10.11.2015
Gegen die AfD mit ihren menschenfeindlichen Aussagen
Die 7. Regionalkonferenz „Aktiv gegen Rechts“ tagte in Aachen
Die Regionalkonferenz der Region
Aachen „Aktiv gegen rechts“ tagte am 24. Oktober 2015 in
Aachen. Die rund 90 Teilnehmerinnen und Teilnehmer hatten im Plenum und
in Arbeitsgruppen einen intensiven Austausch von Engagierten in der
Arbeit gegen Rechtsextremismus und Rassismus. Die Konferenz endete mit
einer Gedenkminute.
Aachen/Region. Rund 90 Teilnehmerinnen und Teilnehmer
trafen sich heute in der Volkshochschule Aachen zur 7.
Regionalkonferenz „Aktiv gegen Rechts“. Im Plenum und in
Arbeitsgruppen fand ein intensiver Austausch von Engagierten in der
Arbeit gegen Rechtsextremismus und Rasissmus statt. Die Konferenz
endete mit einer Gedenkminute für die kürzlich verstorbenen
Aachener Zeitzeugen Helmut Clahsen und Werner Landscheidt,
die dem Anliegen der Tagung eng verbunden waren. Die 8.
Regionalkonferenz soll im kommenden Jahr in Herzogenrath stattfinden.
Wir dokumentieren an dieser Stelle die Abschlusserklärung der
heutigen Tagung.
Abschlusserklärung der 7. Regionalkonferenz Aktiv gegen Rechts am 24.10.2015 in der Volkshochschule Aachen
Die Konferenz:
Zum siebten Male trafen sich Vertreterinnen und
Vertreter lokaler und regionaler Initiativen gegen die extreme Rechte
zum Ratschlag. In diesem Jahr standen besonders die von Politik und
Medien ausgerufene „Flüchtlingskrise“ sowie die reale
Gefahr eines neuen Rechtsterrorismus im Zentrum der Diskussion. Im
Rahmen des Hauptprogrammpunkts des Vormittags bilanzierte der Publizist
und Regisseur Hans-Rüdiger Minow die Arbeit der Initiative
„Zug der Erinnerung“, die als Wanderausstellung das
Gedenken an die Opfer des NS-Regimes wachhält.
Moderator Ralf Woelk (Geschäftsführer des
DGB-NRW Süd-West) hob hervor, dass angesichts der Vielzahl von
Anschlägen auf Flüchtlingsunterkünfte, dem Mordanschlag
auf die Kölner Oberbürgermeisterin und nicht zuletzt auch vor
dem Hintergrund der in dieser Form ungewohnt deutlichen Warnungen des
BKA vor möglichen weiteren bevorstehenden Anschlägen von
einer zunehmenden Radikalisierung und Gewaltbereitschaft im rechten
Lager gesprochen werden muss. Darauf müsse man ebenfalls nach
Antworten suchen, womöglich auch gemeinsam mit den Organen der
Polizei und des Staatsschutzes.
Im Vortrag von Hans-Rüdiger Minow wurden die
vielfältigen Facetten jener besonderen
„Erinnerungsarbeit“ vorgestellt, auf die der „Zug der
Erinnerung“ seit 2007 zurückblicken kann. Mehrfach hielt der
Zug in der Region und erreichte tausende Menschen. Minow kritisierte,
dass das offizielle „Lernen aus der Vergangenheit“ oft
Symbolpolitik sei, die nichts kosten dürfe und bei der die Nazi-
Opfer zur Staffage gemacht werden. So setzt sich der „Zug“
heute gemeinsam mit der Jüdischen Gemeinde in Thessaloniki
für die Entschädigung der von der Reichsbahn in die
Vernichtungslager Deportierten ein.
In der Mittagspause bestand die Gelegenheit zum
ausführlichen Gedankenaustausch. An Infoständen konnten sich
die Teilnehmerinnen und Teilnehmer über die Arbeit und Projekte
der beteiligten Basisgruppen informierten. Schülerinnen und
Schüler der Grundschule Pannesheide (Herzogenrath) und die
Kabarett-Gruppe „Betreutes Denken“ beteiligten sich mit
kulturellen Beiträgen.
Am Nachmittag wurde in verschiedenen Arbeitsgruppen
unter anderem über den lokalen Charakter der „Alternative
für Deutschland“ (AfD) informiert oder über die
Situation der Flüchtlinge in unserer Region diskutiert.
Foto: D. Clemens
Der Stand der Dinge 2015:
Die Bundesrepublik Deutschland befindet sich
gegenwärtig in einer dramatischen Situation und Phase des
historischen Umbruchs. Entsprechend der thematischen Schwerpunkte der
Arbeitsgruppen widmet sich die Abschlusserklärung 2015 zwei
zentralen Punkten.
1. Über 500 Anschläge auf
Flüchtlingsheime zählte das BKA für den bisherigen
Berichtszeitraum 2015. Vor allem in den neuen Bundesländern
formiert sich ein breiter Protest sogenannter „besorgter
Bürger“ und „Asylkritiker“, die – wie im
Falle der Pegida oder Legida – vor Ort Bündnisse mit den
Fraktionen der extremen Rechten eingehen. Städtenamen wie Heidenau
oder Freital sind Symbole für die aktuellen gewalttätigen
Übergriffe gegen Flüchtlinge. Mit der Verabschiedung des
„Asyl-Beschleunigungsgesetzes“ wird das Asylrecht weiter
ausgehöhlt.
2. Die AfD agiert auch in Aachen als
nationalkonservative Kampfgruppe, die gezielt gegen
Flüchtlingsheime agitiert und vermeintliche Verfehlungen der
Altparteien skandalisiert. In der inzwischen gespaltenen Ratsgruppe der
AfD im Aachener Stadtrat sitzt mit Markus Mohr ein rechter
Abgeordneter, der offensiv den völkischen Kurs der
thüringischen AfD unter Björn Höcke unterstützt und
der ebenso wie der neue Aachener AfD-Vorsitzende Alexander Jungbluth
die radikal rechte „Erfurter Resolution“ von Björn
Höcke unterzeichnet hat. In der Stadt Aachen gab es in den letzten
Monaten – neben zahlreichen Anlässen zur Kritik –
positive Entwicklungen, an die angeknüpft werden soll. Der meist
sachliche Tonfall, der derzeit in Politik und Verwaltung die
Unterbringung der Flüchtlinge begleitet, sollte auch weiterhin
alle Maßnahmen bestimmen, die dazu geeignet sind, jenen Menschen,
die in unserer Stadt um Unterkunft bitten, eine würdige Existenz
zu sichern.
- Die Regionalkonferenz fordert Politik und Verwaltung
auf, noch mehr als bisher jene zivilgesellschaftlichen Initiativen
einzubinden, die sich seit vielen Jahren gegen Rassismus und
Neonazismus einsetzen.
- Aachen verfügt mit dem Projekt
„Partnerschaft für Demokratie“ über ein
Frühwarnsystem, das kompetent die Gefahr vom rechten Rand im Blick
hält. Diese Arbeit gilt es auch auf kommunaler Ebene bekannt zu
machen und dauerhaft abzusichern.
- Die Berichterstattung über die lokale AfD war
bislang sehr fundiert und dezidiert kritisch. Wir bitten darum, diese
kritische Perspektive weiter zu schärfen. Auch die Diskussion auf
unserer Konferenz kam zu dem Ergebnis, dass gerade in Aachen die AfD
keineswegs eine Partei wie jede andere ist, sondern nicht vor einer
Agitation zurückschreckt, die diffamierende oder gar
menschenfeindliche Züge trägt. Zwar gilt das Recht auf freie
Meinungsäußerung auch für abwegige Positionen –
aber umso mehr ist die kritische Öffentlichkeit aufgefordert,
über die radikal rechten Allianzen und Ideologien der Aachener AfD
aufzuklären. Wenn die Annäherung der beiden aktivsten rechten
Ratsmitglieder Markus Mohr und Wolfgang Palm (ehem. Pro NRW) anzeigt,
dass die extreme Rechte ihre Aufsplitterung in der Region
überwindet, kommen neue Herausforderungen auf antifaschistische
Politik zu.
Die 7. Regionalkonferenz fordert dazu auf, die Gefahr,
die von der extremen und radikalen Rechten aktuell ausgeht,
verstärkt in den Parteien, Verbänden, Verwaltungsstellen und
Kirchen zu thematisieren.
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