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Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes
Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten

Landesvereinigung NRW

 

06.08.2015

Die Nato geht propagandistisch in die Offensive

Die Friedensbewegung und tausende Wissenschaftler stellen sich dem entgegen

Die Friedensbewegung wendet sich mit Aufklärung und Protesten gegen gefährliche NATO-Pläne und -Aktivitäten. Das beginnt mit der traditionellen Demonstration am »Tag der deutschen Einheit« 3. 10. in Kalka, dem Sitz des JAPCC.  Am 21. November wird die Friedensbewegung dann in Essen gegen die NATO-Konferenz zur Militarisierung der Öffentlichkeit und für friedliche Konfliktlösung und wahrheitsgetreue Information aktiv werden. Denn die Jahreskonferenz 2015 des Joint Air Power Competence Centre (Kalkar) der Nato findet im November in Essen (in der Messe) statt. Thema:“ Luftwaffe und strategische  Kommunikation - Militär und Medienarbeit“.  Zum Glück geht auch die Wissenschaft an die Öffentlichkeit. Viele tausend Wissenschaftler traten am 28.7. mit einer Erklärung gegen die „intelligenten Kampfroboter“ hervor. Aber das Medienecho im TV war spärlich. Eine Sendung in der „aktuellen Stunde“ des WDR vom Sonntag 2.8.15 steht „nicht online“, wie es auf der WDR-Seite heißt. JAPCC wirkt. Dies ist eine Erklärung von Bernhard Trautvetter (Essener Friedensforum)  zu den JAPCC-Aktivitäten : und zur Antwort der Friedensbewegung:

Kalkar, bekannt durch die ersten Großdemonstrationen der Frieden- und Ökologiebewegung, ist seit 1969 Bundeswehrstandort. Dort wächst ein Herzstück  des Nato-Krieges des 21. Jahrhundert: Das Hauptquartier des Zentrums Luftoperationen der Bundeswehr  und weitere Kommandobehörden der Luftwaffe und der NATO haben dort und im benachbarten Uedem ihren Sitz,  darunter das für die Kontrolle und Steuerung von Flugbewegungen zwischen dem Atlantik, Russland und dem Nordkap zuständige Nationale Lage- und Führungszentrum für Sicherheit im Luftraum und das das Weltraumlagezentrum der Luftwaffe und das Nato-Combined Air Operations Centre. Das Weltraumlagezentrum gewinnt schon wegen der vielen weltweiten Militär- und Kriegseinsätze der Bundeswehr an Bedeutung.

Das 2005 gegründete Joint Air Power Competence Centre (JAPCC) versteht sich als  Denkfabrik, die auf die Integration aller Elemente der sogenannten Kriegsführung ('warfare') von Satelliten über Drohnen bis zum Cyber-Krieg im Internet hin wirkt. Die 'Vision', die sich das JAPCC gab, drückt sein Jahresbericht 2008  ungefähr so aus: Wir wollen der in der Nato stark beachtete Agent für die Entwicklung visionärer, unabhängiger und gemeinsamer sowie innovativer Konzepte für Operationen sein, die die Nato befähigen, den Weltraum und die Luftwaffe effektiv und effizient zu nutzen. Kein Wunder, dass eines seiner ersten Themen die damals noch in recht wenig bechtete und heute weit verbreitete Drohnen-Technik war. Im JAPCC Journal 18 von 2013 werden sie im Text 'Unmanned Technology' als Element der Entwicklung hin zur Kriegsführung mit autonomen Systemen dargestellt, das ist der automatische  Krieg.

Das JAPCC

Das JAPCC bezeichnet z.B. das von ihm angeleitete computergestützte Strategie-"Spiel" namens >>Schriever Game<<, das selbst größere Manöver simuliert, als eines der wichtigsten  Ereignisse der letzten Jahre für die Allianz (https://www.japcc.org/portfolio/flyer-5/). Die von hohen Militärs, Politikern, Industriellen und Militärstrategen bestrittenen JAPCC- Jahreskonferenzen befassen sich mit Kriegs-Szenarien. Die  Konferenz 2012 trug den Titel 'Warfare in the 21st century'. Das erinnert an eine Konferenz des Institute for Foreign Policy Analysis im Ronald Reagan Building and International Trade Center vom 20. und 21.Januar 2010: >>Air, Space & Cyberspace Power in the 21st-Century<<. Im gleichnamigen Bericht lesen wir Seite 21 vom 'Erfordernis, die nucleare Handlungsfähigkeit der US-Luftwaffe aufrecht zu erhalten.'  (http://www.ifpa.org/pdf/USAFreportweb.pdf, Übersetzung: B.T.)  Das JAPCC zeigte sich im Flyer für die 2012er-Konferenz "voller Vertrauen in neue Wege des Denkens und ... der Technologie, ... um das Potential der Luftwaffe und militärischen Weltraumnutzung umzusetzen".

Air Cdre G. Porter beschrieb in einer Präsentation auf der JAPCC-Konferenz 2007 drei Kriegsarten. Der 'Contained War' umfasst eingrenzende Aktionen, die einer gegnerischen Macht z.B. durch Flugverbotszonen Souveränität versagen, der lange Krieg umfasst "Missionen", wie wir sie vom sog. Anti-Terror-Krieg her kennen. Der große Krieg erfolgt mit wenigen massiven Schlägen. Es gibt im Krieg laut Porter die Aufgabe des Staates, auch nach Schlachten durch öffentliche Kampagnen Autorität zurück zu erlangen. (http://www.academia.edu/4570558/Air_Power_in_Countering_Irregular_Warfare)

Die Hoffnung auf Sieg verbindet die Nato in den Konferenzen des JAPCC mit dem Begriff Air Land Integration (ALI), und in der 2014er-Konferenz mit Nexus, also Verknüpfung (Connection). Das meint die Integration aller bisherigen Ebenen der Kriegsführung mit dem Internetkrieg, der 2014 ‚Cyber Power‘ genannt wurde. Nach einem Text in der 'Welt' vom 25.11.2010 [Wie Computerviren Atomanlagen manipulieren] ist der Phantasie, hinsichtlich der Wirkung des Cyber-Krieges keine Grenze gesetzt. Es geht wieder um die ‚weite Orchestration‘ (Unterlage Future Vector - Present Paradox - Future Challenge, Kalkar 2014, S.133) aller militärischen Möglichkeiten. Die Strategen mögen Orchester: der Begriff findet sich wiederholt in Nato- Unterlagen. Beschönigung und Verharmlosung, sowie die Abwälzung von Verantwortung auf Gegner/"Feinde" ist ein Mittel, um selbst für bedrohliche  Szenarien Zustimmung zu erhalten.

Laut Manuskript „Air & Space Power in Nato“ Part I, sei die zwei Jahrzehnte lange Annahme, es gebe keinen großen Krieg (‚major war‘) mehr in Europa, anzuzweifeln (S. 141). Mögliche Ausgangspunkte seien die Ukraine, das Baltikum und Georgien. Diese Tagungsunterlage von 2014 besagt weiter Seite 70, dass es einer der Eckpfeiler der Nato sei, Abschreckung auf einem "angemessenen Mix nuklearer und konventioneller Fähigkeiten" aufzubauen.

Die Strategen spielen mit dem Untergang der Zivilisation. Alleine die Tatsache, dass in Europa ca. 100 AKWs stehen, das größte davon in der Ukraine, verdeutlicht, es gibt das Inferno auch ohne Atomwaffen:

Das JAPCC propagiert das Zusammenwirken aller Kriegsmittel auch mit dem Begriff Nexus: laut dem Manuskript von 2014 meint Nexus das schon bekannte Ineinandergreifen von Luft, All,..und Ineternet (cyberspace) in der Anwendung von tödlicher und nicht- tödlicher ("lethal") Gewalt. (S.101)

Die Legitimation für Kriegs-Szenarien ergibt sich aus dem Verweis auf die Krim, die für die Nato russischen Expansionsdrang beweist. Dabei übergeht man den Verfassungsbruch bei der Regierungsbildung Jatsenjuk und  die Nato-Expansion, von der auch das Kalkar- Material 2014 spricht: Man freut sich,  schon 12 Nato-Staaten in Osteuropa aufgenommen zu haben. (S. 39)

2015 wechselt die Konferenz in die Messe Essen. Das ist für die Beteiligung kapitalkräftiger Aussteller der Rüstungsindustrie optimal.

Schließlich ist der Kapitalismus derzeit noch die überlegene Form menschlichen Zusammensterbens.

Und um das "Spiel" mit dem Feuer mit einer möglichst breiten Zustimmung in der Bevölkerung abzusichern, braucht man modernste Formen der Medien-Nutzung für die Zwecke des Krieges. In der Essener Nato-Konferenz vom 23.-25.11.2015 thematisiert die Luftwaffe laut Konferenztitel "Strategische Kommunikation und Nato-Herausforderungen für die Zukunft".

Man sieht sich laut Konferenz-Flyer dem Problem gegenüber, dass es Einheiten (die Friedensbewegung?!) gibt, die der Nato 'feindselig' gegenüber stehen und die es verstehen, die Verletzlichkeit der Öffentlichen Meinung, so auszunutzen, dass sie die Unterstützung für die Anwendung militärischer Mittel durch die Nato untergraben...

Sie sehen das Problem, dass "große Teile der Bevölkerung wie der Medien" eine "ausgesprochen kritische Haltung gegenüber allem, was mit Streitkräften und Kriegswaffen zu tun hat", einnimmt (Behörden Spiegel 05/2015 S. 58).

Das zu ändern ist Plan der Essener Nato-Konferenz 2015. Wir werden dies durchkreuzen, denn wir leben, und zwar im Staat des Grundgesetzes, in der Welt der Uno-Charta, in dem Teil Europas, der durch den 2+4-Vertrag zur Vereinigung der BRD und der DDR auf friedlichen Interessensausgleich festgelegt ist. Wir wollen überleben. Dazu müssen wir jenen Kräften entgegentreten, die diese Zeit zur gefährlichsten der Menschheitsgeschichte machen. Die Friedensbewegung wird den Kriegspropagandisten mit mehrere Aktionen aufklärend und protestierend entgegentreten: Am 3.10. mit einer Friedensdemonstration in Kalkar und Ende November mit Friedensaktionen in Essen.

Demo in Kalkar am 3. Oktober: "Krieg im 21. Jahrhundert verhindern" (r-mediabase.eu-re)

PS. übrigens hat die JAPCC-Aktivitäten bis 2014 der neue NARO-Oberkommandierende US-General Philipp Breedlove geleitet.

Weitere Informationen zu den NATO-Plänen für den Einsatz von Kampfdrohnen und intelligenten Kampfrobotern im Krieg stehen hier. Unsere Enthüllungen sind bisher nicht durchgedrungen. Dennoch geht die NATO in die Offensive: Erstmals finden die jährlichen JAPCC-Kongresse nicht im Verborgenen am Niederrhein statt, sondern in Essen, und zwar im November 2015. Zum Glück geht auch die Wissenschaft an die Öffentlichkeit. Viele tausend Wissenschaftler traten am 28.7. mit einer Erklärung gegen die „intelligenten Kampfroboter“ hervor. Aber das Medienecho im TV war spärlich. Eine Sendung in der „aktuellen Stunde“ des WDR vom Sonntag 2.8.15 steht „nicht online“, wie es auf der WDR-Seite heißt.

Hier ein Auszug über die Enthüllungen der Friedensbewegung seit 2012 – siehe auch www.nrw.vvn-bda.de

Und hier: http://www.nrw.vvn-bda.de/bilder/trautvetter_sander_kalkar.pdf

http://www.ag-friedensforschung.de/themen/Standorte/kalkar4.html

http://www.ag-friedensforschung.de/themen/Standorte/kalkar5.html

http://www.ag-friedensforschung.de/themen/Standorte1/kalkar2.html

Bernhard Trautvetters in Dortmund gehaltener Vortrag, aufgearbeitet durch KrostaTV: https://www.youtube.com/watch?v=YpdiZy6Po1w

Unsere Pressekonferenz: https://www.youtube.com/watch?v=wjlnx7LM9gU          

Trautvetters Interview: https://www.youtube.com/watch?v=CednoRhNOZc

Ulrich Sanders Text: http://www.nrw.vvn-bda.de/texte/1324_zeitbomben.htm

Reden von Trautvetter und Sander: http://www.ag-friedensforschung.de/themen/Standorte1/kalkar-demo.html

https://www.youtube.com/watch?v=y985_3wJSxg

Die RP dazu: http://www.rp-online.de/nrw/staedte/kleve/der-luftwaffenstandort-kalkar-waechst-aid-1.4085561  

Zynisch: Kalkar, Afghanistan: http://www.einsatz.bundeswehr.de/portal/a/einsatzbw/!ut/p/c4/LYvBCsIwEET_
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Und Luftführung wechselt nach Kalkar: http://www.luftwaffe.de/portal/a/luftwaffe/!ut/p/c4/NYuxDsIwDAX_
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Im Einsatz bei Manövern vom Süden bis Litauen.... http://www.luftwaffe.de/portal/a/luftwaffe/!ut/p/c4/NYvBCsIwEAX_
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Weltraumlagezentrum. http://www.luftwaffe.de/portal/a/luftwaffe/!ut/p/c4/NYuxDsIwDAX_
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Neu! http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/debatten/forscher-wie-stephen-hawking-warnen-vor-kampfroboter-einsatz-13723167.html

Tausende Unterzeichner - Forscher warnen vor Einsatz selbständiger Kampfroboter

In wenigen Jahren könnten Kampfroboter im Krieg eingesetzt werden, die kein Mensch mehr steuert. Tausende Forscher warnen vor den Folgen dieser Entwicklung, unter ihnen Stephen Hawking, Steve Wozniak und Noam Chomsky.

Aus der Frühzeit einer Entwicklung: Vor zehn Jahren stellte das amerikanische Militär die ferngesteuerten Kampfroboter namens Talon Sword für den Einsatz im Irak vor.

Wissenschaftler und Technologie-Experten warnen vor der Entwicklung selbständiger Kampfroboter für den Krieg. Intelligente Drohnen, die anhand definierter Kriterien eigenständig Menschen töten können, seien möglicherweise schon in wenigen Jahren verfügbar, hieß es in einem offenen Brief. Unterzeichnet wurde das Schreiben unter anderem von dem Astrophysiker Stephen Hawking, Apple-Mitgründer Steve Wozniak, Sprachwissenschaftler Noam Chomsky und dem Silicon-Valley-Star Elon Musk, der unter anderem mit seiner Firma Tesla Elektroautos entwickelt.

„Künstliche Intelligenz ist an einem Punkt angelangt, an dem der Einsatz solcher Systeme innerhalb weniger Jahre, nicht Jahrzehnte, möglich sein wird“, schrieben die Forscher. Aus: FAZ 28.07.2015

Das Essener Friedensforum berichtet über Pläne des Joint Air Power Competence Centrum:  

Dieses Jahr führt der beständige Zuwachs an Teilnehmern und Bedeutung der JAPCC-Jahreskonferenz dazu, dass sie in die Messe Essen verlegt wird. Ende November wird man dort unter anderem über das Problem sprechen, dass etwa die Friedensbewegung auf die öffentliche Meinungsbildung einwirkt. Die einheimische Bevölkerung unterstützt, so die Einladung, in viel zu geringem Ausmaß die Operationen der NATO-Luftwaffe. Kräfte, die als feindlich gekennzeichnet werden, bewirkten eine »Friedensverstiegenheit« der Öffentlichkeit, so dass man sich nun mit der Medienarbeit der NATO befassen müsse, um die Öffentlichkeit besser im Sinne der Militarisierung beeinflussen zu können. Das betrifft gedruckte Medien, Rundfunk und Internet.

Die Konferenz trägt den Titel »Strategische Kommunikation – NATO-Herausforderungen für die Zukunft«. Die Inanspruchnahme der Medien für Kriegspropaganda soll auf allen Ebenen professionalisiert werden. Die Friedensbewegung wendet sich mit Aufklärung und Protesten gegen diese gefährlichen NATO-Aktivitäten. Das beginnt mit der traditionellen Demonstration am »Tag der deutschen Einheit« 3. 10. in Kalka, dem Sitz des JAPCC.

Am 21. November wird die Friedensbewegung dann in Essen gegen die NATO-Konferenz zur Militarisierung der Öffentlichkeit und für friedliche Konfliktlösung und wahrheitsgetreue Information aktiv werden.