26.04.2013 Verfassungsschutz als Teil des NSU-Falls Betrachtungen zum
braunen Netzwerk aus VS und NSU Seine
Sicht auf "Das braune Netzwerk von Geheimdiensten und Nazis" (so der
Titel der Veranstaltung) breitete Ulrich Sander (VVN-BdA) am 24. April
2013 im EineWeltHaus München aus. Er sprach auf einer
Informationsveranstaltung der Münchner DKP vor einem
zahlreichen Publikum. Sanders Fazit: "Die Morde des NSU waren
nur möglich, weil Teile des Staatsapparats ihm geholfen haben.
Und die gesamte Nazibewegung konnte nur deshalb so anwachsen, weil sie
sich auf einen manifesten staatlichen Rassismus stützen konnte
und kann. Die Asyldebatte Anfang der 90er Jahre führte zum
Abbau der Grundrechte für Migranten und direkt zum heutigen
Rassismus - der sich aus dem Wirken eines Sarrazins
nährt, ebenso aus dem allgemeinen Antiislamismus, aber auch
dem wachsenden Antiziganismus." Das braune Netzwerk von Geheimdiensten und Nazis Ulrich Sander auf der Informationsveranstaltung der DKP München 24. April 2013 Am
8. März war es 25 Jahre her, daß zum ersten Mal Galgen und
Sprüche wie „Sander wir kriegen dich“ und „Rot
Front verrecke“ vor unserem Haus gemalt wurden. Seit dem wurden
meine Familie und ich immer wieder bedroht. Per Email wurde mir
mitgeteilt: „Kommt Zeit kommt Rat, kommt Attentat“. Ich
beginne mein Referat nicht deshalb mit meinen eigenen Erlebnissen, um
mich als besonderes Opfer zu stilisieren – es ging bei uns ja
noch glimpflich ab -, sondern um den Bogen weit nach hinten zu spannen
und mich auf das zu beschränken, was ich selbst erfahren und
recherchiert habe. Das Morden des NSU war besonders brachial und grausam, aber schon seit langem werden ähnliche Verbrechen begangen. Zunächst
jedoch richte ich den Blick auf Norwegen – drei Monate vor der
NSU-Entlarvung vom November 2011. Auch dieser Blick ist fast schon
ungewöhnlich. Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) sah
nach dem Massenmord an Demokraten, an Linken und Sozialisten in Oslo
und Utöya/Norwegen „keine direkte Gefahr durch
Terroranschläge von rechts“ in Deutschland. Nach rund 180
Mordanschlägen von rechts gegen andersdenkende, andersaussehende
und anderslebende Menschen, nach täglichen Morddrohungen der Nazis
hierzulande war eine solche Äußerung des zuständigen
Ministers unfaßbar, aber typisch. Zudem war Friedrich bekannt,
daß seit Jahren immer wieder umfassende Waffenfunde bei deutschen
Nazis erfolgten, - hat er gedacht, das seien nur Sammlerstücke?
Die VVN-BdA erklärte dazu: - Erinnern
wir uns: Es war die bei den Nazis noch heute gültige Schwarze
Liste der Anti-Antifa „Einblick“, die schon 1993 zur
allgemeinen Lynchjustiz, zur “endgültigen Ausschaltung der
politischen Gegner” aufgerufen hat: “Jeder von uns
muß selbst wissen, wie er mit den ihm hier zugänglich
gemachten Daten umgeht. Wir hoffen nur, ihr geht damit um!” So
hieß es darin. Seit jener Zeit verfolgen die Nazis in Deutschland
das Ziel, mit Terror das Land zu destabilisieren und zur Erhebung
für die “deutsche nationale Identität” zu
führen, um es “national zu befreien”. Ausländer
und „Ausländerfreunde” sollen aus dem Land getrieben
oder „ausgeschaltet” werden; es herrsche Bürgerkrieg
(aus Einblick, Drohliste der Anti-Antifa, 1993) So hieß es lange
vor dem „Manifest“ des Anders Behring Breivik.
- Erinnern
wir uns: Es gab die hetzerischen Mahnung „Deutschland schafft
sich ab“ (Buchtitel) und die rassistische hunderttausendfach
verbreitete rassistische Meinungsmache Thilo Sarrazins gegen Muslime.
Es gab die Distanzierung von Sarrazin durch offizielle Stellen, der
dann die allgemeine Umarmung folgte.
Dann
hatte in Norwegen ein Rechtsextremist und früherer Aktivist aus
der antimuslimischen „Fortschrittspartei“ (23 Prozent der
Wählerstimmen) nicht nur gehetzt, sondern auch gemordet. Aber die
etablierte Politik hierzulande wollte noch immer nichts gegen die
antimuslimische Hetze unternehmen und pflegt in starkem Maße auch
die antikommunistische und antiziganistische Propaganda. Die NPD sollte
nicht verboten werden. Faschistische Hasstiraden wurden und werden als
„Meinungsfreiheit“ ausgegeben. Er wolle „Europa
vor Marxismus und Islamismus retten“ erklärte der
Massenmörder Breivik in seinem „Manifest“, dessen
Inhalt auf rechten Blogseiten Deutschlands lebhaft begrüßt
wird, wenn auch noch mit Distanzierung zu den Taten des selbsternannten
Kreuzritters. Gegen Linke und Muslime hierzulande vorzugehen, ist auch
der rassistische Konsens von der rechten Mitte bis zum rechten Rand. Die
VVN-BdA forderte sofort die konsequente Aufklärung über die
Vernetzung der Terrorszene vom Norden bis in unser Land. Sie wies auf
die Drohungen („Kommis töten“ und „Kommt Zeit
kommt Rat kommt Attentat“) hin, die gegenwärtig bei
Antifaschisten eingehen, und sie verlangte, dass Polizei und Justiz
diese ernst nehmen. Den Bundesinnenminister und die
Länderinnenminister forderten wir auf, die rechte Gewalt nicht
weiter zu verharmlosen, sondern ihr entgegenzutreten.
Naziorganisationen gehören verboten, Nazipropaganda und
Nazi-Aufmärsche ebenso! Wörtlich die VVN-BdA: „Und
schließlich ist – auch angesichts der Biographie des
norwegischen Massenmörders – zu fragen: Wann werden die
Sportschützenbünde und -vereine endlich unter Kontrolle
genommen, die immer wieder Waffen und Ausbildung für
Amokläufer und rechte Schützen bereithalten?“ Breivik folgte der NSU Drei
Monate später dann die Aufdeckung der NSU-Mordserie. Da hieß
es: Man habe die Mordserie der Naziterroristen vom NSU nicht als solche
erkennen können, z.B. weil die für Terroristen üblichen
Bekennerschreiben fehlten. Solche unsinnigen Ausflüchte machten
Verfassungs- und Staatsschutz bekanntlich angesichts der uns alle
erschreckenden Ereignisse Anfang November 2011. Wenn kein
Bekennerschreiben vorliegt, dann handelt es sich um Dönermorde und
Rauschgiftbandenkriege. Doch es gibt das Bekennerschreiben. Ich habe es in meinem Archiv. „Einblick"
heißt es. Das ist die schon genannte Todesliste der
faschistischen Anti-Antifa aus dem Jahre 1993. Sie wurde bei Erscheinen
vom Staats- und Verfassungsschutz als Ausdruck des
„Hochschaukelns von rechten und linken Extremisten“
verharmlost. Ich stehe darin. Und ich schaute genauer hin. Es
heißt darin: Diese Liste behält „für
Jahre Aktualität", verliere „mit der Zeit nicht an Brisanz."
Die Liste gilt bis zur „endgültigen Zerschlagung von
Anarchos, Rot-Front und Antifa sowie Ausschaltung aller destruktiven,
antideutschen und antinationalistischen Kräfte in Deutschland".
Die Schrift „Einblick" soll nicht nur die darin genannten
Menschen angreifen. In heutigen „bürgerkriegsähnlichen
Zuständen" müsse man „dementsprechend handeln" und alle
Gegner „mit den uns zur Verfügung stehenden Mitteln
bestrafen". Als einer der Autoren dieser Schrift wurde derselbe Nazi
erkannt, der hier jahrelang in der ganzen Republik als Anmelder von
Naziaufmärschen fungieren durfte. Seine Demonstrationsanmeldungen
wurden vom Bundesverfassungsgericht letztlich immer abgesichert. „Einblick“ als mörderische Gebrauchsanweisung So
wie „Einblick“ orientierte, ist es gekommen. Nach dieser
Drohliste handelten die von der faschistischen Anti-Antifa
Angeleiteten. Ich habe diese Liste kürzlich erneut der Polizei
übergeben, sie war dort nicht mehr bekannt. Es wird eben zu vieles
zerschreddert bei Ihnen, sagte ich, und fügte hinzu: „Seit
mindestens 20 Jahren werden Bürger von NRW durch die
terroristische Anti-Antifa – mitbegründet von den Leuten aus
der eben verbotenen Kameradschaft - bedroht, ohne dass die
Behörden etwas dagegen unternahmen. Das
erstaunt und beunruhigt uns um so mehr, als die Neonazis den Terror
eines Bin Laden gegen die USA vom 11. 9. 01 heftig begrüßt
und schon seit Jahren auf ihren Internetseiten Selbstmordattentate mit
antisemitischen Absichten propagiert haben, schrieben wir. (Siehe Anmerkung 1) Wir
Bedrohten haben viel Solidarität erfahren, dafür danken wir.
Wir haben leider auch Schäbigkeiten erfahren, so die Eintragung
meiner Person in den Verfassungsschutzbericht mehrerer
Bundesländer, vor allem in Bayern, – die dann
genüßlich in der “Jungen Freiheit“ zitiert
wurde. Solche Berichte kommen aus VS-Ämtern, die von Nazis
aufgebaut waren und bis heute von diesen geprägt sind. Schmerzlich
ist es auch immer zu erfahren, dass auch Demokraten, die VS-Ämter
für geeignet halten, an der politischen Bildungsarbeit unter der
Jugend mitzuwirken. Die Vorgänge in Dortmund Wie ich schon berichtete, komme ich aus NRW, aus Dortmund. In Dortmund gab es - 2000
drei ermordete Polizisten und einen Selbstmordattentäter, namens
Michael Berger, der aus der Naziszene kam und dem sogar der
örtliche CDU-MdB nachsagte, er sei ein V-Mann gewesen. Es gab dazu
nie eine Untersuchung oder Ermittlung. Es war wie beim
Oktoberfestattentat: Der Täter ist tot, Hintermänner gibt es
nicht. Die Einzeltäterthese eben.
- Den toten
Schmuddel, Thomas Schulz, ein Punk. Ostermontag im Jahr 2005 wurde -
wieder in Dortmund - ein antifaschistischer Punk von einem Nazifan
erstochen, und die Naziszene gab bekannt: Es
wurde die Machtfrage gestellt und von unserem Kameraden beantwortet.
Man werde jeden bestrafen, der sich den freien Kameradschaften in den
Weg stelle.
- Anfang April 2006 den NSU-Mord an
Mehmet Kubaşık, einem Kioskbesitzer, der ganz in der Nähe des
Hauptquartiers der Dortmunder Naziszene wirkte. Dieser war – wie
wir heute wissen - das achte Opfer des NSU. Damals behauptete auch die
Dortmunder Polizei und Staatsanwaltschaft, es sei ein Mord unter
Ausländern, Dönermorde, vielleicht einer der Mafia. Doch die
Veranstalter eines Trauermarsches durch Dortmund nach dem 8. und dann
9. Mord (zwei Tage später hatten die Mörder in Kassel
zugeschlagen) erklärten: „Alle Opfer sind Migranten. Da ist
doch ein rechtsextremistischer Hintergrund sehr einleuchtend.“ So
die taz am 13. 6. 2006. Aber man schaute nach links, die Ermittler
tippten darauf, daß Kubaşık in der PKK war, denn er sei ja
dereinst als politischer Flüchtling ins Land gekommen.
Was
wir heute wissen: Die Polizei hatte bereits fünf Tage vor dem Mord
an Kubaşık gewußt, daß eine Nazi-Terrortruppe in der Stadt
war, diese hatte auch einen Anschlag auf das türkische
Bildungszentrum in der Westhofstraße verübt, schwere
Brandschäden verursacht. Der Fall wurde nie aufgeklärt. Die
Polizei erhöhte ihre Aufmerksamkeit nicht. Und nahm nun, erst im
April 2013, zu den Akten die vorher unbeachtete Mitteilung, daß
Uwe Mundlos in der fraglichen Zeit in Dortmund gesehen wurde. Und
nebenbei wird jetzt auch mitgeteilt, daß die Behörden heute
129 Personen zum Unterstützerkreis des NSU zählen und
daß eine dreistellige Zahl rechter Untergetauchter zu vermuten
ist. (Es sind fast 300!) Ich sage: All das ist die Frucht der
mörderischen Anti-Antifa, wie sie in ganz Deutschland wirkte. Vor
allem auch mittels NSU. Und zwar nicht erst seit deren Entstehen. Die
Anti-Antifa wurde von den Behörden gebilligt und gefördert. Ich
möchte etwas schildern, was in der gesamten Diskussion zu den
NSU-Morden ausgeblendet wird. Den Nationalsozialistischen Untergrund
gab es vor dem Untertauchen der NSU-Bande wie es ihn auch heute noch
gibt. Ich möchte über den Zeitraum vor dem Untertauchen der
NSU-Bande 1998 sprechen, als sich die Wirkungen des
„Einblick“ zeigten (alles Beispiele aus NRW, über die
ich Bescheid weiß): - Am 29. Mai 1993 fallen fünf
Menschen in Solingen einem Brandanschlag zum Opfer. Die Tat hatte einen
„rechtsextremen Hintergrund“, wie die Behörden
meldeten. Vier Täter wurden verurteilt, sie kannten sich aus der
rechten Szene. Drei wurden von einem rechten V-Mann betreut.
- In
1995 und 1996 ermordet der Nazi Thomas Lemke einen ehemaligen
Kameraden, eine Bekannte und die junge Antifaschistin Patricia Wright.
Er gab mit den Morden in der Naziszene des Ruhrgebiets an. Lemke wurde
Star in den Berichten der HNG, der Hilfsgemeinschaft Nationaler
Politischer Gefangener“; er war bisweilen „Gefangener des
Jahres“.
- Im
Jahre 2003 ermordete Thomas Adolf, Deutsche Liga für Volk und
Heimat (aus der DLVH ist ProKöln hervorgegangen, Beisicht und
Rouhs waren unter anderem vor der Karriere in der pro-Bewegung
Funktionäre der DLVH), in Overath ein Anwaltsehepaar und dessen
Tochter. Er bezeichnet sich als „Führer der mit der
Befreiung des Deutschen Reichsgebiets beauftragten
SS-Division“.
- Am 9. Juni 2004
wird dann das Nagelbombenattentat in der Kölner Keupstraße
gemeldet, in der viele Türken leben. 22 Menschen werden schwer
verletzt. Als Täter werden sieben Jahre später die
NSU-Mörder benannt, während zunächst sofort der
politische Hintergrund seitens der Behörden, auch seitens Minister
Schily, geleugnet wird.
Es begann lange vor dem NSU-Untertauchen Angesichts
der Meldungen über die sogenannten Pannen bei der Fahnung in
Sachen NSU ist es sinnvoll, weiter zurück in der Vergangenheit mit
der Recherche zu beginnen. In eine Vergangenheit, da noch überall
die Steckbriefe der RAF hingen. Haben Sie mal einen Steckbrief zur
Suche nach weiteren NSU-Mitgliedern gesehen? Ich nicht. Kein Foto der
129 weiteren Verdächtigen tauchte auf. Viele von ihnen werden zu
den Untergetauchten zählen. Warum werden die nicht gesucht? Die
Zeitungen der WAZ-Gruppe berichteten in ihren Ausgaben vom Freitag, 17.
August 2012: "Gewalt von rechts ist längst Terror". Ich fand in
meinem Archiv folgende Westfälische Rundschau-Presseberichte aus
der Zeit vor dem NSU, aber z.T. aus den Orten, aus denen er kam: Westfälische Rundschau vom Freitag 10. Dezember 1993: „Nazi-Anschlagliste
entstand unter den Augen der Polizei - Von Thomas Krummenacker -
Frankfurt. (rtr) Die Mainzer Telefonnummer erfreute sich großer
Beliebtheit. Nicht nur die angesprochenen "Deutschen Kameraden"
wählten gerne die Nummer des von Neonazis betriebenen "Nationalen
Infotelefons", um sich neueste Informationen über
Neonazi-Aktivitäten zu holen. Auch für Verfassungsschutz,
Polizei und antifaschistische Gruppen war der Anrufbeantworter
über lange Zeit eine erste Adresse. Auch Journalisten erhielten im
rheinland-pfälzischen Innenministerium schon mal den Tip, dort
anzurufen, wenn sie Informationen über rechte Aktionen begehrten. Dort
konnten sich Anrufer über Konzerttermine von "national gesinnten"
Skinheadbands informieren oder - so am 7. Juni - Aufrufen zum Sammeln
von Daten über Personen aus dem linken Spektrum lauschen:
"Für die Erstellung einer Anti-Antifa-Broschüre im
Rhein-Main-Gebiet werden alle Kameraden aus dieser Region gebeten, die
Informationen über Zecken besitzen, diese der Anti-Antifa Mainz
zukommen zu lassen." Mit Zecken bezeichnen Neonazis ihre Gegner. Auch
bei diesem Aufruf zum Sammeln von Autonummern, Fotos und Adressen
missliebiger Personen lauschte der Staatsschutz mit, wie
Oberstaatsanwalt Norbert Weise bestätigte. Zwar sei der als
Infotelefon dienende Anrufbeantworter beschlagnahmt worden. Aber "zwei
Tage später hatten sie einen neuen". Gegen den 20jährigen
Betreiber wurde Anklage wegen Volksverhetzung erhoben. Weil
die Ansagen "im Kampfstiel der NSDAP" (Weise) für den Staatsschutz
nichts Unbekanntes waren, wundern sich Betroffene jetzt über das
große Staunen eben dieser Behörden nach der publizierten
Anschlagliste "Einblick", die via Dänemark in deutsche
Neonazikreise gelangte (die WR berichtete darüber). "Daß
Neonazis jetzt eine erste systematische Anschlagliste zur
Verfügung haben, darf niemanden wundern, der das Infotelefon je
gehört hat", sagt ein Antifaschist, der selbst im "Einblick"
genannt wird: "Das Staunen über die Todesliste verwischt die
Tatsache, dass diese eben nicht geheimnisvoll aus dem Dunkel kam,
sondern das Ergebnis langer Propaganda unter den Augen der Polizei ist." Das
meint auch der Pfarrer und Grünen-Abgeordnete Michael Henke: "Die
Liste konnte unter den Augen der Behörden entstehen, weil die
Brisanz des Aufrufes offensichtlich nicht erkannt worden ist." Der
Umfang der "Vernetzung von Neonazis" werde "total unterschätzt". Eine weitere Meldung aus der Zeit vor dem NSU-Abtauchen: Westfälische Rundschau vom Dienstag 13. Juni 1995 Neonazis:
Unauffällig bei Polizei und Bundeswehr einsickern - Von Carsten
Hoffmann - Erfurt. (dpa) Die rechtsradikale Szene in Deutschland plant
nach den Verboten mehrerer Organisationen jetzt verstärkt eine
neue Strategie: Abtauchen, nicht auffallen. Einsickern
in andere Organisationen und gezielte Anschläge sind nach
Einschätzung von Verfassungsschützern jetzt Ziele der
Neonazis. Das Thüringer (!) Landesamt für Verfassungsschutz
hat mit einem internen Rundbrief bei Bund und Ländern Alarm
geschlagen. Das Erfurter Amt zitiert ein Strategiepapier aus dem von
Rechtsextremen betriebenen Computernetzwerk "THULE". Darin empfehlen
Radikale eine "grundsätzliche Verhaltensänderung". Neue
Aktivisten dürften nicht mehr durch politische
Äußerungen, Haarschnitt oder Kleidung erkennbar sein, um
legal arbeiten zu können. Sie sollten "jede Zuordnung zum
nationalen Spektrum" unmöglich machen. "Junge Kameraden, die vor
der Berufswahl stehen, unbelastet, intelligent und sportlich sind,
sollten eine Ausbildung bei Bundeswehr und Polizei in Erwägung
ziehen, mit dem Ziel, sich in besonders qualifizierten Spezialeinheiten
das nötige Wissen und Können anzueignen", schreiben die
Extremisten. (Fortsetzung Anmerkung 2) Weiter heißt es in dem Artikel: "Die
zunehmenden Verbotsmaßnahmen treiben die Neonazis in den
Untergrund", hatten schon im Februar Bonner Sicherheitsexperten
befürchtet. Verfassungsschützer warnen jetzt vor weiteren
vorschnellen Organisationsverboten. Strafrechtlicher Druck habe die
Tendenz zum Abtauchen gesteigert, beschreibt der Erfurter
Verfassungsschutzpräsident Helmut Roever (! – der hat schon damals für die Schonung der Nazis plädiert) das
Dilemma in dem Rundschreiben. Die Verbote drohten, so auch der
jüngste nordrhein-westfälische Verfassungsschutzbericht,
"einen Beitrag zur Überwindung der Zersplitterung (zu) leisten." Und nun Welt online vom 16. August 2012 Die Amadeu-Antonio-Stiftung wirft den deutschen Sicherheitsorganen eine "systematische Verharmlosung" rechter Gewalttaten vor. Allzu
häufig werde Rassismus als Tatmotiv gänzlich ausgeblendet,
kritisierte die Vorsitzende Anetta Kahane bei der Vorstellung des
Reports "Kartell der Verharmloser". (Anmerkung 3) Weiter heißt es
in dem Artikel: Studienautorin Marion
Kraske sagte, in vielen Städten herrsche eine Kultur des
Wegschauens. Wer das Nazi-Problem offen anspreche, treffe auf Abwehr,
werde gar als "Nestbeschmutzer" diffamiert. Es gelangten also
Nazis - nicht nur die alten - in die staatlichen Stellen. Frage: Wie
viele sind es, die dort unerkannt wirken? Petra Pau, MdB und für
die Linken im Bundestagsuntersuchungsausschuss zu NSU, stellte fest: „Der
Staat, in Gestalt des Verfassungsschutzes, aber auch der anderen
Nachrichtendienste, hat sich in den vergangenen Jahrzehnten in Kumpanei
mit schlimmsten rechtsextremen Mördern geübt.“ (Jungle World11.4.13) Weiter
frage ich: Warum wurden die Todesdrohungen nicht ernst genommen, obwohl
z.B. in den Anti-Antifa-Listen solche Drohungen ausgesprochen werden
und seit Erscheinen der Liste ca. 180 Personen von Rassisten und Nazis
ermordet wurden? Verbote gab es – ohne jede Konsequenz Gab
es einmal Organisationsverbote gegen gewalttätige Gruppen, so
geschah zweierlei: Die einen aus diesen Gruppen gingen in den
Untergrund, die anderen gründet sofort Nachfolgeorganisationen.
Das Verbot der Schaffung von Nachfolgeorganisationen und der
Fortsetzung der verbotenen Gruppen wurde nie durchgesetzt! Alle Kader
aus dem Umfeld zum Beispiel der 1995 verbotenen FAP setzten ihre
Tätigkeit unter anderem Gruppennamen, ja sogar als
„führerlose“ Gruppen fort. Dazu hatten die
Behörden in Verfassungsschutzberichten Persilscheine ausgegeben:
Eine Nicht-Organisation könne nicht verboten werden, hieß es
darin. So etwas stand schon in den Verfassungsschutzberichten, bevor
solche Gruppen gegründet waren. Der Staat als Tippgeber für
Nazis. Im übrigen wären all diese
„Parteien“ und Vereine als Nachfolgeparteien der NSDAP
anzusehen, die nach dem Völkerrecht nach 1945 verboten wurde
(Artikel 139 des Grundgesetzes). Der Verfassungsschutz ist das Problem – nicht die Lösung Die
Verfassungsschutzbehörden haben die Hauptverantwortung für
die Nichtverfolgung von Neonaziverbrechen. Sie geben ihre Erkenntnis
unzulänglich an die Polizei und Justiz weiter – und wenn sie
es einmal tun, dann geben sie verfehlte Ratschläge wie wir eben an
Hand des Zeitungsberichtes über den Herrn Roever erfuhren. Nur ja
keine Aktivitäten der Polizei und Justiz! „Quellenschutz geht vor Strafverfolgung“,
diesen Grundsatz stellte Petra Pau in den Anhörungen immer wieder
fest. Polizei und Justiz ließen sich von den durch V-Leute
durchsetzte Verfassungsschutzämtern leiten und unternahmen sehr
oft nichts. In Prozessen dürfen V-Leute in der Regel nicht
aussagen, so verfügen es die Innenminister. Und die Justiz, die
Staatsanwaltschaften, die ja der Polizei Ermittlungsarbeit befehlen
könnten, lassen sich zumeist ebenfalls davon abbringen. Eineinhalb
Jahre nach dem Auffliegen des Nationalsozialistischen Untergrunds (NSU)
bleibt die Aufklärung über die Position staatlicher Stellen
gegenüber der Nazi-Terrorgruppe weiterhin aus. Mittlerweile ist
bekannt, dass nicht nur die Ursprungsorganisation des NSU, der
Thüringer Heimatschutz, über den Geld an den NSU geflossen
ist, zahlreiche V-Leute diverser Geheimdienste in ihren Reihen hatte.
Auch das Umfeld des NSU im Untergrund ist nach aktuellem Recherchestand
von mindestens zwei Dutzend Kontaktpersonen staatlicher Stellen
durchsetzt gewesen. Eine Einschätzung des Landeskriminalamtes in
Nordrhein-Westfalen, der NSU-Nagelbombenanschlag vom 9. Juni 2004 in
Köln habe einen "terroristischen" Hintergrund, wurde innerhalb nur
einer halben Stunde auf Anweisung des nordrhein-westfälischen
Innenministeriums kassiert. "Der Kern des NSU" sei de facto "von
bezahlten Kontaktpersonen der Behörden umstellt" gewesen, urteilt
Paul Wellsow, Mitautor mehrerer Publikationen zur Thematik und
Wissenschaftlicher Mitarbeiter der Fraktion DIE LINKE im Thüringer
Landtag, mit Blick auf die V-Leute im Umfeld der Terrororganisation. Es
sei "unglaubwürdig", einfach "nur 'von Pleiten, Pech und Pannen'
zu reden". Man müsse die Frage stellen, "welche Beziehungen
zwischen den Geheimdiensten, organisierter Kriminalität und der
extremen Rechten in Deutschland tatsächlich bestehen". Was in Solingen geschah Ich
sprach schon vom Brandanschlag in Solingen. Wir stehen vor dem 20.
Jahrestag dieses Mordanschlags. Die Rolle des Verfassungsschutzes im
Zusammenhang mit dem Brandanschlag in Solingen am 29. Mai 1993 wurde
bis heute nicht aufgearbeitet. Damals existierte in Gräfrath,
einem idyllischen Stadtteil von Solingen, Hak Pao, ein
Kampfsportverein, dessen Mitglieder engste Kontakte zur 1992 verbotenen
Nationalistischen Front (NF) und anderen rechtsextremistischen Parteien
und Organisationen im In- und Ausland unterhielten. Viele von ihnen
stellten den "Saalschutz" bei Naziveranstaltungen. Auch drei von vier
Angeklagten im Prozeß zum Solinger Brandanschlag waren bis zu
ihrer Verhaftung Mitglieder dieses Verbandes Hak Pao. Kurz nach dem
Brandanschlag wurden aus dem Gebäude der Kampfsportschule 55.000
Aktenblätter in einer Nacht-und-Nebel-Aktion abtransportiert. Was
mußte so dringend verschwinden? Welche Brisanz hatte dieses
Material? Ein Augenzeuge informierte die Polizei. Sie schritt nicht
ein. Wer verhinderte das? Erst Silvester 1993 wurden diese Akten
aufgefunden, beschlagnahmt. Wie viele waren bis zu diesem Zeitpunkt
schon vernichtet worden? Die Unterlagen enthielten
Observierungsprotokolle, Handzettelaufrufe zum Bau von
Molotowcocktails, Einsatzbefehle für Aktionen zur
Sachbeschädigung bis zur schweren Körperverletzung,
Lageskizzen von Häusern und Wohnungen fast ausschließlich
von Migranten, datiert bis zum Brandanschlag. Der Leiter der
Kampfsportschule, Bernd Schmitt, war V-Mann des Verfassungsschutzes. Er
stand auf der Gehaltsliste des Innenministeriums. Gestern wie
heute? Ja! Tausende von Beweismitteln wurden im Zusammenhang mit der
Terrorgruppe NSU geschreddert und vernichtet, einer Gruppe, der
mindestens zehn Morde zur Last gelegt werden. Welch ein Hohn angesichts
der Opfer des rechten Terrors und der anhaltenden Aktivitäten der
Nazis in unserem Land. Die Religion der Gewalt Die
rechten Gewalttäter arbeiten seit vielen Jahren mit der Losung
„Sieg oder Walhalla“. Das heißt, sie rufen zu
Attentaten auf, dem Täter wird Sieg oder der ruhmvolle Einzug in
Walhalla per Selbstmord versprochen. Ich möchte daher eine nie
gestellte Frage hier stellen: Warum wird das Phänomen des
Germanenkults und der Märtyrerselbstmorde bei Nazis nicht
untersucht, das so sehr zu Enthemmung beiträgt? So wurde der
Selbstmord des Naziterroristen von Dortmund in 2000 wurde nie
untersucht – der zum Einzeltäter ernannte Mörder war
tot, seine Hintermänner wurden nicht vor Gericht gestellt. Gegen
sie wurde nicht ermittelt. Es lag wohl auch daran, daß der
Täter Michael Berger laut einem CDU-MdB V-Mann gewesen ist. Seine
Hintermänner verbreiteten anonyme Flugzettel: „3:1 für
Deutschland – er war einer von uns“. Doch die Behörden
für „Innere Sicherheit“ wollten keinen politischen
Hintergrund erkennen – wie auch nie die ideologische Nähe
der Neonazis zu den Terroristen des 11. September 2001 beachtet wurde. Im
November 2011 dann wieder der Selbstmord der zwei aus dem Zwickauer
Trio. Warum Selbstmord? Das wird nie von den Untersuchungsbehörden
analysiert. Die Selbstmörder ziehen sich aus der Affäre, ihre
„germanische Weltanschauung“ wird nicht ernst genommen. Der
Dortmunder Neonazi-Provinzchef Michael Krick bemüht ganz offen den
Germanen-Kult. Krick an seine Bande: „Zeigt kein Erbarmen und
keine Reue. Sieg oder Walhalla.“ (Nach „Westfälische
Rundschau“) (siehe Anmerkung 4) Verfassungsschutz war immer Nazischutz Der
vielgepriesene Mauerfall von 1989/90 hat vieles gebracht.
„Wahnsinn“ wurde allgemein gerufen. Er hat aber auch echten
Wahnsinn gebracht: Deutschland führt wieder Krieg. Deutschland hat
einen Geheimdienst, der nicht nur für „Horch und Guck“
steht – wie bekannt -, sondern auch für Mord und Totschlag.
Es gab die Abschaffung der Stasi und die Machtausweitung des
Verfassungsschutzes. Und nicht zu übersehen: Es gab die
Machtausweitung des Militarismus! Selbst zaghafte Versuche der
Justiz und der Polizei, den Nazis Grenzen aufzuzeigen, scheiterten an
den Behörden für Verfassungsschutz. Die Rechtsanwältin
Gabriele Heinicke sagte: „Es
ist ein Märchen, daß der Verfassungsschutz die Verfassung
schützt. Dieser Geheimdienst ist 1950 von den Alliierten der neuen
Bundesregierung erlaubt worden; es sollte ein Dienst zur Abwehr von
Regierungsgegnern werden. Und da die Regierung eng mit Nazis verbunden
war, kam im Verfassungsschutz – viele dort ehemals Nazis –
niemand auf die Idee, gegen rechts vorzugehen. Es gebe bis heute keinen
Anlaß zu glauben, daß eine Organisation, die von Nazis
aufgebaut wurde, gegen Nazis vorgehe", so Gabriele Heinecke. Aktenvernichtung,
Strafvereitelung, Schutz der Verbrecher vor Strafverfolgung,
Finanzierung der Verbrechen mit Steuergeldern, dazu ein Heer von
bezahlten V-Leuten, die nicht einmal gehört haben wollen, wenn
Nazibands die Mörder besangen, – alles kommt jetzt
angesichts des NSU-Terrors ans Licht. Ja es gab offenbar
Mitwisserschaft und Mittäterschaft. Das alles hat eine
Vorgeschichte. Es ist die Geschichte der Nazis, die als V-Leute
und als offizielle Mitarbeiter ungestört agieren konnten. Oberster
Agentenführer war 17 Jahre lang Verfassungsschutzpräsident
Hubert Schrübbers (1907-1979, Ex-SA-Mann), vor 1945 an zahlreichen
brutalen Terrorurteilen gegen Gewerkschafter beteiligt.
Schrübbers’ Chef war Bundesinnenminister Dr. Gerhard
Schröder, früher SA, dann CDU. Sogar die der CDU nahestehende
Zeitung „Rheinischer Merkur” schrieb damals: „Der
Verfassungsschutz scheint das verfassungswidrige Treiben
völkischer Ideologen, das auf die Rehabilitierung der
Kernstücke des Nationalsozialismus zielt, nicht so wichtig zu
nehmen.” Was Jupp Angenfort mit dem Gladio-Bund Deutscher Jugend erlebte In
jener Zeit existierte der »Bund Deutscher Jugend« (BDJ).
Jupp Angenfort berichtete mir von einer sehr frühen Aktion des
Bundesamtes für Verfassungsschutz und dieses BDJ Anfang der 50er
Jahre gegen die FDJ und damit gegen die damalige Friedensbewegung, in
der die FDJ eine Rolle spielte. Der VS entsandte V-Leute in die FDJ,
die provozierten und denunzierten, später sagten diese als Zeugen
vom Hörensagen in den politischen Prozessen gegen Linke aus. Jupp
Angenfort in einem Interview: Es
tauchte damals eine Art Gegenvereinigung zur FDJ, ein »Bund
Deutscher Jugend« auf, gefördert von allerhöchsten
Stellen, deutschen und US-amerikanischen. Auf Betreiben der
sozialdemokratisch geführten hessischen Regierung laut der Welt am
Sonnabend vom 18. Oktober 1952 sind um diesen Zeitpunkt herum einige
Führer des BDJ festgenommen worden. Der Verdacht war: Ausbildung
und Übungen im lautlosen Morden. Dann hatten sie eine Liste von
achtzig Leuten, die am Tage X, dem Tag des Kriegsausbruches, ermordet
werden sollten. Da waren auch Sozialdemokraten drauf. Weil es ein so
gravierendes Delikt war, sind sie dem Bundesgerichtshof oder der
Generalbundesanwaltschaft überstellt worden. Und sind
tatsächlich in Karlsruhe ins Untersuchungsgefängnis gekommen.
Waren aber schon wieder draußen, als ich da ankam. Man hat damals
geschrieben: Ein Lastwagen von Beweismaterial sei zum
Generalbundesanwalt geschickt worden. Der ist bedauerlicherweise nie
angekommen in Karlsruhe. Der ist auf dem Weg nach Karlsruhe
verschwunden und bis zum heutigen Tage nicht mehr gefunden worden. Die
Welt am Sonntag weiter: »Seit Ende 1950 ist mit amerikanischen
Geldern, mit amerikanischen Waffen und unter amerikanischer Aufsicht
eine Kerntruppe von annähernd zweitausend Mann aus dem Bund
Deutscher Jugend herausgeschält worden, um unter der Bezeichnung
›Technischer Dienst‹ für den Fall einer russischen
Über¬rollung auf Partisanendienst gedrillt zu werden.«
Gutbesoldete Mitglieder der Geheimorganisation waren zum
größten Teil ehemalige Offiziere der Waffen-SS, des Heeres
und der Luftwaffe, im Alter von 35 bis 50 Jahren, in den früheren
Diensträngen vom Oberleutnant bis zum Obersten. Nur zwei
Zwanzigjährige nahmen an Partisanenlehrgängen teil. 50.000,-
DM monatlich und die Ausbildung mit scharfer Munition bekam die Gruppe.
Bekannt wurde die sorgfältige Aufstellung einer Kartei der
Abteilung 1F dieses Partisanenvereins. Hier waren neben 15
maßgebenden kommunistischen Funktionären auch etwa 80
führende SPD-Mitglieder verzeichnet, die im Kriegsfall notfalls
kalt gestellt werden sollten.« Das ist das Wesentliche aus dieser
»Welt am Sonnabend«. Und im übrigen hat die
Bundesregierung ein Treffen des Bundes Deutscher Jugend in Frankfurt
finanziell unterstützt. Wie wir
heute wissen, war diese Aufstellung von Terroreinheiten, die damals
unter der italienischen Bezeichnung »Gladio«, also Schwert,
liefen, eine Sache, die nicht auf die Bundesrepublik beschränkt
blieb, sondern in allen westeuropäischen Staaten von den USA in
Zusammenarbeit mit den Regierungsstellen und den einheimischen
Geheimdiensten in die Wege geleitet wurde. Jupp Angenfort: „Ich
habe darauf hingewiesen, daß man die FDJ verbietet und verfolgt,
die nachgewiesenermaßen nichts Gewalttätiges getan hat, im
Wesentlichen immer die Notwendigkeit der Verteidigung der
demokratischen Rechte und Freiheiten betont hat, gegen
Remilitarisierung, für demokratische Einheit Deutschlands –
die sitzen, aber diejenigen, die hier Terror vorbereitet haben,
Mordterror, sind auf freien Fuß gesetzt worden.“ Ja der
Verein wurde offiziell aufgelöst, arbeitete offenbar aber weiter.
Vermutlich bis heute. Jupp Angenfort: Es hat nie ein Verfahren gegeben.
Denen wurde mitgeteilt, das Verfahren gegen sie ist eingestellt. So,
als wärst du einmal schwarz gefahren mit der Straßenbahn. Auch
jetzt ist der Verfassungsschutz eine Einrichtung zum Schutz rechter
Verfassungsfeinde und nicht der Verfassung. Und in dieser Situation
soll das Amt reformiert – nicht abgeschafft werden, wenn es nach
der Regierung geht. Der VS soll so mit weiterem Machtzuwachs
„reformiert werden“. Sowohl die Abschaffung der NPD und
anderer Nazibanden wie des Verfassungsschutzes sind auf die
Tagesordnung zu setzen. Gegen Linke hat es immer funktioniert Während
Justiz und Sicherheitsbehörden angeblich keine Handhabe hatten,
gegen die Neonazis vorzugehen, ist es den Behörden stets leicht
gefallen, gegen linke Antifaschisten einzuschreiten. Als die KPD
verboten wurde und rund 10.000 Menschen wegen ihrer kommunistischen
Gesinnung eingesperrt wurden, da waren auch Mitglieder unserer
Organisation VVN unter den Opfern dieser Verfolgungen. Ihnen wurde die
Wahrnehmung ihrer Grundrechte – so die Kandidatur für den
Bundestag und NRW-Landtag als Einzelpersonen und die Herausgabe einer
kleinen Zeitung - als Fortsetzung der KPD-Tätigkeit ausgelegt, und
sie wurden wiederum eingesperrt. Leute wie sie mußten sogar ihre
Entschädigungsleistungen, die sie wegen der Leiden als
NS-Verfolgter erhalten hatten, zurückzahlen. Später
wurden dann Tausende vom Verfassungsschutz als Verfassungsfeinde
denunziert und sie erhielten Berufsverbote. Allein die Spitzelberichte
reichten aus, um tausende Existenzen zu vernichten. Zum NPD-Verbot Gegen
ein NPD-Verbot wird noch heute argumentiert, dies treibe die Kader in
den Untergrund. Das Argument sollte doch wohl mit dem
„Nationalsozialistischen Untergrund“ von Sachsen und
Thüringen als erledigt gelten! Die NPD ist im Untergrund und in
der Öffentlichkeit tätig. Wenigstens als legaler Arm der
Terrorszene sollte sich abgeschafft werden, meinen wir. (Oder
hätte man sich vorstellen können, ein legaler Arm der RAF
hätte seine Meinung verbreiten dürfen, wenn es ihn gegeben
hätte?) Es wird gesagt, es würden
Nachfolgeorganisationen der NPD geschaffen, dagegen sei kein Kraut
gewachsen. Das gilt aber nur, wenn die Schaffung von
Nachfolgeorganisationen nicht verfolgt wird, wie es beispielsweise im
Falle der FAP (Freiheitliche Arbeiterpartei) der Fall war, die verboten
wurde, während ihre Kader munter unter leicht veränderten
Namen weitermachten. Wie gesagt: Das Verbot von Nachfolgeorganisationen
der Linken, der KPD und FDJ wurde hierzulande streng durchgesetzt, das
von Rechten soll da nicht durchzusetzen sein? „Mit Verboten
ist der NPD nicht beizukommen, und den ‚Freien
Kameradschaften’ und ‚autonomen Nationalisten’ schon
gar nicht.“ So heißt es. Nun wird zu recht darauf
hingewiesen, dass mit Verboten zumindest der Geldstrom aus
Steuertöpfen in den NPD-Kassen in die rechte Szene gestoppt
würde, der ja weiter fließt z. B. in die
„Heimatfront“ von Thüringen und von da in den
NS-„Untergrund“, wie jetzt nachgewiesen wurde. Die
Beseitigung des V-Leute-Apparats würde verhindert, daß die
Verbrechergruppen Zuwendungen erhalten. (siehe auch Anmerkung 5) … und zu den V-Leuten Noch
eine Bemerkung zu den V-Leuten: Die V-Leute sorgen für die
Strafbefreiung bei Naziverbrechen. Der von dem verstorbenen
VVN-Landessprecher Jupp Angenfort durch eine Strafanzeige
ausgelöste Prozeß gegen die Nazi-Band Oydoxie/Weiße
Wölfe aus Dortmund-Brechten wurde dreimal vertagt und dann
schließlich eingestellt, u. a. weil die V-Leute nicht aussagen
durften. Die Mitschuld des Innenministeriums von NRW an der
rechtsterroristischen Entwicklung im Ruhrgebiet liegt auf der Hand. Wer
sich den Nazis als „Störer“ in den Weg stellte, wurde
von Minister Ingo Wolf (FDP) und von NRW-Staatsanwaltschaften
kriminalisiert und mit Haft bedroht. Und auch der neue
SPD-Innenminister Jäger hat nicht zu erkennen gegeben, daß
er von dieser Praxis absieht. Er hat wie sein Vorgänger ein
Broschüre „Andy“ in die Schulen gegeben, mit der die
Losung „Faschismus ist keine Meinung, Faschismus ist ein
Verbrecher“, die bei der Jugend sehr beliebt ist, verboten wird. Herr
Professor Hans-Jürgen Papier, langjähriger
Exverfassungsgerichtspräsident und als solcher an zahllosen
Genehmigungen von faschistischen Aufmärschen beteiligt, hat nun
die Latte für ein NPD-Verbot noch einmal höher gehängt.
Er sagte, die NPD könne nur verboten werden, wenn nachzuweisen
ist, daß sie insgesamt mit Terrorbanden wie jener in Zwickau
zusammenhängt und nicht nur über einzelne Mitglieder damit
verbunden ist. Dann waren also all die Forderungen, die V-Leute
abzuschalten und dann könne ein NPD-Verbot gelingen, nur leeres
Gerede? Zu Parteiverboten braucht es die Verfassung. Und die
Verfassungswidrigkeit liegt vor. Und Terrorismus muß ohnehin
bestraft werden – nicht nur mit einem Parteiverbot. Rechte Reserve bei der Bundeswehr Noch
eine Frage ist zu beantworten: Welche Rollen spielen Bundeswehr,
Reservistenverbände und Schützenbünde bei der
Waffenbeschaffung, der Waffenkunde und der Vorbereitung von Verbrechen
der Rechten? Schon vor acht Jahren erhielt ich einen Brief aus
dem Innenministerium in Berlin. Ich hatte auf den Aufruf der Neonazis
zum verdeckten Eintritt in Polizei und Bundeswehr, aber auch
Schützenvereine hingewiesen, auf dass sie dort Waffen und
Ausbildung an Waffen erlangten. Aufgerufen hatten auch solche braune
Herren, die in NRW sich immer wieder auf den Straßen zeigen und
demonstrieren dürfen. Der Minister Schily ließ mir
mitteilen, dass alles nach dem neuen Waffengesetz geschehe, das nach
dem 11. September und nach dem schrecklichen Attentat auf das
Gutenberg-Gymnasium von Erfurt erlassen wurde. Dies Gesetz
läßt aber das, was die Neonazis mit ihrem Aufruf bezwecken,
durchaus zu. Nie wirklich beachtet wurde dieser Aufruf von den
Behörden aus dem Jahr 1995: „Junge Kameraden und
Kameradinnen, die vor der Berufswahl stehen, unbelastet, intelligent
und sportlich sind,“ sollten sich unauffällig zu
„einer Ausbildung bei Bundeswehr und Polizei“ melden,
„mit dem Ziel, sich in besonders qualifizierten Spezialeinheiten
das nötige Wissen und Können anzueignen“ (aus:
„Umbruch“ von S. Hupka, 1995). Der Aufruf schließt
mit den Worten: „Widerstand, der auf die Beseitigung eines
volksfeindlichen Systems zielt, muß professionell geplant sein." Und
so durchlaufen diese Leute die Bundeswehr und geraten als
äußerst rechte Kader in die Reservistenbewegung, –
unter ihnen als ZMZ-Kommandeur z.B. der Rassist Wolfgang
Lütkemeyer vom thüringischen Reservistenverband und den
Nazi-Organisationen „Artgemeinschaft“ und
„Familienwerk“ (lt. Blog Braunzone und taz). Weitere
ähnliche Kader warten auf ihr Outing. In Bundeswehrblättern
wie „Information für die Truppe“ wird seit Jahren auf
den Inlandseinsatz gegen den Terror – und das heißt gegen
„Chaosgruppen wie z.B. die Gruppe der
Globalisierungsgegner“ (IfdT 3/2002) - eingestimmt. Und eine
solche Bundeswehr steht nun den zivilen Dienststellen „zur
Seite“! In sämtlichen 426 Landkreisen und kreisfreien
Städten wurden in den Rathäusern und Landratsämtern
Kommandozentralen der ZMZ Inneres geschaffen. Die Zahl
gefährlicher rechter Gruppen ist groß. Es gibt ein Netzwerk
des NSU auch weiterhin. Andere gefährliche Netzwerke wirken ganz
offen. Es gibt auch ein antidemokratisches Netzwerk des Militärs.
Es gibt für Demokraten viel zu tun. Justiz und Ermittler,
Untersuchungsausschüsse und Parlamentarier – sie alle haben
viel zu tun. Mögen sie Ihre Aufgabe machen. Verlassen dürfen
wir uns auf sie nicht. Fazit und Kommentar Wir
stehen vor dem NSU-Prozeß, den die Justiz offenbar zu einem
möglichst unpolitischen Zschäpe- und damit
Einzeltäter/innenprozess machen will. Das heißt, es
müssen ihr persönlich die Mordbeteiligungen nachgewiesen
werden, anders als RAF-Tätern, bei denen das „dabei sein ist
alles“ galt. So war das immer: Wer an Massakern von SS und
Gebirgstruppe beteiligt war, ging straffrei aus, weil er nicht
persönlich ertappt wurde. Und auch dies gilt: Wer die NSDAP
fortsetzte, durfte und darf es tun. Wer die KPD oder FDJ fortsetzte,
kam zwischen 1950 und 1968 in tausenden Fällen ins Gefängnis.
Und noch heute in die Terrordatei. Die Morde des NSU waren nur
möglich, weil Teile des Staatsapparats ihm geholfen haben. Und die
gesamte Nazibewegung konnte sich nur deshalb so entwickeln, weil sie
sich auf einen manifesten staatlichen und gesellschaftlichen Rassismus
stützen konnte und kann. Die Asyldebatte Anfang der 90er Jahre
führte zum Abbau der Grundrechte für Asylsuchende, für
Menschen in Not und direkt zum heutigen Rassismus, - der sich aus
dem Wirken eines Sarrazins nährt, ebenso aus dem allgemeinen
Antiislamismus, aber auch aus dem wachsenden Antiziganismus. Wie
entsetzt war ich, als ich am Ostersamstag in Dortmund-Dorstfeld mit
ansehen mußte, wie Nazis in Polizeibegleitung vor ein von Sinti
und Roma bewohntes „Ekelhaus“ (so stand es in der
Demo-Anmeldung wörtlich) zogen, um Pogromstimmung zu schüren.
Das war zwei Tage vor dem 80. Jahrestag des 1. April 1933, an dem
damals die Nazis vor die Judenhäuser zogen und Mordhetze betrieben. Offiziell
sind die Offiziellen über derartiges bestürzt und sie sagen,
sie wollten handeln. Aber es gelingt nicht. Warum? Der Umgang der
bürgerlichen Gesellschaft, oder sagen wir besser: der Mitte, mit
den Rechten ist davon geprägt, daß sie zu viele gemeinsame
inhaltliche Schnittmengen mit den Nazis hat, um diese wirklich zu
bekämpfen. Man setzt zwar Rechts und Links gleich, aber nur Links
wird wirklich bekämpft, – es gibt eben zu wenig inhaltliche
Gemeinsamkeiten des Konservatismus mit Linken. (Eine Gemeinsamkeit gibt
es, die ökologische: Beide müssen atmen, und sie brauchen
saubere Luft dazu.) Das Bindeglied zwischen Mitte und Rechts, das ist
der Rassismus. Das wird ganz offenkundig werden, wenn ab 2014 die
Rumänen und Bulgaren – zu „gut deutsch“: die
Zigeuner – kommen. Man sagt: An der Oberfläche
scheinen doch die Rechten eher gegen die Bürgerlichen und ihre
Politik zu wirken: „gegen imperialistische Kriege und
Kapitalismus“, so rufen sie. Das ist jedoch unseriös. Es
geht nur gegen die Kriege der Juden, der Ostküste und es geht
gegen das jüdische Kapital und für die deutsche
Volksgemeinschaft. „Volksgemeinschaft statt Klassenkampf“
ist die Parole der angeblich antikapitalistischen Rechten. Die
gemeinsamen Schnittmengen mit Rechts verhindern das wirkungsvolle
Handeln der Mitte gegen Rechts. Was in Teilen der Mitte allenfalls
stört, das sind die Methoden der Rechten, die Gewalt. Würden
die sich gewaltloser geben, würde sich das Regierungshandeln gegen
die Rechten erübrigen. Das Regierungshandeln sieht – wie das
der Nazis – Krieg vor. Innerstaatlich besteht es auf dem
Gewaltmonopol, das ihnen von den Nazis streitig gemacht wird. Mit
Verboten haben die Herrschenden derzeit nicht so viel Erfahrung –
das KPD-Verbot ist 57 Jahre alt. Aber sie wissen: Man muß an die
Inhalte ran, – aber das geht wegen der gemeinsamen Schnittmengen
im Falle der Rechten nicht so richtig. Und so verweigern sich Regierung
und Parlament dem NPD-Verbotsantrag. Anders als vor ´33
sind die Rechten heute nicht so sehr auf die Finanzmittel des Kapitals
angewiesen, solange sie Staatsgelder bekommen. Und die Kapitalisten
sind auch derzeit gar nicht bereit, für die Nazis aus eigener
Tasche zu zahlen; sie sind derzeit für sie nicht wirklich wichtig
– aber dennoch nützlich: Die protestierenden Antinazis haben
weniger Zeit, um sozialen Protest zu machen und gegen Krieg und
Rüstung zu wirken. Zudem gibt es ehrliche Mitte-Rechte – wie
Michael Rogowski und Hans-Joachim Jentsch, – sie sehen in der
Linken ganz offen den eigentlichen Feind. Ex-Industriepräsident
Michael Rogowski sagte es offen, und auch der CDU-Politiker und
Verfassungsrichter zu Zeiten des ersten NPD-Verbotsversuchs, Jentsch,
forderte als thüringischer Justizminister das PDS-Verbot. Das
NPD-Verbot verhinderte er als Verfassungsrichter, indem er die
V-Leutefrage hochspielte. Er hält etwas von Parteiverboten, nur
nicht für Rechte. (Siehe Kasten) Eine weitere andere
Situation als vor ´33 besteht in der Tatsache, daß
Deutschland im Krieg ist. Den hätte man sich vor ´33 nicht
erlaubt, dazu brauchten das Bürgertum und das Kapital die Nazis,
um kriegsfähig zu werden. Heute werden dafür die Grünen,
die SPD und der DGB gebraucht. Und benutzt. Die SPD ist seit
1998/99 Kriegspartei, und der DGB soll es nun auch werden, wie
wir seit dem Treffen von Michael Sommer mit Thomas de Maiziére
wissen. Wir haben heute nicht nur eine Kriegsführung
– die von den Nazis partiell, aber nicht grundsätzlich
abgelehnt wird – sondern auch einen Militarismus (Bundeswehr darf
mit Kriegswaffen im Innern kämpfen und in Schulen werben, die
Hochschulen werden dem Militär dienstbar gemacht, es gibt Tendenz
zum Staat im Staat, eigene Riten, Hervorhebung gegenüber anderen
Berufen, Aufbau des Heimatschutzes, rechte Reservistenverbände,
Nazi-Wehrmachtstradition usw.). Der Militarismus wird von den Nazis
unterstützt. Der Militarismus könnte den Nazis bald wieder
eine Massenbasis verschaffen. Nie vergessen: Bei der
Reichstagswahl im September 1930 konnte die bisherige 2,6
Prozent-Partei NSDAP ihren Stimmanteil schlagartig auf 14,3 Prozent
steigern. Bisher haben die Sozialpartnerschaft und die
Agendapolitik der SPD den beständigen Masseneinfluß des
Kapitals gesichert. Sollten diese Faktoren infolge der Krise wegfallen,
wird auch die rechte Sozialdemagogie wieder für das Kapital
interessant. Allerdings müßten dafür die Nazis mehr
Masseneinfluß haben – und den werden wir zu verhindern
haben. Ein Richter und ein Industriepräisident als Nazi-Helfer Der
ehemalige Industriellen-Präsident und noch heute einflußreiche Michael
Rogowski erklärte, als wolle er den Gesprächsfaden vom Industrie-Club
1932 wieder aufnehmen: 1.) Der Rüstungsetat müsse vergrößert werden. Er
forderte "eine Erhöhung der Rüstungsausgaben um drei Mrd. Euro pro Jahr
zur Modernisierung der Bundeswehr". Ohne eine starke Rüstungsindustrie
werde es "Deutschland schwer haben, seine Stimme zu erheben", wenn es
um internationale Entscheidungen gehe", monierte der BDI-Präsident. Und
das Bundeswehr-Weißbuch 2006 sieht ja die Erlangung von Rohstoffen und
das Freikämpfen von Handelswegen auch als militärisches Ziel vor - ganz
wie schon vor 1933 konzipiert. 2.) Die NPD, so Rogowski, sei nicht so
beunruhigend wie die Linke, damals die PDS. Das "Phänomen
Rechtsextremismus" solle nicht überbewertet werden. ("Freie Presse",
Chemnitz, 20.09.2004) 3.) Die Nazi-Losung "Volksgemeinschaft statt
Klassenkampf" verinnerlichte auch Rogowski auf seine Weise. Er sagte:
"Am 9. November 1989 haben wir mit der Maueröffnung auch die
Abrissbirne gegen den Sozialstaat in Stellung gebracht. Hartz V bis
VIII werden demnächst folgen. Es ist ein Klassenkampf, und es ist gut
so, dass der Gegner auf der anderen Seite kaum noch wahrzunehmen ist."
(am 16.12.2004 in TV Phönix lt. Wikipedia) Es war ein Politiker
als Richter namens Hans-Jochim Jentsch (CDU), dem als Justizminister in
Thüringen einst Gründe einfielen, die PDS zu verbieten, als
Bundesverfassungsrichter aber an der Nichtverbietbarkeit von Parteien,
hier der NPD, herumstrickte. Er kam auf die Idee, Nazis, die zugleich
V-Leute des Verfassungsschutzes sind, als Hemmnis für ein
Verbotsverfahren gegen die NPD anzusehen. Die Folgen sind eine NPD und
ihre Anhänger, die sich mit Karlsruher Segen fast alles erlauben
dürfen. Kommt es mal zum Verbot einer geplanten Nazidemo, dann rufen
die Rechten beim Bundesverfassungsgericht an und bekommen Recht.
U. S. |
Anhänge (Anmerkung 1)
Bei den in der Liste „Einblick“ genannten Personen wird
immer wieder bis in diese Tage - Bedrohliches ans Haus angeschrieben.
Bei „Einblick“ geht es allerdings weniger um den einzelnen
genannten Bedrohten, sondern um Prinzip. Es sollten auch jene, so
heißt es in der schon zitierten Einleitung, in diesem
Bürgerkrieg angegriffen werden, die „uns die Suppe
eingebrockt“ haben, also Politiker, Justiz, Polizei, wenn diese
nicht den Nazis entgegenkommen. Ich freue mich, dass Dortmund, wo
ich seit 45 Jahren mit meiner Familie lebe, eine Opferberatungsstelle
geschaffen hat und andere Maßnahmen ergriffen hat, um den braunen
Sumpf auszutrocknen. Lange genug hat es gedauert, bis Dortmund endlich
sein Problem erkannte und jene nicht mehr länger ablehnte und
kritisierte, die ihren antifaschistischen Protest auf die Straße
trugen, auch wenn mal Ladenöffnungszeiten und Verkehrsfluss
behindert wurden. Man sagte uns, wir würden das Image der Stadt
zerstören. Da waren schon fünf Naziopfer in Dortmund ermordet
worden, als man hier endlich erkannte, dass wir einen Aktionsplan gegen
Rechts brauchen. Ich bin sehr froh über diesen Plan, - aber ich
warne auch vor Selbstgerechtigkeit. Das offizielle Dortmund ist noch
nicht der Vorreiter gegen rechts, als den es sich feiern
lässt. Schon tauchen wieder Begriffe auf, die an die Zeit
erinnern, da man Imageschaden fürchtete. Jetzt heißt es:
Dortmund werde diskreditiert, stigmatisiert wenn man es als
Nazihochburg bezeichnet. Oder man sagt, wir sind die
Größten, wir brauchen keine „Reisekrawallmacher",
womit dann Antifaschisten aus dem ganzen Land verunglimpft werden, die
ähnlich wie in Dresden auch in Dortmund mithelfen, die Nazis
niederzuringen. Eine sehr böse Niederlage in letzter Zeit war es,
daß nach dem Verbot des Nationalen Widerstandes in Dortmund vom
August 2012 sofort wieder eine Auffangorganisation „Partei Die
Rechte“ von Worch und Co. gegründet wurde, deren Ortsverband
diesen selben Nazis von vorher nun das Parteienprivileg besitzt. (Anmerkung 2) Weiter heißt es in dem Pressebericht: Anschläge
wie in Mölln hätten den Zielen nur geschadet, so die
Rechtsradikalen. Nicht unbekannte Ausländer sollten das Ziel von
"phantasievollen Aktionen" sein, sondern Politiker, Journalisten und
Intellektuelle, die sich antinational und pro-multikulturell
äußern. "Dieser Personenkreis muß das Ziel des revolutionären Widerstandes sein," schreiben die Neonazis. In
Thüringen wurde bereits ein Polizist bei Übungen mit der
inzwischen verbotenen Wiking-Jugend gefasst, wie in Erfurt bekannt
wurde. Das Innenministerium hat es bisher aber unterlassen, diesen Fall
öffentlich zu machen. Auch die Bundeswehr ist leichtes Ziel,
nachdem das Sicherheitsüberprüfungsgesetz die
Kontrollecbnsuchungsmöglichkeiten (Fehler im Original - US) bei
der Einstellung von Zeitsoldaten deutlich eingeschränkt hat. (Anmerkung 3) Weiter heißt es in dem Artikel: Die
Stiftung widmet sich seit 15 Jahren dem Kampf gegen rechts. In der
Studie werden Fälle vermeintlich staatlichen Versagens bei
rassistischen Übergriffen in acht Bundesländern aufgezeigt.
Trotz Bekanntwerdens der NSU-Mordserie habe sich am unzulänglichen
Verhalten der zuständigen Behörden nichts geändert,
kritisierte Kahane. Rechte Gewalt werde regelmäßig
bagatellisiert, die Gefährlichkeit der Täter negiert. "Die
ganze Bundesregierung ist hier mit einem konzeptionellen und vernetzten
Handeln und mit einem Fokus auf die Perspektive potenzieller Opfer von
rechter Gewalt gefragt", forderte sie. (Anmerkung 4)
Zu einem US-amerikanischen Rechtsterroristen, Timothy McVeigh,
unterhielten die Duisburger „Jungen Nationaldemokraten“
Kontakt. Lange vor dem 11.9.01. Mc Veigh wurde in den USA hingerichtet.
Er hatte 1995 das Attentat von Oklahoma begangen, dem 168 Menschen zum
Opfer fielen. Die NPD-Jugend schrieb: Tim McVeigh reihe sich ein
„in die ewigen Kriegerreihen der Helden unserer Bewegung“.
Antijüdische und antikommunistische Attentate propagierte auch der
in Lübeck einsitzende Polizistenmörders und Neonazi Kay
Diesner. Er preist die „Turner Diaries“ an, und seine
Terroraufrufe passieren die Knastkontrollen der deutschen
Gefängnisse. (Anmerkung 5)
Aber der Arm eines Parteiverbots erreicht nicht die „freien
Kräfte“, wird argumentiert. Dieses Argument fand ich zuerst
nicht in Texten der Nazis, sondern in den ersten Stellungnahmen aus dem
staatlichen Bereich zu den neuen Organisationsformen der Nazis. Die
kamen aus dem Bereich der Ämter für Verfassungsschutz –
und waren schon da, bevor die Nazis überhaupt ihre
„freien“ Kameradschaften etablierten. Es waren ganz einfach
Tipps die Behörden gaben, wie Neonazis nach Verboten ihrer
Organisationen weitermachen können, ja sogar die mörderische
Anti-Antifa legal arbeiten könne. So hieß es etwa im
nordrhein-westfälischen Verfassungsschutzbericht für das Jahr
1993 zum Thema „Entwicklung im Extremismus 1993“, in dem
der Extremismus als eine Einheit dargestellt wird, innerhalb derer es
„Aufschaukelungstendenzen“ von Antifaschisten und
Faschisten gäbe: Die Praxis der Linksextremisten bei der
Veröffentlichung von Fakten über Neonazis sei
„inzwischen von den Neonazis aufgegriffen (!) und gegen linke
Gegner“ angewendet worden. Das Resultat seien die
„Anti-Antifa“ und die Drohliste „Einblick“. In
dem NRW-93er-Bericht wird zur Schwarzen Liste „Einblick“
und zu den behördlich empfohlenen Organisationsformen amtlich
argumentiert: „Organisatorisch ungebundene Aktivitäten sind
mit Verbotsmaßnahmen kaum angreifbar“, deshalb stehe der
Schritt „von der Partei wieder zur Bewegung“ ins Haus. Und
derzeit geht man von der Bewegung wieder zur Partei – DieRechte!
– und wieder kann man nichts machen?! Die örtlichen
Staatsschutzbehörden bekamen seinerzeit vom Bundeskriminalamt den
Hinweis, den “Einblick” und die
„Kameradschaften“ nicht so ernst zu nehmen: Dies sei die
verständliche Antwort der Nazis auf die Anarchisten und Roten.
„Pack schlägt sich, Pack verträgt sich“, so
dachte man im BKA. So hat man den Nazis Freibriefe ausgestellt!
Und ihr Terror wurde verharmlost als Antwort auf linke Aktionen,
– doch nur die Rechten haben rund 180 Menschen umgebracht, die
sogenannten „Linken“ keinen. Der braune Terror war
seit Jahren vorhanden, wurde aber bis zum Bekanntwerden des Zwickauer
Trios nicht in den ansonsten sehr weit ausgelegten Begriff vom
Terrorismus mit einbezogen. “Jeder von uns muss selbst wissen,
wie er mit den ihm hier zugänglich gemachten Daten umgeht. Wir
hoffen nur, ihr geht damit um!” Das schrieben Worch und seine
Leute 1993 im „Einblick“ zu ihren Drohlisten – und
sollte Worch abstreiten, der Autor zu sein, so sei erinnert: Zumindest
stimmte Worch dem im Fernsehen zu. Neonazis unterliegen nicht den
Antiterrorgesetzen. Sie dürfen sich trotz ihrer Tätigkeit
für den Anti-Antifa-Terror und trotz der Fortsetzung der
verbotenen Organisationen mittels „Kameradschaften“
weitgehend ungehindert entfalten. Im November 2001 gab es
dafür einen weiteren Beleg, dass diese Leute verbotene
Organisationen fortsetzen. Der Informationsdienst „Blick nach
Rechts“ (29.11.01) berichtete über einen internen Streit,
bei dem sich Neonazis gegen den Führungsanspruch von Christian
Worch auflehnten. Worch antwortete seinen Kumpanen: „Am Anfang
war Michael Kühnen“; dessen politische Konzepte bilden noch
„heute die Grundzüge“, denen die „Freien
Nationalisten“, die Kameradschaften also, folgen, „auch
wenn vielen das nicht immer bewusst“ sei. Kühnens
Banden waren verboten – also müssen auch die Nachfolger
verboten werden, meinen wir. Doch viele dieser Nachfolger sind V-Leute
gewesen und geworden. Bis heute wirken sie unkontrolliert. |