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Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes
Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten

Landesvereinigung NRW

 

18.03.2014

Für eine bessere Zukunft gemeinsam kämpfen!

Unter diesem Motto fand der 18. Bundeskongreß der DIDF vom 14.3. bis 16.3. 2014 in Oberwesel statt. Der Kongreß stand unter dem Eindruck des Todes des 15-jährigen Berkin Elvan. Getroffen von einer Tränengasgranate der Polzei während der Proteste zum Gezi-Park starb er vor einigen Tagen nach 9 Monaten im Koma. Das Grußwort der Landesvereinigung der VVN/BdA war verbunden mit dem Geschenk eines Fotos von der 2 Tage zuvor in Wuppertal erfolgten Protestdemonstration gegen die Erdogan-Regierung aus Anlaß des Todes von Berkin Elvan.

Grußwort der VVN/BdA NRW zum Kongreß der DIDF am 15.3.2014 in Oberwesel

Jochen Vogler - Landessprecher

Die Landesvereinigung NRW der VVN/BdA übersendet eurem Kongreß ganz herzliche Grüße.

Unsere Vereinigung wurde 1946 als Bündnisorganisation gegründet – in ihr kamen vor allem diejenigen zusammen, die unter dem Naziterror an der Macht wegen ihres politischen Widerstandes oder ihrer politischen Überzeugung in den Gefängnissen und KZs leiden mußten.

Uns leitet der Schwur von Buchenwald, den die internationale Häftlingsgemeinschaft dort nach ihrer Selbstbefreiung auf dem Appellplatz leistete:

Die Vernichtung des Nazismus mit seinen Wurzeln ist unsere Aufgabe,
der Aufbau einer neuen Welt des Friedens und der  Freiheit ist unser Ziel.
Wir stellen den Kampf erst ein, wenn auch der letzte Schuldige vor den Richtern der Völker steht.  

Unsere Vereinigung ist älter als die Bundesrepublik, die erst 1949 gegründet wurde.

Die politische und gesellschaftliche Entwicklung dieses Landes hatte von Beginn an einen Doppelcharakter.

"Sie können alle Blumen abschneiden, den Frühling aber können sie nicht aufhalten."

"Sie können alle Blumen abschneiden, den Frühling aber können sie nicht aufhalten."

Aufgrund der Erfahrungen mit der Nazi-Herrschaft enthält das Grundgesetz bindende Bestimmungen zu einem rechts- und sozialstaatlichen und parlamentarisch demokratischen System mit einem Katalog unveräußerlicher Grundrechte – einerseits.

Andererseits waren aufgrund der antikommunistischen Doktrin von Anfang an politische und juristische und später beim Aufbau der Bundeswehr militärische Schlüsselfunktionen zahlreich mit Personal besetzt, das schon während der Nazi-Zeit als entsprechendes Fachpersonal wirkte.

Das ideologische Gift des Faschismus wirkt somit nach bis in unsere Tage.

Und nicht nur in unserem Land ist das so.

Mit Entsetzen müssen wir zur Kenntnis nehmen, wie in Ländern der vormaligen Sowjetrepubliken faschistische Traditionen gefördert und faschistische Umtriebe geduldet werden.

An diesem Wochenende findet in Riga wieder der Aufmarsch ehemaliger SS-Angehöriger und der jungen Verherrlicher dieser Tradition statt.

Die Federation International des Resistants (FIR) hat dazu aufgerufen, die noch schwachen antifaschistischen Kräfte im Protest gegen diese Zumutungen zu unterstützen und ist mit einer antifaschistischen Delegation aus Deutschland nach Riga unterwegs.

In dem Schreiben der FIR an  die Botschafterin der Republik Lettland heißt es u.a.:

Es ist für uns unvorstellbar, daß ein Land, das einen Platz in der Gemeinschaft der europäischen Völker beansprucht, solchen Organisationen erlaubt, öffentlich für die Rehabilitierung dieser verbrecherischen Traditionen einzutreten. Faschismus ist keine Meinung, sondern ein Verbrechen- ein Verbrechen gegen die Menschheit, wie der internationale Militärgerichtshof in Nürnberg 1945 feststellte. Ebenfalls haben wir kein Verständnis dafür, daß solche Verbrecher, die für tausende Tote auch an der Zivilbevölkerung Verantwortung tragen, als „Kämpfer für die Freiheit Lettlands“ tituliert werden.

Mit ebenso großem Entsetzen müssen wir die Beteiligung der Swoboda-Faschisten in der ukrainischen Übergangsregierung zur Kenntnis nehmen.

Und auch, daß dies von der westlichen Wertegemeinschaft fraglos toleriert wird.

Wir wissen: die westliche Wertegemeinschaft ist der kapitalistischen und neoliberalen Logik verpflichtet.

In Solidarität stehen wir zu eurem Protest gegen die Erdogan-Regierung.

Nach 9 Monaten im Koma ist der 15-jährige Berkin Elvan jetzt gestorben. Die Verletzung durch eine Tränengasgranate als Folge der Polizeigewalt gegen die Proteste zum Gezi-Park war die Ursache dazu.

Polizeigewalt begleitet antifaschistische Proteste auch hierzulande.

Und wir lernen: die politische Bewertung der westlichen Wertegemeinschaft zu Protesten und den Reaktionen der Polizei dazu ist unterschiedlich, ob sie in Kiew oder in der Türkei oder Deutschland stattfinden.

Während der Protestdemonstration zum Tod von Berkin Elvan in Wuppertal habe ich dieses Foto aufgenommen. Auf dem Schild steht: Sie können alle Blumen abschneiden, den Frühling aber können sie nicht aufhalten.

Dieses Foto kann ich euch jetzt nur in einem recht schlechten Ausdruck geben – mit diesem Grußwort werde ich euch aber die Datei des Fotos per mail übersenden.

Der Aufbau einer Welt des Friedens und der Freiheit ist unser gemeinsames Ziel – dazu treffen wir uns sicher bei der nächsten Gelegenheit zu den Ostermärschen.

Ich wünsche eurem Kongrß einen guten und erfolgreichen Verlauf.