14.04.2015
Morde in letzten Minuten
Antifaschisten gedachten der Opfer in Düsseldorf
Vor
70 Jahren – quasi in den letzten Minuten vor Kriegsende und der
Zerschlagung des Faschismus in Düsseldorf – wurde Else Gores
(26), Mutter des vier Jahre alten Sohnes Joseph, im Eller Forst
zusammen mit zwei Deserteuren erschossen. Ihrer gedachten rund 30
antifaschistische Bürger und Bürgerinnen gemeinsam mit der
DKP und Vertretern der VVN-BdA und der DFG-VK, der Linkspartei
sowie Dieter Andresen, dem Sohn des exekutierten Theodor Andresen.
Rechtsanwalt Volker Götz las aus dem Buch
„Der Junge mit den blutigen Schuhen“ von Dieter Forte, in
dem die letzten Minuten des Mordes ergreifend skizziert werden. Else
Gores hatte im Gegensatz zu den beiden Soldaten die Kopfschüsse
der „Heeresstreife Kaiser“ überlebt.
Sie wurde von Spaziergängern schwerverletzt
gefunden und in die Gaststätte „Waldschänke“
gebracht. Dort wurde Else Gores erneut gefasst und deportiert. Ihre
Leiche wurde bis heute nicht gefunden.
Else Gores war kein Einzelfall in der Kriegsendphase:
Ermordet wurden unter anderem auch der „Halbjude“ Moritz
Sommer, der ebenfalls Deserteure versteckt hatte, der
„Fahnenflüchtige“ Josef Funk und der 17 Jahre alte
Alwin Briese aus Gerresheim, der an Ort und Stelle auf der
Dreherstraße erschossen wurde.
Hauptmann a.D. August Kaiser wurde nach dem Krieg wegen
Beihilfe zum Totschlag zu fünf Jahren und zwei Monaten Zuchthaus
bestraft. Der Feldwebel Stender, ebenfalls eine treibende Kraft in der
Heeresstreife Kaiser, wurde wegen Mordes an Moritz Sommer und wegen
gemeinschaftlich versuchten Totschlags an Else Gores zum Tode
verurteilt. Das Grundgesetz trat in Kraft, die Todesstrafe wurde
verboten - Stender blieb die lebenslange Zuchthausstrafe.
Uwe Koopmann
Erinnerung an die 26 Jahre alte Else Gores: Sie
überlebte einen Kopfschuss der Nazis und wurde danach
"beseitigt". (Fotos: Bettina Ohnesorge)
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