30.08.2015
Brendtenfeier der Gebirgsjäger: Kritik aus den eigenen Reihen an der Kriegsverbrecherverehrung
Spätes zustimmendes Echo vom Reservisten aus der Bundeswehr auf Angreifbare Traditionspflege und VVN-BdA
Der „Münchner Merkur“
berichtete aus Mittenwald: Der Arbeitskreis Angreifbare
Traditionspflege (und die VVN-BdA) hat einen neuen Mitstreiter: Ulrich
Manschke feuert die Diskussion um die traditionelle Gedenkfeier am
Hohen Brendten erneut an.
Es war eine Geste des tiefen Bedauerns, eine
Entschuldigung für die Gräueltaten im Zweiten Weltkrieg.
Begangen von Gebirgsjägern aus Mittenwald, die zur 1.
Gebirgsdivision gehörten. 70 Jahre nach den Verbrechen hat sich
Bundespräsident Joachim Gauck durchgerungen, in Griechenland um
Verzeihung zu bitten. Und 70 Jahre später trifft sich der
Kameradenkreis der Gebirgstruppe, einst gegründet von den
Generälen der alten Gebirgsdivision, immer noch am Hohen Brendten.
An den beiden Stelen gedenkt er seiner gefallenen, vermissten und toten
Kameraden. Für Ulrich Manschke ist das ein Affront erster
Güte. Der ehemalige Gebirgsjägeroffizier und
Standortälteste fordert: Weg mit der
„Kriegsverbrecher-Verehrung am Nazi-Denkmal“, weg mit dem
„Schandnamen“ Kameradenkreis der Gebirgstruppe, der ihm
zufolge mit so vielen toten Zivilisten behaftet ist.
Manschke, selbst Mitglied in dem Verein, schlüpft
in die Rolle des Nestbeschmutzers und stellt sich auf Seiten der Gegner
– des Arbeitskreises „Angreifbare Traditionspflege“
um Historiker Stephan Stracke. Der Garmisch-Patenkirchner fühlt
sich in Gaucks Aussagen bestätigt. „Mit dieser klaren
Schuldzuweisung an die Wehrmachts-Generalität hat er den
jahrzehntelangen Kampf des Arbeitskreises als
verfassungsgemäß und gerechtfertigt gewürdigt“,
schreibt er im Mai 2015 in einer Stellungnahme, die er auch dem
Vorsitzenden des Kameradenkreises, Horst-Dieter Buhrmester, zukommen
hat lassen.
Die Vorwürfe, die Manschke erhebt, haben
Zündstoff. Er feuert seine Kritik unverblümt ab. Für ihn
ist das Gedenken reine Vortäuschung. Eine kleine Gruppe von
hochrangigen Militärs und Generälen habe in seinen Augen das
Ziel, das Erbe der Kriegsverbrecher aufrechtzuerhalten. Zu der Meinung
kommt Manschke, weil sich der Kameradenkreis noch heute auf seine
Gründungsväter beruft.
Ins Visier nimmt Manschke vor allem zwei Personen:
Buhrmester und den derzeitigen Mittenwalder Standortältesten,
Oberst Michael Warter. Letzterem hält er vor, das neue Denkmal,
das bei der diesjährigen Brendtenfeier am 13. September für
die Opfer der Gebirgstruppe der Bundeswehr eingeweiht werden soll,
genehmigt zu haben. Eine private Einrichtung wie der Kameradenkreis
dürfe auf Bundeswehr-Gelände aber nicht bauen. Warter selbst
bringt sich aus der Schusslinie. „Ich bin nicht zuständig
für diesen Bereich“, sagt er und bekommt Unterstützung
von Buhrmester. „Manschke täuscht sich“, betont er.
Der Kameradenkreis sei der Besitzer des Geländes, räumt aber
gleichzeitig ein, dass dieses vom Standortübungsplatz umgeben ist.
Heißt für ihn: „Wir können dort machen, was wir
wollen.“ Und: Für die Genehmigung des Denkmals reicht der
normale Behördenweg.
Besänftigen kann der Vereins-Präsident seinen
Widersacher nicht. Dem ehemaligen Gebirgsjägeroffizier stinkt es
gewaltig, dass er die Anhänger der Angreifbaren Traditionspflege
– trotz deren Rehabilitation durch den Bundespräsidenten
– immer noch in die Schublade der „linken Chaoten“
steckt. Mehr noch, ihnen bei einer Störung der Denkmal-Einweihung
sogar mit Polizei und Feldjägern sowie einer Klage wegen
Landfriedensbruchs droht.
Die Anschuldigungen kann Buhrmester indes nur
belächeln. Manschkes Schreiben hat er einmal gelesen und rasch
weggelegt. „Das ist eine reine
Selbstbeweihräucherung.“ Die Stellungnahme wurde an den
Ältestenrat weitergeleitet. Aus seinen Augen, aus seinem Sinn.
„Darüber zerbreche ich mir nicht den Kopf“, sagt er.
Er weist jegliche Kritik von sich und seinem Verein. „Bei den
Kriegsverbrechen, die begangen wurden, war keiner aus dem Verein
dabei.“ Buhrmester distanziert sich auch klar davon. Seinen
Mitgliedern und ihm gehe es schlicht und ergreifend darum, als Verband
aufzutreten und zu zeigen, dass man mit der Gebirgstruppe verbunden
ist. Ebenso rechtfertigt er die Bedeutung des neuen Denkmals. Denn
bisher gab es kein Denkmal, das auch an die Opfer der Bundeswehr
erinnert. „Wir machen das, was längst überfällig
war.“ Mit oder ohne Demonstrationen.
Brendtenfeier: Kritik aus den eigenen Reihen
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