14.05.2014 Warnung vor einem neuen Aufstieg des
Faschismus in Europa Gemeinsame
Veranstaltung von Linken in Velbert am 8. Mai Der
Aufschwung des Naziterrorismus hat mit der
Entwicklung in der Ukraine einen Höhepunkt erreicht, besitzt
aber seit langem eine internationale Dimension. In Europa sind
gegenwärtig über 100 neofaschistische Terrorgruppen,
Kampfbünde und Parteien aktiv – allein in
Rußland (was gern übersehen wird) treiben etwa 30
Organisationen, die diesem Spektrum zuzurechnen sind, ihr Unwesen. In
der Ukraine gerieten diese Gruppen nun in die Regierung, in Ungarn sind
sie eng verbündet mit der rechten Regierung. In der Ukraine
entscheiden sie mit über Krieg oder Frieden in Europa. In einem
Vortrag
auf einer gemeinsamen Gedenkveranstaltung von DieLinke und DKP in
Velbert am 8. Mai hat Ulrich Sander (Bundessprecher der VVN-BdA) dazu
folgende Ausführungen gemacht: Warnung vor einem neuen
Aufstieg des Faschismus in Europa Vor 40 Jahren
begann auch das offizielle Bundesdeutschland, damit, den 8. Mai als Tag
der Befreiung zu bezeichnen. Danach ist man weitgehend wieder davon
abgekommen. Der Mauerfall markierte dann eher den „Tag der
Befreiung“. Allerdings wurde aus dem 8. Mai 1945 auch nicht
durchgängig wieder der Tag des
„Zusammenbruchs“ und was sonst an Bezeichnungen in
meiner Kindheit und Jugend üblich waren.
„Kriegsende“ oder ähnliches sind nun die
Bezeichnungen des Mainstreams. Jedoch:
Bundespräsident Weizsäckers Rede zum 8. Mai 1985
bleibt ein wichtiges Dokument des bundesdeutschen Geschichtsdiskurses.
Und wo es Befreiung gibt, gibt es auch Befreier. Doch die
mußten einen schweren Kampf führen. Nach der
„Wehrmachtsausstellung“ war klar, dass jeder Tag,
an dem die Ostfront hielt, den Betrieb der Krematorien in Auschwitz
verlängerte. Leider heilt das Vermächtnis des 8. Mai
nicht bis in unsere Tage. Seit 1998 ist Deutschland
wieder ein Krieg führendes Land, und ein kriegsbereiter
Bundespräsident denunziert jene, „die Deutschlands
historische Schuld benutzen, um dahinter Weltabgewandtheit oder
Bequemlichkeit“ zu „verstecken.“ Er will
daß wir „Verantwortung“
übernehmen, auch durch Kriegsführung. Der
Versuch, mit Hilfe der Totalitarismustheorie Unvergleichliches
gleichzusetzen, wie es Anfang der 1990er Jahre bspw. in den
Gedenkstätten Sachsenhausen, Ravensbrück und
Buchenwald versucht wurde, war damals noch auf scharfen Protest im
Europa-Parlament gestoßen. Mit der
EU-Osterweiterung kommen von dort nunmehr die heftigsten
Vorstöße für ein „neues
europäisches Geschichtsverständnis“,
gipfelnd im Beschluß, den 23. August 1939, Tag des sog.
Hitler-Stalin-Paktes, zum europäischen Gedenktag an die
„Opfer von Nationalsozialismus und Stalinismus“ zu
machen. In Kiew, wo die NATO-Osterweiterung vorerst
scheiterte, wenngleich ein Assoziierungsabkommen einer illegalen
Regierung der Ukraine mit ¬einer militarisierten EU zustande
kam, - dort zeigte sich Außenminister Steinmeier Seit' an
Seit' mit dem Anführer der Partei Swoboda, die sich auf den
ukrainischen Nazi-Kollaborateur und Massenmörder Stepan
Bandera beruft. Kurz darauf erkennt die Bundesregierung eine
Putschregierung an, in der neben Swoboda auch der
militant-faschistische „Rechte Sektor“ eine Rolle
spielt. Im folgenden Konflikt zwischen der „neuen“
Ukraine und Rußland ist das Feindbild klar: der Russe ist's. Europa droht in Richtung Krieg
zu driften Die Eskalation der Krise in der Ukraine
geht in Richtung Krieg. Alles scheint möglich in der Ukraine
und alles ist jetzt zu befürchten. So wenig die neue
Führung in Kiew friedlich an die Macht kam, so wenig ist sie
bis heute bereit zu Gesprächen mit den immer noch eigenen
Bürgern im Osten über Lösungen für
das ganze Land. Was im November auf dem Maidan als buntes
zivilgesellschaftliches Aufbegehren für ein besseres Leben
begann, ist längst unter die Stiefel der
gewalttätigen schwarzen Seite des Maidan geraten. Die hatte
vielfach selbst genau das ins Werk gesetzt, was jetzt beklagt wird:
Massenkundgebungen und Aufruhr, bewaffnete
»Selbstverteidigungskräfte«, Barrikaden
auf den Straßen, gestürmte Behörden, das
Verjagen von Verantwortlichen und die Einsetzung der eigenen
Gefolgsleute in deren Ämter. Der Einsatz von
Luftwaffe und Bodentruppen gegen eigene Städte liegt in dieser
Logik: Stets wurde die größte anzunehmende
Verschärfung gewählt. Schon das Vokabular des
Übergangspräsidenten in Kiew reichte zuletzt bis
„Anti-Terror-Aktion“ und „dritter
Weltkrieg“. Wenn man es aber mit Terroristen zu tun
hätte, bedürfte es des Einsatzes von
Spezialkräften. Gegen wen also geht es? Gegen prorussische
Milizen, eine unbotmäßige russischsprachige
Bevölkerung, Der sogenannte Kiewer
Präsident mußte am Montag einräumen,
daß man inzwischen gegen die Mehrheit der
Bevölkerung im Osten der Ukraine kämpft.
(Südd. Ztg. 6.5.14) Was wollen er und sein
Ministerpräsident und Banker? Nicht die
Föderalisierung, denn das sei Verlust von Macht. Oder soll ein
russisches und dann wer weiß noch wessen Eingreifen sonst
erzwungen werden? Dazu schreibt das Neue Deutschland:
„Alles scheint möglich - nur kein Sieg.“
Aber ansonsten: das Schlimmste. Wenn erst die
Gewerkschaftshäuser brennen…! So ist der Aufruf aus
der Friedensbewegung zu Mahnwachen am 8. Mai 2014
überschrieben. Der Friedensratschlag ruft alle
antifaschistischen und Friedensgruppen im Land auf gegen die
antirussische Hetzkampagne aufzustehen und der Rolle der Sowjetunion
bei der Befreiung Europas von Krieg und Faschismus zu gedenken. Ja,
die rechtsradikalen Banden in der Ukraine machen vor nichts halt: Am
Freitag wurde in Odessa ein Gewerkschaftshaus abgefackelt, in das sich
Menschen vor marodierenden Milizen des „Rechten
Sektors“ flüchteten. Mehr als 40 Menschen kamen in
den Flammen ums Leben. Die ukrainische Polizei machte nicht einmal den
Versuch, die Rechtsradikalen aufzuhalten und den Massenmord zu
verhindern. Der deutschen Bundesregierung sind die Toten keiner
Erwähnung wert. Es waren ja nur „prorussische
Separatisten“, die ums Leben kamen. „Es ist
für uns unerträglich mit ansehen zu müssen,
wie in diesen Tagen antirussische Stimmung in unserem Land gemacht
wird,“ so der Friedensratschlag. Der 8. Mai sei untrennbar
verbunden mit einer Würdigung der Rolle, welche die
Sowjetunion als Teil der Anti-Hitler-Koalition bei der Niederringung
der deutschen Aggression spielte. Kein anderes Land der Welt hatte mehr
Kriegstote und Zerstörungen zu erleiden. Vorausgegangen war
diesem Krieg die Propagierung eines Feindbildes, das „den
Russen“ dämonisiert hatte. Nach dem Zweiten
Weltkrieg wurde in Zeiten des Kalten Krieges die Sowjetunion wieder zum
Feind - vor allem in der Bundesrepublik Deutschland der
Adenauer-Ära - erklärt; dieses Feindbild war bis 1989
eine Art Staatsdoktrin. Der Friedensratschlag: „Mit
Erschrecken müssen wir heute feststellen, dass dieses alte
Feindbild neu aufgelegt wird, auch mit Vergleichen zwischen Putin und
Hitler. Der Respekt gegenüber den Opfern des zweiten
Weltkrieges und dem danach geltenden Grundsatz ‚Nie wieder
Faschismus – nie wieder Krieg’ erfordert die
Zurückweisung einer Propaganda, die an alte
‚Vorbilder’ anknüpft.“ Den
Gipfel der Infamie stellt eine Petitionskampagne der
Springer-Blätter BZ und BILD mit dem Ziel, die beiden Panzer
am sowjetischen Ehrenmal im Berliner Tiergarten zu entfernen, dar.
Offen wird mit dieser Petition der Bundestag zum
Völkerrechtsbruch aufgerufen. Denn die Bundesrepublik ist
vertraglich zum Erhalt und zur Pflege der sowjetischen
Kriegsgräberstätten verpflichtet. Dieses Ehrenmal ist
die Grabstätte von über 2000 der 80.000
Sowjetsoldatinnen und Sowjetsoldaten, die bei der Schlacht um Berlin
1945 ihr Leben ließen. Die beiden Panzer waren die ersten,
die Berlin erreichten, sie waren die Boten des nahen Sieges
über den Hitler-Faschismus. Tatsächlich ist dieses
Ehrenmal - mit seinen Panzern - ein Stachel im Fleisch der
kriegslüsternen Springer-Journaille, der alten und neuen
Kalten Krieger und Neonazis. Denn dieses Ehrenmal soll die
Nachgeborenen an die Schrecken des von Deutschland entfachten
Weltkrieges gemahnen. Wer diese Symbole vernichten will,
möchte nicht nur das Andenken an die für die
Befreiung gestorbenen sowjetischen Soldaten dem Vergessen anheimgeben;
auch die Erinnerung an die Verbrechen, die von Deutschland ausgingen,
sollen getilgt werden. Treten wir gemeinsam der antisowjetischen Hetze
entgegen! Die
Position der Friedensbewegung Die Friedensbewegung
hat den Anschluß der Krim an Rußland ebenso als
völkerrechtswidrig bezeichnet, wie die Loslösung des
Kosovo von Serbin, und hat das Gesetz der Duma, die Russen in aller
Welt mit allen Mitteln zu unterstützen, wo immer sie und ihre
Interessen bedroht sind, ebenfalls abgelehnt. Aber es
heißt weiter: „Trotz mancher Kritik an
der russischen Politik im Ukraine-Konflikt dürfen wir nicht
vergessen, dass die Urheber des Konflikts woanders zu suchen sind. Es
waren die EU und die NATO, die mit ihrer Osterweiterung und
Einkreisungspolitik Rußlands Sicherheitsinteressen
angegriffen haben. Und es war der Sturz der Regierung in Kiew, in
dessen Gefolge eine von Rechtsradikalen und neofaschistischen
Kräften beeinflußte, extrem antirussische
‚Übergangsregierung’ die Macht ergriff.
Der 8. Mai 1945 ermahnt uns, nie wieder Krieg, nie wieder Faschismus
zuzulassen. Es ist wieder an der Zeit, an das Prinzip der
‚gemeinsamen Sicherheit’ im gemeinsamen
‚Haus Europa’ zu erinnern. Neben dem historischen
Gedenken dem Prinzip ‚Gemeinsame Sicherheit statt
Konfrontation’ verpflichtet, fordern wir vo der
Bundesregierung eine Politik zur Deeskalation in der Ukraine und zum
Abbau der Spannungen mit Rußland, z.B. durch den Stopp aller
wirtschaftlichen ‚Strafmaßnahmen’. Von
den Medien in unserem Land verlangen wir eine sachgerechte
Berichterstattung und rhetorische Abrüstung.“ Wir
verlangen: „Keine Toleranz gegenüber und keine
Zusammenarbeit mit faschistischen Kräften in der
Ukraine!“ Die Einberufung einer
europäischen Sicherheitskonferenz unter Einbeziehung der
Konfliktparteien – auch der Vertreter der
Bevölkerung der Ostukraine - könnte eine Vertrauen
bildende Maßnahme sein. Gemeinsame Sicherheit statt
Konfrontation!“ Bandera-Republik
Ukraine Die Einsetzung einer
Regierung in Kiew, der auch Nazis und andere rechte
Gewalttäter angehören ist bisher die
Höchstform der Begünstigung von Kräften des
Rechtsaußen, die wir in vielen Ländern Europas seit
langem, vor allem seit Beginn der Finanzkrise in Westeuropa und des
Zusammenbruchs des realen Sozialismus in Osteuropa
beobachten. Zur Entwicklung in der Ukraine im
einzelnen noch dies: Das ursprüngliche
Anliegen der Menschen, die auf dem Maidan dafür
demonstrierten, die Macht der Oligarchen1
zurückzudrängen, spielt keine Rolle mehr. Statt
dessen konnten - mit aktiver deutscher Unterstützung -
faschistische Kräfte erstarken. Immer mehr wurde der Protest
in Kiew von faschistischen Kräften dominiert. Die
ultranationalistische Partei Swoboda (Freiheit), schon mit gut 10% der
Stimmen im ukrainischen Parlament vertreten, war von Anfang an ein
wichtiger Akteur. Die UDAR, geführt von Klitschko (gesponsert
durch die Konrad Adenauer Stiftung) und die Vaterlandspartei (Julija
Timoschenko) sind ein offizielles Bündnis mit Swoboda
eingegangen. Swoboda pflegt in Deutschland gute Kontakte zur NPD. So
empfing die NPD-Fraktion im sächsischen Landtag im Mai letzten
Jahres eine Swoboda-Delegation. Swoboda selbst stellt nun mehrere
Regierungsmitglieder, darunter den Vizechef der Regierung und den
Generalstaatsanwalt. Der Chef des "Rechten Sektor", Dmitrij Jarosch,
wurde zum Vizechef des nationalen Sicherheitsrates ernannt. Der
nationale Sicherheitsrat wird geleitet von Andrej Parubi, auch ein
Swoboda-Mann. Der Swoboda Parteichef, Oleh Tjahnibok, schimpfte einst
über die "russisch-jüdische Mafia", die die Ukraine
kontrolliere: "Schnappt euch die Gewehre, bekämpft die
Russensäue, die Deutschen, die Judenschweine und andere
Unarten. Seid stark für unsere ukrainische Heimat." Nach
Aussage des estnischen Außenministers Urmas Paet kommen die
Hintermänner der Scharfschützen, die auf dem Majdan
Dutzende von Menschen gezielt getötet haben (und zwar
gleichermaßen Anhänger der Opposition und der
amtierenden Regierung) aus ihren eigenen Reihen. Ab
Mitte März kam es in Kiew zu Massenverhaftungen. Durch die
Zusammensetzung einer neuen Regierung unter Einbeziehung der
faschistischen Swoboda-Partei wird sich die staatliche Repression noch
weiter verschärfen. Seit Dienstag wird an einem Verbot der KP
der Ukraine gearbeitet. Die Beseitigung von Russisch als eine
mögliche Amtssprache ist nicht vom Tisch. Der
Kampf gegen den Naziterrorismus hat mit der Entwicklung in der Ukraine
einen Höhepunkt erreicht, besitzt aber seit langem eine
internationale Dimension. Erschreckende
Umfrageergebisse auch bei uns Auch bei uns sind
ultrarechte Positionen noch immer oder schon wieder tief verankert
– unabhängig von der Anhängerschaft der
Neonazis. Wie fruchtbar der Geist noch ist aus dem das kriecht, zeigt
sich in den Ergebnissen einer wissenschaftlichen Studie mit dem Titel:
„Die Mitte im Umbruch - Rechtsextreme Einstellungen in
Deutschland 2012“ herausgegeben für die Friedrich
Ebert Stiftung von Ralf Melzer (Oliver Decker, Johannes Kiess und Elmar
Brähler; Universität Leipzig und Universität
Siegen) Ich möchte hier nur einige wenige
der Aussagen wiedergeben, die eine Zustimmung von wenigstens 17
% aller Deutschen fanden – was man wohl nicht mehr
als „Rand der Gesellschaft“ bezeichnen kann. - „Eigentlich
sind die Deutschen anderen Völkern von Natur aus
überlegen“ (17,7 %)
- „Die
Bundesrepublik ist durch die vielen Ausländer in einem
gefährlichen Maß überfremdet“
(37,2%)
- „Was unser Land heute braucht,
ist ein hartes und energisches Durchsetzen deutscher
Interessen gegenüber dem Ausland“ (29,7%)
- „Das
oberste Ziel deutscher Politik sollte es sein, Deutschland die Macht
und Geltung zu verschaffen, die ihm zusteht“ (27,4 %)
- Immerhin
noch 8 % aller Deutschen finden die Aussage richtig: „Die
Verbrechen des Nationalsozialismus sind in der Geschichtsschreibung
weit übertrieben worden“
In
der bereits zitierten Studie stellen die Autoren zum Schluß
fest: „Die dringlichste Aufgabe aller
Mandats- und Entscheidungsträgerinnen und -träger,
aber auch der Bürgerinnen und Bürger in ihrem
jeweiligen sozialen Umfeld ist, rechtsextremem Gedankengut und
rechtsextremen Straftaten gegenüber eine klare Linie und
Haltung einzunehmen. Darüber hinaus muß die
zivilgesellschaftliche Arbeit weiter gestärkt werden und
endlich mehr Anerkennung finden...... Auch die
Kriminalisierung von Initiativen, die in Bündnissen
Neonazi-Aufmärsche zu verhindern versuchen, setzt falsche
Zeichen.“ Heutige Generationen tragen keine
Schuld an den Ereignissen der Vergangenheit. Aber sie werden schuldig,
wenn sie heute nicht entschieden gegen Rassismus, Fremdenfeindlichkeit,
menschenverachtendes Verhalten - kurz: gegen die
vielfältigen Erscheinungsformen faschistischer Ideologie,
eintreten. Und dabei gilt es, bei allen vorhandenen ideologischen
Unterschieden, einig zu sein im Kampf gegen rechts. Internationale
Netzwerke spielen für den neonazistischen Terror in Europa
eine große Rolle. Die Blood & Honour-Netzwerke sind
in Deutschland verboten, werben aber sogar für die
Mörder von NSU und organisieren
Schießübungen in Osteuropa. Welche
Überlegungen und Entwicklungen innerhalb der rechten Szene
liegen der NSU und ihren Taten zugrunde? Wir wissen
aus der Vergangenheit, dass Gewalt bis hin zu Mord und Totschlag der
faschistischen Bewegung innewohnend ist. Von daher konnte die
Entstehung einer solchen NSU-Terrorzelle, die mit gezielten
Mordanschlägen gegen „Feinde“ agiert,
nicht wirklich überraschen. Auch die Leidenschaft für
Schusswaffen und andere Terrormittel wurde bei Haussuchungen gegen
Anhänger der extremen Rechten immer wieder sichtbar. In
der Entstehungsphase des NSU Ende der 90er Jahre reichte es den
Neonazis nicht mehr, „national befreite Zonen“ zu
schaffen oder einzelne Nichtdeutsche zu terrorisieren, sondern nun
sollten durch direkte Aktionen auch „Feindobjekte“
angegriffen werden, wie der 2003 geplante Bombenanschlag der
„Kameradschaft Süd“ auf die
Münchener Synagoge zeigt. Die neue Qualität der NSU
ist jedoch darin zu erkennen, dass sie mehrere Jahre unter den Augen
der Staatsorgane ihre Verbrechen begehen konnte. Netzwerke der Rechten in Europa Welche
Rolle spielen internationale Netzwerke und Verbindungen bei den
Terrorstrategien? Neofaschistischen Terror gibt es außer in
Deutschland in vielen Ländern Europas. Der 2011 wirkende
Massenmörder Breivig aus Norwegen ist nur das schrecklichste
Beispiel der vergangenen Zeit. Kurz vor Weihnachten 2011 ermordete in
Florenz ein Anhänger der faschistischen „Casa
Pound“ zwei afrikanische Straßenhändler
und verletzte weitere Passanten. Clement Meric, ein
französischer Antifaschist wurde voriges Jahr ermordet.
Mehrere Zeugen im NSU-Prozess starben auf unerklärte Weise.
Der Neonazi Florian Steck wurde in zwei Prozessen in Freiburg
freigesprochen wegen „Notwehr“, obwohl er des
Mordes verdächtig war – Mord per
„Verkehrsunfall“. Schwere
Körperverletzungen durch Rechte sind in ganz Europa an der
Tagesordnung. Dabei spielt hier nicht nur die
Geistesverwandtschaft eine Rolle, sondern die gewaltbereiten und
terroristischen Neonazi-Gruppen in Europa und darüber hinaus
haben enge Verbindungen. Im Mittelpunkt stehen sicherlich die Netzwerke
von „Blood & Honour“ und den
„Hammerskins“. Offiziell ist B&H in
Deutschland verboten, aber Antifaschisten berichteten über ein
B&H-Konzert in Deutschland, auf dem um Unterstützung
für die NSU geworben wurde. Und es sind nicht nur Worte,
vielmehr bietet dieses Netzwerk – insbesondere in
Ländern Osteuropas – praktische
militärische Ausbildungen an. So reisten im Februar 2009
Magdeburger Neonazis zu Schießübungen nach
Bulgarien. Andere treffen sich auf der Ranch von Claus Nordbruch in
Südafrika. Welche Organisationen arbeiten
da zusammen? Neben dem Netzwerk der „B&H –
Struktur entwickeln sich aus gemeinsamen Aktionen zum
jährlichen 13. Februar in Dresden Verbindungen zur
tschechischen „Narodni Odpor“, zur ungarischen
Partei „Jobbik“ (die
„Besseren“, noch besser als die ultrarechte
Regierungspartei „Fidesz“, die von Jobbik
unterstützt wird) und ihrer „Magyar Garda“
oder zur bulgarischen Attaka – Bewegung. Alle drei Gruppen
fahren eine Doppelstrategie, einerseits beteiligen sie sich
legalistisch an Wahlen, andererseits inszenieren sie Pogrome
insbesondere gegen die Roma-Bevölkerung. Solche Gewaltaktionen
werden von deutschen Neonazis mit Bewunderung registriert und als
„Vorbild“ für eigenes Handeln gesehen. Karl
Heinz Roth untersucht in Ossietzky Nr. 1/14 den Neofaschismus in Europa
und spricht von einem „Ruck nach rechts“,
ausgeführt von den gewaltbereiten Neofaschisten, über
die wir schon sprachen, aber auch von den Nationalkonservativen und
Rechtspopulisten, die sich in vielen Ländern entwickelten und
sich auch in Deutschland breitmachen. D.h. die
Sarrazin-Strömung und die Alternative für Deutschland
gehören dazu. Es gibt hier Scharniere hin zu den
Gewalttätigen – so gehört „Pro
Deutschland“ sowohl zur einen wie anderen Richtung. Es gibt,
so bei AfD, aber auch eine entschiedene Abgrenzung nach ultrarechter
Militanz. Andererseits erfreut sich AfD der Unterstützung der ultrarechten „Jungen Freiheit“. Wechselspiel von Neofaschismus
und Neokonservatismus Roth meint: Die
Wechselwirkungen zwischen Neofaschismus und Neokonservatismus bilden
eine vielschichtige und schwer durchschaubare Gemengelage. Dabei kommen
so viele externe Variable ins Spiel, daß sich verbindliche
Prognosen als unmöglich erweisen. Aus der Erfahrung des
historischen Faschismus der 1920er bis 1930er Jahre können wir
jedoch schlußfolgern, daß das Ausmaß des
Zusammenwirkens zwischen dem neofaschistischen und neokonservativen
Lager wesentlich durch die Stärke oder Schwäche der
politischen Repräsentation der Unterklassen bestimmt wird. Das
bedeutete: Die Nationalkonservativen z.B. in Deutschland
benötigten die Hitler-Nazis zur Durchsetzung ihrer Politik,
aber auch zur Niederhaltung der Arbeiterbewegung. Heute, in der Zeit
der Schwäche der Linken, können Allianzen der
Nachfolger der Deutschnationalen und der Nationalsozialisten
für lange Zeit unterbleiben – aber die Option bleibt
erhalten. In Europa sind
gegenwärtig über 100 neofaschistische Terrorgruppen,
Kampfbünde und Parteien aktiv – allein in
Rußland treiben etwa 30 Organisationen, die diesem Spektrum
zuzurechnen sind, ihr Unwesen. Wenn wir das Auf und Ab studieren, das
die Netzwerke des Neofaschismus in den vergangenen Jahrzehnten
geprägt und bestimmt hat, dann kristallisieren sich aus der
vergleichenden Analyse vier Höhepunkte heraus, die nach
Perioden der Rückschläge und der Stagnation immer
wieder zu neuen Aufschwüngen geführt haben. Zunächst
möchte ich eine Phase benennen, die bei Roth nicht vorkommt:
Jene in der BRD für die Zeit ab 1949 bis zur Gründung
der NPD 1964. Damals bedurfte es generell keiner Nazi- oder
Neonazipartei, diese „Partei“ war der Staat selbst;
und ihre gesetzliche Grundlage war das 131-er Gesetz zur
Weiterverwendung von Nazis im öffentlichen Dienst. Die
Weiterverwendung war den Linken verweigert, sie bekamen bereits seit
Anfang der 50er Jahre Berufsverbot, Parteienverbot (KPD-Verbot) und
Radikalenerlaß zu spüren. Nun zu
den vier Höhepunkten bei Roth: 1 - Im
Verlauf der Weltwirtschaftskrise von 1973 bis 1976 und der bis 1982
anhaltenden Stagnationsphase gelangten in Europa die letzten
faschistischen Regime, nämlich die spanische Franco-Diktatur,
das portugiesische Salazar-Regime und die griechische
Militärjunta, an ihr Ende. 2 -
Gleichzeitig setzte aber auch ein neuer Aufbruch ein, der eine
Neuformierung des von den politischen Schalthebeln entfernten oder
sonstwie marginalisierten Faschismus in die Wege leitete. Dieser
Prozeß konnte sich manchmal über Jahrzehnte
hinziehen, wie etwa die Umwandlung des Movimento Sociale Italiano (MSI)
in die unter der Regie Gianfranco Finis
»modernisierte« Alleanza Nazionale ausweist. 3
- Die dritte Phase des neofaschistischen Aufbruchs fiel mit dem
Untergang der Sowjetunion und Zerfall der Staatengemeinschaft des
osteuropäischen Rates für gegenseitige
Wirtschaftshilfe (RGW) zusammen. Der damit verbundene soziale,
wirtschaftliche und politische Umbruch verlief so schockartig,
daß er zur schlagartigen Entwurzelung, Verarmung und
Demoralisierung breiter Bevölkerungsschichten führte.
In den meisten osteuropäischen Ländern etablierten
sich daraufhin neofaschistische Organisationen, die sich nicht
scheuten, in aller Offenheit auf die aus den 1930er und frühen
1940er Jahren stammenden Traditionsbestände
zurückzugreifen. Parallel dazu kam es seit
dem Ende der 1980er Jahre in Jugoslawien zu einer umfassenden
Ethnisierung der sozialen und wirtschaftlichen Konflikte.
Sie schlugen zu Beginn der 1990er Jahre in einen blutigen
Bürgerkrieg um, der dann 1999 durch den Aggressionskrieg der
NATO gegen die jugoslawische Rest-Föderation beendet wurde.
Unter aktiver Beteiligung der USA und der Europäischen Union
entstanden ethnisch gesäuberte Kleinstaaten oder Kleinststaaten
mit starken innerethnischen Spannungen, die sich seither mit allen zur
Verfügung stehenden Mitteln gegeneinander abgrenzen und sich
mit gegenseitigen territorialen Forderungen überbieten. Auf
diese Weise wurde uns am Beispiel des Balkans in aller Deutlichkeit vor
Augen geführt, was geschehen würde, wenn die sozialen
und politischen Gestaltungskräfte des Neofaschismus die
Oberhand gewinnen und sich in Herrschaftseliten unter der Aufsicht
hegemonialer Großmächte umwandeln. 4
- Die vierte und jüngste Expansionsphase des Neofaschismus hat
sich im Gefolge der aktuellen Euro-Krise entwickelt. Als die
Regierungen der europäischen Peripherieländer unter
dem Diktat der »Troika« aus EU-Kommission,
Internationalem Währungsfonds und Europäischer
Zentralbank um die Jahreswende 2009/2010 krisenverschärfende
Austeritätsprogramme durchsetzten, lösten sie eine
soziale Katastrophe aus, die in vielem an die osteuropäischen
»Schocktherapien« der 1990er Jahre erinnerte. Auch
von dieser Entwicklung konnten neofaschistische
Organisationsansätze profitieren. Der Neofaschismus hat
inzwischen in mehreren süd- und
südosteuropäischen Ländern tiefe Wurzeln
geschlagen. Ultrarechte
sind wieder ein Machtfaktor Im Ergebnis dieser vier
Aufschwungphasen ist der Neofaschismus wieder zu einem Machtfaktor
aufgerückt, der in zunehmendem Maße auf die
sozialen, kulturellen und politischen Verhältnisse Europas
einwirkt. Dabei haben sich zwei miteinander konkurrierende
Führungsgruppen herausgebildet, die sich in unterschiedlichem
Ausmaß und in unterschiedlicher Offenheit auf das
nazi-faschistische Erbe der 1930er und 1940er Jahre beziehen. Roth
berichtet weiter: In sozio-struktureller Hinsicht sind drei
unterschiedliche Planungs- und Handlungsnetzwerke entstanden. Auf der
inneren Ebene sind mehrere Untergrundorganisationen aktiv: Sie haben
sich auf die Instrumente des politischen Terrors spezialisiert und
greifen ihre »Feinde« – die Kollektive
oder Einzelpersonen des Ausländer- und
Flüchtlingsmilieus, die sozialen, religiösen und
nationalen Minderheiten sowie das linke Organisationsspektrum
– mit extremer physischer Gewalt an. Unter ihnen haben sich
in der letzten Zeit insbesondere die Kommandos der Magyar
Gárda (Ungarische Garde), der europaweit operierende Combat
18, der deutsche Nationalsozialistische Untergrund (NSU) und die Miliz
der Chrysi Avgi (Goldene Morgenröte) hervorgetan. Um
diesen harten Kern gruppiert sich eine zweite Ebene neofaschistischer
»politischer Soldaten«, die ebenfalls ihre gesamte
individuelle Existenz den Visionen des völkischen und
hypernationalistischen Umsturzes verschrieben haben und teilweise eng
mit den Terrorgruppen zusammenarbeiten. Sie bilden neofaschistische
Kampfbünde, die auf der lokalen Ebene Personalstärken
zwischen fünf und dreißig Mitgliedern aufweisen. Sie
verfügen über flexible Kommandostrukturen und sind
häufig überregional vernetzt. Typische Exponenten und
Varianten dieser Kampfbünde gibt es heute vor allem in Ungarn
(die Aktionsgruppen der Ungarischen Garde und ihres politischen Arms,
der Jobbik), in Deutschland (Freie Kameradschaften), in Griechenland
(Schlägertrupps der Chrysi Avgi) und in Rußland, wo
mehrere Gruppierungen der neofaschistischen Szene um ihren hegemonialen
Einfluß konkurrieren. Zwar
verfügen auch einige Kampfbünde wie etwa die
Ungarische Garde und die Chrysi Avgi über
politisch-parlamentarisch aktive Abteilungen, aber dessen ungeachtet
läßt sich im Panorama des Neofaschismus eine weitere
Ebene abgrenzen, die sich in erster Linie der politischen Agitation und
Propaganda verschrieben hat. Ihre Kader und Anhänger sind es
schon seit längerem gewohnt, gegen die repräsentative
Demokratie mit deren eigenen Mitteln, nämlich einer in aller
Form lizenzierten politischen Parteiorganisation, vorzugehen. Das hat
zur Folge, daß sie ihre völkisch-nationalistischen
Heilslehren immer aufs Neue in Partei- und Wahlprogramme einschreiben
und sich massiv in lokale, regionale, nationale und europaweit
stattfindende Wahlkämpfe einschalten. Dabei haben sich
in den letzten Jahren zwei miteinander konkurrierende
Hauptströmungen herausgebildet. Europäische Nationale
Front - Die erste Gruppierung beruft sich in aller
Offenheit auf das nazi-faschistische Erbe der 1930/40er Jahre und
orientiert sich unterschiedlich weitgehend an der damaligen
Hegemonialmacht und den Hypotheken des nazistisch beherrschten Europas.
Sie hat sich schon vor einiger Zeit in einer Europäischen
Nationalen Front zusammengetan und auch auf kultureller Ebene
– insbesondere durch die Organisation von
Rechts-Rock-Festivals – grenzüberschreitende
Verbindungen geschaffen. Vor allem die Nationaldemokratische Partei
Deutschlands (NPD), die griechische Chrysi Avgi, die
rumänische Noua Dreapt (Neue Rechte), der Renouveau
français (Französische Erneuerung), die
italienische Forza Nuova (Neue Kraft), die spanische Falange und die
Narodowe Odrodzenie Polski (Nationale Wiedergeburt Polens) haben
Bedeutung als Teil dieser „Front“ erlangt. Zahlreiche
neofaschistische Parteien und Splittergruppen berufen sich in aller
Offenheit auf das Vermächtnis nazi-faschistischer
Kampforganisationen und Heroen aus den 1930er und 1940er Jahren. Dabei
überrascht besonders der unverblümte
Rückgriff auf Milizen und militärische Einheiten, die
vor allem vom SS-Hauptamt und von der Waffen-SS aus den mit den
Deutschen kollaborierenden Kampfbünden rekrutiert worden
waren, so etwa auf die albanische und die baltischen Einheiten der
Waffen-SS. Aber auch die aus einer neofaschistischen
Studentenorganisation hervorgegangene Jobbik bemüht in
Symbolik, Programmatik und Rhetorik die ungarischen Pfeilkreuzler als
historische Identitätsstifter und stört sich nicht
daran, daß diese in der Schlußphase des deutsch
beherrschten Europas eine bedeutende Rolle bei der Deportation und
Vernichtung der ungarischen Juden gespielt haben. Allerdings
muß auch daran erinnert werden, daß Deutschland den
„unverblümten Rückgriff“ durch
Beibehaltung der Einbürgerungspolitik Hitlers erleichtert. Wer
als Ausländer zur Waffen-SS gehörte, wurde von Hitler
ausdrücklich zum deutschen Staatsbürger gemacht, der
im Falle von Kriegsverletzungen bis heute Renten aus Deutschland
bezieht. Europäische
Assoziation der nationalen Bewegungen - Im Gegensatz
zur Formation offenen Naziverehrung profiliert sich seit 2009 ein
zweiter europaweit operierender Zusammenschluß, die
Europäische Assoziation der nationalen Bewegungen. Um bessere
Wahlergebnisse zu erzielen als ihre ältere
europäische Konkurrentin, hat sie die historischen
Traditionslinien teilweise zurückgefahren und ihre politischen
Inhalte den aktuellen sozioökonomischen und politischen
Realitäten angepaßt. Der im Jahr 2009 in Budapest
gegründeten Europäischen Allianz nationaler
Bewegungen gehören die ungarische Jobbik (Bewegung
für ein besseres Ungarn), der Front National (Frankreich), die
British National Party, die Nationaldemokratische Partei Bulgariens und
die italienische Fiamma Tricolore an. Darüber hinaus sind als
assoziierte Einzelmitglieder führende Exponenten des
separatistischen belgischen Vlams Belang, des französischen
Front National und des polnischen Prawo i Sprawiedlinvosc (Recht und
Gerechtigkeit) eingetragen, während die Assoziation der
ukrainischen Swoboda (Freiheit) inzwischen widerrufen wurde. Wo
sich die deutschen rechten, rechtspopulistischen und
fremdenfeindlichen, jedoch nicht neonazistischen Kräfte
positionieren werden, wird sich zeigen. Der Europawahlkampf wird
spannend. Noch spannender wird die Entwicklung nach dem 25. Mai. Was ist heute zu tun? - Das
Verbot der NPD zu beantragen und gleichzeitig die langjährige
NPD-Partnerorganisation "Swoboda" und den mit ihr verbandelten
militant-faschistischen "Rechten Sektors" an der amtierenden Regierung
in Kiew zu halten – das kann niemals hingenommen werden. Wir
brauchen das NPD-Verbot, um endlich antifaschistische Standards im Land
und in der EU zu bekommen. Das Verbot der faschistischen Organisationen
in ganz Europa muß zum Thema im EU-Maßstab werden..
- Es ist an der Zeit, unsere PACE-Fahnen wieder
hervor zu holen und aus Fenstern und von Balkonen zu hängen!
Zeigen wir unseren Wunsch nach Frieden. Jede Geste ist ein wichtiger
Beitrag. Jetzt alles zu tun, was für den Frieden zu tun ist,
das ist allererste antifaschistische Pflicht. Ja: Aus dem
„Bunt statt Braun“ muß das
„Bunt statt Braun und Olivgrün“ werden.
- Neben
der Etablierung einer profachistischen Regierung in Kiew ist die
Wiedereinrichtung einer ultrarechten ungarischen Regierung der Partei
Fidesz ein besonders beunruhigender Faktor. Mit knapp 45 Prozent der
abgegebenen und 30 Prozent der möglichen Stimmen eine
ZweiDrittelMehrheit im Parlament zu erringen, das ist ein Betrug
sondergleichen. Jetzt wurde ein berüchtigter Anführer
der Skinhead-Szene und Jobbik-Führer zum
Vizepräsidenten des neuen Parlaments in Budapest
gewählt. In Frankreich schickt sich der Front National an,
solche Verhältnisse ebenfalls in unserem Nachbarland zu
schaffen. Die United Kingdom Independent Party (UKIP) könnte
bald als ähnliche Kraft stärkste Partei in
Großbritannien werden. Jetzt gilt es, endlich in
der EU die Standards wiederzubeleben, die beim Aufstieg der
FPÖ galten. Die EU-Gremien müssen sich der
faschistischen Beteiligung verweigern und aufklären.
- Die
ehemals friedensbewegten Kräfte in den Grünen und der
SPD müssen sich wieder zu Wort melden. Die Gewerkschaften
müssen auch bei uns einen Block gegen die Fortsetzung der
Agenda-Politik und der Militarisierung bilden. Es war das Versagen der
institutionellen Linken und ihre unsoziale
„Reformpolitik“, die den Rechten einen Spielraum
gaben. Wirkliche Linke werden nicht als Protestpotential wahrgenommen,
das führt zum Erstarken der Rechten als anerkanntes
Protestpotential oder zur Wahlenthaltung. Innerhalb und
außerhalb der Parlamente müssen antifaschistische,
soziale und antimilitaristische Allianzen geschaffen werden.
- Zugleich
gilt es rechte Allianzen zu verhindern. Wenn die AfD erstarkt und die
„ProDeutschland“-Bewegung für die NPD
akzeptabel wird – und umgekehrt, dann wird es richtig
gefährlich. Die Entlarvung aller rassistischen,
rechtskonservativen, rechtpopulistischen und offen neonazistische
Kräfte ist eine ständige Aufgabe.
Quellen
für obiges Referat sind Ossietzky, Neues Deutschland,
Erklärungen von Ulla Jelpke, Cornelia Kerth und Ulrich
Schneider, sowie eigene Recherchen von Ulrich Sander. In der Diskussion in Velbert
– nach diesem Referat – sind zahlreiche weitere
Probleme deutlich und ebenfalls interessante Fragen besonders zur Krim-
und Ukraine-Entwicklung aufgeworfen worden. Ansätze zu
Antworten dazu finden sich in diesem folgenden Text: Luz María De
Stéfano Zuloaga de Lenkait, Juristin und Diplomatin
a.D., 11.5.14 Zur ZDF-Sendung "Maybrit
Illner" unter dem Titel: "Putin-Versteher oder Amerika-Freund - muss
Deutschland sich entscheiden?" am 8.5. um 22.15 Uhr/ Das Thema
Ukraine, das auch auf der letzten ZDF-Sendung "Maybrit Illner"
mit interessanten Teilnehmern besprochen wurde, gibt erneut Anlaß
zu einer Stellungnahme, wie gewohnt zur Anregung, Verwendung und
Weiterverbreitung. Sanktionen
sind ein Schritt zur Eskalation Der
ZDF-Fernsehsendung "Maybrit Illner" vom 8.5. "Putin-Versteher oder
Amerika-Freund - muss Deutschland sich entscheiden?" sind folgende
wichtige und zutreffende Äußerungen von Egon Bahr
und Gregor Gysi zu entnehmen: Es ist fast kindisch
auszuprobieren, wer die Sanktionen besser aushält, der Westen
oder der Osten. Es darf keinen Krieg geben und es wird keinen Krieg
geben. Also sind Sanktionen als kriegerische Mittel völlig
auszuschließen. So Egon Bahr. Und mit ihm Alt-Bundeskanzler
Helmut Schmidt, Alt-Bundeskanzler Gerhard Schröder und alle
vernünftigen SPD-Vertreter wie Gernot Erler, Rolf
Mützenich und andere. Dagegen zeigt sich Walter Steinmeier mit
leeren Händen und leerem Kopf bei seiner sinnlosen
"Außenpolitik", die eigentlich keine ist. Redaktionen
darunter auch SZ-Journalisten, die wiederholt von "Annexion der Krim"
sprechen oder schreiben reproduzieren damit eine propagandistische
Masche. Man zeigt sich so absolut ignorant, was Annexion
heißt, nämlich ein Landraub, eine gewaltsame
Landnahme. Die hat es bei der Krim nicht gegeben: Die Aufnahme der Krim
in die Russische Föderation war weder Landraub noch gewaltsame
Übernahme, sondern die Konsequenz eines Referendums (16.3.14),
aufgrund dessen ein Antrag an Moskau gerichtet wurde, den der Kreml
eine Woche später akzeptierte. Der Anschluss oder Einschluss
der Krim, wie Egon Bahr ihn richtig bezeichnet war nicht
völkerrechtswidrig, denn er war keine räuberische
Landnahme. Der Anschluss an Russland fand in voller
Übereinstimmung mit der Krim-Bevölkerung statt,
keineswegs gewaltsam oder feindlich. Keine Redaktion darf sich der
faschistischen Propaganda-Sprache bedienen, denn sie verirrt sich so in
Desinformation und falscher Darstellung. Auf den
Maidan-Demonstrationen waren Demokraten, aber auch faschistische
Kräfte. Nicht die ganze Kiew-Regierung, aber ein Teil von ihr
ist faschistisch, und Faschisten haben in der ukrainischen Regierung
nichts zu suchen. Nach Gorbatschows Vorstellung
sollte das europäische Haus ohne Warschauer Pakt und ohne NATO
aufgebaut werden. Der Warschauer Pakt hat sich aufgelöst, aber
die NATO nicht. Sie ist geblieben trotz jeder Vernunft und jeder
vernünftigen Überlegung, die es sogar in
höchsten Sphären Washingtons gab. Dann wurde
versprochen, es gebe keine Ost-Erweiterung der NATO. Zwölf
osteuropäische Staaten sind aber inzwischen aufgenommen. Die
NATO reicht damit bis an die Grenze Russlands. George W. Bush wollte
2008 auch Georgien und die Ukraine in die NATO holen. Obama will die
Ukraine nicht in der NATO haben, aber die russische Regierung ist nicht
sicher, was der nächste US-Präsident versuchen wird.
Ein anwesender Amerikaner bei Maybrit Illner, Andrew B. Denison, wirft
den Deutschen vor, sie seien mindestens seit 70 Jahren feige. Diese
haltlose Unterstellung war eine Beleidigung für die deutschen
Teilnehmer und auch eine Beleidigung für das deutsche
Publikum. Hier fehlte die dezidierte selbstsichere Antwort, ja, zu
feige waren und sind immer noch deutsche Regierungen, um die
US-Amerikaner mit ihrer NATO und NSA-Diplomaten aus Deutschland
hinauszuwerfen. … Mehr
als die Hälfte der Deutschen haben Verständnis
für die Aufnahme der Krim in die Russische
Föderation. Eine überwältigende deutsche
Mehrheit ist auch gegen Sanktionen. Wir leben in Europa, nicht in
Amerika. Wirtschaftliche Sanktionen sind ein Schritt zur Eskalation.
Können wir den USA vertrauen? Bis in die 90er Jahre hinein war
die Sache klar: Für die Hälfte der Westdeutschen
stand fest, dass ihr bester Freund Amerika sei. Nach dem Irak-Krieg,
nach dem sogenannten Krieg gegen den Terror und nach dem NSA-Skandal
hat sich das Verhältnis nachhaltig getrübt. 61% der
Deutschen halten Amerika nicht für einen
vertrauenswürdigen Partner. Heute hat sich bei dem
bürgerlichen Spektrum auch eine zunehmende Distanz zu Amerika
entwickelt. Man spricht deshalb von einer schleichenden Entwestlichung.
Das will aber der US-amerikanische Teilnehmer bei "Maybrit Illner"
nicht wahrnehmen: "Deutschland sei tiefer als je zuvor im Westen
verwurzelt. Ostdeutschland hat sich vielmehr an den Westen
angenähert, als der Westen an den Osten." Er wich
auffällig der Frage von Gregor Gysi aus, ob Washington jemals
den Irak-Krieg mit seiner falschen Grundlage ausgewertet habe. Anstatt
sich vom Völkerrechtsbruch der Bush-Regierung zu distanzieren,
vertrat Denison sinngemäß den Standpunkt, es sei
wichtiger, wie viele Staaten an der Seite eines Kriegs der USA seien,
egal ob sie damit einen eklatanten Rechtsbruch begehen wie beim
Irak-Krieg. So plump ein Vertreter des USA-Establishment, der sein Land
damit sehr schadet. … Die
Forderung nach Härte gegen Obama findet mehr Zustimmung bei
der deutschen Bevölkerung als die nach Härte gegen
Putin, die Obama und seine Gallionsfigur Hollande mit
Irrationalität anstreben. Zweifellos muss sich Europa von den
USA emanzipieren. Das haben die Amis einfach zu akzeptieren. Und Stefan
Kornelius auch. Seine kindische US-Abhängigkeit lässt
ihn als ein Junge wahrnehmen, der nie gelernt hat, alleine, ohne
elterliche Hilfe zu denken und zu schreiben. In
diesem Jahr hat die Schweiz den Vorsitz der Organisation für
Sicherheit und Zusammenarbeit (OSZE). Die Schweiz ist weder Mitglied
der NATO noch der EU. Aber die USA sind Mitglied der OSZE. Seit der
peinlichen Militär-Operation unter Führung der
Bundeswehr in der Ukraine, die vorgeblich im Namen der OSZE stattfand,
hat sich diese Organisation als Vermittler völlig
diskreditiert, indem sie sich im dunklen Schatten einer
NATO-Infiltration bloßstellte. Bisher hat die Bundesregierung
nicht die Frage des CSU-Abgeordnten Dr. Peter Gauweiler beantwortet,
was deutsche Soldaten in der Ukraine zu suchen hatten. Was hatte eine
Militär-Mission dort zu suchen, wenn schon eine Zivil-Mission
offiziell tätig war? Die Bundesregierung hat
mit dem Einsatz militärischer Beobachter in der Ostukraine
unter Führung der Bundeswehr einen weiteren schweren Fehler
begangen. Das war keine OSZE-Mission. Auch die OSZE distanziert sich
davon. Das hat die echte OSZE-Mission, nämlich die zivile,
gefährdet. Es geht um eine Art militärische
Aufklärung, die man natürlich auch als Spionage
bezeichnen kann. Gerade durch diese Beobachtung oder Inspizierung habe
man nun festgestellt, dass keine russischen Streitkräfte in
der Ostukraine sind. Dann haben sie Aufklärung betrieben. So
etwas nennt man Spionage. Nun kommt noch hinzu, dass der BND daran
beteiligt war. Was denn nun? Soll das ein Beitrag zur Deeskalation
sein? Ganz im Gegenteil! Wir benötigen jetzt
eine andere Herangehensweise. Das Land ist tief gespalten. Die
Überlegungen in der NATO, sich dauerhaft in Europa zu
stationieren, sind ein Beitrag zur Eskalation statt zur notwendigen
Deeskalation. Man darf die Rolle der USA, der EU und letztlich auch der
NATO dabei nicht unterschätzen. Zu Recht
sind EU und NATO dabei auseinanderzufallen. Und sie werden auseinanderfallen
trotz allem Lamento von Stefan Kornelius in der SZ-Redaktion. Frau
Merkel empfängt einen Präsidentschaftskandidaten der
Ukraine. Nun ist dieser Mann ein Oligarch, fordert schärfere
Sanktionen gegen Russland, leistet also auch einen Beitrag zur
Eskalation, anstatt zunächst einmal sein Vermögen der
ukrainischen Gesellschaft wieder zurückzugeben. Dieser Empfang
durch Frau Merkel geht politisch und diplomatisch völlig
daneben. (Gregor Gysi am 7.5. im Bundestag, "Deeskalation ist das Gebot
der Stunde", Junge Welt vom 8.5.) Solange der
deutsche Außenminister sich von der illegitimen
Kiew-Regierung nicht distanziert, ist er nicht in der Lage,
konstruktive Richtlinien für eine glaubwürdige
Außenpolitik vorzuschlagen. Er hat die Chance in
unverantwortlicher Weise verpasst, sich mit seinem russischen Kollege
Sergej Lawrow zu verständigen in einer Angelegenheit, die
nicht nur historisch, sondern auch gegenwärtig Russland zu
aller erst trifft. … Autor: Luz
María De Stéfano Zuloaga de Lenkait http://www.sopos.org/aufsaetze/52b7059ac7a86/1.phtml http://www.sopos.org/aufsaetze/52b705967af7d/1.phtml http://www.stiftung-sozialgeschichte.de/joomla/index.php/de/publikationen/literaturlisten-2/101-karl-heinz-roth http://www.sopos.org/aufsaetze/52b7059e45b61/1.phtml http://www.sopos.org/aufsaetze/52b705a27cbc7/1.phtml http://www.sopos.org/aufsaetze/52b705a5c2114/1.phtml http://www.sopos.org/aufsaetze/52b705a982c0e/1.phtml http://www.sopos.org/aufsaetze/52b705ad7e78f/1.phtml |