31.03.2013 "...dass diese Forderung 68 Jahre nach der
Selbstbefreiung des KZ so brennende Aktualität gewinnen
würde, hat keiner der Überlebenden ahnen
können" Redebeitrag
der VVN-BdA Düsseldorf für den Ostermarsch Rheinland
2013 in Düsseldorf am 30. März Gestern machte der Ostermarsch
Rhein/Ruhr in Düsseldorf halt. In seiner Rede
unsterstrich Jürgen Schuh als Sprecher der VVN-BdA
Düsseldorf die Aktualität des Schwurs von Buchenwald
"Nie wieder Krieg! Nie wieder Faschismus!". Hier seine Rede. Liebe
Freundinnen und Freunde, Jürgen Schuh (in
Düsseldorf) ich spreche hier für
die Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes - Bund der
Antifaschistinnen und Antifaschisten und wir danken für die
Einladung. Unsere Vereinigung wurde 1946 von den
Überlebenden aus den Zuchthäusern und
Konzentrationslagern der Faschisten gegründet. Zu den
Grundsatzdokumenten gehört der "Schwur von Buchenwald" den
21.000 Überlebende des KZ abgaben. Der
inhaltliche Kern des Schwurs war: "Nie wieder Krieg!
Nie wieder Faschismus!" Dass diese Forderung 68 Jahre
nach der Selbstbefreiung des KZ so brennende Aktualität
gewinnen würde, hat keiner der Überlebenden ahnen
können. Es hat eine tiefe Zäsur in
der Nachkriegsgeschichte Deutschlands gegeben. Mit der politischen
Vorbereitung und der militärischen Zerschlagung des
Vielvölkerstaates Jugoslawien trat Deutschland als
kriegführende Nation wieder auf den Plan. Kriegseinsätze
der Bundeswehr sind zur Normalität geworden. - Dass
Bundespräsident Köhler wegen seiner Feststellung, es
ginge bei den Kriegen um die Sicherung von Einfluss-Sphären
und Rohstoffquellen, noch gegangen wurde, so stören gleiche
Bemerkungen von Verteidigungsminister de Maziere niemanden mehr;
- dass
die Bundeswehr an unseren Schulen für das Kriegshandwerk im
Sinne von Berufsausbildung und Abenteuerurlaub mit Billigung der
Landesregierung NRW Söldnerwerbung betreibt, dass die
Bundeswehr dafür von den Einwohnermelde-ämtern die
Adressen der Schulabgänger erhält, stört
niemanden;
- dass in Kalkar eine Kommandozentrale
für zukünftig zu führende NATO-Kriege
errichtet wurde, stört niemanden;
- dass die
in Büchel nicht vorhandenen US-Atombomben nun modernisiert
werden sollen, stört niemanden;
- dass die
Bundeswehr nun mit unbemannten Kampfdrohnen ausgerüstet werden
soll, stört niemanden;
- dass durch
Entscheidung des Bundesverfassungsgerichtes der Weg zum Einsatz der
Bundeswehr im Inneren geöffnet wurde, stört niemanden;
- dass
deutsche Rüstungskonzerne zum weltweit
drittgrößten Exporteur von Mordwaffen mit Billigung
der Bundesregierung geworden sind, stört niemanden;
- dass
im Rahmen der sogenannten Zivilmilitärischen Zusammenarbeit
hunderttausende Reservisten in Zusammenarbeit mit den Kommunen auf
"Kriseneinsätze" im Inneren vorbereitet werden, stört
niemanden.
Das alles scheint niemanden zu
stören! Ausser uns! Seit 1960 - seit dem
ersten Ostermarsch von Hamburg zum Raketenübungsplatz
Bergen-Hohne (in der Nähe der KZ-Gedenkstätte
Bergen-Belsen) - warnen wir vor diesen Entwicklungen. Im ersten
Ostermarschaufruf 1960 hieß es: "Schon
einmal hat man dem deutschen Volk den Vorwurf gemacht, geschwiegen zu
haben, wo mutige Worte und Taten notwendig waren. In den
Konzentrationslagern kamen Millionen Menschen ums Leben. Bei der
Fortsetzung der Versuchsexplosionen und der atomaren
Aufrüstung aber drohen der gesamten Menschheit Vernichtung". Hat
es sich unser Kampf dennoch auch gelohnt? Kanzlerin
Merkel führte vor drei Jahren aus, sie sei zutiefst davon
überzeugt, dass es richtig ist, "dass wir eine
repräsentative Demokratie und keine plebiszitäre
Demokratie haben", denn: "all die großen Entscheidungen
(hatten) keine demoskopische Mehrheit (hatten), als sie
gefällt wurden: . die Wiederbewaffnung, der
NATO-Doppelbeschluß (.) und auch die zunehmende
Übernahme von Verantwortung durch die Bundeswehr in der Welt -
fast alle diese Entscheidungen sind gegen die Mehrheit der Deutschen
erfolgt." (Zitat aus Allensbacher Jahrbuch der
Demoskopie 2010). Merkels Äußerung
macht ihr zynisches Verhältnis zur Meinung der
Bevölkerung deutlich. Demokratie? Keine Spur. Solchen
Politikerinnen und Politikern geht es nur darum, die Macht zu erringen
und mit List und Täuschung ihre Politik durchzusetzen. Unsere
Opposition ist unerlässlich. Keine wirkliche
Veränderung im Lande ergab sich ohne Kampf! Die
Friedensbewegung braucht einen neuen Aufschwung. Gründe
dafür gibt es genug. Die Tatsache der
anhaltenden Arbeitslosigkeit und sozialen Not - sogar jener, die in
Arbeit stehen - macht es den Rüstungsbefürwortern
leichter, Soldatinnen und Soldaten fürs Kriegshandwerk
anzuwerben und die Rüstungsindustrie in Gang zu halten.
Besonders die Jugend ist den Anwerbeversuchen ausgesetzt. Dem stellen
wir uns entgegen. Wir brauchen Abrüstung und Konversion, statt
immer mehr Rüstungsexport und Entsendung von Truppen in alle
Welt. Wir brauchen die Gewerkschaften als Teil der
Friedensbewegung und keinen Kriegspakt des DGB mit der Bundeswehr. Wenn
unsere Gewerkschaften nicht aufpassen, dann werden sie schon bald an
ihren sozialen Kämpfen durch bewaffnete
Bundeswehreinsätze im Innern gehindert, die von rechten
Reservisten besorgt werden. Wir sagen: Diesem Kriegssystem darf sich
kein Kollege und keine Kollegin beugen. Und hinsichtlich der Schulen
und Hochschulen sagen wir: Kein Werben fürs Töten und
Sterben. Zu den wirkungsvollen Bewegungen im Lande
gehört die antifaschistische. Überall treten die
Menschen den Nazis und Rassisten entgegen. Die Untätigkeit der
Behörden im Umgang mit den gewalttätigen Faschisten,
wenn nicht Mithilfe der Behörden bei den
Naziaktivitäten, empört uns alle sehr - und es
entwickelt sich der Protest, oft unter dem Motto "Bunt statt braun".
Wir sind jedoch nicht nur Nazigegner, sondern auch Kriegsgegner. Wir
fordern: Bunt statt braun und olivgrün! Tragen wir dieses
Motto auch am 1. Mai und am 1. September wieder auf die
Straße, und wehren wir uns gegen die Nazis und die
Kriegstreiber. Es bleibt dabei: Faschismus ist keine Meinung
sondern ein Verbrechen! Nie wieder Krieg, nie wieder
Faschismus! |