12.09.2013 Handfester Polizeiskandal Roma in Duisburg:
Handeln statt Hetzen! "Die
Duisburgerinnen und Duisburger haben heute in beeindruckender Weise
bewiesen, dass sie in ihrer Stadt keine rassistische Hetze dulden. Nun
ist die Politik gefragt, endlich zu handeln" so Ulla Jelpke Ende August
im Anschluss an Proteste gegen eine Kundgebung der rechtspopulistischen
Gruppierung Pro Deutschland gegen ein von Roma bewohntes Haus in
Duisburg-Bergheim. Die innenpolitische Sprecherin der Fraktion DIE
LINKE weiter: "SPD und Grüne in Duisburg
und im Land NRW müssen endlich ein menschenwürdiges
Leben der betroffenen Roma sicherstellen. Die Zustände in dem
völlig überbelegten Wohnhaus in Duisburg-Bergheim
sind katastrophal. Deshalb müssen sofort günstige,
angemessene und dezentrale Wohnmöglichkeiten, Beratungs- und
Betreuungsangebote, Bildungsangebote und gezielte Maßnahmen
zur Qualifizierung für den Arbeitsmarkt geschaffen werden. Die
Verlautbarungen und Aktionen der Polizei in den vergangenen Wochen
haben einzig dazu beigetragen, rassistische Tendenzen in der
aufgebrachten Bevölkerung zu stärken und den
organisierten Neonazis und Rechtspopulisten den Boden zu bereiten. Die
Lage erinnert in vielem an die Situation zu Beginn der 90er Jahre, die
in den Pogromen in Rostock-Lichtenhagen und anderswo ihren
Höhepunkt fand und schließlich in der Abschaffung
des Rechts auf Asyl endete." Hier ein weiterer
Bericht: LINKE-Funktionäre waren Ende August
in den Peschen, Duisburg-Rheinhausen, und sind entsetzt über
rassistische Grundstimmung und gefährlichen Polizeieinsatz. „Ein
schlimmer Abend für Duisburg“, so die Bilanz von
Detlef Hertz, Sprecher DieLinke Rheinhausen, und anderen, die alle den
Abend aus verschiedenen Sichtweisen sahen. „Hier wurde eine
Bürgerversammlung zu rassistischer Propaganda umfunktioniert,
wurden Menschen durch einen nicht zu rechtfertigenden Polizeieinsatz
verletzt und durch Falschmeldungen in den Medien eine fremdenfeindliche
Stimmung verschärft.“ (Weiter heißt es in
dem Bericht) „Es waren einschlägig
bekannte Neonazis und Pro-NRW-Mitglieder vor Ort, die die ganze
Stimmung angeheizt haben. Wer sich schützend für die
Zugezogenen aussprach oder sogar einfach nur beruhigen und schlichten
wollte, wurde niedergemacht“, so Wirtgen, der an der
Bürgerversammlung teilgenommen hat. „Am
Versammlungsort kann es zu keinem angeblichen Überfall
gekommen sein. Das hätte ich bemerkt“, so der
ständig anwesende Werner Wirtgen. "Als ich auf dem
Nachhauseweg an dem Kiosk vorbeikam, wurde der vor mir gehende junge
Mann mit kurzgeschorenem Kopf mit "Für Deutschland"
begrüßt. „Der Vorfall war an einem
nahegelegenen Kiosk. Als ich nach dem Ende der
Bürgerversammlung dort ankam, wurde ich plötzlich von
zwei aggressiven jungen Männern angegriffen. Das macht mir
Sorge, zumal ich vorher in keine körperliche
Auseinandersetzung einbezogen war, mich aber bei
Bürgerversammlung in einem Redebeitrag als linker
Kommunalpolitiker vorgestellt hatte, was wohl im Nachhinein nicht
schlau war. Der zu diesem Zeitpunkt eintreffenden Polizei ist es zu
verdanken, dass die in Pitbull gekleideten Rechten mich nicht
verprügelt haben“, ergänzt Detlef Hertz.
Besonders beängstigend ist für ihn in diesem
Zusammenhang, daß Personen, die am Rande der
Bürgerversammlung durch provokante rassistische Zwischenrufe
auffielen, auch Fotos gemacht und gefilmt haben. Augenzeugen
berichten, daß diejenigen, die später im Krankenhaus
behandelt werden mussten, eine abreisende Gruppe junger
AntifaschistInnen angepöbelt und provoziert hätten.
Beide Seiten wären mit Schlagstöcken und Pfefferspray
bewaffnet gewesen. „Warum hat dann die
anwesende Polizei nicht die prügelnden Personen
festgenommen?“; fragt Lukas Hirtz „Warum greift die
Polizei Stunden später an einem ganz anderen Ort an und
reißt damit die an der Gewalteskalation unbeteiligten Roma
des Peschenhauses mit hinein, von denen kein Einziger bei der
Bürgerversammlung und dem Ort der Gewalt (Kiosk) war? Das war
in etwa so, wie wenn wegen einer Prügelei unter Hooligans ein
unbeteiligter Fußballprofi zwei Stunden nach dem Spiel von
der Polizei festgenommen würde und seine Familie mit
Pfefferspray angegriffen würde. Es darf nicht sein, dass
für bloße Vermutungen Menschen von der Polizei
verletzt werden und Kinder um ihren Schlaf gebracht und
verstört werden.“ Detlef Hertz ergänzt:
“Die Schilderungen sowohl der Polizei als auch vieler
Medienberichte sind löchrig und widersprüchlich. Es
darf nicht sein, daß ganze Bevölkerungsgruppen
stigmatisiert werden." Besonders bedenklich findet er aber auch,
daß der Organisator der Bürgerversammlung in
einschlägig bekannten Duisburger Internetforen politisch
Andersdenkende mit Schmähbegriffen teilweise aus dem
Fäkalienbereich überzieht, obwohl es aus diesem
Grunde in der Vergangenheit auch schon zu gerichtlichen Verfahren kam.
Linke halten ihn für die Durchführung und Moderation
einer solchen Bürgerversammlung für ungeeignet. „Körperliche
Angriffe sind kein Mittel der politischen Auseinandersetzung und nicht
zu entschuldigen. Der Rest der Beschützergruppe macht aber
nur, was von jedem anständigen Bürger zu erwarten
ist: sich schützend vor die Schwächsten der
Gesellschaft stellen, wenn diese bedroht werden. Deshalb ruft DIE LINKE
auch zur Teilnahme an der Gegendemo gegen die rechtsextreme Pro NRW am
Donnerstag auf“, resümieren die Linken. |