Logo VVN/BdA NRW

Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes
Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten

Landesvereinigung NRW

 

30.03.2013

Aufruf gegen die Gleichgültigkeit

Ulrich Sander, Bundessprecher der VVN-BdA (Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes/Bund der Antifaschisten) und Vorstandsmitglied des Fördervereins Steinwache/Internationales Rombergparkkomitee, Dortmund, sprach am Vormittag des Karfreitag am Mahnmal im Südpark von Lünen. Das Mahnmal ist den sechs im April 1945 in Lünen von der Gestapo ermordeten Arbeitern gewidmet.

Die Rede von Ulrich Sander

Elie Wiesel, der Auschwitzüberlebende und Nobelpreisträger, hat gesagt – und ich fand es auf einem Gedenkstein für Naziopfer in Minden: „Das Gegenteil von Liebe ist nicht Hass, sondern Gleichgültigkeit.“

Wir stehen hier vor der Mahntafel, die Auskunft gibt über das Schicksal derer, die kurz vor Kriegsende ermordet wurden. Sie sind Teil jener 700.000 Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter, Häftlinge und Kriegsgefangenen und Deserteure, die im Frühjahr 1945 sterben mussten, weil die Nazis noch über ihr Ende hinaus bestimmen wollten, wer nach dem Krieg in der Gesellschaft mitwirken durfte und wer nicht.

Wer von den Menschen in Lünen den Opfern, den Zwangsarbeitern und Kriegsgefangenen half – und das taten zum Glück einige - wurde hart bestraft. Doch die meisten halfen nicht. Sie hatten nichts dagegen, dass die Zwangsarbeiter nicht in die Luftschutzkeller durften, dass sie hungertennund froren.

Wir lesen und hören in diesen Tagen ständig von Kriegen und von Gewalt. Auch von Kriegen, die mit deutschen Waffen und von deutschen Soldaten geführt werden. Das sollte nie wieder sein. Und was tun wir heute dagegen?

Ist es uns wirklich egal, wie es den anderen geht? Wie es den Roma aus Osteuropa hier ergeht? Wer nicht unter Hartz IV fällt, hat Glück gehabt. Wem keine Bomben auf den Kopf fallen, dem sind die deutschen und die NATO-Kriege in aller Welt egal?  Wir produzieren Waffen für den Rüstungsexport, es geht ja um unsere Arbeitsplätze. Bei anderen geht es um ihr Leben.

Wir müssen uns auch immer wieder das Wort der Geschwister Scholl in Erinnerung rufen: „Zerreißt den Mantel der Gleichgültigkeit, den Ihr um Euer Herz gelegt! Entscheidet Euch!“

Viele entscheiden sich. Es ist gut, dass sich die Menschen bei uns immer wieder gegen die neuen Nazis entscheiden.

Jahr für Jahr kommen sie in diese Gegend, nach Dortmund. Sie rufen „Nie wieder Krieg“ und fügen hinzu: „... nach unserem Sieg, dem Sieg des ‚nationalen Sozialismus’“. Sie reden von Frieden, Antikapitalismus, ja Sozialismus.

Das taten Hitler und Goebbels auch. Es kam zum furchtbarsten aller Kriege. Zur schlimmsten Form des Kapitalismus: Nicht nur Ausbeutung durch Arbeit, sondern Vernichtung durch Arbeit. Es kam zur Versklavung und zum Holocaust.

Ich möchte schließen mit einem anderen Ausspruch von Elie Wiesel: “Man muss Partei ergreifen. Neutralität hilft dem Unterdrücker, niemals dem Opfer. Stillschweigen bestärkt den Peiniger, niemals dem Gepeinigten.“ Schweigen wir nicht. Ergreifen wir Partei für die Flüchtlinge, für die Kriegsopfer in aller Welt. Ergreifen wir Partei für den Frieden.