31.07.2015
Cornelia Kerth: Geschichte verpflichtet: Bleiberecht für Roma – Abschiebestopp sofort!
Die Ausländerpolitik der CSU mit Horst
Seehofer an der Spitze, der sich nunmehr auch Politiker der SPD und
Grünen annähern, läuft auf die seit Jahrhunderte
währende Praxis „gegen die Zigeuner“ hinaus, auch wenn
nur von Asylsuchenden aus sicheren Balkanstaaten und nicht einmal
ausdrücklich von Roma die Rede ist, die in besondere Lager
eingewiesen und sofort abgeschoben werden sollen. Für die in
Hamburg entstandene Situation in Hamburg hat die Hamburger VVN-BdA eine
Erklärung der Bundesvorsitzenden der VVN-BdA Cornelia Kerth
herausgegeben. Gefordert wird vor dem Hintergrund des Holocaust an den
Juden und Sinti und Roma eine Gleichbehandlung aller NS-Opfer und ihrer
Nachkommen bei der Einwanderung.
Die Erklärung hat den Wortlaut:
Geschichte verpflichtet: Bleiberecht für Roma – Abschiebestopp sofort!
Abschiebungen von Roma in die Nachfolgestaaten
Jugoslawiens gehen unvermindert weiter. Trotz der Beschreibung der
unerhörten Lebensumstände, die die Familien nach Berichten
unabhängiger Berichterstatter dort erwarten, hat die
Bundesregierung Mazedonien, Bosnien und Serbien bereits zu
„sicheren Herkunftsstaaten“ erklärt, Kosovo soll
folgen.
In diesen ethnisch begründeten Staaten, die auch
mit erheblicher diplomatischer Unterstützung Deutschlands und
zuletzt auch mit dem völkerrechtswidrigen Krieg unter deutscher
Beteiligung entstanden sind, ist für Roma kein Platz.
Stigmatisiert, ausgegrenzt und mittellos sich selbst überlassen,
fehlt es ihnen dort an allem. Der weit verbreitete Antiziganismus macht
es nahezu unmöglich Fuß zu fassen. Selbst physische Gewalt
durch Polizei und Zivilisten ist an der Tagesordnung.
Dabei steht Deutschland gegenüber den Nachkommen
der Opfer des Holocaust an geschätzten 500.000 Sinti und Roma in
einer besonderen Pflicht.
Schon bei der Einweihung des Mahnmals für die
ermordeten Sinti und Roma Europas 2012 in Berlin wurden diejenigen, die
im Anschluss an die Rede der Bundeskanzlerin nach den Abschiebungen
fragten, zurechtgewiesen, das sei „heute“ kein Thema .
Welchen Sinn kann ein Mahnmal haben, wenn es für das Heute keine
Bedeutung hat?
Nachkommen von jüdischen Holocaust-Opfern aus der
zerfallenden Sowjetunion wurde wegen der Situation in den
Nachfolgestaaten in den 1990er Jahren die Einreise und Niederlassung
als Kontingent-Flüchtlinge erlaubt. Warum kann nicht für die
Roma aus den Ex-jugoslawischen Staaten eine entsprechende Regelung
geschaffen werden? Die historische Verpflichtung ist die gleiche.
Jetzt haben sich Betroffene in der Initiative
„Romano Jekipe ano Hamburg“ zusammengeschlossen und werden
in der nächsten Woche Mahnwachen vor der
Ausländerbehörde durchführen und i für ein
Bleiberecht demonstrieren. Wir werden sie dabei nach Kräften
unterstützen!
|