15.05.2014 Whistleblowerin Inge H. aus D. Wer aufmerksam die Provinzpresse liest bekommt
manches zu erfahren, was sonst verborgen bleibt. Zum Beispiel
über die Arbeit am Raketenschirm gegen Russland. Oder manches
zur ndie Kampfdrohnenrüstung am Niederrhein. Die alte
Ostermarschiererin Inge Holzinger aus Duisburg - sie fand Unbekanntes
und Beunruhigendes aus der Provinz hraus. Darüber berichtete
Ulrich Sander in OSSIETZKY. Geheimnisverrat in der
Provinz (Ossietzky 9.5.14) Meldungen
aus der Bundeswehr schaffen es nur schwer in die Medien. Ein Beispiel:
die Meldungen über Folter und deren Einübung in
Coesfeld (Westfalen). Erst als betroffene Soldaten zu einem Lehrgang
nach Düsseldorf kamen und abends in der Kneipe davon sprachen,
was mit ihnen gemacht wurde und was man sie zu tun hieß,
hörte es ein Journalist, der dann im Spiegel darüber
berichtete. Danach dauerte es noch vier Jahre bis im September 2008 das
gerichtliche Urteil stand. Andere wichtige Meldungen,
die mit der atomaren Bewaffnung in Deutschland, mit den Kriegen der
Zukunft, den automatischen Waffen und den Kampfdrohnen zu tun hatten,
gelangten nur in die Lokalberichterstattung, nicht darüber
hinaus, weil die Zentralredaktionen sie nicht verfolgen. Hätte
etwa Edward Snowden sie verbreitet, wäre vermutlich
höchste Aufregung entstanden. Neben
Whistleblowern wie Snowden, gibt es aber auch Menschen wie Inge
Holzinger, 81jährige Ostermarschiererin aus Duisburg. Die
ehemalige Lehrerin hat ein Schnurtelefon und sonst nichts aus dem
Arsenal der heutigen Kommunikationstechnik. Inge Holzinger liest den
Lokalteil von Zeitungen des Essener WAZ-Konzerns. Im
Herbst 2011 las sie der erschreckten Vorbereitungsrunde des
Ostermarsches Rhein-Ruhr vor: Von Kalkar aus wird durch die NATO
künftig der Luftraum nördlich der Alpen observiert
und mit Waffen gesichert – und der umfaßt fast das
gesamte Rußland. Im vorläufig virtuellen Einsatz
können Flugzeuge abgeschossen werden oder
„Terroristen“ in weiter Ferne
„unschädlich gemacht“ werden.
„Wenn die NATO Krieg spielt“, stand über
dem Artikel (siehe auch Ossietzky 7/12). Inzwischen erfuhren wir mehr
– wieder durch ein Provinzblatt: „Der
Luftwaffenstandort Kalkar wächst“ (Rheinische Post
vom Niederrhein). Beim diesjährigen
Ostermarsch wurde auch diese neue Enthüllung verbreitet, ohne
daß die Mainstream-Medien sie weitergaben. Beim Marsch-Stopp
auf dem Dortmunder Friedensplatz wurde über das exorbitante
Luftwaffenkommando in Kalkar-Uedem berichtet, das die Zahl der
Drohnenpiloten und antirussischen Raketenschirmbesatzungen auf 1000
Experten des Tötens verdoppelt hat und noch weitere 400
Arbeitsplätze für Mordkommandos und den
anti-russischen Raketenschirm plant, deren Arm bis weit hinter Moskau
reicht. Der Raketenschirm müsse Rußland beunruhigen,
mahnte ein Redner und erinnerte an die alte Erkenntnis der
Friedensbewegung: Raketen sind Magneten. Auf anderen
Märschen wurden weitere verschwiegene oder verheimlichte
Ereignisse thematisiert: der Absturz eines Tornadoflugzeugs am 16.
Januar 2014 ganz nahe dem Atomwaffenstützpunkt Büchel
oder der Beinahe-Atomunfall ganz in der Nähe von Tausenden
Kirchentagsgästen am Hamburger Hafen im Mai 2013. Im
Zwei-plus-Vier-Vertrag, steht die Verpflichtung, daß das
„vereinte Deutschland keine seiner Waffen jemals einsetzen
wird, es sei denn in Übereinstimmung mit seiner Verfassung und
der Charta der Vereinten Nationen“ (Art. 2 Satz 3). Die
Bundesregierung hält sich in ihrem Reden und Handeln
längst nicht mehr an diese Verpflichtung. Das Grundgesetz
sieht nur Einsätze der Bundeswehr zur Verteidigung vor. Ernst
Söder, langjähriger Gewerkschafts-sekretär,
sagte am Karfreitag in Dortmund: „Auch die Erklärung
des Bundespräsidenten, daß die Deutschen mehr
Verantwortung in der Welt – auch die militärische
– zu übernehmen hätten, widerspricht dem
Inhalt des Grundgesetzes, das die Bundeswehr ausdrücklich zu
einer Verteidigungsarmee erklärt.“ Viele
Medien aber verhöhnten die Ostermärsche und
verschwiegen die Aussagen der Friedensbewegung. Ulrich
Sander |