19.05.2013 Aufrüstung mit Drohnen bleibt auf der
Agenda des Militärs Der weltweite deutsche
Luftkrieg soll möglich werden Der
angebliche Ausstieg der
Bundeswehr aus dem Drohnenprojekt der Beobachtungsdrohne
„Euro Hawk“ wird
von Kriegsminister de Maiziére wie ein Akt der Vernunft,
der Einsicht und Sparsamkeit dargestellt. Einblick in das Projekt hat
jedoch
nicht einmal der Bundesrechnungshof, dem jahrelang wie auch dem
Parlament die Auskunft verweigert wurde. Näheres weiß
nur das Bundesluftfahrtsamt, das offenbar Schwierigkeiten machte
– wegen der Sicherheit des Luftraums. Das weist auf
beabsichtigte Gesetzesverstöße hin, die
schwerwiegend sind. Sparsamkeit und Vernunft walten jedenfalls nicht.
Die vermutlich weit über eine halbe Milliarde Euro, die in den
Sand gesetzt wurde, ist jedenfalls nicht aus der Sicht des
Militärs vergeudet. Am Tage der Ministerrede oder kurz davor
erschienen dort, wo die Drohnen stationiert werden sollen und dort, wo
sie gelenkt und geleitet werden, höchste Vertreter des
Kriegsministeriums um zu signalisieren: Die Vorbereitung auf den
Weltraumkrieg par Roboter - mittels Beobachtungs- wie Kampfdrohnen -
laufen wie geplant weiter. Ein Beitrag von Ulrich Sander, VVN-BdA. Die
Bundeswehr hat für eine halbe Milliarde Euro das untaugliche
Testgerät einer Späh-Drohne „Euro Hawk“ gekauft
und darüber den Rechnungshof und die Luftsicherheit nicht
ausreichend informiert. Zudem wurden Hunderte Millionen für die
Vorbereitung des Einsatzes von Späh-, aber auch Kampfdrohnen
ausgegeben. Näheres weiß nur das Bundesluftfahrtsamt, das
offenbar Schwierigkeiten machte – wegen der Gefährdung des
deutschen Luftraums. Das weist auf beabsichtigte
Gesetzesverstöße hin, die schwerwiegend sind. Sparsamkeit
und Vernunft walten jedenfalls nicht bei der Truppe. Das viele Geld,
das in den Sand gesetzt wurde, ist jedenfalls nicht aus der Sicht
des Militärs vergeudet. Die Entwicklungs- und
Beschaffungspläne für „Global Hawk“,
„Heron“ oder „Talarion“, die Aufträge an
den Luft- und Raumfahrtkonzern EADS wurden nicht storniert, auch nicht
die an die Euro Hawk GmbH. Am Tage der Ministerrede zum
vorläufigen Rückzug aus dem Koloß Euro Hawk -
oder kurz davor - erschienen dort, wo die Drohnen stationiert werden
sollen und dort, wo sie gelenkt und geleitet werden, höchste
Vertreter des Kriegsministeriums, um zu signalisieren: Die Vorbereitung
auf den Weltraumkrieg par Roboter - mittels Beobachtungs- wie
Kampfdrohnen - laufen wie geplant weiter. Inge Höger,
abrüstungspolitische Sprecherin der Fraktion der Linkspartei im
Bundestag, die das Projekt schon seit Jahren kritisiert, informierte
darüber, daß für die erste Testversion der Drohne
„Euro Hawk“ nicht nur über 500 Mio. Euro verpulvert
wurden, sondern daß zudem mit Millionenkosten der
Luftwaffenstützpunkt Jagel für die Nutzung durch die Drohnen
umgebaut wurde. Umgebaut wurde auch in Kalkar/Uedem. Der Generalinspekteur gab weiter grünes Licht Dort
erschien zeitgleich mit der Ministerrede im Reichstagsgebäude
„Deutschlands ranghöchster Soldat“, wie das
Provinzblatt „Rheinische Post“ stolz verkündete. Der
Generalinspekteur der Bundeswehr General Volker Wieker „machte
sich vor Ort ein Bild vom Stand der Umstrukturierungsmaßnahmen im
Zuge der Neuausrichtung der Bundeswehr.“ Diese
„Neuausrichtung“ genannte „Reform“ mache die
Bundeswehr billiger, behauptete der Minister de Maiziére im
Parlament. Aber gerade das „Kommando Operative
Führung“ in Kalkar/Uedem am Niederrhein wird künftig
einen auf eintausend Mann verdoppelten Personalstand haben. Es handelt
sich um Spezialisten, die den Luftraum Europas und Asiens nördlich
der Alpen mit „unmanned airkraft systems“ (UAS) nicht nur
„sichern“, sondern auch beschießen können (lt.
Westdeutsche Allgemeine Zeitung, 11.11.2011) - ganz anders als de
Maiziére es darstellte, der von Drohnen als "Gefechtfeldwaffen"
spricht. UAS können sowohl Späh- als auch Kampfdrohnen sein.
„Im Mittelpunkt des Interesses des Gastes aus dem
Verteidigungsministerium stand der Aufbau des Zentrum Luftoperationen,
das zum 1. Juli dieses Jahres seinen Dienst in Kalkar und Uedem
aufnimmt. In dieser Kommandobehörde werden künftig einmalige
Fähigkeiten von der Sicherheit im Luftraum, über die
Erstellung eines Weltraumlagebildes bis hin zu einem Hauptquartier
für die Führung von Luftoperationen im Rahmen der NATO,
gebündelt.“ So die Rheinische Post am 17. Mai 2013. Der
Aufbau des Zentrum Luftoperationen – gemeinsam von Bundeswehr,
USA und Nato betrieben - sei auf einem guten Weg, befand der Kommandeur
vor Ort, Generalleutnant Joachim Wundrak. Und Generalinspekteur
Wieker sicherte diesem „die Unterstützung des
Ministeriums“ zu. Inge Höger verlangte in ihrer
Erklärung zur Ministerrede: „Allein die Unfähigkeit des
Ministeriums, die Vorschriften der Luftsicherheit zu
berücksichtigen, wodurch ja auch die zivile Luftfahrt
gefährdet wird, sollte Anlaß genug sein, jeglichen
Drohnenträumen der Bundeswehr ein Ende zu bereiten.“
Offenbar habe der politische Druck, die Drohnen als Machtinstrument zu
etablieren, in Kombination mit dem Versuch, die transatlantische
Rüstungskooperation zu stärken, eine gefährliche
Eigendynamik erzeugt. Medien betreiben Kriegsverherrlichung Die
Drohnenpläne der Bundesregierung - egal ob es um Überwachung
im Inland oder um das heimtückische Töten von vermeintlichen
Gegnern überall auf der Welt geht – werden von der
Friedensbewegung als ein Angriff auf Demokratie und internationales
Recht, ja auf den Weltfrieden angesehen. Doch wer sich dem Schwur von
1945 verpflichtet fühlt: "Nie wieder Krieg und Faschismus", wird
von Leitmedien wie die „Süddeutsche Zeitung“ als
"naiv" bezeichnet. Ganzseitig wird eine – kostenlos oder bezahlte
- Werbung in Artikelform abgedruckt: „Entscheidet Euch“
(11. Mai 2013). Diese Medien möchten, daß wir uns für
Krieg, noch dazu für einen mit Kampfdrohnen entscheiden. Der
Kanzler des Kalten Krieges, Konrad Adenauer (CDU), strebte nach
Atombomben für die BRD und nannte einst die Nuklearwissenschaftler
auch "naiv", denn sie hätten nicht begriffen, daß Atomwaffen
eine "weiterentwickelte Artillerie" seien. Die Militärs und ihre
Reserveoffiziere in den Redaktionen reden nun auch davon, daß
Kampfdrohnen „Gefechtsfeldwaffen" und somit zulässig sind.
Sie werden aber nicht auf dem Gefechtsfeld eingesetzt, es sei
denn, man sieht alles Gebiet nördlich der Alpen als dauerhaften
Kriegsschauplatz an. Die US-Drohnen werden von Florida und Nevada
aus gesteuert. Und die deutschen sollen von Ramstein und Kalkar/Uedem
aus gesteuert werden. Offiziell behauptet man, die Entscheidung
über den Kauf und die Verwendung von Kampfdrohnen werde erst nach
den Wahlen fallen. Sie ist jedoch gefallen. Nun wird nach dauerhaften
Stationierungsorten gesucht. Für die Patriot -Raketen, ebenfalls
von Kalkar aus steuerbar, wurde schon ein Stationierungsort gefunden:
an der türkisch-syrischen Grenze. Dort hat die deutsche
Luftsicherheit nichts zu sagen. Es soll uns eingeredet werden,
daß mit Drohnen Militärfotografen und Scharfschützen
ersetzt werden, um „unsere Soldaten“ zu schützen. Im
Schutz der Drohnen und mit ihrer Hilfe können dann Bewohner des
besetzten Landes umgebracht werden – über die Zahl der Opfer
spricht man in den Medien nicht mehr. Es können damit auch
Massenvernichtungswaffen transportiert und eingesetzt werden. In Kalkar
am Niederrhein und Jagel in Schleswig-Holstein – nicht zu
vergessen im US-Hauptstützpunkt Ramstein und am A-Waffen-Standort
Büchel – sind nun weitere Aktionen der Friedensbewegung
notwendig, um die Öffentlichkeit auf die Gefahren hinzuweisen:
Kriege beginnen hier! Und hier müssen sie gestoppt werden! So
hieß es bereits bei ersten Mahnaktionen in Kalkar und vor dem
möglichen Drohnenproduzenten Rheinmetall in Düsseldorf. Ulrich Sander |