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Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes
Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten

Landesvereinigung NRW

 

18.10.2013

Leserbrief an die Medien

In Sachen Quandt und Haribo - und Zwangsarbeit

Zeitgleich werden uns Informationen über die Firmen und Familien Riegel (Bonn, Haribo) und Quandt (Bad Homburg, u.a. BMW) vermittelt. Über die eine, weil das Familienoberhaupt Hans Riegel verstarb, über die andere, weil ihre exorbitanten Zahlungen an die CDU/CSU bekannt wurden.

Die Gummibärchen- und Lakritzeproduzenten haben im Krieg Zwangsarbeiter ausgebeutet, andererseits haben sie zu den wohl 90 Prozent deutschen Unternehmen gehört, die keinen Pfennig/Cent in die Zwangsarbeiter-Entschädigungsstiftung eingezahlt haben, so dass das nötige Geld nicht zusammen kam. Die Firma Haribo stritt dies seinerzeit ab; sie hatte, so schrieb sie nachfragenden Historikern, mit dem Einsatz von Zwangsarbeiter »nichts zu tun«. Dabei wird verschwiegen, dass der Süßwarenhersteller die ehemaligen Dr. Hillers Werke in Solingen übernommen hat und zwar als »Rechtsnachfolger«, – und bei Dr. Hillers kam es zur profitablen Zwangsarbeit.

Daran wird in den zahlreichen Nachrufen und Würdigungen zum Tod von Riegel nicht erinnert. Seine Erben streichen ein Milliardenvermögen ein - und zahlen weiterhin nichts an die früheren Sklaven. Wir fordern sie auf, endlich an die Stiftung "Erinnerung, Verantwortung, Zukunft" Entschädigung zu leisten.

An den Rat der Stadt Hagen schrieben wir bereits vor drei Jahren in Sachen Quandt. "Es wird beantragt: Am Verwaltungsgebäude der Fa. VARTA in Hagen wird eine Mahntafel angebracht mit einem Text, der darauf hinweist, dass dort einst Günther Quandt residierte, ein enger Partner der Nationalsozialisten, die er förderte und von denen er wiederum unterstützt wurde. Er hat durch 'Arisierung' jüdische Kaufleute beraubt, einen der größten Rüstungskonzerne aufgebaut, die im Zweiten Weltkrieg systematisch Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter ausbeuteten, so dass viele von ihnen starben. Mit seinen Verbrechen hat er ein großes Vermögen angehäuft, und noch heute zählt daher die Familie Quandt zu den reichsten Europas. Die Tafel soll auf die verhängnisvolle Rolle von Wirtschaftskreisen in der NS-Zeit hinweisen. Sie  soll der Mahnung dienen, solche Verbrechen nie wieder zuzulassen."

Leider ist eine Tafel dieser Art noch nicht angebracht worden.

Die Unionsparteien sollten die Gelder, die sie von den Quandts bekommen haben, an jene weitergeben, denen sie zustehen: Den Überlebenden der NS-Zwangsarbeit. Dazu fordern wir sie auf.

Ulrich Sander
Geschichtskommission der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes / Bund der Antifaschisten, Landesvereinigung Nordrhein-Westfalen, Wuppertal