13.08.2014 „Ein Bollwerk gegen das
Verdrängen und Vergessen“ Anton Wujciakowski
– ein Opfer des Naziregimes in Miel Anton Wujciakowski wurde am 03.April 1909 in
Polen geboren. Am 09. August 1941 um 07:34 Uhr fand er fern der Heimat
in Miel im heutigen Swisttal bei Bonn in einer Sandgrube des
Reichsarbeitsdienstes den Tod. „Tod durch
erhängen“ lautete das Urteil. Ein Urteil, das keines
war. Es gab nie eine Gerichtsverhandlung. Jetzt, 73 Jahre nach der
Ermordung von Anton Wujciakowski, wurde am Samstagmorgen des 09. August
2014 in Lützermiel eine Stele enthüllt und geweiht.
150 Menschen haben der Enthüllung der Stele beigewohnt. Ein
Nazi des Reichssicherheitshauptamtes von der
Staatspolizeiaußenstelle in Bonn gab zur Hinrichtung den
Befehl. Doch welchem „Verbrechen“ hatte sich Anton
Wujciakowski schuldig gemacht? Anton Wujciakowski,
der der deutschen Sprache in Wort und Bild mächtig war, wurde
bei einem Landwirt in Hohn im heutigen Swisttal mit drei weiteren Polen
und zwei deutschen Mitarbeitern eingesetzt. Somit verlor er den Status
eines Kriegsgefangenen und unterstand der Aufsicht der Gestapo. Auf dem
Hof war stundenweise eine junge Frau beschäftigt, die aber bei
ihrer Mutter in Buschhoven wohnte. Eines Abends, es
war schon spät, bat die Bäuerin Anton Wujciakowski
das Mädchen nach Hause zu begleiten. Durch eine anonyme
Anzeige wurde er beschuldigt „verbotenen Umgang mit einem
deutschen Mädchen“ gehabt zu haben. Nach den
rassistischen NS-Gesetzen war dies unter Androhung der Todesstrafe
verboten. Im Sommer 1941 wurden Anton Wujciakowski
und die junge Frau verhaftet und zur Gestapo nach Bonn am Kreuzbergweg
verbracht. Die junge Frau bestritt, genauso wie Anton Wujciakowski, die
ihr vorgeworfene Tat. Eine Gegenüberstellung brachte nicht den
von den Gestapo-Männern erwünschten Effekt. So musste
sich die junge Buschhovenerin einer ärztlichen Untersuchung
unterziehen. Als auch dies für die Gestapo keine Beweise
lieferte, entließ man sie mit den Worten: „Da hast
du noch einmal Glück gehabt.“ Die
erzielten entlasteten Erkenntnisse nutzten dem Polen Anton Wujciakowski
in keinster Weise. Auch der gute Leumund des Landwirtsehepaares brachte
ihm nicht die erhoffte Freiheit. Drei bis vier Monate später
am 9. August 1941 führte man ihn zu seiner Ermordung in die
Sandgrube nach Miel. Die Hinrichtung wurde durch die Bonner Gestapo
ausgeführt und sollte gleichzeitig der grausamen Abschreckung
dienen: Alle Fremdarbeiter aus Miel und Umgebung mussten am Galgen
vorbeiziehen und den Toten berühren. Die
Leiche von Anton Wujciakowski wurde in die Bonner Anatomie verbracht.
Erst am 30 . April 1942 wurden die sterblichen Überreste auf
dem Bonner Nordfriedhof beigesetzt. Am 9. August
wurde im Swisttal durch 150 Interessierten die Stele zum Gedenken an
Wujciakowski gegenüber der Stelle, an dem der Galgen stand, am
Rande des Weges entlang der Swist enthüllt. Die Stele aus
Anröchter Dolomit hat der Swisttaler Steinmetz Horst
Bürvenich erschaffen. Neben der Stiftung „Gedenken
und Frieden“ des Volksbundes „Deutsche
Kriegsgräberfürsorge“ (VDK) und der
Gemeinde Swisttal gab es auch viele Privatpersonen als Spender
für dieses Mahnmal. Mitinitiator Benno
Willers begründete das Gedenken an Anton Wujciakowski
gegenüber dem Bonner Generalanzeiger wie folgt:
„Dieser Stein soll uns aufmerksam machen, dass uns von der
nationalsozialistischen Vergangenheit mit ihrem Rassenwahn nur siebzig
Jahre, soviel wie eine Menschenleben, trennen. Er möge ein
Bollwerk gegen das Verdrängen und Vergessen sein.“ Frank
Lülsdorf Siehe
auch: 1. http://www.volksbund.de/nordrhein-westfalen/nrw-infotafeln0/info-tafeln-koeln/swisttal-buschhoven.html 2.
http://www.general-anzeiger-bonn.de/region/rhein-sieg-kreis/swisttal/Bollwerk-gegen-das-Vergessen-article1422627.html |