03.03.2014 Des Jahres 1914 und der Weltkriege zu gedenken Beschluss der VVN-BdA NRW Der
Kreisverband Aachen hat einen Antrag an die Landesdelegiertenkonferenz
vom 08. Februar 2014 eingereicht, der die Kreisvereinigungen in NRW
dazu aufruft, Veranstaltungen zum 100. Jahrestag des 1. Weltkrieges zu
veranstalten. In ihrer Begründung zum Antrag schreibt die VVN-BdA
Aachen, dass es jetzt schon zu befürchten ist, "dass in der
Rezeption des 1. Weltkrieges diese besondere deutsche Schuld geleugnet
oder nivelliert wird." 2014 jährt sich zum Hundertsten mal der Beginn des 1. Weltkrieges Wir
rufen unsere Landesorganisation und die Kreisvereinigungen dazu auf,
sich im Gedenkjahr 2014 in den politischen Debatten zu beteiligen,
möglichst auch mit eigenen Veranstaltungen. Der Jahrestag spielt
eine große Rolle in unserem Nachbarland Belgien: Unsere
Organisation sucht die Kooperation mit der Friedensbewegung in Belgien
und bietet gemeinsame Fahrten zu Veranstaltungen, Ausstellungen und
Kundgebungen an. Begründung der Aachener VVN-BdA: Im
Jahr 2014 jährt sich zum Hundertsten mal der Beginn des 1.
Weltkrieges. 70 Millionen Menschen aus 40 beteiligten Staaten standen
unter Waffen, 17 Millionen Menschen starben. Der Jahrestag dieses
Krieges wird in den Feuilletons, in den politischen Debatten und in der
Kultur einen breiten Raum einnehmen und auch uns Antifaschistinnen und
Antifaschisten herausfordern. Der 1. Weltkrieg war im
Wesentlichen ein Krieg zwischen den damaligen imperialistischen
Hauptmächten, er war getragen vom Gedanken der Konkurrenz um
Ländereien und internationale Märkte, er war geprägt von
der unbedingten Bereitschaft der kapitalistischen Staaten, ihre
jeweiligen Interessen skrupellos und ohne Rücksicht auf
menschliches Leben durchzusetzen. Gleichwohl trug das deutsche
Reich eine besondere, nämlich die Hauptschuld am Ausbruch des
Krieges. Die Wirtschaftskapitäne, der Kaiser, die Generalität
und die Reichsregierung beanspruchten eine Hegemonialstellung des
Deutschen Reiches auf dem europäischen Festland „für
alle Zukunft“, sie forderten Land- und Raumzuwachs in West- und
Osteuropa und eine Ausweitung ihrer Kolonien. Der vermeintliche
Widerspruch zwischen der ökonomischen Stärke Deutschlands und
seines realen Machteinflusses in der Welt begründete die
Forderungen nach einem „Platz an der Sonne“ und
untermauerte die unbedingte Kriegsbereitschaft und die
Kriegserklärungen von Österreich-Ungarn und Deutschland. Es
zeichnet sich jetzt schon ab, dass in der Rezeption des 1. Weltkrieges
diese besondere deutsche Schuld geleugnet oder nivelliert wird. Die
"Parlament"-Beilage der Bundeszentrale für politische Bildung vom
März 2013 darf als Taktgeber gelesen werden: Während die
Hauptverantwortung Deutschlands im Editorial nicht erwähnt wird,
ist z.B. von "Verflechtungen" der Großmächte die Rede, die
zum Krieg führten. Die Kriegsschuld wird gleichmäßig
auf alle europäischen Staaten verteilt. Für Antifaschistinnen
und Antifaschisten ist diese Herangehensweise heute vor allem aus zwei
Gründen nicht hinnehmbar. Erstens. In Deutschland war es
nicht gelungen, die politischen und wirtschaftlichen
Machtverhältnisse, die zum Ausbruch des 1. Weltkrieges
führten, zu überwinden. Gestützt auf die Kräfte des
Militarismus und einflussreicher Kreise des Großkapitals konnte
der deutsche Faschismus entstehen und eine Revision der Ergebnisse des
1. Weltkrieges anstreben - und die Welt erneut in einen Weltkrieg
stürzen. Zweitens. Es ist ein bedrückendes Merkmal der
heutigen Zeit, dass Deutschland erneut bestrebt ist, seinen Einfluss in
Europa und der Welt zu stärken. Nur schwach versteckt hinter der
Sprachfloskel der "Verantwortung" hat Deutschland wieder massiv
aufgerüstet, Serbien/Jugoslawien als einen der deutschen
Hauptgegner der Weltkriege I und II im Jahr 1999 erneut bombardiert,
seine Armee weltweit in Kampfeinsätzen geführt und den Umbau
der Bundeswehr von einer Verteidigungs- in eine Interventionsarmee
abgeschlossen. Die Bundesregierung scheint die
Auseinandersetzungen um den 1. Weltkrieg meiden zu wollen. Während
in Belgien, in Frankreich und vielen anderen europäischen
Nachbarstaaten große Feierlichkeiten vorbereitet werden, gibt es
in dieser Hinsicht keine Signale aus Berlin. Offensichtlich fühlt
sich Deutschland noch nicht stark genug, sein Vormachtstreben offen zu
bekunden und zu feiern. Der internationale
Sozialistenkongreß in Basel hatte 1912 im Angesicht des drohenden
Kriegsausbruchs entschiedenen Widerstand der Arbeiterbewegung
beschlossen und sich verpflichtet: …
Falls der Krieg dennoch ausbrechen sollte, ist es die Pflicht, für
dessen rasche Beendigung einzutreten und mit allen Kräften dahin
zu streben, die durch den Krieg herbeigeführte wirtschaftliche und
politische Krise zur Aufrüttelung des Volkes auszunutzen und
dadurch die Beseitigung der kapitalistischen Klassenherrschaft zu
beschleunigen. Es muss festgehalten werden, dass die
internationale Arbeiter- und Friedensbewegung u.a. diesen Beschluss
ignoriert hat und in kürzester Zeit zerschlagen und weitgehend auf
die Seite national-patriotischer Kriegsbefürwortung gezogen werden
konnte. Die VVN/BdA, die sich als fester Teil der internationalen
Friedensbewegung sieht, nimmt den 100ten Jahrestag vorrangig zum
Anlass, für eine Stärkung der Friedenskräfte und des
Antimilitarismus zu kämpfen. |