17.03.2014 Antifaschistischer Protest gegen
SS-Veteranen-Aufmarsch in Riga Eine
aktuelle Pressemitteilung über die Proteste gegen das heute in
Riga stattfindende Treffen ehemaliger SS-Veteranen und ihrer
Anhänger hat die Föderation Internationaler
Widerstandskämpfer FIR verbreitet: Am
Vormittag des 16. März 2014 protestierten Antifaschisten aus
verschiedenen europäischen Ländern auf dem
Freiheitsplatz in Riga gegen den geplanten Ausmarsch der SS-Veteranen
und ihrer jungen Verherrlicher. Nachdem es noch am Vortag zu massiven
und schikanösen Behinderungen gekommen war, trauten sich die
lettischen Sicherheitskräfte nicht, dies am Sonntag zu
wiederholen, da viele internationale Gäste und eine
große Zahl von Pressevertretern anwesend waren. Am
Nationaldenkmal auf dem Freiheitsplatz legten die Antifaschisten, unter
ihnen der Präsident der Internationalen Föderation
der Widerstandskämpfer (FIR) Vilmos Hanti, der Direktor des
Simon Wiesenthal Zentrums Efraim Zuroff, Vertreter der Organisation
„World Without Nazism“ und
Mitgliedsverbände der FIR aus verschiedenen Ländern,
gemeinsam mit den lettischen SS-Gegnern Gebinde zu Ehrern der
Widerstandskämpfer und der Befreier Lettlands vom Faschismus
nieder, bevor die SS-Veteranen ihren Aufmarsch starteten. Unfreiwillig
unterstützte die Polizei die Protestaktion, da sie die
Antifaschisten an dem Platz festhielten, solange die Anhänger
der SS vorbeizogen. Damit wurden die gut 1000 Alt- und Neofaschisten
mit den Transparenten der Antifaschisten, die diese in Lettisch und
Englisch vorbereitet hatten, und den Fahnen der VVN-BdA, der FIR und
anderer beteiligter Organisationen konfrontiert. „Dieser
gemeinsame Protest gegen SS-Verherrlichung und
Geschichtsfälschung ist ein wichtiges Signal
europäischer Erinnerungskultur“, kommentierte Vilmos
Hanti, Präsident der FIR, die Protestaktion. Marsch für Waffen-SS Antifaschisten
mehrerer Länder protestieren in der lettischen Hauptstadt Riga.
Zerwürfnis in der Regierung des EU-Mitgliedsstaats Von René Schulz und Peter Rau, Riga Der
jährliche Aufmarsch zu Ehren von Nazikollaborateuren in der
lettischen Hauptstadt Riga war am Sonntag sicht- und hörbarem
Protest von Antifaschisten ausgesetzt. Erstmals hatten die
einheimischen Nazigegner Unterstützung aus Deutschland: Aus Berlin
waren über 30 Antifaschisten angereist. Die Veteranen und
jüngere Verherrlicher der lettischen Waffen-SS-Divisionen
mußten ihren Marsch mit etwa 2000 Teilnehmern durch die Rigaer
Altstadt unter »Schande«-Rufen beginnen. Unter dem Eindruck
der Proteste kam es auch zu Zerwürfnissen innerhalb der lettischen
Regierung, ein Minister wurde entlassen. Ganz allmählich wird der
Marsch zur »Rehabilitierung« der SS auch in Lettland zum
politischen Skandal. Martina Renner, Sprecherin für
Antifaschismus in der Linken-Bundestagsfraktion, war ebenfalls nach
Riga gekommen. Es gehe darum, »nicht nur in Dresden, Magdeburg
oder Berlin der extremen Rechten den öffentlichen Raum und den
Geschichtsdiskurs streitig zu machen, sondern auch in Athen, Budapest,
Kiew oder Riga«, so Renner zu jW. Auch aus anderen Ländern
waren einzelne Antifaschisten angereist, die sich im Anschluß an
die Protestaktion an einer Konferenz der Bewegung »Lettland ohne
Nazismus« beteiligten. Unter ihnen war Efraim Zuroff vom
Jerusalemer Büro des Simon-Wiesenthal-Zentrums. Der Marsch
der SS-Anhänger findet seit der Unabhängigkeit Lettlands 1991
jedes Jahr am Jahrestag einer Schlacht statt, die die lettischen
SS-Divisionen 1944 gegen die Rote Armee geschlagen hatten. Eine derart
sichtbare Präsenz internationaler Antifaschisten wie an diesem 16.
März gab es bislang aber nicht. Die Internationalisierung des
Protests blieb nicht ohne Wirkung: Ministerpräsidentin Laimdota
Straujuma wies wenige Tage vor dem Marsch der Naziverehrer ihr Kabinett
an, die Teilnahme zu unterlassen. Weil der Minister für Regionen,
Einars Celinskis, ankündigte, sich nicht an die Anordnung zu
halten, wurde er kurzerhand entlassen. Noch im Vorjahr war die
Beteiligung von Abgeordneten der rechtsextremen Partei »Alles
für Lettland« – Koalitionspartner von Straujuma
– ohne politische Folgen geblieben. Cornelia Kerth,
Bundessprecherin der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes –
Bund der Antifaschisten (VVN-BdA), die die Busfahrt von Berlin nach
Riga organisiert hatte, zeigte sich mit dem Ergebnis der Proteste
hochzufrieden. Es sei unerträglich, wenn aus Kollaborateuren der
Nazis, die an der Ermordung von über 45000 Juden beteiligt waren,
Freiheitskämpfer gemacht würden. »Genauso wie wir uns
in Deutschland gegen Geschichtsrevisionismus wenden, tun wir das auch
hier«, so Kerth. Im Vorfeld hatte die lettische Regierung
offenbar die Parole ausgegeben, Aktionen ausländischer und
einheimischer Antifaschisten gegen den Aufmarsch nach Kräften zu
be- und möglichst zu verhindern. Folgerichtig wurde der paß-
und visafreie Reiseverkehr schon zwischen den EU-Staaten Polen und
Litauen am Wochenende restriktiv gehandhabt. Der erzwungene Aufenthalt
des Berliner Busses bei der Einreise nach Lettland dauerte dann mehr
als zwei Stunden. 25 Kilometer nach der Grenzkontrolle wurde der Bus
erneut ausgebremst. Die mehr als fadenscheinige Begründung
für einen rund vierstündigen Zwangsstopp –
Überbelastung der beiden Busfahrer – war aus der Luft
gegriffen. Nach verschiedenen Interventionen – unter anderem bei
der deutschen Botschaft in Riga – konnte die Reise
schließlich fortgesetzt werden. Quelle: http://www.jungewelt.de/2014/03-17/002.php Ein Pressspiegel als PDF. Siehe dazu auch: http://www.neues-deutschland.de/artikel/927127.international-gegen-ss-verherrlichung.html |