16.09.2013 Essener „Rahmenkonzept zur
Unterbringung und Betreuung von Asylbewerbern“ wird abgelehnt
Die
VVN-BdA erklärt den Essener Plan für
verfassungswidrig Die VVN-BdA
Essen fordert in einer Erklärung zur bevorstehenden Essener
Ratssitzung "nachdrücklich den Rat der Stadt Essen
auf, das von der Stadtverwaltung vorgelegte 'Rahmenkonzept
zur Unterbringung und Betreuung von Asylbewerbern' abzulehnen." Das
Konzept aus der SPD-regierten Stadt war bei Rassisten und Rechten auf
große Zustimmung gestoßen. Paul Schnittker und
Alice Czyborra erklären für die Essener VVN-BdA
weiter: Dieses Konzept sieht vor, Bargeldleistung auf
Sachleistung umzustellen. Unter fadenscheiniger Begründung
soll Asylbewerbern in den ersten drei bzw. sechs Monaten jede
Möglichkeit genommen werden, selbst Mahlzeiten zuzubereiten.
Es ist vorgesehen, den Flüchtlingen dreimal am Tag durch
Catering Mahlzeiten anzuliefern. Hygieneartikeln werden ihnen
zugeteilt. Lediglich ein Taschengeld soll ihnen zuerkannt werden. Pro
Asyl Essen spricht vom „Lagercharakter“ der
Unterkünfte, abgeschottet von der Essener
Bevölkerung. Die Unterbringung in ehemaligen
Schulgebäuden lassen jegliche Privatsphäre
und individuelle Bedürfnisse vermissen. Das
Rahmenkonzept soll sich vor allem gegen Roma-Flüchtlinge aus
Serbien und Mazedonien richten, die aufgrund von Ausgrenzung,
Diskriminierung und unvorstellbarer Armut in ihren
Heimatländern Zuflucht in unserem Land suchen. Doch
leider treffen sie auch in unserer Stadt auf
Diskriminierung, Ausgrenzung und Stigmatisierung. Dieser
latente Rassismus und Antiziganismus wird gegenwärtig von den
rechten Parteien NPD, Pro NRW, Pro
Deutschland weiter angeheizt und für ihre Ziele
benutzt. Sollte es zu einer Annahme der
Verwaltungsvorlage durch eine Mehrheit im Stadtrat kommen,
würde sich die ohnehin schwierige Situation der
Asylbewerber in unserer Stadt bedeutend verschlechtern.
Unmissverständlich geht aus der Vorlage hervor, dass die in
dem Papier vorgesehenen Maßnahmen dazu dienen sollen, dass
weniger Flüchtlinge aus dem früheren Jugoslawien nach
Essen kommen. Die Maßnahmen dienen vor allem der
Abschreckung. Es ist kein Zufall, dass Pro Leverkusen das Essener
Papier aufgegriffen und als Antrag an den Leverkusener Stadtrat
gestellt hat, der ihn jedoch kategorisch verwarf. Das
Konzept der Essener Stadtverwaltung, die vorgesehene
entmündigende und entwürdigende Behandlung der
Flüchtlinge, steht im Widerspruch zu unserem Grundgesetz:
„Die Würde des Menschen ist unantastbar.“
Niemals dürfen wir vergessen, dass 500.000 Sinti und Roma in
den faschistischen Vernichtungslagern ermordet wurden. Wir erinnern an
die bewegenden Worte des Holocaust-Überlebenden Zoni Weisz
anlässlich der Einweihung des Denkmals für diese
Opfer im letzten Jahr: „Nichts, fast nichts hat die
Gesellschaft daraus gelernt, sonst würde man jetzt auf andere
Art und Weise mit uns umgehen.“ Wir
appellieren an den Rat der Stadt, sich der historischen Verantwortung
bewusst zu sein und dem Rahmenkonzept auf keinem Fall zuzustimmen. |