21.04.2014 Ostermarsch Rhein-Ruhr in Dortmund:
„Ziehen wir den Kriegstreibern den Stecker raus“ Ulrich Sander, Bundessprecher der VVN-BdA,
Mitglied der Dortmunder Friedens- und Antifa-Bewegung und Ostermarschierer seit 1960 sprach am
21.04.2014 in Dortmund auf dem Ostermarsch Rhein-Ruhr. Ich freue mich, gerade hier auf dem Dortmunder Friedensplatz sprechen zu dürfen. Was
war hier nicht alles schon los? Hier gab es unzählige
Friedensaktionen, hier und auf den angrenzenden Plätzen. Hier
wurde Friedenspolitik gemacht. Auch seitens der Gewerkschaften und der
Belegschaften. Dortmund als Stadt des Friedens, das war unser Stolz. Das
ging so bis zu jenem Unheilstag im März 1999, da die Führung
der Grünen und der SPD aus dem Friedenslager ausschieden und im
NatoKrieg gegen Jugoslawien mitmachten, und halfen, Bomben auf
Belgrad zu werfen. Dann kam jener Unglückstag im Herbst
2001, da die Friedens und Gewerkschaftsbewegung hier eine
Friedenskundgebung vorbereitete, um vor dem Eintritt in den Krieg gegen
Afghanistan, die Militärs nannten es Krieg „gegen den
Terror“, zu warnen. Aber dann verband plötzlich Kanzler
Schröder die Kriegsfrage mit der Vertrauensfrage. Dem Dortmunder
DGB war das Vertrauen für Schröder wichtiger als alles
andere. Wir sagten, Terror kann nicht mit Terror, Staatsterror
bekämpft werden. Das Friedensengagement des DGB war für lange
Zeit passè. Doch 2008 fing es wieder an, und wir freuen uns,
daß der DGB seitdem wieder Kundgebungen zum Antikriegstag rund um
den 1. September durchführt. Doch seit 1999 gibt es auf der
Parteienebene immer wieder die ganz große Kriegskoalition. Der
SPDAußenminister war sogar führend bei der Ausbreitung der
militärischen EU und der offensiven NATO bis wenige hundert
Kilometer vor Moskau. Er hat sich dabei auch auf faschistische
Kräfte in Kiew gestützt. Es gibt jedoch Anzeichen,
daß immer mehr Leute aus Steinmeiers Partei es satt haben, sich
hier in Deutschland als Vorkämpferin gegen Neonazis zu verstehen,
aber dann in Kiew die Bruderpartei der NPD in Regierungsverantwortung
zu bringen. Wir fordern das Verbot der Naziorganisationen bei uns und
in ganz Europa. Wir fordern die Regierung auf, aus dem Feldzug der NATO
gen Osten auszusteigen. Die Ukraine, Rußland, Europa werden nur
Frieden haben, wenn die kriegsbereiten und mörderischen Faschisten
aus der Kiewer Regierung verschwinden. Dortmund gibt sich als
Stadt des Widerstandes gegen Nazis zu erkennen. Das ist sehr gut und
– angesichts von fünf Nazimorden in sechs Jahren leider
notwendig! Am 1. Mai werden wir die Nazis mit Blockaden
bekämpfen. Und eine der ältesten Organisationen der Stadt,
die sich sowohl als Friedens wie auch als AntifaOrganisation versteht
und schon seit über 50 Jahren Antifaschisten aus allen
Parteirichtungen sowie aus den Ländern vereint, die hier in
Dortmund ermordete Zwangsarbeiter zu beklagen hatten, diese
Organisation erklärte zu diesem Ostermarsch: „Als
Förderverein Steinwache/Internationales Rombergparkkomitee sind
wir besorgt über das Schicksal unserer Mitglieder in der
ehemaligen Sowjetunion. Wir sind mit ihnen solidarisch. Wir
fürchten um ihre Sicherheit vor den Angriffen rechter Kräfte.
Jetzt sind antifaschistische Aktionen nötiger denn
je, ebenso Aktionen für den Frieden! Kommt zum Gedenken an die
Naziopfer. …Kommt zum Ostermarsch für Abrüstung,
Entspannung, Frieden und Demokratie! Kein neuer Kalter Krieg!
Verhandeln statt schießen!“ Besonders wird „die
von der Bundesregierung hochverehrte Frau Timoschenko von der der
Regierung angehörenden ‚Vaterlandspartei’“
verurteilt, die dazu aufgerufen hat, „Rußland zur
verbrannten Erde zu machen und die Russen auszulöschen.“
Soweit das Zitat aus der Erklärung. Und diese Frau Timoschenko ist
nach wie vor enge Verbündete der Bundesregierung. Unsere Regierung
ließ diese Oligarchin in der Charité behandeln, statt sie
in Untersuchungshaft zu nehmen oder in der Psychiatrie zu behandeln.
Das ist doch heller Wahnsinn. Ernst Söder, langjähriger
Gewerkschaftssekretär und Rombergparkkomiteevorsitzender, sagte zu
einer solchen Politik am Karfreitag in der Gedenkveranstaltung in der
Bittermark: „Auch die Erklärung des
Bundespräsidenten, dass die Deutschen mehr Verantwortung in der
Welt – auch die militärische – zu übernehmen
hätten, widerspricht dem Inhalt unseres Grundgesetzes, das die
Bundeswehr ausdrücklich zu einer Verteidigungsarmee
erklärt.“ Zu vielen der Medien: Wer uns immer
wieder fragt, warum sind denn Eure Ostermärsche so klein, dem
sagen wir, warum ist denn Euer Mut, etwas für den Frieden und
damit gegen die Regierung zu tun, so winzig? Wir
Ostermarschierer blamieren uns mit unserer Aktionen jedenfalls nicht.
Es blamieren sich die, die nichts tun. Oder die Redakteure der Westf.
Rundschau, die schreiben, dass Putin uns "eingelullt" habe. Nun
müßten wir aufwachen und die NATO stärken. Will jetzt
auch diese Zeitung einer Neuauflage des Kalten Krieges das Wort reden? Sollte
man nicht mal vor der eigenen Haustür kehren und auf die in den
Medien nicht beachteten Kriegsvorbereitungen auch in NRW hinweisen? Auf
das exorbitante Luftwaffenkommando in Kalkar/Uedem zum Beispiel, das
die Zahl der Drohnenpiloten und antirussischen Raketenschirmbesatzungen
auf 1000 Experten des Tötens verdoppelt hat und noch weitere 400
Arbeitsplätze für Mordkommandos und den antirussischen
Raketenschirm plant, obwohl sonst ja die Bundeswehrstandorte reduziert
wurden. Der Raketenschirm muß Rußland beunruhigen, und wir
erinnern an die alte Erkenntnis der Friedensbewegung: Raketen sind
Magneten. Es gilt, eine breite Friedensbewegung und umfassende
antifaschistischantimilitaristische Bewegung zu schaffen.
Friedensbewegte, Antifaschisten und Atomgegner müssen zusammen
handeln Und nichts geht ohne starke Gewerkschaften. Das ist wichtig, denn die Große Koalition hat in ihrem Regierungsprogramm immer neue Kriegseinsätze auf dem Plan. Wir
fordern weiter: Die innere Militarisierung der Gesellschaft ist zu
stoppen! Der Aufbau der „Regionalen Sicherungs und
Unterstützungskräfte“ (RSU) als
„Heimatschutz“ zeigt, in welche Richtung die Ausrichtung
der Bundeswehr zielt: Die neue ReservistenTruppe ist für den
nationalen Einsatz ausgebildet und soll im Bedarfsfall auch gegen
Streikende eingesetzt werden können. Die Bundeswehr soll sogar
mit Kriegswaffen im Inneren kämpfen dürfen. Wir
weisen warnend darauf hin: Weiterhin fördern
ReservistenVerbände den Militarismus und auch die Organisierung
von rechten und NaziKräften im Land. Hier im Rathaus und im
Stadthaus hat die Bundeswehr der Reserve ihren Sitz, um Einfluß
auf das kommunale Geschehen zu nehmen. Es wurde für den
Notstandeinsatz auch der Bundeswehr im Stadthaus eine ganze Etage zur
Bekämpfung von sog. Katastrophen eingerichtet. Solche Kommandos
bestehen in alle 480 Kreisen und Kreisfreien Städten. Wir fordern
daher die Auflösung der ReservistenTruppe
„Heimatschutz“. Und weiter: Forschung an Hochschulen
zu Rüstungszwecken ist zu verbieten, Zivilklauseln an allen
Bildungseinrichtungen sind verbindlich einzuführen. Die
Landesregierung fordern wir auf, Programme zur Rüstungskonversion
zu entwickeln und die ZivilMilitärische Zusammenarbeit (ZMZ) im
Inland abzuschaffen. Die Landesregierung soll im Bundesrat in
Erfüllung des Art. 87a GG und 115a GG gegen alle
Auslandseinsätze wirken. Wir sagen auch: Kein Werben
für´s Töten und Sterben! Denn die Bundeswehr wird zum
„Arbeitgeber“ verniedlicht und wirbt ihren Nachwuchs in
Schulen, Hochschulen, Arbeitsagenturen und auf Berufsbildungsmessen.
Alle Meldeämter wurden verpflichtet, der Bundeswehr
Adreßmaterial für ihre Anwerbungen zu geben. Wir
sagen schließlich: Nie wieder Krieg. Fallt den Kriegstreibern in
den Arm – auch denen in den Medien. Wir tragen unseren Protest
auf die Straße, es genügt nicht, im Internet anzuklicken
„Gefällt mir“, wo zum Frieden aufgerufen wird. Wir
müssen auch wieder massenhaft auf die Straße gehen. Ziehen
wir den Kriegstreibern den Stecker raus. |