05.10.2012 Vierte Regionalkonferenz "Aktiv gegen
Rechts“ in Aachen Einigung im Kampf gegen
Faschismus Bei den Aachener
Regionalkonferenzen wirken verschiedenen Gruppen, Parteien und
Organisationen mit den Bürgermeistern und
Mandatsträgern der Region zusammen. Bereits zum vierten mal
kam auch dieses Jahr wieder eine quantitativ und qualitativ
beeindruckende Zahl von Unterstützern zusammen. Bei allen
Unterschieden in Tagesfragen überwog das Gemeinsame, das sich
auch im Motto „Aktiv gegen Rechts“
ausdrückte. In ihrem Grußwort an
die Konferenz betonte Bürgermeisterin Hilde Scheidt die
Notwendigkeit der dauernden Auseinandersetzung mit dem Rassismus und
Neofaschismus in der Region. Sie sei sich aber sicher, dass die
Bürgerinitiativen, die Kommunalpolitik und die Verwaltungen
gut aufgestellt seien. Emotionaler Höhepunkt
der Konferenz Danach
begrüßte der DGB-Vorsitzende der Region, Ralf
Wölk den über 90jährigen Antifaschisten Hein
Kolberg. Kolberg schilderte, wie er sich als Jugendlicher von Lehrern
und Politikern im Stich gelassen fühlte und welche grausamen
Folgen die antihumane und antidemokratische Erziehung bei seiner
Altersgruppe hatte. Es gab wohl Gegenstimmen zum aufkommenden
Faschismus, aber die Gegner waren sich untereinander nicht einig. Diese
Einigung im Kampf gegen Faschismus, den gefährlichsten Feind
von Menschlichkeit und friedlichem Zusammenleben der Staaten, beschwor
Hein Kolberg und setzte so einen emotionalen Höhepunkt der
Konferenz. Mangelndes
Vertrauen in die Geheimdienste Anschließend
referierte der Bremer Rechtsanwalt Dr. Rolf Gössner
über die Verstrickung von Geheimdiensten und Neonaziszene. Er
machte deutlich, dass die vielen angeblichen Fehler Methode haben. Die
meisten Wortbeiträge in der Diskussion zeugten vom mangelnden
Vertrauen in die Geheimdienste dem Rassismus und der grassierender
Gewalt der Neonazis Herr zu werden. In fünf
Arbeitskreisen zu den Themen „Migranten und Deutsche
gemeinsam gegen Nazis“, „Fußball in
Aachen und rechte Randale“, „Jugendorganisationen
gemeinsam gegen Rechts“ und lokale Geschichtsarbeit
über „Widerstand im Rheinland“ wurde
lebhaft diskutiert. Ein weiterer Arbeitskreis beschäftigte
sich mit den Strukturen extrem rechter Organisationen in der Region. Einig
waren sich die etwa 100 Teilnehmerinnen und Teilnehmer, dass die
Auseinandersetzung mit Rassismus und Neonazismus von der
Gesamtgesellschaft zu führen ist. Dazu können und
wollen auch die Regionalkonferenzen beitragen. Nächste Konferenz 2013
in Stolberg In einer Schlusserklärung
begrüßte die Konferenz das Verbot der kriminellen
Neonazibande „KAL" und forderte, auch jede Neubelebung oder
Fortführung der „KAL" zu unterbinden. Die
jährlichen Heimsuchungen der Stadt Stolberg durch
Neonaziaufmärsche müssten darüber hinaus
endgültig beendet werden. Denn jede Weiterführung
dieser traurigen Tradition bedeute die Unterstützung einer
verbotenen Organisation. Die Konferenz beschloss, ihr nächstes
Treffen im Jahr 2013 in Stolberg durchzuführen. Schlusserklärung Die
4. Regionalkonferenz „Aktiv gegen Rechts“ findet
statt in einer Zeit, in der einerseits die neonazistische
„Kameradschaft Aachener Land“ (KAL) endlich
verboten wurde, andererseits die Arbeit von Geheimdiensten und
Strafverfolgungsbehörden heftiger und berechtigter
Kritik unterzogen wird. Unsere letzte Konferenz in
Herzogenrath forderte in ihrer Schlusserklärung das Verbot der
KAL und die Einleitung des überfälligen NPD Verbots.
Dem aktuellen Verbot der KAL ging eine beispiellose kriminelle
Tätigkeit der Neonazis in der Region voraus. Jahrelang konnten
die Neonazis in der Region ihren Hass verbreiten, nur behindert von
unserem andauernden Protest. Strafverfolgungsbehörden und
Geheimdienste waren ineffektiv und haben Nazistrukturen durch das
System bezahlter Spitzel mehr befördert, als ihnen geschadet.
Die Arbeit der Untersuchungsausschüsse auf Bund-und
Länderebene zeigt, dass unsere Befürchtungen in Bezug
auf Verflechtungen der Geheimdienste mit der Naziszene berechtigt
waren. Die angeblichen „Fehler“ der Geheimdienste
haben Methode und diese Methode hat eine Geschichte, die in die
Gründungsjahre dieser Organisationen zurückreicht. In
den Strukturen dieser Institutionen und den Köpfen nicht
weniger Mitarbeiterinnen herrscht immer noch der Geist der 1950 er
Jahre, wonach der Feind links steht. Die Konsequenzen
aus dem medialen Desaster sind vor Abschluss der Arbeit der
Untersuchungsausschüsse noch unklar. Einerseits stehen
Vorschläge des Bundesinnenministers im Raum, die auf eine
Zentralisierung der Geheimdienste hinauslaufen und das Trennungsgebot
des Grundgesetzes zwischen Polizeiarbeit und Geheimdienstarbeit
unterlaufen. Andererseits haben wir als Teil der
Öffentlichkeit wenig Vertrauen in die Fähigkeit und
Bereitschaft staatlicher Institutionen, den Neonazismus ernsthaft zu
bekämpfen. In den Medien wird fast
täglich ein neuer Skandal („Fehler“?)
über die Arbeit von Geheimdiensten und
Strafverfolgungsbehörden bekannt. Wir erinnern daran, dass
sich auch die lokalen Strafverfolgungsbehörden nicht mit Ruhm
bekleckert haben. Das aggressive Vorgehen der Polizei gegen Nazigegner
stand in keinem Verhältnis zur Gefahr durch die
Naziaufmärsche. Wenige Straftaten der Nazis wurden
aufgeklärt, noch weniger mussten die Nazis mit wirklichen
Strafen rechnen. Diese Situation ändert sich langsam und
hoffentlich nicht nur vorübergehend mit dem Einsatz
zusätzlicher Kräfte aus dem Land NRW für die
Polizeiarbeit vor Ort. Aber auch vor Ort gilt: es darf kein einfaches
„Weiter so“ geben! Die politische Abteilung der
Aachener Polizei muss strukturell und personell den
tatsächlichen Gefahren angepasst werden. Irgendjemand muss den
Verantwortlichen sagen, dass die 50er Jahre des vergangenen
Jahrhunderts vorbei sind. Das gilt auch für
die aktuelle Debatte um Gewalt von Fußballfans am Tivoli.
Nach jahrelanger Ignoranz gegenüber der Einflussnahme von
Neonazis und Rassisten auf einen Teil der Fan-Szene kann nicht von
heute auf morgen ein Tivoli ohne Rassismus geschaffen werden. Nicht
hilfreich sind jedoch Versuche, die Opfer rechter Gewalt auf eine Stufe
mit den Tätern zu stellen. Weder in der Gesellschaft noch am
Tivoli akzeptieren wir die Forderung nach „Ruhe“,
die angeblich erste Bürgerpflicht sei. Nein, wir regen uns auf
über jeden Rassismus und wir helfen den Opfern, sei es bei dem
brutalen Überfall auf zwei Migrantinnen in Herzogenrath, sei
es bei den regelmäßigen Angriffen von Teilen der
Karlsbande auf Anhänger der „Aachener
Ultras“. Wir fordern nach den Erfahrungen
der letzten Jahre, dass jeder Versuch der Neonazis, die KAL Strukturen
weiterzuführen oder wieder zu beleben, unterbunden wird. Das
gilt insbesondere für den Aufmarsch der Neonazis Anfang April
jeden Jahres in Stolberg. Diese Aufmärsche wurden von der
jetzt verbotenen KAL initiiert, beworben und organisiert Ein erneuter
Nazi-Aufmarsch in Stolberg wäre also die Fortführung
einer verbotenen Organisation. Der jährliche
Neo-Nazi-Spuk in Stolberg muss beendet werden! Darauf
werden wir unser Augenmerk richten. Aber egal, unter welchem Namen
Neonazis und Rassisten öffentlich auftreten: Sie werden auf
unseren Widerspruch und unseren Widerstand stoßen. Das Motto
unserer Konferenzen: „Diskutieren, informieren, gemeinsam
handeln“ kann uns dabei helfen, einen langen Atem zu behalten. Wir
schlagen vor, die kommende Konferenz im Herbst 2013 in Stolberg
durchzuführen. Falk Mikosch, Landessprecher der VVN-BdA NRW |