06.09.2013 Zivilgesellschaft - Frust statt Mut Allen
Reden nach dem NSU-Desaster zum Trotz: Anti-rechts-Vereine werden vom
Bund finanziell kurz gehalten. Nun droht vielen Initiativen das Aus.
(so berichtet der „Spiegel“, 36/2013, 2. 9. 2013)
Wortlaut
aus dem Bericht: (…) Politiker betonen
gern die Bedeutung zivilgesellschaftlichen Engagements. Nach
der
Enttarnung der Terrorgruppe Nationalsozialistischer
Untergrund (NSU) beschworen Vertreter aller Parteien ein
verstärktes Vorgehen gegen Rechtsextremismus. Was
läge
daher näher, als jene Menschen und Institutionen, die sich
tatkräftig gegen Neonazis einsetzen, auch materiell zu
unterstützen? Monatelang hat das
gemeinnützige Berliner
Unternehmen Phineo die Wirksamkeit eines Engagements gegen
rechte
Umtriebe untersucht. In ihrem Bericht kritisieren die Forscher das
staatliche Förderchaos und die chronische Unterfinanzierung
von
Anti-rechts-Initiativen. „Selbst prämierte Vereine,
deren
Beitrag für die demokratische Kultur in Deutschland
unbestritten
ist, kämpfen ums Überleben", urteilt Phineo-Vorstand
Andreas
Rickert. (…) Die Förderpraxis des
Staates gehe an der
Wirklichkeit vorbei, kritisieren die Phineo-Forscher. Der Bund setze
voraus, dass Anti-rechts-Institutionen sich im Wesentlichen durch
Spenden aus der Wirtschaft finanzieren können. Dies sei jedoch
so
gut wie nie der Fall. Denn Unternehmen setzen ihr
Geld lieber
für Bildungskampagnen oder Umweltthemen ein. Der
Kampf gegen
Rechtsextremismus liefert keine schönen Bilder. Erfolge
drücken sich lediglich dadurch aus, dass Vorfälle von
Gewalt
und Rassismus ausbleiben. Wer auf Probleme durch Neonazis in der Region
hinweist, gilt zudem schnell als Störer. Familienministerin
Kristina Schröder (CDU) nötigt Anti-Nazi-Initiativen
sogar,
sich schriftlich zur Verfassung zu bekennen: durch die Unterzeichnung
der sogenannten Extremismus-Klausel. Dahinter steckt der
Generalverdacht, dass jeder Anti-Rechte zugleich ein Extrem-Linker sein
könnte. Kommentar: Die
„Wirtschaft“
als Förderer des Antifaschismus? Wo gibt es denn das? Als die
Industrie- und Handelskammer zu Dortmund kürzlich ein rundes
Jubiläum feierte, da lud sie sich den
Bundespräsidenten als
Festredner in die Oper ein. Die Nazis kamen, um gegen Gauck zu motzen.
Die staatlich geförderten Anti-Rechtsgruppen schienen
besonders
empört, weil die Nazis gegen Gauck hetzten, die
übrigen
Gruppen waren wütend, weil die Nazis auf den Platz der Alten
Synagoge wollten. Der Platz wurde dann von Antifas besetzt,
abgeriegelt. Und was tat „die Wirtschaft“? Die
Herren im
Nadelstreifen und die Damen im kleinen Schwarzen kamen aus der Oper,
hatten eine Geschcnke-Tüte an der Hand baumeln – und
würdigten die Demonstranten keines Blickes. Nichts mit zu tun. Antifa-Proteste
stören nur. Und so kam der Einzelhandel von Dortmund durch
seine
Sprecher mal wieder auf die Idee, man solle die Nazis einfach
unbeachtet in der Stadt aufmarschieren lassen. Dann würden sie
sich erledigen. Das sagen diese Leute seit rund 15 Jahren. Zum
Glück finden sie kaum Gehör. Mehr
Gehör findet die
Bundesregierung, die verlangt, daß die Antifa-Gruppen einen
antiextremistischen Revers unterschreiben. Das machen offenbar viele
„bürgerliche“ Gruppen mit. Anders ist es
nicht zu
erklären, daß sogar linke antifaschistische
Widerstandskämpfer und ihre Hinterbliebenen von den
„Wohlanständigen“ wie Schmuddelkinder
behandelt werden. Der
„Spiegel“-Artikel erklärt so manches. U.S. |