25.09.2015
Auch für Sinti und Roma muss gelten: Willkommen!
Ulrich Sander, Bundessprecher der VVN-BdA
(Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes/Bund der Antifaschisten),
erklärte: „Wo noch vor wenigen Wochen rechte
Massenbewegungen gegen Flüchtlinge Politiker aus Sachsen und
Bayern und anderswo faszinierten und anzogen, ist plötzlich ein
Umdenken erkennbar. Allerdings keines, das den Balkan betrifft. Im
Gegenteil.“ Gefordert wird auch eine gute Willkommenskultur
für Sinti und Roma.
Es kommen nicht nur die Afghanen und Syrer, die Opfer
der vom Westen geführten Kriege wurden und sich vor den Folgen und
Fortsetzern der Kriege fürchten; sie sind allein gelassen worden
mit den Rächern des IS und des Taliban. Und diese haben Waffen
– oft aus unserem Land - und freie Hand zu ihren Verbrechen.
Doch nicht nur an dieser Entwicklung trägt die
NATO, trägt der Westen Schuld. Auch an den Ursachen und den Folgen
des vor 16 Jahren zu Ende gegangenen Blutvergießens auf dem
Balkan trägt unser Land Mitschuld. Das hält die Regierenden
nicht davon ab, den ganzen Balkan zu einem sicheren Gebiet zu
erklären, um Albaner, Kosovaren, Mazedonier und Bosnier
abzuweisen. Sie seien ja nur auf ein besseres Leben aus, seien keine
Kriegsopfer.
Erstens: Und wenn? Zweitens: Sie sind durchaus
Kriegsopfer, besonders die Sinti und Roma. Die Nato, die EU und
Deutschland haben den völkerrechtswidrigen Angriffskrieg
geführt, aber nichts zustande gebracht, was die Kriegsfolgen
beseitigte. Migrantenströme versiegen nicht, wenn keine
besseren Lebensbedingungen eingetreten sind. Und sie sind es nicht.
Weder wurde die Korruption beseitigt, nicht in Rumänien, Bulgarien
und Kroatien, noch wurden die Kosovaren beispielsweise von einer
kriminellen Untergrundarmee UCK befreit, die dort das Sagen hat und
Regierung spielt. Die Roma aus jener Gegend Europas, werden zu 99
Prozent von der deutschen Regierung abgewiesen, dies obwohl sie unter
den Spätfolgen nicht nur des Aggressionskrieges der NATO gegen
Serbien von 1999 leiden, sondern auch Hinterbliebene der Opfer
des Holocaust sind und eigentlich besonderer Hilfe durch die Deutschen
erfahren müssten aus geschichtlicher Verantwortung.
Die Hilfsaktionen unzähliger Menschen in unserem
Land sind eine Ermutigung, auf die man nach den widerlichen
Schauspielen von Freital, Heidenau und Dresden schon kaum noch zu
hoffen gewagt hat. Doch sie dürfen nicht dazu führen, die Not
derer vom Balkan zu vergessen. Auch nicht die Not derer aus Afrika, die
nach wie vor auf dem Mittelmeer ihr Heil suchen und tausendfach
sterben. Dass nun auch noch die Marine Deutschlands gegen sie in
Stellung gebracht wird, angeblich um sie vor Schleusern und Schlepper
zu schützen, in Wirklichkeit sie in die Fluchtländer
zurückzubringen, das ist ein ungeheure Tatsache und Eskalation des
Vorgehens der EU-Länder gegen die Ärmsten und
Schwächsten. Leider reicht der Arm der Solidarität der
freiwilligen Helfer nicht bis ins Mittelmeer.
Historische Verpflichtung: Roma willkommen!
Stellungnahme zur Erklärung von Albanien, Kosovo und Montenegro zu „sicheren Herkunftsstaaten“:
Bundesregierung und Länder haben sich darauf
verständigt, Albanien, Kosovo und Montenegro zu „sicheren
Herkunftsstaaten“ zu erklären. Asylanträge von
Schutz Suchenden aus diesen Ländern sollen – ebenso wie
Anträge von Geflüchteten aus Bosnien, Herzegowina, Kroatien,
Mazedonien und Serbien – ohne Prüfung abgelehnt werden.
Damit sollen insbesondere die massenhaften Abschiebungen von Roma
unvermindert weitergehen.
In diesen ethnisch begründeten Staaten, die auch
mit erheblicher diplomatischer Unterstützung Deutschlands und
zuletzt auch mit dem völkerrechtswidrigen Krieg unter deutscher
Beteiligung entstanden sind, ist jedoch für Roma kein Platz.
Stigmatisiert, ausgegrenzt und mittellos sich selbst überlassen,
fehlt es ihnen dort an allem. Der weit verbreitete Antiziganismus macht
es nahezu unmöglich Fuß zu fassen. Selbst physische Gewalt
durch Polizei und Zivilisten ist an der Tagesordnung. Auch das ist
politisch verursachte Verfolgung.
Deutschland steht gegenüber den Nachkommen der Opfer des Holocaust an 500.000 Sinti und Roma in einer besonderen Pflicht.
Nachkommen von jüdischen Holocaust-Opfern aus der
zerfallenden Sowjetunion wurde wegen der Situation in den
Nachfolgestaaten in den 1990er Jahren die Einreise und Niederlassung
als Kontingent-Flüchtlinge erlaubt. Die historische Verpflichtung
ist die gleiche. Darum muss für die Roma aus den Ex-jugoslawischen
Staaten eine entsprechende Regelung geschaffen werden!
Bundesausschuss 27.09.2015
http://www.vvn-bda.de/historische-verpflichtung-roma-willkommen/
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