20.04.2014 "Gemeinsame Sicherheit statt Konfrontation" Friedensbewegung mit
gemeinsamer Erklärung zur Ukraine - Lob und Skepsis
über die Ergebnisse der Genfer Konferenz Am Mittwoch trafen sich Vertreter der
großen Netzwerke der Friedensbewegung in Kassel und
verabschiedeten eine gemeinsame Erklärung zum
Ukraine-Konflikt. Dazu und zu den Ergebnissen der Genfer
Vierer-Konferenz äußerte sich der Sprecher des
Bundesausschusses Friedensratschlag in einer ersten Stellungnahme: Mit
einer gemeinsamen Erklärung wenden sich die beiden
großen Netzwerke der Friedensbewegung, der "Bundesausschuss
Friedensratschlag" und die "Kooperation für den Frieden" an
die diesjährigen Ostermärsche und an die
Öffentlichkeit. Darin wird an die ursprünglichen
Positionen der Friedensbewegung erinnert, die sich aus ihren auf
Gewaltfreiheit und Völkerrecht beruhenden fünf
Grundüberzeugungen ergeben: 1. Das Bekenntnis zur Demokratie
schließt die Sympathie für gewaltlose soziale und
politische Proteste der ukrainischen Bevölkerung gegen die
Herrschaft der Oligarchen genauso ein wie unsere Kritik an den massiven
Einmischungsaktivitäten äußerer
Mächte. 2. Die Friedensbewegung setzt auf
Gewaltfreiheit und verurteilt daher sowohl den bewaffneten
Putsch in Kiew als auch die bewaffneten separatistischen Bewegungen in
der Ostukraine. Auch das militärische Eingreifen der Kiewer
"Zentralregierung" ist nicht zu rechtfertigen. 3. Die antifaschistische
Friedensbewegung kritisierte von Anfang an den Einfluss
rechtsradikaler und faschistischer Formationen auf die Proteste auf dem
Maidan. Deren Beteiligung an der ukrainischen
Übergangsregierung darf nicht hingenommen werden. 4.
Die Friedensbewegung
achtet das Völkerrecht. Die unverhohlene Mithilfe
des Westens am "Regime Change" in Kiew widerspricht eklatant dem
Nichteinmischungsprinzip nach Art. 2 Ziff. 7 der UN-Charta. Die
Sezession der Krim verstößt gegen die ukrainische
Verfassung und der nachfolgende Anschluss an Russland ist
völkerrechtlich umstritten. 5. Die Friedensbewegung setzt auf
das Prinzip der "gemeinsamen Sicherheit". Im gemeinsamen
"Haus Europa" kann es Sicherheit nur miteinander und nicht
gegeneinander geben. Die Ausdehnung der NATO bis nahe an die Grenzen
Russlands widerspricht diesem Prinzip und ist eine wesentliche Ursache
für den gegenwärtigen Konflikt. Die Friedensbewegung fordert daher
die Rücknahme der Sanktionen gegen Russland, den Stopp des
Aufbaus des sog. NATO-Raketenschirms in Europa, den Stopp
sämtlicher Rüstungsexporte in die Ukraine und nach
Russland und die Distanzierung von der von rechtsradikalen
Kräften durchsetzten ukrainischen Übergangsregierung.
Von Politik und Medien verlangt die Friedensbewegung eine "rhetorische
Abrüstung". Die vollständige
Erklärung der Friedensbewegung ist hier herunterzuladen: http://ag-friedensforschung.de/bewegung1/ostermarsch2014/om-erklaerung.pdf Der Bundesausschuss
Friedensratschlag begrüßt daher auch
die am Donnerstag bei den Vierer-Verhandlungen in Genf getroffenen
Vereinbarungen zur Deeskalation der Lage in der Ukraine. Insbesondere
der Appell an die ukrainischen Konfliktparteien, "jegliche
Gewaltanwendung, Einschüchterungen und Provokationen (zu)
unterlassen", entspricht den Wünschen und Forderungen der
Friedensbewegung. Hierzu gehört auch die Entwaffnung aller
"illegalen bewaffneten Gruppen". Wir
begrüßen auch, dass Russland in die beschlossene
Beobachtermission in der Ukraine eingebunden ist. Es entspricht unserer
Überzeugung, dass ohne die Berücksichtigung der
russischen Interessen der Konflikt in der und um die Ukraine nicht
beigelegt werden kann. Unsere Skepsis richtet sich
vor allem auf die Tatsache, dass die NATO daran festhält, ihre
militärische Präsenz in Osteuropa zu
verstärken. Die Zusage der Bundesregierung, hierfür
auch Eurofighter für den Luftraum an der Grenze zu Russland zu
stationieren, ist -- 73 Jahre nach dem deutschen Überfall auf
die Sowjetunion -- eine einzige Provokation und muss schleunigst
zurückgezogen werden. Die
Ostermärsche, die am Karfreitag bei bescheidenem Wetter aber
gewohnt guter Stimmung fortgesetzt wurden, gehen am Samstag, Sonntag
und Montag "in die Vollen": Bei 80 Ostermärschen im ganzen
Land werden auf ca. 200 Kundgebungen und Zwischenkundgebungen neben der
Ukraine noch jede Mange anderer friedenspolitischer Themen
angesprochen. Die Agenda der Friedensbewegung reicht von den Atomwaffen
über die Kampfdrohnen und den Rüstungsexporten bis zu
den Uranwaffen. Viel zu tun für die Friedensbewegung -- auch
über Ostern hinaus. Für den
Bundesausschuss Friedensratschlag: Peter Strutynski (Sprecher) http://www.ag-friedensforschung.de/ |