne Rieger in
einer ersten Stellungnahme:
Die Ankündigung der Bundesregierung, so schnell wie
möglich zusätzlich zur Ausweitung ihrer Einsätze in Mali
und Nord-Irak mit bis zu sechs TORNADO-Kampfflugzeugen, einer
Kriegsfregatte, Tankflugzeugen und dem Satellitenspionagesystem SAR
Lupe aktiv in den „War on Terror“ einzugreifen - alarmiert
uns.
Krieg ist das falsche Mittel! Denn
Erstens: die Geschichte des „War on Terror“
lehrt uns, dass Krieg, wie er in Afghanistan, Pakistan, Irak, Somalia,
Jemen und Syrien von der NATO und ihren Mitgliedstaaten geführt
wurde und wird, nicht zum Niedergang des „Terrors“, sondern
zu seiner extensiven Ausbreitung geführt hat. Eine Steigerung des
Krieges führt zum Anstieg der Anschlagsgefahr auch hierzulande. Zu
betrauern sind schon jetzt mehr als eine Million Tote dieses „War
on Terror“.
Zweitens: Wer den Beschwichtigungen geglaubt hat, die
deutsche Teilnahme am völkerrechtswidrigen Angriffskrieg auf
Jugoslawien 1999 sei ein einmaliger Vorgang gewesen, der sich nicht
wiederholen werde, sieht sich eines Schlechteren belehrt, wenn sich die
Bundesregierung wieder über das Völkerrecht und damit
über das Grundgesetz hinweg setzt. Es liegt kein UN-Mandat vor.
Sich auf den „Bündnisfall“ des Militärpakts EU zu
berufen, reicht nicht aus als Mandat. Seit wann steht die EU rechtlich
über der UNO? Wir sind in hohem Maße besorgt darüber,
dass hier offensichtlich ein Präzedenzfall geschaffen werden soll.
Drittens: Der Eindruck, als ob es sich beim deutschen
Ansinnen um einen Eintritt in den Anti-Terror-Krieg „light“
handelt, ist falsch. Die TORNADOS dienen der Zielerfassung am Boden.
Sie schaffen so die Grundlagen für den Bombenabwurf anderer.
Gleiches ermöglicht das hochpräzise Radarsatellitensystem
SAR-Lupe, das unabhängig von Licht und Wetter in Echtzeit Objekte
bis zu einer Größe von einem halben Meter fokussieren kann.
Die angeblich zum Zwecke der Flugabwehr an die Seite des
französischen Flugzeugträgers beigestellte deutsche Fregatte,
(Verfügt der „Islamische Staat“ neuerdings über
eine Luftwaffe?) hat die Funktion, mittels seiner extrem
leistungsstarken Radaranlagen Luftlagebilder des gesamten syrischen
Luftraums zu erstellen. Die fliegende Airbus-Tankstelle ermöglicht
Bombern einen längeren und intensiveren Einsatz. Bereits angebahnt
durch die Ausbildung der Peschmerga und die Waffenlieferungen in
den Nord-Irak outet sich Deutschland nun vollends als Kriegspartei. Vom
Ende des deutschen Einsatzes ist nicht die Rede, wohl jedoch von seiner
Ausweitung.
Was ist zu tun?
Der Warenaustausch mit dem „Islamischen
Staat“ ist zu unterbinden. Das betrifft nicht nur den Handel von
Öl und Gas, sondern auch den schwunghaften Warenverkehr unter
anderem mit Lebensmitteln und Bauteilen für Waffen, wie er mit der
Türkei erfolgt. Geldflüsse in das Gebiet, das vom IS
kontrolliert wird, haben ebenso zu unterbleiben, wie der Bewegungen von
Kämpfern über die Anrainerstaaten. Deutsche Waffenlieferungen
in den Nahen und Mittleren Osten sind zu stoppen. Für den Konflikt
in Syrien und den Irak kann es nur eine politische Lösung geben,
die alle am Konflikt Beteiligten zusammenführt. Die für den
kostspieligen Krieg bereitgestellten Beträge wären besser
investiert in die Versorgung von Flüchtenden.
Der Bundesausschuss Friedensratschlag ruft die
Friedensbewegung auf, in vielfältigen Formen gegen den Eintritt
der Bundesrepublik in den „War on Terror“ zu protestieren.
Unser 22. bundesweiter Friedensratschlag am 5. und 6. Dezember 2015 in
der Universität Kassel bietet eine gute Gelegenheit, gemeinsam
über weitere friedenspolitische Schritte zu beraten.
Für den Bundesausschuss Friedensratschlag:
Anne Rieger, Graz / Lühr Henken, Berlin
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