21.12.2012 Hannelore Kraft lehnt Forderung der
Friedensbewegung nach Schließung des neuen
Nato-Weltraumflugzentrums am Niederrhein ab In
einem Brief der Staatskanzlei in Düsseldorf an das
Ostermarschkomitee Ruhr hat die Landesregierung zu Erkennen gegeben,
dass sie nichts gegen die Erweiterungsentscheidung am
Luftwaffenstandort Kalkar/Uedem unternehmen will. Um die schnellen
Eingreiftruppen der Luft- und Weltraumstreitkräfte der NATO
weltweit vom Niederrhein aus in Marsch setzen zu können, wurde
die Zahl der Soldaten und Offiziere in Kalkar und Uedem im Rahmen der
Bundeswehrreform um 400 verdoppelt. Sie sollen zusätzlich zu
den vorhandenen Mannschaften auch ferngesteuerte Flugelemente
kontrollieren und steuern und Tod und Verderben weltweit verbreiten.
Das hat die Friedensbewegung in einem Brief des Ostermarschkomitees
Ruhr der nordrhein-westfälischen Ministerpräsidentin
Hannelore Kraft (SPD) mitgeteilt und sie um ein Einschreiten gegen die
Maßnahme des Bundesverteidigungsministers gebeten. Während
im ganzen Land Bundeswehrstandorte reduziert wurden, hat man allein in
Kalkar und Uedem erheblich aufgestockt. Geplant sind auch
Einsätze von Drohnen. Dazu die Friedensbewegung:
„Drohnen sind als Tötungsgeräte ohne
Gerichtsurteil grundgesetzwidrig. Von Kalkar/Uedem aus sollen die
Einsätze, selbst auch atomarer Raketen, Bomberflugzeuge und
Drohnen gesteuert werden. Wir bitten Sie dringend, sehr geehrte Frau
Ministerpräsidentin, Ihre Zustimmung zum Ausbau von
Kalkar/Uedem zurückzuziehen.“ Jetzt
hat Hannelore Kraft der Friedensbewegung geantwortet. Obgleich sie
alles mögliche in Bewegung gesetzt hat, damit NRW im Rahmen
der Bundeswehrreform nicht als Standort verkleinert wird, streitet sie
nun ab, in Kalkar/Uedem mit ihrer Intervention Erfolg gehabt zu haben,
wo es sogar zu der Aufstockung kam. Sie habe sich lediglich
„für einen Erhalt der Standorte und der damit
verbundenen Arbeitsplätze in den Regionen
eingesetzt“, ließ Hannelore Kraft mitteilen.
„Dabei hat die Landesregierung erkennen müssen, dass
sich die Entscheidungen im Rahmen der Bundeswehrstrukturreform der
Einflussnahme durch das Land entziehen. Dies gilt auch für die
Erweiterungsentscheidung am Luftwaffenstandort Kalkar/Uedem.“ Zur
aggressiven Aufgabenerweiterung in Kalkar und Uedem
äußert sichj die Ministerpräsidentin nicht.
Die Friedensbewegung hatte geschrieben: „Der Krieg beginnt
hier – und hier muss er gestoppt werden“. Ganz in
diesem Sinne unterschrieben bisher den Ostermarsch-Brief an Hannelore
Kraft auch der Bundesausschuss Friedensratschlag, die VVN-Bund der
Antifaschisten NRW und Persönlichkeiten der Friedensbewegung
wie Willi Hoffmeister, Prof. Dr. Arno Klönne und Dr. Peter
Strutynski. Die militärischen Einrichtungen
am Niederrhein sind der Entscheidungsgewalt deutscher Parlamentarier
entzogen. Dagegen und insbesondere gegen das „Combined Air
Operations Centre“ (CAOC) in Kalkar/Uedem richtet sich der
Protest der Antikriegs- und Friedensgruppen an Rhein und
Ruhr. Die Friedensgruppen befürchten, dass auch von
Kalkar aus Luftoperationen der NATO - wie zuletzt in Libyen
- gesteuert werden können. Denn 2011 war
die Schwestereinrichtung von Kalkar/Uedem bei Bologna in
Italien Teil der Steuerzentrale für die NATO-Luftangriffe
gegen Libyen. Sie befürchten, dass Kalkar einen Platz im
System desgeplanten Raketenabwehrschirms und der geplanten
Modernisierung der in Deutschland gelagerten Atomwaffen einnehmen wird.
Wörtlich hieß es in dem Brief an Kraft:
„Die staatenübergreifende Besetzung von
Einrichtungen wie in Kalkar bedeutet in der Praxis auch, dass unter
Umgehung des Bundestages deutsche Soldaten an Kriegseinsätzen
beteiligt würden.“ Weiter: „Jeder Punkt
Eurasiens nördlich der Alpen könnte dann mit von dort
aus gesteuerten Bomben, Raketen, Marschflugkörpern und Drohnen
erreichbar sein. Es ist klar, dass besonders Russland – das
das größte Territorium nördlich des 47.
Breitengrads besitzt – sich bedroht fühlen muss. Es
wird, so wurde schon angekündigt, dieser Entwicklung nicht
tatenlos zusehen. Und das bedeutet: Unser NRW wird zur Zielscheibe von
Raketen, Bomben und Drohnen.“ U. S. Der Wortlaut des Antwortbriefes
aus der Staatskanzlei in Düsseldorf: Staatskanzlei
des Landes Nordrhein-Westfalen vom 3.12.12: Az II A 1 Staatskanzlei
40190 Düsseldorf Herrn Willi Hoffmeister Ostermarsch
Rhein-Ruhr Sehr geehrter Herr Hoffmeister, Frau
Ministerpräsidentin Kraft dankt für Ihren Brief vom
2. November 2012, in dem Sie die Gründe für Ihren
Protest gegen die Ausweitung des Luftwaffenkommandozentrums in
Kalkar/Uedem darlegen. Gerne komme ich der Bitte von Frau
Ministerpräsidentin Kraft nach, Ihnen zu antworten. Sie
gehen in Ihrem Brief offensichtlich davon aus, Frau Kraft habe der
Erweiterung in Kalkar/Uedem zugestimmt. Dies ist ein
Missverständnis. Die Landesregierung hat die
Gelegenheit genutzt, im Vorfeld der Entscheidungen ihre Sicht der Dinge
darzustellen und die Besonderheiten einzelner Standorte hervorgehoben.
Seit Bekanntgabe der Entscheidungen zur Bundeswehrstrukturreform hat
sie den Fokus vor allem auf die von Standortauflösung
betroffenen Kommunen und Regionen gerichtet und sich für einen
Erhalt der Standorte und der damit verbundenen Arbeitsplätze
in den Regionen eingesetzt. Dabei hat die Landesregierung erkennen
müssen, dass sich die Entscheidungen im Rahmen der
Bundeswehrstrukturreform der Einflussnahme durch das Land entziehen. Dies
gilt auch für die Erweiterungsentscheidung am
Luftwaffenstandort Kalkar/Uedem. Der Landesregierung waren auch in
diesem Fall die Hände gebunden. Mit
freundlichen grüßen (gez.) Johann
Wilhelm Müller. Der Wortlaut des Briefes des
Ostermarschkomitees an die Ministerpräsidentin: http://www.nrw.vvn-bda.de/texte/1014_kalkar.htm |