27.10.2015
Syrien: Opfer des Stellvertreterkrieges zwischen USA, Türkei und Russland
Der eigentliche Feind – der sog. „Islamische Staat“ – wird dadurch gestärkt
Der Krieg in Syrien und speziell der des
Islamischen Staates, das ist die vorrangige Fluchtursache. Wer von
Bekämpfung der Fluchtursachen spricht, der muss von der Beendigung
des Krieges sprechen und diese wirklich anstreben. Jan Große
Nobis von der VVN-BdA Münster kommentiert die Lage:
Syrien ist eine umkämpfe Region. Diese Region ist
unübersichtlich. Assad, der säkulare Diktator, die Freie
Syrische Armee (FSA), in der früher demokratische Kräfte mit
gemäßigten islamischen Kräften kämpften (heute
wohl eine islamistische Splittergruppe), die Kurden, die al-Nusra-Front
und der „Islamische Staat“ (IS) und viele andere sind dort
in blutige Kämpfe verwickelt.
Die Fronten sind völlig unübersichtlich. Aber
„wir“ wundern uns, dass die Menschen aus Syrien einfach nur
wegwollen und vor „unserer“ Tür stehen. Kein Wunder,
denn „wir“ sind es, die auf Kosten dieser Menschen dort
unsere imperialen Interessen ausfechten.
Obwohl die Fronten in Syrien ganz einfach sein
könnten: Die Islamisten á la al-Nusra-Front und der
„Islamische Staat“ (IS) sollten der Feind sein! Ich
meine damit nicht unbedingt militärische Gegenwehr. Ich meine
damit, Pläne, um Bildung, Demokratie und soziale Gerechtigkeit
dort zu vermitteln. Immerhin haben sich Assad und Putin auf Neuwahlen
in Syrien geeinigt.
Aber was machen die imperialen Kräfte?
1. Die Türkei steht im Verdacht, den IS mit Waffen
und Infrastruktur unterstützt zu haben. Berichte besagen, dass
Kurden gehindert wurden, am Kampf gegen den IS teilzunehmen, dafür
wurden Waffen für den IS über die Grenzen gebracht und
IS-Kämpfer in türkischen Krankenhäusern
aufgepäppelt. Jetzt hat Erdogan unter dem Label „Kampf gegen
den Terrorismus“ mal kurz den IS bombardiert. Ansonsten
bombardiert er jetzt weiterhin die Kurden, die effektivsten
KämpferInnen gegen den IS!
2. Die USA scheinen durchaus den IS zu bombardieren,
aber gleichzeitig den säkularen Assad. Gleichzeitig hofieren sie
die al-Nusra-Front (al-Qaida in Syrien), die genauso islamistisch ist,
wie der IS. Da weiß man nicht, ob die USA überhaupt eine
demokratische Perspektive in Syrien anstreben.
3. Russland hat sich in den Krieg in Syrien nun
eingeführt. Nach westlichen Medien bombardiert Russland eher die
„gemäßigt-islamistischen“ Kräfte wie die
Freie Syrische Armee (FSA) in Syrien – statt den IS.
Der Feind sollte doch der IS sein. Aber nein, alle in
der Region aktiven Kräfte kochen ihr eigenes Süppchen. Gegen
Assad, gegen die Kurden, gegen die FSA. Gegen alle. Und Deutschland liefert Waffen an
jenes Saudi-Arabien, das den IS unterstützte
und es möglicherweise noch tut. Schließlich sind da auch
noch die Iraner, die wiederum Assad gegen die Saudis
stützen. Die Friedensbewegung sollte genau diesen
Widerspruch der Akteure im Nahen Osten thematisieren. Alle Akteure im
Nahen Osten machen da Krieg. Aber sie machen Krieg gegen demokratische
Kräfte - wie die Kurden - oder gemäßigte-islamistische
Kräfte wie die FSA. Aber nicht gegen den IS. Im Gegenteil, mit
dieser Politik wird der IS gestärkt!
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