09.12.2013 Der Krieg beginnt hier – und hier muß er gestoppt werden Über den großen Kampfdrohnengefechtsstand in Kalkar/Uedem Auf
dem Friedensratschlag in Kassel hielt Ulrich Sander, einer der
Bundessprecher der VVN-BdA, im Forum „‚War starts
here’. Kalkar – Zentrum für weltweite Luftoperationen
von Nato und Bundeswehr“ folgendes Referat, das auch auf
Informationen von Inge Holzinger (Duisburg) und Bernhard Trautvetter
(Essen) beruht. Liebe Friedensfreundinnen und -freunde! Ich
möchte auf einen Umstand aufmerksam machen, der oft übersehen
wird. Wir sind in der Friedensbewegung überaltert heißt es.
Wir haben zu wenig Jüngere; das stimmt, aber sind wir
überaltert? Wir sind einzige politische Bewegung, in der noch jene
mit den Ton angeben, die noch eigene Erinnerungen mit dem Horror des
Krieges verbinden. Ich bin 72 Jahre alt, und das älteste Erlebnis,
an das ich mich erinnere, ist das des Herumirrens durch das brennende
bombardierte Hamburg. Drei Jahre später hatte ich am 1. April 1947
den ersten Schultag in der Schule am Bullenhuser Damm. Ihr Gebäude
war das einzige weit und breit in Rothenburgsort, das noch halbwegs
unzerstört war, und es barg ein schreckliches Geheimnis: Hier
wurden in den letzten Kriegstagen 20 jüdische Kinder von der SS
ermordet, weil die zuvor an ihnen verübten Verbrechen der
medizinischen Versuche nicht bekannt werden sollten. Krieg und
Faschismus bleiben unauslöschlich in meiner Erinnerung. Und sie
veranlaßt mich zum Handeln – damals wie heute. Es ist
sicher kein Zufall, daß es die alte Friedensfreundin und
Ostermarschiererin Inge Holzinger (80) aus Duisburg war, die uns vor
zwei Jahren ein Geheimpapier über den geplanten Krieg der NATO von
deutschem Boden aus vorlegte, das sie entdeckt hatte.
„Whistleblower Inge“ hatte nicht geheime NSA-Dokumente
aufgespürt wie Edward Snowden. Sie hatte nur die Regionalseite
einer niederrheinischen Provinzzeitung gelesen. Und diese barg
Zündstoff. Hätte ein Spion das Dokument veröffentlicht,
dann hätte man es sicher auch in den großen Medien beachtet,
wer aber liest die Provinzpresse? Inge tat es – doch über
den Inhalt ihrer Entdeckung berichte ich später. Zunächst
noch eine weitere Vorbemerkung: Wenn von der einzigen Antikriegspartei
im Bundestag, der Partei Die Linke, die Rede ist, dann heißt es,
man erwarte von ihr, daß sie weiterhin „keine
Auslandseinsätze“ unterstützen soll (so die
Erklärung der Kommunistischen Plattform in der Linkspartei nach
der Bundestagwahl). Das ist richtig. In der Koalitionsvereinbarung von
CDU, CSU und SPD werden neue Auslandseinsätze angekündigt,
aber auch die Stärkung der Einsätze der Reservisten im
Inneren. Allgemein heißt es: „Die Bundeswehr ist eine Armee
im Einsatz.“ Das können auch Einsätze im Inneren und
aus dem Innern der Bundesrepublik heraus sein. Deshalb müssen wir
von den politischen Kräften verlangen, auch von der Linkspartei,
sie sollen sich gegen sämtliche Einsätze der Bundeswehr
positionieren, die über den klar definierten Auftrag des
Grundgesetzes hinausgehen. Im Koalitionsvertrag ist von einer
„zunehmenden Mitwirkung deutscher Soldaten in integrierten
Strukturen und Stäben auf NATO- und EU-Ebene“ die Rede, die
mit dem Parlamentsvorbehalt vereinbar sein müssen. Zur
Prüfung dieser Frage „Widerspruch zwischen
Parlamentsvorbehalt und vorhandenen integrierten Strukturen“ soll
eine Kommission eingesetzt werden. Einerseits ist es natürlich
ohnehin ein Hohn von einem Parlamentsvorbehalt zu sprechen, wenn die
Regierungsparteien fast 80 Prozent Mehrheit haben, und wir haben ja
schon Kostproben bekommen, wie die Regierung mit einer winzigen
Parlamentarischen Opposition umzugehen gedenkt. Andererseits ist es
auch ein Hohn, eine Kommission schaffen zu wollen, die das
„prüft“, was schon lange - verfassungswidrig –
geregelt ist. Und davon handelt Inge Holzingers Geheimpapier. Inges Geheimpapier Ich lese es mal vor: Wenn die Nato Krieg spielt 11.11.2011 | 17:04 Uhr Kalkar.
Die Nato spielt Krieg – und am niederrheinischen Kalkar wird er
auf dem Reißbrett mit geplant und gesteuert: Auch wenn beim
Rundgang durch das Luftstreitkräfte-Hauptquartier in der
von-Seydlitz-Kaserne alle tunlichst von „humanitären
Einsätzen“ und „Stabilisierung der Regierung“
reden – als das Pressegespräch mit dem Kommandierenden
angesetzt ist, hat es dann in der Computersimulation doch
„geknallt“. Drei-Sterne-General Dieter Naskrent kommt mit
einer halben Stunde Verspätung. Und ernster Miene. „Eine
gestohlene und mit Sprengstoff beladene Cessna hatte Kurs auf die
Hauptstadt genommen“, sagt er. Und kommt nach einigen
Erklärungen über „Abdrängversuche“ und
„Warnschüsse“ auf den Punkt. „Wir
haben sie abgeschossen.“ Schweigen. Dann, auf eine Nachfrage:
„Ja, letztlich habe ich den Befehl dazu gegeben.“ Kalkar ein Gewinner bei der Bundeswehrreform In
Kalkar geht morgen nach einer Woche die letzte Übung zu Ende,
bevor es für den Standort ernst wird – und im Konfliktfall
solche Entscheidungen deutlich über die kleinen Punkte auf den
Computerbildschirmen hinaus Tragweite haben. Dann
lägen Menschenleben in den Händen der Soldaten in der
Kaserne, die als eine der wenigen mit einer voraussichtlichen
Verstärkung von 400 Mann gestärkt aus der jüngsten
Bundeswehrreform herausgegangen war.
Das dortige Kommando Operative Führung Luftstreitkräfte
übernimmt ab 1. Januar für ein Jahr die Kontrolle über
die Lufteinheiten der Nato-„Response Force“. Zum ersten Mal
überhaupt liegt diese Aufgabe damit bei der Bundesrepublik. (Anmerkung: Seit dem 1. Juli 2013 ist aus dieser vorübergehenden Aufgabe eine Daueraufgabe geworden.) Welche
Dimensionen die schnelle Eingreiftruppe hat, wird am Planspiel
deutlich: Mit rund 400 echten Soldaten koordiniert General Naskrent von
Kalkar aus 9000 virtuelle. Für den Standort gilt es dabei zu
beweisen, dass die Kerntruppe von 60 Soldaten gemeinsam mit Hunderten
weiteren aus ganz Deutschland und von sechs Natopartnern
zusammengezogenen Männern und Frauen dieser Aufgabe gewachsen ist,
erklärt Bundeswehrsprecher Oberstleutnant Alexander Feja.
„Wir bekommen danach eine Art Qualitätssiegel.“ Reales Kommando über Eingreiftruppe in 2012 Dabei
ist der Einsatz, den ein Nato-Team im norwegischen Stavanger entworfen
hat und von dort aus auch überwacht und bewertet, „so nah
dran an der Realität wie möglich“. Das bedeutet nicht
nur, dass im Verlauf des virtuellen Einsatzes auch einmal ein Flugzeug
kaputt geht oder Terroristen eine Cessna kapern. Ein
Blick auf die Landkarte mit Fantasieländern wie
„Tytan“, „Petraceros“, „Stellaria“
und „Kamon“ lässt den Betrachter stutzen. „Bitte
das nicht fotografieren“, heißt es denn auch, als einer der
Kollegen seine Kamera ansetzt. Die
Karte mit den Fantasiebezeichnungen zeigt den Golf von Aden. Eigentlich
liegen hier Somalia, Äthiopien, Saudi Arabien, Jemen und nicht
weit entfernt der Iran, Afghanistan und Pakistan. „Die
Amerikaner, die das mit entworfen haben, haben wenig Bedenken, das
Szenario dorthin zu verlegen...“, sagt jemand entschuldigend. Nato-Truppen als Helfer Die
Ausgangslage ist dennoch eine mit betont friedlicher Rolle der Nato.
„Die souveräne Regierung von Tytan hat uns um Hilfe
gebeten“, erklärt Alexander Feja. „Das Nachbarland
Petraceros ist ein gescheiterter Staat und wird von Warlords und Terroristen
beherrscht. In Kamon gibt es aggressive religiöse
Fundamentalisten. Die unterdrückte Bevölkerung flieht von
dort über die Grenze. Und mit Stellaria streitet man sich um eine Inselgruppe mit Ölvorkommen.“
Die Nato agiere in all diesen Fällen „deeskalierend“,
liefere Wasser, baue Flüchtlingslager, unterstütze
Hilfsorganisationen. Für General
Naskrent ist das insgesamt eine Übung, die vor allem die
„internationale Zusammenarbeit verbessert“ und
„Fehler aufgezeigt“ habe. Auch die anderen Waffengattungen waren beteiligt, sprachen sich laufend mit der Luftwaffe in Kalkar ab.
Das Heereshauptquartier lag im griechischen Thessaloniki, die Marine in
Neapel (Italien), Spezialkräfte bekamen ihre Befehle aus Alicante
(Spanien) und die Logistik übernahm Litauen. Das
übergeordnete Kommando lag im belgischen Brunssum. Naskrent:
„Wenn in dieser Übung etwas passiert, sieht man schnell die
Schwachstellen. Nach vier oder fünf Tagen hatten wir die Kameraden
so integriert, dass das als Team funktioniert.“ Autor: Julian Weimer Soweit
Inge Holzingers „Geheimpapier“, das ein sonst nicht
beachteter Artikel aus der WAZ war. Weitere
„Geheimpapiere“, aus denen ich hier heute zitiere, hat
Bernhard Trautvetter, ein Lehrer und Friedensaktivist aus Essen, im
Internet gefunden. Ihm sei wie Inge Dank. Die Papiere zeigen, dass in
Kalkar die NATO und damit die US-Army das Sagen haben. Dass von hier
aus der Krieg geplant und dann geführt wird. Daß die
Länder, gegen die die USA mit Kampfdrohnen vorgehen, in Kalkar auf
dem Bildschirm sind, daß also der Drohnenkrieg von deutschem
Boden aus, wie er von Ramstein aus geführt wird, auch von Kalkar
ausgehen soll, wobei anders als in Ramstein am Niederrhein keine
Flugobjekte, Marschflugkörper stationiert sind, sondern daß
diese in Jagel (an der A 7 bei Schleswig gelegen) und auf anderen
Flughäfen vorhanden sind oder vorhanden sein werden.
Schließlich wird deutlich, daß in Kalkar und im
benachbarten Uedem die Zentrale der Kriegsführung der Bundeswehr
sein wird oder schon ist, denn alle anderen Waffengattungen können
ihr unterstellt werden. Protestmärsche gegen die Nato und die Bundesluftwaffe Zum
zweiten Mal gab es am 3. Oktober dieses Jahres den „etwas anderen
nationale Feiertag“. Auf dem Markt in Kalkar am Niederrhein und
vor der von-Seydlitz-Kaserne am Stadtrand versammelten sich an diesem
3. Oktober wieder Protestierende. Hier ist - weithin unbeachtet - das
weltweit agierende NATO-Luftkommando eingerichtet worden. Immer hat man
uns die Wiedervereinigung als „Einheit in Frieden und
Freiheit“ angekündigt. Was wir erhielten sind: Deutsche
Kriege infolge des NATO-Regimes und weniger Freiheit infolge des
wuchernden Überwachungsstaates. Ich sage nur NSA und enge
Zusammenarbeit der deutschen Geheimdienste mit NSA, CIA und britischem
Geheimdienst. Um Krieg und Überwachung geht es hier am
Niederrhein. War starts here, und hier muß er gestoppt werden,
dachte sich der Ostermarsch Ruhr und nahm Kalkar in sein
Aktionsprogramm auf. Denn hier im Luftstreitkräfte-Hauptquartier
der NATO probt die Bundesluftwaffe den ganz großen Krieg. Sie
probte einen Krieg, der von heute auf morgen, ohne Beteiligung von
Parlament und Regierung durch die NATO ausgelöst und geführt
werden kann. Das ist Krieg spielen „so nah dran an der
Realität wie möglich“, berichtete die das Provinzblatt.
Vom Krieg gegen ein Gebiet, das „ganz wie Nahost“ aussieht
und von illegalen Abschüssen von Zivilflugzeugen, die angeblich
mit Sprengstoff beladen waren, war ganz offen die Rede. Schon vor zehn Jahren war Merkel auf dem Kriegspfad Angela
Merkel drückte es ein Jahr vor Beginn ihrer ersten Kanzlerschaft
auf der Münchener Nato-Sicherheitskonferenz ebenfalls ganz brutal
und offen aus: „Um die Politik
anderer Nationen zu beeinflussen, um den Interessen und Werten der
eigenen Nation zu dienen, müssen alle Mittel in Betracht gezogen
werden, von freundlichen Worten bis zu Marschflugkörpern.“ Solche
Marschflugkörper und noch andere Waffen – wie Raketen,
Bomber, Kampfdrohnen – werden künftig von Uedem und Kalkar
aus gesteuert, damit sie ihre todbringende Wirkung entfalten. Das
Projekt in Kalkar ist in den Medien kaum beachtet worden. (Allerdings
berichtete Ossietzky schon in Nr. 7/2012) Unbeachtet blieb auch, wie
die rot-grüne Landesregierung und das NRW-Landesparlament an
diesem Kriegsprojekt und anderen mitwirken. Es gab alarmierende
Entwicklungen: Der Griff des Militarismus nach NRW wird enger.
Er zeigt sich in der Aufstockung der Truppe in Kalkar und Uedem, um die
die Landesregierung gewissermaßen gebeten hat. Er zeigt sich in
dem Kooperationsvertrag mit der Truppe zur Durchdringung der Propaganda
für Krieg und in der Werbung für die Bundeswehr an
Bildungseinrichtungen. Er zeigt sich im Aufbau der
Heimatschutzkompanien zum bewaffneten Einsatz der Bundeswehr auch im
Innern. Der Rüstungsexport selbst in Spannungsgebiete wird immer
weiter ausgebaut, auch von Nordrhein-Westfalen aus. Für
Rheinmetall sind Aufträge zur Entwicklung deutscher Kampfdrohnen
geplant. Grund- und Menschenrechte werden zugunsten eines vom
Bundesinnenminister neu deklarierten Supergrundrechts Nr. 1 „auf
Sicherheit“ in Frage gestellt werden. Herr Pofalla, der im Raum
Kleve/Kalkar seinen Bundestagswahlkreis hat und oberster
Geheimdienstkoordinator ist, hält das flächendeckende
Ausspähen und das Bespitzeln aller Bürger durch in- und
ausländische Geheimdienste für völlig in Ordnung. Er und
Minister de Maiziere sorgen mit Billigung der Landesregierung
dafür, daß auch NRW zum Ausgangspunkt unter anderem von
Drohnenattacken und anderen Militäreinsätzen im In- und
Ausland werden kann. Artikel 7 der Landesverfassung und § 2
des NRW-Schulgesetzes verlangen die Erziehung „zur
Völkergemeinschaft und zur Friedensgesinnung“. Entgegen
ihren Wahlversprechen haben SPD und Grüne in NRW den Artikel 7
nicht eingehalten und statt dessen die Kooperationsvereinbarung der
vorherigen Landesregierung mit der Bundeswehr beibehalten. Die
Bundeswehr darf weiter militaristisch in die Schulen hineinregieren. Auch Hannelore Kraft will auf keinen Soldaten verzichten Die
jetzige rot-grüne Landesregierung setzt die Politik der
Militarisierung fort. Sie richtet Briefe an den
Bundesverteidigungsminister, um die Truppenstärke in NRW zu
erhalten. Und diese wurde sogar aufgestockt. So in Kalkar, wo 400
Uniformträger im Rahmen der Bundeswehrreform zusätzlich
eingesetzt werden. Das
Streitkräfteunterstützungskommando Köln und das
Bundesverteidigungsministerium in Bonn organisieren die Einsätze
Deutschlands auf den Kriegsschauplätzen der Welt und die
Zivil-Militärische Zusammenarbeit zu Militäreinsätzen im
In- und Ausland, auch in NRW. Seit dem 1. Juli 2013 steht nun
in Kalkar/Uedem ein riesiges, die bisherigen Funktionen
zusammenfassendes Zentrum Luftoperationen bereit, um Luftoperationen,
ja den Krieg weltweit zu führen, auch Kampfdrohnen einzusetzen.
Die beiden vordringlichen Aufgaben eines Ministers Ronald Pofalla
– hier das Zentrum für Luftkommandos der NATO und der
Bundeswehr mit aufzubauen und per NSA, BND und VS für die
umfassende Bespitzelung der Bürger zu sorgen – können
eines Tages zusammengefaßt werden: Denn die NSA-Spitzelergebnisse
dienen den USA in Somalia, Pakistan, Jemen und Afghanistan bereits zur
Zielbestimmung für tödliche Drohneneinsätze. Sollten
künftig in Deutschland sogenannte Terrornester entdeckt werden,
dann können diese bald zu Zielen der von Kalkar aus gelenkten
Drohnen werden. Das ist Mord auf Distanz per Knopfdruck. Nahezu
1.000 Soldaten können im Auftrag der NATO in kurzer Zeit von
Kalkar und dem benachbarten Uedem aus den Krieg auslösen oder in
ihn von fern eingreifen. Es wäre ein Krieg von deutschem Boden
aus, ein Krieg, der auch unser Land Nordrhein-Westfalen zum
Kriegsschauplatz macht. Es ist daran zu erinnern: "Raketen sind
Magneten“. Wenn kürzlich in der örtlichen
Presse zu lesen war, daß die neuen Luftwaffensoldaten hier
Wohnungen und Kindertagesstätten suchen, dann sollten die
Vermieter in Kalkar wissen: Die Arbeitsplätze bei der der
Bundeswehr mögen künftig unter dicken Betonplatten
geschützt sein, die Häuser am Niederrhein sind es nicht. Es
wird ja nicht nur die Gefahr da sein, die von hier für andere
ausgeht, es werden auch die Niederrheiner gefährdet sein, denn die
andere Seite wird ja nicht untätig zusehen. Das ist auch
hinsichtlich der Pläne zu sagen, daß hier ein Teil des
sogenannten Raketenabwehrschirmes der NATO stehen wird. Rußland
hat sich schon eindeutig dazu geäußert. Die
täglich in den Medien erfahrbare Konfrontation des Westens, auch
Deutschlands, gegen Rußland muß uns sehr besorgt machen.
Ich fühle mich an die Ostwestkonfrontation aus den 50er bis 90er
Jahren erinnert. Aus den spärlichen weiteren Infos aus
Kalkar wissen wir: Die dortige Verschmelzung der NATO- und
Bundeswehrluftwaffenkontingente zum Führungszentrum für
Luftkriegsoperationen ist äußerst raumgreifend. Kühn
spricht man auch vom Weltraumlagezentrum! Zumindest aber eins, das
zuständig ist für alles, was nördlich der Alpen liegt
– während Ramstein für das Gebiet südlich der
Alpen zuständig bleibt. Jeder Punkt Eurasiens nördlich der
Alpen könnte dann mit von dort aus gesteuerten Bomben, Raketen,
Marschflugkörpern und Drohnen erreichbar sein. Die Weltkriege mahnen: Nie wieder! Vor
hundert Jahren eröffneten Österreich und Deutschland die
ersten Kampfhandlungen des ersten Weltkrieges, und vor 75 Jahren
überfiel Hitlerdeutschland Polen und damit wurde der zweite
Weltkrieg ausgelöst. Diese Jahrestage begehen wir in einigen
Monaten im neuen Jahr. Der deutsche Militarismus hat der Welt die
beiden Weltkriege gebracht. Der verfassungsgebende parlamentarische Rat
zog daraus 1949 die Schlussfolgerung mit einem Grundgesetz ohne Armee.
Er schrieb in § 26 GG vor, dass Handlungen, die „das
friedliche Zusammenleben der Völker ...stören“, unter
Strafe zu stellen sind. Die Vorbereitung eines Angriffskrieges ist
verboten. Das und weitere Basiselemente der Politikarchitektur werden
von den Herrschenden schleichend untergraben, bis hin zur Errichtung
einer Infrastruktur für das Führen und Gewinnen von Krieg.
Aber bleiben wir erst einmal bei juristischen Elementen als Rahmen
für die Kritik: Auch das Völkerrecht verbietet nach Art. 2
Abs. 4 der UN-Charta jede Androhung und Anwendung militärischer
Gewalt zwischen Staaten und damit nicht nur die Vorbereitung von
Angriffskriegen. Und Artikel 25 bindet das Grundgesetz an die
„allgemeinen Regeln des Völkerrechts“. Das
Kriegsdienstverweigerungsrecht, das in den 50ger-Jahren mit der
Bundeswehr ins Grundgesetz eingefügt wurde, bezieht sich dort auf
den sogenannten ‚Verteidigungsdienst’.
Die Aussetzung der Verteidigungsdienst-Pflicht erfolgt mit der
„Neu-Ausrichtung der Bundeswehr“, die von der
Öffentlichkeit weitgehend unbeachtet blieb. Es bleibt
nicht dabei, dass Bundesregierung und Nato das Wort Friedenspolitik
immer häufiger mit dem Begriff „Sicherheitspolitik“
verknüpfen oder direkt durch ihn ersetzen. Das ist schleichende
Militarisierung des Sprachgebrauchs, denn der Frieden wird aus dem
Fokus genommen. Im Grundsatzpapier des Verteidigungsministeriums
„Die Neuausrichtung der Bundeswehr“, das auf der Website
des Ministeriums zu finden ist, heißt es:
„Organisatorisches Grundprinzip ist die Zusammenführung von
Kompetenz und Verantwortung in einer Hand. ... Alle diese
Veränderungen erfolgen während der laufenden
Auslandseinsätze.“ Das sogenannte „Eckpunktepapier“ der Bundeswehr zum Thema wird konkret: „Freie
Handelswege und eine gesicherte Rohstoffversorgung sind für die
Zukunft ... von vitaler Bedeutung. Die Erschließung, Sicherung
von und der Zugang zu Bodenschätzen, Vertriebswegen und
Märkten werden weltweit neu geordnet. Verknappungen von
Energieträgern und anderer für Hochtechnologie
benötigter Rohstoffe bleiben nicht ohne Auswirkungen ....“
Horst Köhler trat nach ähnlichen Äußerungen
zurück, da solch unbedachte Ehrlichkeit in der Öffentlichkeit
Ablehnung erntete. Aber seine Worte waren nur das quasi
Auswendig-Wiedergeben von Nato-/Bundeswehr-Texten. Dieser Jargon gibt
die Richtung an, in welche die für die Landesverteidigung
implementierte Armee konkret umorganisiert wird. Und damit sind wir
wieder beim Thema Kalkar. Luftwaffe - die entscheidende Waffengattung Vom
9. bis zum 11. Oktober 2012 fand dort am Nordwestrand des
Bündnisgebietes die NATO-Konferenz „Kriegsführung im
21. Jahrhundert“ statt. Es ging dabei im Untertitel um die Frage,
ob Luft-Kräfte dabei einen Aufstieg oder einen Niedergang in ihrer
Wichtigkeit erleben. Es ist von einem Aufstieg auszugehen. Laut Website des Joint Air Power Competence Centre http://www.japcc.de/combat_air.html,
war Ziel der Konferenz, Luft- und Raumfahrt auf Herausforderungen 21.
Jahrhunderts abzustimmen. Dazu bedürfe es der der Integration von
Luft-, Raumfahrt und Cyber-War-Strategien über das Internet mit
elektronischer Kriegsführung. Die genannte Website berichtet
auch über „Combat Air“, das heißt Luftschlacht.
Dieser Militärzweig in Kalkar ist verantwortlich für die
Koordination und Entwicklung von „Strategien, ...elektronische
Kriegsführung, Bekämpfung feindlicher Verteidigung,
Luftsee-Operationen, Steuerung von Präzisionsmunition, die mit
abgereichertem Uran die Härte erlangt, präzise Panzer und
Bunker zu durchdringen“ und Kalkar ist für bemannte und
unbemannte Luftschlacht-Vehicle, also auch für die Steuerung von
Drohnen, zuständig. Herr de Maiziére will diese Instrumente
für rechtswidrige Exekutionen „weicher Ziele“
(Menschen) auch in bewaffneter Form für die Bundeswehr. Die
Mischung von Zivil und Militär ist ein Nato-Konzept, das sich auch
im Koalitionsvertrag von Union und SPD wiederfindet. Die Integration,
diese Mischung von Zivil und Militär sei ein grüner Erfolg,
heißt es auch bei den Grünen. Vor allem ist die NATO
einbezogen. Der oberste deutsche General in Kalkar und Uedem leitet
gleichzeitig auch zwei NATO-Dienststellen, so den
Führungsgefechtsstand Combined Air Operation Center. Als
Bundeswehrgeneral ist er gleichzeitig sein eigener Nato-Befehlshaber
und als solcher wiederum direkt den US-Amerikanern in Ramstein
unterstellt. (siehe WAZ 4.8.2009, Äußerung von
Generalleutnant Friedrich Wilhelm Ploeger). Es ist nur eine Frage der
Zeit, daß in den Snowden-Enthüllungen auch der Name
Kalkar/Uedem auftaucht. Zusätzlich geht es in Kalkar auch um
die Einbeziehung von Industrie und Wissenschaft, von Luftaufsicht,
Innenministerien – das heißt, hier werden alle
Dienststellen zusammengeholt, um den Krieg möglich zu machen. Und
zwar auch den im Innern! Man beachte nur, was in Kalkar/Uedem, genauer
Luftverteidigungsstellung Uedem-Paulsberg, an Behörden beteiligt
sind: Vertreter des Bundesinnenministeriums (BMI), des
Bundesministeriums für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (BMVBS)
sowie des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und
Katastrophenhilfe (BBK). Denn dort arbeiten nicht nur Soldaten der
Luftwaffe, sondern auch Beamte der Bundespolizei, Mitarbeiter der
Deutschen Flugsicherung sowie des BBK. Stolz berichten
Luftwaffensprecher: „In Zeiten, in denen anderswo der Begriff
Vernetzte Sicherheit gerne genutzt wird, wird er in Uedem bereits seit
vielen Jahren mit Leben gefüllt.“ (lt. Lokalkompass Kleve
21.10.2013) Dies Fülle an innerstaatlichen Behörden unter dem
Dach der Bundeswehr wird geduldet, ohne daß sich der Bundestag
bisher zu der verfassungswidrigen Mischung von Bundeswehr und Polizei
geäußert hat. Nebenbei: Da wir nun den Einsatz von
Drohnen zu allen möglichen Zwecken, insbesondere zur
Überwachung durch die Polizei, aber auch zur Postzustellung
o.ä., erleben, möchte ich an den Finalen Rettungsschuß
er innern. Als finaler Rettungsschuß wird in Deutschland seit
1973 der gezielte tödliche Einsatz von Schußwaffen im Dienst
von Polizisten – und künftig dann auch mittels Drohnen durch
die Bundeswehr - bezeichnet, „um im Sinne der Nothilfe Gefahr von
Dritten genau dann abzuwenden, wenn keine anderen Mittel zur Abwendung
verfügbar sind. Ein Einsatzgebiet sind etwa Geiselnahmen, bei
denen Verhandlungen und der Einsatz von nichttödlichen Waffen
keine realistischen Aussichten auf Erfolg bieten,“ so die
behördliche Definition. In Deutschland haben den finalen
Rettungsschuß 13 der 16 Länder in ihre Polizeigesetze
aufgenommen, die demnach das Grundrecht auf Leben (Art. 2 Abs. 2 Satz 1
Grundgesetz) “einschränken“. Man muß wohl
auslöschen sagen. Per Amtshilfe haben Polizeibehörden bisher
schon Bundeswehrtechnik angefordert, um Demonstranten zu
überwachen. Wenn dann von der Schußwaffe gebrauch gemacht
wird, kann diese auch eine Waffe der Bundeswehr sein, so muß
geschlußfolgert werden. Drohnen – die „richtige“ Bewaffnung für den inneren Notstand Und
was geschieht, wenn die Polizei eines Bundeslandes angeblich nicht mehr
in der Lage ist, ihren Sicherheitsaufgaben gerecht zu werden? Dann
greifen die Notstandsgesetze aus dem Jahre 1968. Sie wurden von der
ersten Großen Koalition eingeführt, inzwischen haben wir die
dritte. Und diese, unmittelbar bevorstehende, hat eine 80propzentige
Mehrheit im Bundestag! Sie kann die Notstandsgesetze nicht nur
anwenden, sondern auch erweitern, sie hat eine diktatorische
Zwei-Drittel-Mehrheit. Dann kann der Drohnenkrieg gegen Streikende,
Demonstrierende, Empörte, Aufmüpfige im Innern geführt
werden. Die Ostermarsch-Bewegung demonstrierte am 3.10.2012 und
am 3. 10. 2013 in Kalkar unter der Losung: „Der Krieg beginnt
hier - und hier muss er gestoppt werden.“. Sie begann den
friedlichen Widerstand gegen diese Militarisierung. Am 24.4.12 sagte
Gen.Ltn. Schelzig, auch in Kalkar sei „das Thema Auslandseinsatz
allgegenwärtig“, so als sei die Bundeswehr schon
Interventionsarmee der NATO. Wie einst gegen die AKW, so auch heute: Kalkar ersatzlos abrüsten Das
Ostermarsch-Komitee Rhein-Ruhr schrieb einen von Willi Hoffmeister
unterzeichneten offenen Brief an NRW-Ministerpräsidentin Kraft.
Zitat: Bald solle alles in Kalkar ‚perfekt‘ sein: Wir
bitten Sie ..., Ihre Zustimmung ... zurückzuziehen. Wir
appellieren an ... alle Ihre Regierungsmitglieder: Von NRW darf kein
Krieg ausgehen!“ Das Kriegsplanungszentrum in Kalkar muss
ersatzlos geschlossen werden, denn die Bundeswehr darf nur
Angriffsabwehr sein, die Nutzung bewaffneter Drohnen darf nicht kommen.
Krieg darf nicht von hier ausgehen. Einige Schlußbemerkungen: Ossietzky und Snowden als Vorbilder 1.
Vor 85 Jahren hat Carl von Ossietzky in seiner
„Weltbühne“ eine wahrheitsgemäße
Artikelserie „Windiges aus der deutschen Luftfahrt“
veröffentlicht, die von illegalen Bewaffnungen und Rüstungen
einer damals illegalen Luftwaffe handelte. Wegen Verrats von
Staatsgeheimnissen wurde er dafür verurteilt und mußte die
Strafe nach Machtantritt der Nazis absitzen. Er hat furchtbar gelitten
und starb an den Folgen der Haft. Er hatte die Wahrheit
veröffentlicht, um vor dem Krieg zu warnen. Auch wir sprechen hier
heute über „Windiges aus der deutschen Luftfahrt“. Die
CDU des Herrn Pofalla hat im Kreis Kleve, wo wir gegen die Luftwaffe
und die Nato protestierten, bedauernd erklärt, leider könne
man gegen unsere unwahren Behauptungen nicht vorgehen. Gern würden
sie uns strafrechtlich verfolgen, so wie die Nazis Carl von Ossietzky
verfolgten und die USA den mutigen Edward Snowden verfolgt. Nur, wenn
wir von unseren Rechten Gebrauch machen, kann man sie uns nicht so
einfach wegnehmen. Deshalb muß der Protest mächtiger werden,
deshalb müssen wir endlich das Schweigen der Medien
überwinden. Die Wahrheit über Kalkar und Uedem und Ramstein
muß ans Licht. Der Krieg beginnt dort und dort muß er
gestoppt werden. Kriegspläne an die große Glocke hängen 2.
Die Nachfolgezeitschrift der „Weltbühne“, die
„Ossietzky“, war die erste und fast einzige, die unsere
Enthüllungen veröffentlichte. In Nr. 7/2012 erinnerte sie
daran: „Hunderttausendfacher Protest hat einst in Kalkar am
Niederrhein dafür gesorgt, daß dort kein Atomkraftwerk
entstand. Die Bauten für den Schnellen Brüter bieten jetzt
einem »Wunderland«-Freizeitpark Platz. Doch es gibt Grund,
wieder in großer Zahl dort zu protestieren.
Bundeswehrführung und NATO haben in Kalkar – ohne viel
Aufsehen zu erregen – das Hauptquartier für
Luftkriegsoperationen aufgebaut.“ Die Ostermarschierer vom Rhein
und von der Ruhr brachten es in ihrem Aufruf für die Aktionen 2012
auf den Punkt: „Durch das ungehemmte Vorgehen der NATO werden das
Völkerrecht und die weltweite Friedensordnung verletzt. Die Gefahr
von Kriegen steigt, die Welt wird unsicherer. NATO-Kriegseinsätze
werden auch von Nordrhein-Westfalen aus gesteuert, so durch das der
NATO unterstellte Luftwaffen-Führungshauptquartier in
Kalkar.“ Es gilt an den Protest von Kalkar gegen den Schnellen
Brüter anzuknüpfen. Die Kernkraftgegner waren nach
Veröffentlichung des Koalitionsvertrages die ersten, die dagegen
auf die Straße gingen. Sie hatten die alarmierenden
friedensfeindlichen Aussagen des Papiers wohl nicht im Blick, aber jene
zur Energiepolitik. Hoffen wir, daß bald auch die Friedensleute
gegen den Militarismus und die Kriegsbereitschaft, die aus dem
Koalitionsvertrag sprechen, massenhaft auf die Straße gehen. Keine guten Aussichten – wenn wir uns nicht kümmern 3.
Regierungs- und Parlamentsgemeinsamkeiten von Union und SPD haben in
diesem Land nie etwas Gutes ergeben. Ergeben haben sich aber die
Notstandsgesetze 1968, der Beschluß vom Herbst 1998 zum
Kriegseintritt gegen Jugoslawien, der Einsatz in Afghanistan und andere
Auslandseinsätze, die Durchführung von Hartz 4 und Agenda
2010, die Bankenrettung anstelle der Rettung des Sozialstaates.
Künftig sollen die Regierungsfraktionen im Verhältnis zur
Opposition die erdrückende, zu Verfassungsänderungen
berechtigende Mehrheit von 80 zu 20 Prozent haben. Dass im
Regierungsabkommen permanente Kriegseinsätze verabredet wurden,
wird gegenwärtig nicht diskutiert. Dass die NATO und die USA in
„Sicherheitsfragen“ in unserem Land allgegenwärtig und
dominant sind – so soll so bleiben. Der „Geheime
Krieg“, über den uns die Süddeutsche Zeitung und der
Norddeutsche Rundfunk informierten, wird ungeachtet der
Enthüllungen fortgesetzt. Hätte es diesen Krieg bereits vor
dem 9. September 2001 gegeben und wären den US-Geheimdiensten die
Machenschaften des angeblichen Anführers der terroristischen
Gotteskrieger um Mohammed Atta auf der Hamburger Elbinsel Wilhelmsburg
aufgefallen, was wäre vom Haus Marienstraße 54 in
Hamburg-Harburg übrig geblieben? Wir haben uns auf
große Gefahren, manche nennen es Herausforderungen, einzustellen.
Die Große Koalition und das Nato-Bündnis sind
furchterregend. Da hilft nur ein Aufschwung der Friedensbewegung, der
gesamten Außerparlamentarischen Opposition. Die Friedensbewegung
sollte in diesem Zusammenhang auch ihre Ziele klarer definieren –
sie darf nicht nur eine außenpolitische sein, sie hat auch eine
innenpolitische und eine demokratiepolitische Aufgabe. Es hatte sehr
viel Berechtigung, daß sich die Ostermarschbewegung in ihrer
erfolgreichsten Phase für lange Zeit „Kampagne für
Demokratie und Abrüstung“ nannte. Siehe auch: Ordnungsanspruch global Deutschland
soll Weltmacht werden: CDU, CSU und SPD wollen Bundeswehr attraktiver
machen und Rüstungsindustrie stärken. Zehn Thesen zum
Koalitionsvertrag Von Sevim Dagdelen http://www.ag-friedensforschung.de/themen/Aussenpolitik/groko-dagdelen.html |