12.02.2013 Erinnerungskultur: Widersprüchliches
Agieren der CDU thematisieren Aus
Anlass des 80. Jahrestages der Machtübertragung an Hitler hat
Dr. Ulrich Schneider, Generalsekretär der Internationalen
Föderation des Widerstandes FIR und Bundessprecher der
VVN-BdA, in einer Zeitungskolumne Betrachtungen zur hiesigen
"Erinnerungskultur" angestellt. Er hat u.a. das
widersprüchliche Agieren der CDU thematisiert - einerseits die
offen antikommunistischen Ausfälle und
Geschichtslügen im Zusammenhang mit dem 33er Generalstreik in
Mössingen, andererseits setzte die Rede der Frau Kanzlerin
Merkel bei der Austellungseröffnung in der Topographie des
Terrors am 30. Januar in Berlin andere Akzente. Geschichtspolitik konkret
– das Gedenken an den 30. Januar 1933 Wie
Medien und Politik Geschichte deuten, erlebte man anschaulich
anlässlich der Erinnerung an den 30. Januar 1933. Offiziell
gibt man sich solide. Das Gedenken im Bundestag zum 27. Januar wurde
mit der Erinnerung an den 30. Januar 1933 verbunden. Inge Deutschkron,
die seit 1943 illegal in Berlin überlebte, schilderte
eindrücklich ihr Schicksal. Übertragen wurde ihre
Rede jedoch nur auf Phoenix, während ARD und ZDF in leichter
Unterhaltung machten. Bundeskanzlerin
Merkel spricht zur Eröffnung der Sonderausstellung "Berlin
1933 – Der Weg in die Diktatur". Und während die CDU
im schwäbischen Mössingen die Antifaschisten, die
1933 einen Generalstreik gewagt hatten, denunziert, sagt sie Richtiges,
lässt jedoch Entscheidendes aus: „Der
Aufstieg des Nationalsozialismus wurde möglich, weil Eliten
und Teile der deutschen Gesellschaft daran mitwirkten.“ Ja,
aber wer waren diese Eliten und was ihre Interessen? „Den
Weg in ein totalitäres staatliches System besiegelte das sog.
Ermächtigungsgesetz.“ Dann zitiert Merkel sogar den
sozialdemokratischen Reichstagsabgeordnete Otto Wels, jedoch kein Wort,
warum andere demokratische Parteien (Zentrum, Staatspartei, BVP) diesem
Gesetz ohne Druck zugestimmt haben. Offener
agierten dagegen die Mainstream-Medien (u.a. Frankfurter Rundschau), in
denen sich ein Götz Aly auslassen durfte, dass „die
erste moderne Volkspartei“ Hitler an die Macht gebracht habe.
Man spürt Alys innere Begeisterung, denn „Hitler
stand für das Neue“, er habe zum ersten Mal
gegendert und mit „Deutschlandflügen“
seine Konkurrenz hinter sich gelassen. Und mit Beginn der Herrschaft
habe er vor allem soziale Wohltaten an die Bevölkerung
verteilt, z.B. Senkung der Krankenschein- und Rezeptgebühr
oder Minderung der Steuern für Ehepaaren mit Kindern.
Außerdem: „Totalitäre Utopien hatten
Konjunktur. Die Lust am gewalttätigen politischen Umsturz
teilten viele.“ Dass ihm bei einer solchen Perspektive nicht
einmal die Eliten einfielen, die Merkel noch versteckt
erwähnte, überrascht nicht. Denn
an eines sollten die Menschen zum 30. Januar 1933 auf keinen Fall
erinnert werden, dass die Errichtung der faschistischen Herrschaft
keine „Machtergreifung“, sondern eine
Übertragung der Macht war, zu der Vertreter der
Groß- und Privatbanken, der Schwerindustrie und des Bergbaus,
der IG Farben und der ostelbischen Junker gleichermaßen
beigetragen hatten. Sie alle kannten Hitlers politisches Programm und
wollten diese faschistische Krisenlösung.
Unterstützung erhielt Hitler auch von der Reichswehr, der er
seine Ziele für die Revision des Versailler Vertrages
erklärt hatte. Solche Fakten
sollen aus der Erinnerung verdrängt werden. Dagegen hat die
VVN-BdA mit der Internetseite www.dasjahr1933.de ein
geschichtspolitisches Gegenangebot mit Dokumenten, Bildern und
ausführlichen Materialien aus antifaschistischer Perspektive
entwickelt. Dieses Angebot wird im Jahre 2013 für
Antifaschisten unverzichtbar werden. Dr. Ulrich
Schneider Bundessprecher der VVN-BdA Siehe auch: Topographie
des Terros: Merkel eröffnet Ausstellung über
Machtergreifung http://www.tagesspiegel.de/berlin/topographie-des-terros-merkel-eroeffnet-ausstellung-ueber-machtergreifung/7708698.html Hitler
und die CDU: Bundesweit wird heute an die
Machtübertragung an die Faschisten vor 80 Jahren erinnert. In
Mössingen wettern Christdemokraten lieber gegen den Widerstand http://www.jungewelt.de/2013/01-30/057.php Bedauern
und große Empörung: Stellungnahme der
Ortsverbände Glienicke und Mühlenbecker Land der
Partei Die Linke zum Verlauf der Gedenkveranstaltung für die
Opfer des deutschen Faschismus am 27. Januar 2013 in Glienicke http://www.jungewelt.de/2013/01-31/023.php |