27.10.2015
Einreise
von Flüchtlingen nicht länger unter Strafe stellen
„Die
Entkriminalisierung der Einreise von Flüchtlingen ist absolut
überfällig“, erklärt die
innenpolitische Sprecherin der Fraktion DIE LINKE, Ulla Jelpke, zur
Antwort der Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage zur Entwicklung der
Ermittlungsverfahren wegen illegaler Einreise. Die Bundesregierung hat
zudem Angaben zu polizeilichem Vorgehen gegen Schleuser gemacht. Jelpke
weiter:
„Die Praxis, gegen Flüchtlinge
mit Strafverfahren wegen unerlaubter Einreisen vorzugehen, muss
umgehend abgeschafft werden. Es handelt sich um reine Vergeudung von
Arbeitszeit und eine Diskriminierung von Flüchtlingen.
118.185 Anzeigen wegen unerlaubter Einreisen hat
allein die Bundespolizei bis August dieses Jahres gegen
Flüchtlinge gestellt. Fast 90.000 von ihnen wurden wegen des
unerlaubten Grenzübertritts erkennungsdienstlich behandelt Im
gesamten Jahr 2014 waren noch 57.000 unerlaubte Einreisen festgestellt
worden. Allerdings zeigen die Zahlen aus der Vergangenheit, dass rund
99 Prozent aller Verfahren wieder eingestellt werden, sobald die
Flüchtlinge ihren Asylantrag formuliert haben.
Polizeigewerkschaften wie die GdP oder der Bund Deutscher
Kriminalbeamter fordern deswegen, den Straftatbestand abzuschaffen und
eine Einreise ohne gültiges Visum nur noch als
Ordnungswidrigkeit einzustufen. Es ist absurd, dass Polizisten
einerseits über Überlastung klagen und andererseits
gesetzlich angehalten werden, in über 100.000 Fällen
Ermittlungen nur für den Papierkorb zu führen.
Die Bundesregierung lehnt das jedoch ab. Ihre
Einschätzung, von einer Entkriminalisierung der Einreise
würde eine ‚fatale Signalwirkung‘
ausgehen, ist nicht nur zynisch angesichts des Elends, aus dem die
Flüchtlinge fliehen. Sie ist auch purer Unsinn, weil die
jetzigen Bestimmungen des Aufenthaltsgesetzes in der Praxis keine
Abschreckungswirkung entfalten. Eine positive Signalwirkung
hätte ihre Änderung aber insofern, als dass
Deutschland damit signalisieren würde, auf
überflüssige und unnütze
Polizeimaßnahmen zu verzichten. Es gibt keinen legitimen
Grund, Flüchtlinge als Kriminelle einzustufen, nur weil sie
notgedrungen ohne Visum einreisen.
In der Antwort auf eine weitere Anfrage teilte die
Bundesregierung mit, bis September seien 2653 tatverdächtige
Schleuser festgenommen worden, rund doppelt so viele wie im
Vergleichszeitraum des Vorjahres. Die meisten Verdächtigen
stammen aus Ungarn, Rumänien und Syrien. 1988 von ihnen wurden
an der deutsch-österreichischen Grenze festgestellt. Drei
Viertel aller festgestellten 14.811 eingeschleusten
Flüchtlinge stammen aus Syrien, dem Irak und Afghanistan. Ihre
Asylanträge haben damit äußert hohe
Anerkennungschancen. Sie werden nur durch die unzureichenden legalen
Einreisemöglichkeiten oder unzumutbar lange Wartezeiten in
Visaverfahren dazu gezwungen, die Dienste von Schleusern in Anspruch zu
nehmen. Auch deswegen ist es dringend geboten, endlich legale Wege der
Einreise für Flüchtlinge zu schaffen.“
Ulla Jelpke, MdB
Innenpolitische Sprecherin Fraktion DIE LINKE. im Deutschen Bundestag
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