24.10.2013 Oberhausen: Warnung vor Naziregime Töchter von
Widerstandskämpfern sprachen vor hunderten
Schülerinnen und Schülern Unter
der Überschrift "Erzählungen aus der Nazi-Zeit"
berichteten die Zeitungen unter dem Label "DerWesten" (WAZ, NRhZ) am
19.10.2013 über eine Veranstaltung mit der Zeitzeugengruppe
"Kinder des Widerstandes", die zur VVN-BdA NRW gehört. Rund
450 Schüler des Käthe Kollwitz Berufskollegs in
Oberhausen lauschten den bewegenden Erzählungen der drei
Zeitzeugen, berichtete die Zeitung. Weiter heißt es: Zeitzeugen
berichten über ihre Erfahrungen im
Käthe-Kollwitz-Berufskolleg. Themenwoche „KKBK gegen
Rechts“ lud Schüler zur Podiumsdiskussion ein. Was
in der Zeit des Nazi-Regimes geschehen ist, darf sich niemals
wiederholen. „Vor allem jetzt, da sich rechtsradikal Gesinnte
wieder vermehrt zusammen finden“, sagt Otto Marx - das ist
die Botschaft, auf die der Oberhausener sowie Alice Czyborra und
Margret Rest mit ihren Erzählungen über die bewegte
Vergangenheit ihrer Familien hinaus wollen. Die zwei Essenerinnen und
der Rentner sind Zeitzeugen, obwohl sie sich selbst nicht so betiteln
würden, schließlich sind es vielmehr ihre
Mütter und Väter die unter der Schreckensherrschaft
gelitten hatten. Ihre Erinnerungen teilten sie mit
den Schülern des Käthe-Kollwitz-Berufskollegs. Im
Rahmen ihrer Themenwoche „KKBK gegen Rechts“ und
der Ausstellung „Neofaschismus in Deutschland“ lud
das Kolleg die drei Zeitzeugen zu einer Podiumsdiskussion ein. Rund 450
Schüler lauschten größtenteils
andächtig den bewegenden Erzählungen. Den Kontakt zu
den drei Zeitzeugen erhielt das Kolleg über die Vereinigung
der Verfolgten des Naziregimes (VVN). Das Umfeld hat einen
geprägt Als die Nationalsozialisten an die
Macht kamen, wuchs Marx gerade zu einem Jugendlichen heran.
„Mein Lehrer war ein klarer SS-Mann.“ Vieles habe
man den Schülern verschwiegen, auch nach Kriegsende.
Deutschland sei großes Unrecht widerfahren, hörte
Marx von allen Seiten. „Aber das Umfeld hat einen
mitgeprägt. Ich wusste, was Zuhause erzählt wird,
darüber darf ich draußen nicht sprechen, das
würde Ärger mit dem Regime geben.“ Otto
Marx erzählt von der Pogromnacht, die sich am 9. November zum
75 Mal jährt, wie sein Bruder ins Zimmer kam und von
brennenden Kaufhäusern sprach und beide neugierig auf die
Straße liefen; er spricht vom Lehrer, der den
Hitlergruß verweigerte. Die Bedeutung dahinter verstand er
erst später. Und von seiner Verschickung auf einen Bauernhof
und den ansässigen Zwangsarbeitern, die seine Bezugspersonen
wurden. Alice Czyborra stammt von einer
jüdischen Familie ab. Sie war zu der Zeit, als ihr Vater als
Widerstandskämpfer gegen das Regime vorging, gerade erst
geboren. 1933 emigrierte die Familie nach Frankreich, nachdem das
Regime zum Boykott gegen jüdische Geschäfte
aufgerufen hatte. Sicher waren sie dort nicht. Die
Widerstandsgruppe um ihren Vater Peter Gingol, die mit Hilfe eines
Kinderdruckkastens Parolen wie „Nieder mit Hitler“
oder „Schluss mit dem Krieg“ niederschrieb, flog
durch einen Spitzel auf. Czyborras Vater wurde verhaftet, konnte jedoch
fliehen und kämpfte weiter gegen die Nazis. Mit Flyern Bevölkerung
darauf aufmerksam gemacht Auch Margret Rest
erzählt von ihrem Vater, der die Rüstungsmaschinerie
bei Krupp mehr als sechs Jahre vor Kriegsbeginn aufdeckte. Mit Flyern
wollte er auch die Bevölkerung darauf aufmerksam machen. „Damit
sie beim Verteilen nicht erwischt wurden, haben sie die Zettel zum
Beispiel auf das Dach stehender Züge gelegt“, beim
Anfahren flogen die Flyer in alle Richtungen. Auch im
St-Joseph-Hospital in Oberhausen legte Rests Vater diese Flyer aus.
Irgendwann wurde er jedoch erwischt, kam ins Gefängnis, wo er
gefoltert wurde. Mit der Haftentlassung war es nicht
vorbei. Er wurde unter anderem als Zwangsarbeiter für
Rodungsarbeiten für das Konzentrationslager Buchenwald
eingesetzt. Seine Freiheit währte danach
nicht lange, als „unsicheres Element“ also als
Staatsverräter wurde er zu Kriegsbeginn erneut verhaftet. Über Zeit in
Gefangenschaft nie gesprochen Margret Rest erfuhr von
seiner Geschichte erst in ihrer Jugend, als er anfing vor Jugendgruppen
zu referieren. Bis dahin hatte er über seine Zeit in der
Gefangenschaft nie gesprochen. „Meinem
Vater war es wichtig, den Jugendlichen zu verdeutlichen, dass sich so
etwas nicht wiederholen darf.“ Doch Alice Czyborra warnt:
„Wir erleben noch immer einen Rassismus, der nicht
stattfinden dürfte. Eine Wiederholungsgefahr besteht
vielleicht nicht, aber es sind Ansätze da. Und so hat es
damals auch angefangen.“ Maxi Overfel |