Logo VVN/BdA NRW

Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes
Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten

Landesvereinigung NRW

 

27.11.2013

Der Fall Kopf in Niedersachsen

Nicht nur SPD in Bedrängnis

Leserbrief  an die Presse zum "Fall Kopf". Kopf, der am Rassismus und der Judenverfolgung verdiente, war es nicht allein. Kritik an der Rolle der CDU. Stellungnahme zur Berichterstattung z.B. im ND, 26. November 2013:

Wilhelm Kopf (1893 - 1961) war elf Jahre lang niedersächsischer Ministerpräsident und namhafter SPD-Politiker. Wie jetzt bekannt wurde, hat er sich an der Arisierung der deutschen Wirtschaft beteiligt und sich an Notverkäufen flüchtender Polen und Juden bereichert. Jetzt muß dazu die ganze Wahrheit auf den Tisch, und es muß insgesamt das Kapitel "Verbrechen der Wirtschaft 1933 bis 1945" aufgearbeitet werden. Nachdem sämtliche Bereiche der Gesellschaft in Publikationen und auf Kongressen ihre Vergangenheit bearbeitet haben und man die Verbrechen der Wehrmacht in zwei Ausstellungen dargestellt hat, war man der Ansicht, daß nun alles geklärt sei. Das war ein Irrtum. Die Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes - Bund der Antifaschisten hat auf diesen Irrtum aufmerksam gemacht und die Spurensuche "Verbrechen der Wirtschaft an Rhein und Ruhr 1933-1945" aufgenommen. Dazu hat sie ein Buch herausgegeben "Von Arisierung bis Zwangsarbeit" (papy rossa Köln 2012). Eine Ausstellung zum Thema zu schaffen, wird angestrebt.

Wenn die Reaktionen der SPD zum Fall Wilhelm Kopf noch als akzeptabel durchgehen können, so kann die Position der CDU nur Kopfschütteln auslösen. Natürlich sollte es keine Schulbenennungen und Straßennamen nach Kopf mehr geben, warum aber kehrt die CDU nicht vor der eigenen Tür? Warum läßt sie sich noch in diesen Wochen für ihre Dienste zugunsten von BMW - ein Betrieb im Quandtbesitz - mit dreiviertel Millionen bezahlen? Warum gibt die CDU dieses Geld nicht den von Quandts ausgebeuteten ehemaligen Zwangsarbeitern, von denen noch einige unter schlechten Bedingungen leben? Warum hat man nichts dagegen, daß nach dem Ende der DDR als eine der ersten Maßnahmen in Pritzwalk/Brandenburg eine Schule nach Herbert Quandt  (1919-1982) benannt wurde, der zusammen mit Günther Quandt (1981-1954) eigentlich auf die Nürnberger Anklagebank gehört hätte? Weitere Beispiele der Verehrung für NS-Kriegsverbrecher seitens der Union ließen sich zahlreich aufzählen. Wir haben als VVN-BdA in Nordrhein-Westfalen damit begonnen, Warntafeln an den Tatorten der Verbrechen der Wirtschaft anzubringen. Das sollte auch in Niedersachsen und in anderen Bundesländern geschehen - aber bitte nicht nur dort, wo man glaubt, der SPD damit eins auswischen zu können. Sondern vor allem auch an den Stätten der Quandts in Hannover oder in Gardelegen, wo eintausend ehem. Quandt-Zwangsarbeiter in einer Scheune verbrannt wurden, die dort 1945 beim Todesmarsch aus Hannover eintrafen.

Ulrich Sander, Dortmund, Geschichtskommission der VVN-BdA