27.02.2013 Homosexuelle im Fadenkreuz Landesschülervertretung NRW
analysierte Theorie und Praxis rechter Politik Dortmund. Die Landesschülervertretung
von Nordrhein-Westfalen (LSV NRW) beschäftigte sich auf ihrer
107. Landesdelegiertenkonferenz im Adolph-Kolping-Haus in Dortmund auch
mit programmatischen Aussagen und populistischen Aktionen der
Rechtsparteien. Ihr Fazit: Demokratie kann nur durch aktive
Bürger gesichert werden. Dazu wurde auch in einem
Grußwort von VVN-BdA-Landessprecher Falk Mikosch aufgerufen. Durch die Mordserie des NSU sei einmal
mehr deutlich geworden, dass der Verfassungsschutz bei der
Bekämpfung des Neofaschismus mindestens versagt, wenn nicht
gar eine unterstützende Rolle für die Neonazis
gespielt hat. Das wurde auf der LSV-Landesdelegiertenkonferenz in Dortm
und festgestellt. In einer Arbeitsgruppe stellten die
Schüler zunächst fest, an welchen Orten in NRW
welchen rechten Gruppen aktiv sind. Ein Nebenaspekt: Alte und neue
Nazis wechseln das Outfit und die Performance und ihr
Organisationsformen. Was sie im Kern nicht wechseln, das ist ihre
Ideologie. Dazu gehöre die Verdammung aller Homosexuellen. Aus
den Publikationen der NPD und in zahlreichen
Veröffentlichungen der Medien wird eine menschenverachtende
Diskriminierung von Homosexuellen sichtbar. Die inzwischen erfochtenen
Gleichheitsrechte für gleichgeschlechtliche Paare lehnt die
NPD ab. Damit knüpft sie an die NS-Ideologie an, deren
Vertreter das „Problem“ auf ihre Weise
lösten: Schwule kamen ins KZ, bekamen den rosa Winkel auf die
Häftlingskleidung und wurden umgebracht. Die
Schüler entdeckten zahlreiche Ideologeme der rechten Szene,
die auch in der „gesellschaftlichen Mitte“ und
selbst auf manchem Schulhof und in manchem Fußballstadion zu
hören sind: Rassismus, Ausländerfeindlichkeit,
Chauvinismus, Antisemitismus. Auch das Fortbestehen
sozialdarwinistischer Vorstellungen wurde festgestellt–
Stichwort Sarrazin-Debatte. Einhellige Meinung unter den
Schülern der LSV: „So geht das nicht! Wir werden uns
weiter mit dem Thema auseinandersetzen, denn nur durch kritische
Aufklärung kann der Neofaschismus, aber auch der
‚Extremismus der Mitte’ erkannt und
bekämpft werden.“ Der theoretische
Anspruch wurde in Dortmund gleich in politische Praxis umgesetzt: Ganz
in der Nähe des Kolping-Hauses verlegte der Künstler
Gunter Demnig vor dem Haus in der Kleppingstraße 6 einen
Stolperstein für Otto Meinecke, Jahrgang 1880. Meinecke wurde
als Homosexueller denunziert und am 13.7.1942 im KZ Sachsenhausen bei
Berlin ermordet. Offizielle Todesursache war „Kopfschuss bei
Fluchtversuch“ – eine damals gängige
Formulierung, um eine gezielte Ermordung zu verschleiern. Die
Schüler wollten, dass der Stolperstein nicht länger
übersehen wird, deshalb wurde die Messingplatte mit der
Inschrift gesäubert und ordentlich poliert. Der Stein ist
wieder gut sichtbar. Niemand kann sagen, den habe ich
übersehen. Diese
„Muster-Aktion“ wollen die Schüler nun in
verschiedenen Städten und Gemeinden wiederholen. Elena
Colmsee: „Uns geht es nicht so wie dem Verfassungsschutz,
der, wenn er nach der Terrorzelle NSU gefragt wird, behauptet: Haben
wir nichts von gewusst...“ |