22.12.2014
Deutschland entwickelt
militärisch gestützte Großmachtambitionen
Zu den
Aufgaben der Friedensbewegung und der Antifaschisten im Jahr 2015
Im Jahr 2015 und mit Blick auf
den 70. Jahrestag der Befreiung von Krieg und Faschismus am 8. Mai sind
verstärkte Anstrengungen zur Zusammenführung der
antifaschistischen Bewegungen und der Friedensbewegung anzustreben,
nicht aber eine Zusammenführung der Friedensbewegung mit nach
rechts offenen Kräften. Das betonte Ulrich Sander,
Bundessprecher der VVN-BdA, Anfang Dezember bei einer Tagung in Kassel
zur Vorbereitung der Schaffung einer Arbeitsgruppe der VVN-BdA
für Frieden und Antimilitarismus. Diese Arbeitsgruppe soll im
Februar ihre Arbeit aufnehmen. Sander führte u.a. aus:
Deutschland entwickelt eigenständig und
als führendes Mitglied der EU militärisch
gestützte Großmachtambitionen. Es ist nicht nur
Anhängsel der NATO- und US-Politik. Vorherrschende Sprach- und
Argumentationsmuster bedeuten derzeit: Einerseits wird
militärisches Eingreifen als einzig mögliche Option
genannt und anderseits werden Kriegsgegner/innen und alternative
Lesarten diskreditiert. Dies geschieht auch dadurch, dass neuerdings
die Friedensbewegung als rechtslastig diskreditiert wird. Dass es dazu
kommen konnte, daran sind Teile der Friedensbewegung nicht unschuldig.
Voran daher eine persönliche Bemerkung.
Sie wurde formuliert in einer Situation, da ich von vielen Seiten
bedrängt werde, etwas zu tun, was in unserer VVN-BdA
entschieden abgelehnt wird: Mit der Mahnwachenbewegung
zusammenzuarbeiten. Dieser Druck kommt auch von Freunden. Inzwischen
wird sogar der Plan erörtert, zum 8. Mai 2015, dem 70.
Jahrestag der Befreiung von Krieg und Faschismus, seitens der
Friedensbewegung mit den sog. Mahnwachen zusammenzuarbeiten. Wir haben
als Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes/VVN-BdA mit
Bundestagsabgeordneten darüber gesprochen und entschieden
abgeraten.
Zur Rolle der "VIPs" in der Friedensbewegung, den
vielen Very Important Persons, die mich anrufen, aber nie recht Zeit
haben…: Sie reden und sind gleich wieder weg. Ich finde das
oftmals befremdlich. Soweit es sich um MdB handelt, leisten
sie eine gewaltige Arbeit für den Frieden, soweit sie sich
dann in die außerparlamentarische Bewegung begeben (wenn sie
es überhaupt tun, sie haben ja verständlicherweise
nicht viel Zeit), dann benehmen sie sich doch oft sehr herablassend,
ohne viel Verständnis für die Basis. Da werden wir
bedrängt, Demos zusammen mit den "Mahnwachen"
durchzuführen. In Bochum wollten die VVN-BdA und die
Friedensgruppen dies nicht, sie haben viele Gründe - und was
geschieht? Man organisierte sie Sache von außen. Das hat es
so noch nie gegeben.
Die Linken der Linken im Bundestag haben mich in
der Tat in letzter Zeit oft in ihrer Haltung befremdet. Da nimmt
zunächst die Parteiführung gegen die
Montagsmahnwachen/FB14 Stellung, und was geschieht? Die Minderheit in
der Fraktion sagt was ganz anderes. Na, so denke ich, das ist ein
Reflex, das geht da automatisch so. Und später
überlege ich mir: Die müssen wohl so handeln, denn
sie haben festgestellt, dass FB14 und AfD viel Zustimmung von
Linkspartei-Wählern bekommen. Und die müssen sie nun
positiv beeinflussen. Das hört sich an, wie die Reaktion
vieler auf Pegida: Man muss doch die Ängste der Leute
wahrnehmen…
Das verstehe ich in einem bestimmten
Maße sogar, aber warum muss zu diesem Zweck der
Friedensbewegung, der richtigen, gesagt werden, dass sie bei diesem
"Wahlkampf" mitzutun habe? Die MdBs können doch
reden wo sie wollen, aber warum soll die VVN-BdA und die
Friedensbewegung dazu die Papiere mit der Mahnwache unterschreiben?
Liegt bei vielen von uns nicht eine
Fehleinschätzung dahin gehend vor, dass alles unter
parlamentarischen Gesichtspunkten gesehen wird? Ob die Friedenspartei
DieLinke ein paar Prozent mehr oder weniger hat bei den Wahlen, das ist
wichtig. Aber es ändert doch nichts an der Kriegsbereitschaft
der Regierung! Einfluß auf die Regierung hat das, was sich in
der Bevölkerung tut, wenn sie etwas tut. Auf
Straßen und Plätzen, und übrigens auch in
Betrieben. (Doch da erleben wir ja noch immer eine IG Metall, die auch
für die Rüstungsarbeitsplätze
kämpft, - das ist aber eine andere Frage, die zu
erörtern wäre.)
Ich habe es immer abgelehnt, öffentlich
zu streiten in der ganzen Angelegenheit. Ich wurde von Journalisten
bedrängt, Interviews zu geben, um die FB14 „zu
entlarven“. Ich sagte nur:
"Die
VVN-BdA verweigert sich einer Unterschrift unter den Kampagneaufruf
hingegen. Man wolle nicht mit den Friedensmahnwachen in Verbindung
gebracht werden, so Ulrich Sander, Bundessprecher der VVN-BdA,
gegenüber jw. Arbeit mit jungen Menschen, die durch die
Mahnwachen auf Friedensthemen aufmerksam geworden sind, hält
auch er für notwendig. 'Dafür', sagte Sander,
'braucht es aber keine Zusammenarbeit mit deren Gründern.'"
(jw 10.11.14)
Das ist alles, was ich sagte und sage, und es ist
mit dem Bundessprecherkreis der VVN-BdA abgestimmt.
Ein früherer DKP-Mann schrieb mir: „Du erinnerst Dich
doch sicher noch an den Vorläufer der Deutschen
Friedens-Union, den Bund der Deutschen, einer kommunistischen
Gründung, von Kommunisten betreut und angeleitet. Mir sind in
diesem Zusammenhang auch die ganzen Debatten mit nationalkonservativen
Positionen durchaus noch präsent. Der
„Ostteil“ der heutigen linken Bewegung wird sich
sicherlich noch an die Nationaldemokratische Partei als ein
Auffangbecken ehemaliger Wehrmachtsoffiziere und sonstiger national
Gesinnter erinnern können. PDS-Mitglieder werden sich
möglicherweise noch an die ganzen Debatten um Heinrich Graf
Einsiedel erinnern können und vielleicht auch noch an dieses
oder jenes, was er in seiner Mandatszeit für die PDS von sich
gegeben hat. Ehrlich gesagt, dagegen nimmt sich Ken Jebsen eher wie ein
Waisenknabe aus. Du kennst die ganzen Sachen 'Bund der Deutschen', DFU,
unser Agieren in der Friedensbewegung bis hin zu Mechtersheimer nicht
schlechter als ich. Warum verdrängst Du das? Entweder man sagt
offen, das war alles ein Fehler, dann kann man damit umgehen. Oder man
ist mit heutigen 'Sündern' etwas gnädiger. Ich kann
es einfach nicht nachvollziehen.“
Zu dieser wie auch von anderen verbreiteten
Ermahnungen, die Linken und Antifaschisten sollten doch
endlich an die guten alten Bündnisse mit den "Konservativen"
anknüpfen, die sie einst pflegten: Die Geschichte ist mir wohl
bekannt. Allerdings: Die Gründungen, die genannt wurden, waren
Gründungen von Antifaschisten [keine Sache der KPD]; die
Gründungen der FB14/Mahnwachen sind es nicht, diese
Gründer waren andere, keine Antifaschisten. Und was die Zeit
von 1943 bis 1989 anbelangt, so ist diese wohl nicht mit der Gegenwart
zu vergleichen. Mit Demagogie und Diskurspiraterie versuchen die
Faschisten und Ultrarechten derzeit Einfluss im sozialen Protest und
nun auch in der Friedensbewegung zu erringen. Die derzeitige Leitung
der FB14 (wer immer das ist, man bekommt das ja nicht zu fassen, aber
das auszusprechen wäre ja dann "Verschwörungstheorie
von links") gibt eine Erklärung nach der anderen ab, um uns zu
beruhigen. Vielleicht sind die auch ehrlich, aber zur Ehrlichkeit gehört
auch zu sagen, es kommt an deren Basis gar nicht oder kaum an.
Denn: Hören wir doch mal nicht nur auf Ken Jebsen, sondern
hören wir mal zu, was im z. B. Ruhrgebiet von den Mahnwachen
zugelassen wird, wenn Jebsen weit weg ist.
Im übrige haben wir nicht die Situation
wie bei der Gründung des "Nationalkomitees freies
Deutschland". Wir haben die Situation, dass Nazis wie vor 1933
– bis 1939 - mit Friedenslosungen die Massen ansprechen - und
wir müssen dagegen halten. Diese Verlogenheit entlarven. Das
Verrückte ist heute, dass die Sozialdemokratie Krieg
führt und die Nazis dagegen
„protestieren“. "Nie wieder Krieg" rufen sie und
fügen leiser hinzu "nach unserm Sieg". Und wir haben
auch eine Situation wie Anfang der Wiederbewaffnung. Die Nazis gingen
mit den USA, siehe Himmeroder Generaals-Denkschrift vom Oktober 1950, um mit ihnen ihre
alten Ziele zu erreichen: Niederringung der Sowjetunion, und sie
übergingen dabei eine Minderheit in ihren Reihen, den Reihen
der Nazis, die sagten, daß Deutschland sich befreien
müsse von allen Besatzungsmächten, vor allem auch von
den jüdisch beherrschten USA, um
Souveränität und eigene Stärke, auch
militärische zu erlangen. Dieser Quatsch von der mangelnden
Souveränität Deutschlands, ihrem Status als besetztes
Land, besetzt vom Feind USA und NATO, von denen alle Kriege ausgingen
und noch ausgehen, wird heute von den Mahnwachenleuten gepredigt, die
dann Solidarität mit dem "Feind meines Feindes", dem Freund
Rußland, heucheln.
Ich
finde, solche Bündnispartner sind keine Stärkung,
sondern eine Schwächung. Stattdessen müssen wir
andere Partner finden. Deshalb müssen wir die SPD- und
Gewerkschaftsbasis an die Friedensbewegung wieder heranführen. Ebenso die Kirchen.
Immer wenn die Gewerkschaften mitmachten, war die Friedensbewegung
erfolgreich. Es gibt ein zartes Umdenken, siehe die beiden letzten
Jauch-Sendungen und die Zustimmung zu Platzek, siehe die
Erklärung „Krieg in Europa? Nicht in unserem
Namen“. Da müssen wir dranbleiben. Und da
dürfen wir nicht mit nach rechts offenen Leuten und
antisemitischen Gründern ankommen, da werden uns die
Gewerkschafter aber was husten!
Die Friedensbewegungspolitik von vor 1989 halte
ich nach wie vor für wichtig und richtig. Da gibt es keine
Fehler zu bereuen. Aber diese Politik richtig auch im Heutigen
anzuwenden, da gibt es noch viel zu knobeln. Da geht es nicht nur um
aktuelle taktische Bündnisfragen, sondern auch um strategische
Zukunftsfragen.
Ich sehe hier die NATO-III.Weltkrieg-Vorbereitung,
die vor unserer Haustür in Kalkar/Uedem und anderswo betrieben
wird- nunmehr auch in Münster, wo die "Speerspitze" der Nato
gegen Rußland installiert wird. Da kann einem angst und bange
werden. Und je mehr unsere Politiker sagen: Eine militärische
Lösung scheidet in der Ukrainefrage aus, um so näher
kommen wir dieser militärischen Lösung, kommen wir
dahin, dass durchgeknallte Pro-Faschisten in der Ukraine und
unvernünftige Balten und Polen in der Lage sind, die EU und
Nato zum Krieg anzustiften und uns alle ins kriegerische Verderben zu
stürzen.
In der Ukraine-Krise wurde uns deutlich, wie sehr
es notwendig ist, die antifaschistische und die Friedensbewegung (seit
1999 entfremdet) wieder zusammenzubringen. Gegen z.B. ukrainische
Faschisten! Denn diese dürfen in der Frage Krieg oder Frieden
mitbestimmen! Baltische Rechtsaußen dann auch! Das ist
Wahnsinn.
Soweit zur Friedensbewegung und nun zur
Friedenspolitik, die sich aus der Sicht der VVN-BdA vor allem mit der
deutschen Kriegspolitik befassen muß. Dies vor allem deshalb,
weil wir hier in diesem Land - und nicht in aller Welt - mit unseren
Aussagen und Aktionen ansetzen können. Die
Friedensbewegungstreffen, die wir haben und hatten, sind oft sehr
akademisch und universell. Wir müssen jedoch da ansetzen, wo
beispielsweise die Informationsstelle Militarisierung (IMI) e. V.
ansetzt:
Deutschland
entwickelt militärisch gestützte
Großmachtambitionen.
Wie ist die Lage? Ich referiere im
folgenden auf der Basis eines neuen IMI-Materials.
Wesentliche Teile der deutschen Eliten setzen auf
noch mehr militärische Abenteuer und machen geistig
dafür mobil. In vielen Bereichen sehen wir Bemühungen
der Herrschenden und Regierenden, an der Heimatfront
Unterstützung für ihren Kriegskurs zu erreichen.
Der Plan, der dem zugrunde liegt, das ist das im
letzten Jahr erarbeitete Papier der Stiftung Wissenschaft und Politik
(SWP) mit dem Titel »Neue Macht, neue
Verantwortung«. In diesem Bericht einer 40-köpfigen
Arbeitsgruppe aus Politikern, Professoren und Journalisten zur neuen
deutschen Außenpolitik wird vorgeschlagen, dass Deutschland die USA
stärker in ihrer Rolle als Weltordnungsmacht
unterstützt, um im Gegenzug eine stärkere
Berücksichtigung deutscher und europäischer
Interessen einzufordern.
Prominent in die Öffentlichkeit getragen
wurden diese Thesen durch Bundespräsident Joachim Gauck auf
der diesjährigen Münchner Sicherheitskonferenz. Sein
damaliger Redenschreiber, Thomas Kleine-Brockhoff, war als Mitarbeiter
der SWP an der Erstellung dieses Papiers beteiligt.
Die Informationsstelle IMI
veröffentlichte diese Pläne auf ihrer
jüngsten Tagung. IMI bezog sich auf eine Studie des
Medienwissenschaftlers Uwe Krüger zur Verflechtung wichtiger
Journalisten mit Eliten aus Politik und Wirtschaft. Die Studie erlangte
einige Berühmtheit durch die Satiresendung »Die
Anstalt«. Als wichtige Elemente in den Diskursstrategien
dieser Netzwerke machte IMI neue Begriffen wie
»erweiterte« oder »vernetzte
Sicherheit« aus, die Sicherheit – man spricht
bisweilen vom Supergrundrecht auf Sicherheit - mit einer
militärischen Komponente verknüpfen sollen. Es wird eine intensive Debatte
über eine substantielle Erhöhung des
Rüstungshaushalts 2016 geführt. Das
militärische Transportflugzeug Airbus A400M ist ein konkretes
Beispiel, wofür das zusätzliche Geld ausgegeben
werden könnte. Bisher sei geplant, die entstandenen Mehrkosten
durch den Verkauf einiger Maschinen auszugleichen. Mittlerweile gebe es
aber Gerüchte, dass sie doch selbst behalten werden sollen, da
sie für Einsätze in der Ukraine gebraucht
würden.
Die Ukraine gilt antimilitaristischen Beobachtern
als »Testfall für die neue Strategie der deutschen
Außenpolitik«. Sollte die militärische
Lage dort weiter eskalieren, sind starke Proteste der Friedensbewegung
unerläßlich. Die deutschen Ambitionen auf mehr
Einfluss in der Weltpolitik äußern sich auch in der
Entwicklung des deutschen und NATO-Luftkommandos in Kalkar als
Ergänzung zu den Kommandos der USA in Ramstein – mit
seinem Drohnenkrieg im Nahen und mittleren Osten und nach
Afghanistan/Pakistan hin – sowie Stuttgart mit Africom. Von
Kalkar/Uedem aus soll Deutschland den Luftraum nördlich der
Alpen incl. Osteuropa und Rußland beherrschen und hier ggfls.
Krieg
führen, und zwar mit allen bemannten und unbemannten
Kriegsgeräten, die zur Verfügung stehen bzw.
entwickelt werden. Ein für den Westen
erfolgreicher Krieg in Europa wird für möglich
gehalten, berichten NATO-Dokumente.
Die
genannte Entwicklung vollzieht sich am Bundestag vorbei.
Mit dem Verweis auf "Bündnisverpflichtungen" oder auch auf
niederschwellige Einsätze wird das Parlament bewußt
und gezielt umgangen. Auch bei der Entscheidung über
Waffenexporte wird das Parlament außen vorgelassen, was
angesichts der zunehmend politischen Bedeutung der einzelnen
Entscheidungen überaus bedenklich ist (siehe die Lieferung von
Waffen an "nicht-staatliche" Akteure wie z.B. die Peschmerga).
Erkennbar ist der Versuch des
Verteidigungsministeriums, das Militär als Arbeitgeber
attraktiver zu gestalten. Damit verbunden ist der
dazugehörige Lobbyentwurf des Bundeswehrverbandes,
unterstützt von den Reservistenverbänden. Die
Regierung versteht die Bundeswehr als weltweit agierenden "Konzern" und
lehnt die Werbemaßnahmen dementsprechend an die
Marketingstrategien großer Unternehmen an.
Bildungseinrichtungen stehen im Mittelpunkt der
Einflußnahmebemühungen der Bundeswehr. Die VVN-BdA steht in der Reihe
derer, die sagen: Kein Werben fürs Töten und Sterben.
Sie streitet für die Zivilklauseln an Hochschulen, um die
Kriegsforschung zu verhindern.
Das Stationierungskonzept
der Bundeswehr von 2011 sieht die Möglichkeit
vor, sich an Kriegen hoher Intensität sowie mehreren
Interventionen gleichzeitig zu beteiligen. Dies wird von der Regierung
als Voraussetzung gesehen, überhaupt Außenpolitik zu
betreiben. Die Einsatzorientierung und damit einhergehende Berufsarmee
führt auch zu einer räumlichen Reorganisation der
Streitkräfte in Deutschland. Standortschließungen
ergeben sich aus Einsparungen im Umgang mit Wehrpflichtigen, der
Zentralisierung von Verwaltungsaufgaben und einzelnen
militärischen Aufgaben und umfassender Privatisierung
insbesondere bei Logistik und Instandhaltung. Demgegenüber
werden jedoch auch Standorte beträchtlich aufgewertet, in
Baden-Württemberg insbesondere jene der neuen Division
Schnelle Kräfte und der Deutsch-Französischen
Brigade, in NRW die „Einsatzspeerspitze“ von
Münster mit der Deutsch-Niederländischen Brigade.
Darüber hinaus sind als wichtige bundesweite Strukturen u.a.
die Funktionen des Flughafens Halle/Leipzig, des
Gefechtsübungszentrums bei Magdeburg, der Luftlagezentren in
Kalkar und Uedem (siehe oben) sowie der US-Standorte in Ramstein und
Stuttgart zu nennen.
Beschrieben wurden von IMI die wichtigsten und
größten gegenwärtigen
Rüstungsprojekte der Bundeswehr. Eine klare
Einsatzausrichtung zeigt sich bei den neuen Transporthubschraubern
NH90, dem Kampfhubschrauber Tiger und dem Schützenpanzer Puma.
Dieser solle auch im zukünftigen Militärtransporter
A400M verlegbar sein, der weltweit auch unter widrigen
Umständen starten, fliegen und landen sowie
Spezialkräfte aus der Luft absetzen kann. Zugleich machen
IMI-Referenten mit Zahlen eindrücklich deutlich, dass sich die
veranschlagten Kosten und die Lieferzeiten von Seiten der Industrie
stets und damit absehbar erhöhen.
Verteidigungsministerin von der Leyen inszeniere
sich zwar gegenwärtig als mutige Kämpferin gegen
Mißstände, die Abhängigkeit der Armee von
der Rüstungsindustrie sei jedoch nicht zu überwinden.
Vor diesem Hintergrund sei auch die Aufhebung der letzten Tabus in
Sachen Waffenexporte zu verstehen, die gegenwärtig
vorangetrieben wird.
Zukünftig wird sich die Bundeswehr auch bewaffnete
Drohnen beschaffen - ungeachtet der breit
angekündigten "gesellschaftlichen Debatte". Als
Zwischenlösung wird gegenwärtig das Nachfolgemodell
der Heron 1 diskutiert, die (unbewaffnet) bereits für die
Bundeswehr in Afghanistan im Einsatz ist, dabei aber von der
Herstellerfirma geleast und durch private Angestellte gestartet und
gelandet werde. Mittelfristig streben Deutschland und die EU jedoch die
Entwicklung einer eigenen Drohne dieser Klasse mit Beteiligung der
deutschen Industrie an, wofür sich im Bundestag v.a. die SPD
stark macht. Zudem ist das Projekt der Euro Hawk keineswegs vom Tisch.
Die darin verbaute Technologie zur Signalerfassung solle
zukünftig womöglich ebenfalls in einer
selbstentwickelten Drohne zur Anwendung kommen, das aus den USA
stammende Trägersystem Global Hawk wird für die NATO
angeschafft und zu wesentlichen Teilen aus dem Bundeshaushalt
finanziert; zukünftig ist überdies geplant, diese
Aufklärungsdrohnen auch in Schleswig-Holstein zu stationieren.
Wie eingangs dargelegt, erweitert und initiiert
man die mediale
Ideologieproduktion. IMI-Expertinnen weisen dazu auf
mediale Sprach- und Argumentationsmuster hin, die einerseits
militärisches Eingreifen als einzig mögliche Option
nennen und anderseits Kriegsgegner/innen und alternative Lesarten
diskreditieren. Dieselben Sprach- und Argumentationsmuster
finden sich bei meinungsführenden Journalist/innen
wieder, die ihrerseits die medialen Kriegstrommeln rühren,
gleichzeitig aber auch Mitglieder in verschiedensten
militärischen Lobbyorganisationen sind. Notwendig
ist eine andere journalistische Ethik und die öffentliche
Diskussion darüber.
VVN-BdA hat mit ihren Beschlüssen von
Frankfurt am Main 2014 eine gute Grundlage dafür geschaffen,
sich ein antimilitaristisches und antifaschistischen Konzept des
Ringens um Frieden, Abrüstung und Demokratie zu erarbeiten und
aktuell in die Auseinandersetzungen einzubringen.
Aus unserem Beschluß:
Ein Aktionsplan für den Frieden sollte
von breiten Bündnissen gemeinsam angepackt werden:
- Schluß mit dem Krieg in Afghanistan
und den weltweiten Kriegseinsätzen der Bundeswehr. Gegen den
Umbau der Bundeswehr zu einer weltweiten Interventionsarme. Raus aus
der NATO.
- Schluß mit den
Rüstungsexporten. Wir brauchen Rüstungskonversion:
zivile Produktion statt Rüstungsproduktion. Produkte
für das Leben statt Waffen für den Tod.
- Die Mittel für die
Rüstungsausgaben werden für soziale,
ökologische, bildungs- und gesundheitspolitische Ziele und
Aufgaben verwendet.
- Die Beschaffung von Kampfdrohnen wird gestoppt,
auch der Einsatz von Spionagedrohnen zur Überwachung der
Bevölkerung wird untersagt.
- Das Verbot, die Ächtung und
Vernichtung von ABC-Waffen werden eingeleitet. Abzug der US-Atomwaffen
aus Büchel.
- Keine Einsätze der Bundeswehr im
Innern. Stopp des Aufbaus der Heimatschutz-Reservisten-Armee.
- Die derzeitige Kriegspolitik steht im
Widerspruch zur Verfassung. Die Bundeswehr darf nicht länger
der Vorbereitung und Führung von Angriffskriegen dienen und
muss aufgelöst werden.
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