10.11.2015
Trauer um Hannes Bienert: Die Lücke ist groß
Weit über Bochum und Wattenscheid
hinaus hat unser Kamerad Hannes Bienert gewirkt und Spuren
hinterlassen. Seine Freunde in Bochum haben ihm diesen Nachruf
geschrieben:
Hannes
Bienert - (Geb. 12.02.1928, gest. 28.10.2015) - Unser langjähriger
Kamerad Hannes Bienert ist im Alter von 87 Jahren gestorben. Der
Verlust schmerzt unermesslich, die Lücke ist groß.
Hannes Bienert, 1928 in Beuthen (Bytom) geboren, erlebte
als Kind und Jugendlicher das Naziregime, den Krieg und die Flucht nach
Wattenscheid. Die Erkenntnis „Nie wieder Faschismus – Nie
wieder Krieg“ wurde mit großer Konsequenz zur Richtschnur
für sein politisches Leben. Geprägt wurde er auch durch die
Arbeit auf der Zeche Holland. Seine politische Arbeit richtete sich
gegen die Remilitarisierung, den Kalten Krieg und die Aufrüstung.
Als Mitglied der KPD wurde Hannes Bienert mehrfach von der Justiz
verfolgt und 1957 ins Gefängnis gesperrt.
Von Anfang an gehörte Hannes zu den Organisatoren
des Ostermarsches im Ruhrgebiet, auch dem anwachsenden Neonazismus
setzte er seinen Widerstand entgegen. Dabei suchte er immer die
Gemeinschaft mit anderen. Oft gelang es ihm, auch politisch
Andersdenkende zum Kampf gegen den Faschismus und für den Frieden
zu gewinnen. 1968 gehörte er zu den Gründern der DKP in
Wattenscheid und war jahrelang deren Vorsitzender. Sein
antifaschistisches Engagement führte ihn in die Reihen der
VVN-Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten. Hannes setzte sich
zusammen mit vielen anderen für die Schließung der
NPD-Landeszentrale in Wattenscheid ein und protestierte gegen die
NPD-Landesparteitage in Wattenscheid.
Auf Initiative von Hannes Bienert entstand vor 25 Jahren
die Antifa-Wattenscheid. Fortan gehörte das jährliche
Gedenken an die Shoa und die Reichspogromnacht 1938 am 9. November zur
festen Einrichtung in Wattenscheid. Die Gedenkstelen auf dem
Nivellesplatz und die Umbenennung des Wattenscheider Rathausplatzes in
„Betti-Hartmann-Platz“ sind untrennbar mit seinem Namen
verbunden.
Mehrfach wurde Hannes Bienert und seine Familie Opfer
von Nachstellungen und Provokationen von Neofaschisten. Im Jahr 2005
belegte ein Bochumer Gericht sein Engagement in einem skandalösen
Urteil mit einer Geldstrafe. (Ein Mahngang war nicht angemeldet
worden... die Red.)
Hannes Bienert war immer auch der Internationalen
Solidarität verpflichtet. Als „Väterchen Frost“
besuchte er zum Beispiel Einrichtungen von Flüchtlingen und
beschenkte deren Kinder mit vorher bei Geschäftsleuten gesammelten
Spielzeug und Süßigkeiten. Hannes hatte noch eine ganz Reihe
von Plänen. So arbeitete er an einem „Antifaschistischen
Stadtplan Wattenscheid“ und war schon aktiv, einen Platz oder
eine Straße nach Wattenscheids erstem Oberbürgermeister Hans
Noll (KPD) benennen zu lassen.
Hannes Bienert ist gestorben. Wir werden einen
streitbaren Freund, konsequenten Pazifisten und Antifaschisten in
Erinnerung behalten. Unser Mitgefühl gilt seiner Frau Burgis,
seiner Tochter Nadine und den weiteren Angehörigen.
Bochum 29. Oktober 2015
|